Kapitel 37

Frühstück gab es um drei, danach mussten sie noch ihre Verlobung feiern.
Das taten sie dann, dem Anlass entsprechend, im Bett.

Um acht bestellten sie ein paar tausend Kalorien, saßen lachend auf der Terrasse, neckten sich, tranken ein Glas Wein, rauchten, lachten, grinsten sich an, schüttelten den Kopf wegen ihrer Verrücktheit, umarmten sich, lachten, lachten, lachten.

Simon ließ die Stunden im Bett an sich vorbeiziehen.
Bei der Frau blieben für einen Mann wirklich keine Wünsche unerfüllt.
Sie war gelenkig wie eine Akrobatin, ihr ganzer Körper war durchtrainiert und doch wahnsinnig weich und anschmiegsam.
Sie war leicht erregbar, leicht zu befriedigen, wenn sie so brannte.
Sie hatte tausend erogene Zonen, gab ihm Ruhe und Zeit, diese zu liebkosen.
Sie nahm seine Zärtlichkeiten an, gab unendliche Zärtlichkeiten zurück.

Und er wunderte sich jedes Mal, wie er darauf reagierte.
Ein Mann - auf Zärtlichkeiten!
Er wunderte sich auch jedes Mal, wie sehr er das Kuscheln liebte.
Ein Mann - und Kuscheln!
Wie sehr er das Schmusen danach liebte, das Knutschen - als Mann.
Es war so schön, sie einfach im Arm zu halten, runterzukommen, ein bisschen zu knabbern oder nur zu fühlen.

Dann zu merken, wie die Lust wieder hochstieg, bei ihr genauso wie bei ihm, wenn sie sich an ihn schmiegte, wenn sie sich durchbog, konnte er nicht anders, als selig zu lächeln.
Es gab schon so viele Gesten und Signale, die er verstand und deuten konnte.
Sie war der Hammer, bei allem, was sie machte, unter anderem eben auch im Bett.
„Warum schmunzelst du denn so vor dich hin?" fragte sie und blinzelte ihm zu, als hätte sie seine Gedanken ganz genau gelesen.

Er zuckte nur mit den Schultern.
Sie zog die Linien seines wunderschönen Mundes nach. „Du bist süß, wenn du so schmunzelst. So, als wärst du in Gedanken ganz bei mir."
Süß! Sie hatte ihn süß genannt, aber es gefiel ihm unendlich - als Mann!
„Ich bin immer in Gedanken bei dir!" flüsterte er. „Wo sollte ich denn sonst sein?"
Sein Zeigefinger fuhr ihr schönes Gesicht entlang. Er konnte sich nicht sattsehen an ihr.
„Ich liebe dich, Mona! Ich werde es nie sagen können, wie sehr!"
Um zehn lagen sie im Bett, fix und fertig geliebt, schliefen traumlos zehn Stunden.

Am Morgen weckten ihn wunderbare Klänge. Er lauschte den Tönen, die sie dem Klavier entlockte. Nichts konnte schöner sein.
Mona war aufgewacht mit dem Gefühl, dass ihr Herz platzen würde vor Glück. Sie wusste, sie musste die Emotionen raus lassen, sie brauchte Musik.

Sie löste sich aus seinen Armen, was er, wie immer, mit einem unwilligen Brummen kommentierte. Ihre Finger flogen über die Tasten.
Mozart musste es sein, die Leichtigkeit seiner Kompositionen passte zu ihrem Höhenflug der Liebe. Simon, schrie ihr Herz bei jedem Ton. Simon, ich liebe dich so sehr.

Mona, schrie sein Herz bei jedem Ton, der zu ihm drang, ich liebe dich so sehr, so sehr, so sehr!
Sie spielte eine Stunde lang, er lauschte eine Stunde lang, war wieder einmal glücklicher als je in seinem Leben.
Wusste wieder einmal, dass er von der Liebe keine Ahnung gehabt hatte.

Er hatte zweiunddreißig Jahre alt werden müssen, um sie zu erleben.
Mit ihr, mit Mona, der Frau, die er in einem Biergarten zum ersten Mal gesehen hatte, in einem Biergarten, in den er nicht gehen wollte, weil er Biergärten hasste.
Dann kam dieses wunderschöne Mädchen durch das Tor, und nichts war mehr wie früher.
Heute saß dieses wunderschöne Mädchen in seinem Loft, spielte Klavier, schickte ihn in den Himmel.

Er durfte sie lieben, durfte sie heiraten, wollte Kinder mir ihr.
Kind, Baby! schoss es ihm durch den Kopf.
Heute musste er mit ihr reden.
Musste wissen, wie es mit ihrem Zyklus stand, ob sie schon über der Zeit war, ob er hoffen durfte oder noch vier Wochen warten musste.

Mona horchte in ihren Körper, während sie die Tasten streichelte, ihnen Mozarts herrliche Töne entlockte.
Heute müsste ihre Periode beginnen, die pünktlich wie ein Uhrwerk war.
Eigentlich ja schon gestern, aber sie hatte sich einen Tag gegeben, bevor sie zu hoffen begann.
Sie wartete auf das Ziehen in ihrem Bauch, das ihre Monatsblutung ankündigte.
Nichts!

Sollte es wirklich gleich beim ersten Mal geklappt haben?
Ihr Anschlag wurde stärker, fröhlicher, ihre Finger tanzten über die Tasten. Mozart hatte nichts wissen können von ihrem Glücksgefühl Jahrhunderte später, doch ihr kam es vor, als hätte er diese Noten nur für sie und Simon und - vielleicht - ihr Baby geschrieben.

Er hörte, wie sich ihr Anschlag veränderte.
Wie er leidenschaftlicher wurde, wie ihre Finger vor Freude zu tanzen schienen.
Er sprang aus dem Bett, lief zu ihr.
Sie lächelte vor sich hin.

Ja! dachte er. Ja! Sie weiß es! Und ich weiß es jetzt auch.
Er riss sie in seine Arme, bedeckte ihr Gesicht mit tausend Küssen.
„Ja?" fragte er, wusste, dass sie seine Frage verstand. „Ja?"
„Ich glaube schon!" antwortete sie.
„Wann?" stieß er hervor.
„Eigentlich gestern!" flüsterte sie. „Aber warten wir erst noch einen oder zwei Tage."
„Nö, wir warten einfach neun Monate! Dann haben wir eine Tochter oder einen Sohn." Er war betrunken vor Glück, alles drehte sich um ihn.

Vor ein paar Wochen wäre ein Kind der schlimmste Schicksalsschlag für ihn gewesen, heute wäre es sein allergrößtes Glück.
„Komm! Wir holen einen Test!" Er war vollkommen aufgedreht.
„Heute ist Sonntag!" wandte sie ein, lächelte aber den überdrehten Kerl glücklich an.

Er musste sie für dieses Lächeln erst einmal abknutschen, dann musste er atmen, weil er das wieder vergessen hatte.
„Na und? Die Apotheken haben doch Sonntagsdienste!" Er holte die Zeitung, sah nach. „Da! Arnulfs-Apotheke! Los jetzt!"
„Aber es ist doch bestimmt noch zu früh für so einen Test!"
„Nein! Nein! Nein! Ich habe im Internet nachgesehen, da gibt es welche, die funktionieren schon nach einer Woche! Los jetzt!"

Sie sah ihn an, musste furchtbar lachen. „Dann sollten wir uns vielleicht etwas anziehen!" schlug sie vor.
Er sah an sich hinunter, begann zu grinsen, seine hellblauen Augen blitzten schelmisch.
„Echt? Gefalle ich dir so nicht?" Er trug nur seine Boxershorts.
„Mir schon! Aber wenn ich an die arme Apothekerin denke, wenn so ein Prachtkerl in Unterhosen bei ihr auftaucht, wenn alle Hormone zu tanzen beginnen, und er dann einen Schwangerschaftstest verlangt, das wäre doch grausam, oder?"

„Mit tanzenden Hormonen kennst du dich wohl aus, hm?" fragte er anzüglich.
„Das kannst du annehmen. Warte, bis ich meine Memoiren schreibe, du wirst überrascht sein, wie gut."
Er musste über sein schlagfertiges Mädchen lachen, lief ins Bad und zog sich an.
Sie machte anschließend das Gleiche. Beschwingt liefen sie zum Auto und fuhren in die Stadt.
Vor der Tür hielt er sie auf. Er wusste, sie war für einen Spaß immer zu haben.


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