Kapitel 32
„Ich liebe dich, Mona! Ich wusste nie, dass man so lieben kann. Ich hatte keine Ahnung von der Liebe, vom Glücklichsei. Nicht die geringste." Er hielt sie im Arm, begehrte sie natürlich, wie immer, wenn sie ihm so nah war.
Aber um nichts auf der Welt hätte er sie jetzt loslassen können.
Doch in diesem innigen Moment läutete die Hausglocke. Simon brach fast zusammen. Heute war ihr freier Tag! Was war denn los!
Aber das Einschreiben, das der Bote brachte, war eines der schönsten, die er je bekommen hatte.
Fabian hatte ihr die Bestätigung über die Auflösung der Ehe geschickt.
Sie tanzten durchs riesige Zimmer, knutschten sich ab.
„So, Schatz! Jetzt bist du fällig!" rief er aus. Sie drehten lachend im Kreis.
Plötzlich hielt Simon inne. Er hatte nun eine Menge zu erledigen, geplant hatte er es schon seit ein paar Tagen.
Aber er musste alleine los. Wie sollte er wegkommen, ohne sie zu verletzen oder zu verunsichern?
Er sah auf die Uhr, drei Uhr! Er konnte noch eine Menge schaffen.
„Ah, Süße, ich müsste ein paar Telefonate führen und kurz weg. Wäre das in Ordnung?" Er sah sie liebevoll an.
Sie lächelte. „Ich glaube, dass die Leibeigenschaft in Deutschland seit dem Mittelalter abgeschafft ist!" antwortete sie.
Kein Schmollen, kein Zicken, keine Fragen? Simon fand sie großartig!
Aber ihre Reaktion machte ihm auch klar, dass der Grund für ihre Reaktion einfach Vertrauen war. Er musste weg, und sie vertraute ihm, wusste, dass er nicht aus irgendeinem Grund wegwollte von ihr, sondern, dass es wohl notwendig war.
Er duschte, zog sich an, küsste sie auf die schöne Stirne. „Ich bin so schnell wie möglich wieder da!" versprach er.
„Ich weiß!" sagte sie nur.
Da wusste er, dass sie das Urvertrauen hatte, das die Liebe brauchte.
Dass sie sich seiner sicher war, so sicher, wie er sich ihrer war.
Nicht im negativen Sinn, dass man nichts mehr für die Liebe tun musste, im rein positiven Sinn, der einfach im Glauben aneinander bestand.
Und das nach ein paar Tagen.
Glücklich fuhr er los.
Er musste zu seinen Eltern, zu ihren, musste unendlich viele Telefonate führen, in die Stadt zu verschiedenen Anlaufstellen und in zwei Läden. Sein Magen knurrte, er hatte nicht einmal gefrühstückt, war aber selig, weil alles geklappt hatte.
Mona sah ihm vom Fenster aus nach, als er wegfuhr.
Ein bisschen hätte es sie schon interessiert, wohin er so plötzlich musste, kurz nachdem Fabians Brief angekommen war.
Aber sie wollte um nichts in der Welt klammern.
Sie vertraute ihm natürlich.
Er würde wohl kaum nach diesen innigen Stunden heute zu einer anderen Frau fahren. Er würde überhaupt nie mehr zu einer anderen Frau fahren.
Das wusste sie vollkommen sicher.
Ihr Magen meldete sich.
Sie hatten noch gar nichts gegessen heute, erinnerte sie sich.
Er war ohne Frühstück losgefahren.
Aber er war ein großer Junge, sie war nicht seine Erziehungsberechtigte, dachte sie lächelnd.
Sie duschte, zog sich aus der Abteilung Simon an, machte sich ein paar Brote und setzte sich auf die Terrasse.
Sie beobachtete die Aktivitäten im Industriegebiet, Lieferwägen, LKWs, die rangierten, Arbeiter, die eine Rauchpause einlegten, Sekretärinnen, die vom Imbiss Essen holten, mit dem Besitzer schäkerten, Männer in Businesskleidung, die in ihre teuren Limousinen stiegen.
Sie genoss jede Minute. Dann packte sie ihre Noten in einen Schrank im Gästezimmer, räumte das Ankleidezimmer ein wenig auf, machte das Bett. Sie fühlte sich einfach nur wohl in ihrer Haut, fühlte sich in diesem sagenhaften Loft so sehr zu Hause, wie sie es in ihrer Wohnung mit Fabian nie gewesen war.
Fabian! Sie sollte ihn anrufen, sich bedanken.
„Hallo! Danke für das Einschreiben. Ich finde das wirklich großartig von dir." sagte sie, als er sich meldete.
„Schon klar! Ich hatte es ja versprochen!" wehrte er ab. „Wie geht es dir?"
„Sehr gut danke! Und dir?"
„Auch gut!"
Plötzlich begannen beide zu lachen. „Wir waren auch schon einmal gesprächiger!" japste Mona.
Eigentlich hätte sie ja wütend auf ihn sein müssen, weil ihr klar geworden war in den letzten Tagen, wie er sie manipuliert hatte, aber sie hatte eingesehen, dass es auch ihre Schuld war, dass sie es zugelassen hatte, aber auch, dass sie ihn eben immer übertrumpft hatte.
Nicht absichtlich, aber sie hatte es ihm schon schwer gemacht, neben ihr zu bestehen.
Und es lohnte auch nicht mehr, der Beziehung nachzutarocken, sie war vorbei, sie hatten sich im Guten getrennt, sie konnten sich treffen, ohne sich zu zerfleischen.
Sie hatten viele Jahre zusammen verbracht, es war nicht alles nur schlecht gewesen.
„Gibt es jemand Neuen bei dir?" fragte sie.
„Ich weiß noch nicht, könnte sein, dass sich etwas ergibt!" antwortete er.
Und dann erzählte er ihr haarklein von Franziska, und er war froh, dass er sie hatte, dass sie ihm zuhörte.
Aber er sagte ihr nicht, dass die andere ihr nicht das Wasser reichen konnte, das wäre nicht fair gegenüber Franziska gewesen.
Er tat sehr verliebt, doch Mona hörte die Zwischentöne.
Aber es machte ihr nichts aus.
Das war jetzt sein Leben, damit musste er klarkommen.
„Also, man sieht sich ja vielleicht mal!" beendete Fabian das Gespräch.
Wohl eher nicht, dachte Mona. Aber es tat nicht weh, das zu denken.
Sie sah auf die Uhr. Vier! Sie beschloss, das Gewerbegebiet zu erkunden. Sie musste wieder mal ein paar Runden laufen.
Sie zog ihre Joggingsachen an, legte Simon einen Zettel hin, falls er zurückkäme, während sie weg war.
Da fiel ihr ein, dass sie ja noch gar keinen Schlüssel hatte. Doch am Bord neben der Eingangstüre fand sie einen Reservebund, probierte sicherheitshalber aus, ob die Schlüssel passten und lief los.
Es war ein riesiges Gebiet, sie joggte durch alle Straßen, las interessiert die Firmenschilder, verglich die Gebäude mit denen von Simon, fand seines am schönsten.
Sie landete schließlich an der Donau, setzte sich ins Gras, ließ das Glücksgefühl zu, das sie urplötzlich überschwemmte.
Simon!
Mein Gott, Simon!
In wie vielen Tagträumen hatte sie von Liebe und Leidenschaft geträumt.
Aber sie hatte nicht die geringste Ahnung gehabt, wie viel Liebe, welche Leidenschaft sie im wahren Leben empfinden konnte, wie viel Liebe, welche Leidenschaft ein Mann aus Fleisch und Blut ihr schenken konnte
Sie räkelte sich, streckte sich, fühlte sich einfach nur wohl.
Dann lief sie zurück.
Als sie am Imbiss vorbeikam, wollte sie wissen, was es da so gab und wie lange er geöffnet hatte.
Sie studierte gerade alle Tafeln, die über das Angebot informierten, als der Betreiber auf sie aufmerksam wurde.
„Na, schöne Lady, kann ich Ihnen einen Wunsch erfüllen?" fragte er lächelnd.
„Nein, heute nicht! Danke!" Sie erwiderte offen sein Lächeln. „Ich wollte nur mal sehen, was Sie so alles haben und wie lange Sie geöffnet haben!"
„Im Sommer bis neun. Es gibt eine Menge Workaholics hier." Dieses hübsche Mädchen hatte er aber hier noch nie gesehen. „Arbeiten Sie in unserem Viertel?"
„Ja, seit kurzem, bei Reimon."
„Ah! Und leben die Jungs noch alle?" wollte er wissen. „Oder haben sie sich im Kampf um die schöne Mitarbeiterin schon duelliert?"
Mona lachte. „Nein, ich bin mit Simon zusammen." Das zu sagen, schickte wieder eine Menge an Endorphinen durch ihre Blutbahn.
„Oh! Oh! Mit dem gutaussehenden Doc! Na, da kann ich mir meine Flirtversuche sparen." Er tat sehr geknickt.
Sie lächelte ihn an. „Sorry! Aber wir werden uns mit Sicherheit oft sehen. Ich kann nämlich nicht kochen, und ich bin sehr dankbar, dass es Menschen gibt, die das für mich übernehmen."
„Es wird jeden meiner Tage erhellen, wenn ich Sie mit Essen versorgen kann!" scherzte der junge Mann, und Mona lief beschwingt nach Hause.
Simons Auto stand auf dem Parkplatz. Schnell lief sie nach oben, fiel ihm um den Hals.
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