Kapitel 28

Als um acht der Wecker klingelte, sprang Simon aus dem Bett. Lieber kein Risiko eingehen, dachte er.
Er duschte, zog sich gleich fertig an, begann das Frühstück vorzubereiten.
Als eine halbe Stunde später Mona auftauchte, verschlug es ihm vollkommen und total die Sprache.

Sie trug das Kostüm in der Farbe ihrer Augen, darunter eine edle weiße, kragenlose Bluse, eine glänzende Strumpfhose, passende Pumps.
Ihr Haar hatte sie locker hochgesteckt, ein paar Strähnchen ringelten sich am wunderschönen Nacken und um das Gesicht. Ihr langer, zarter Hals wurde betont, sie sah unglaublich schön aus. In den Ohren schimmerten kleine Diamantstecker, um den Hals baumelte ein passender Solitär an einer feinen Kette.

Ein kleiner eifersüchtiger Stich traf ihn.
Bestimmt von Fabian, dachte er. Morgen kaufe ich ihr einen zehn Mal so großen!
Er griff nach dem Anhänger. „Hübsch!" sagte er.
„Von meinen Eltern zum 18. Geburtstag!" Sie lächelte, er atmete auf. „Aber ich hab's nicht so mit Schmuck."
„Schade! Steht dir!" Er suchte in seinem Kopf nach Worten, fand nur Watte und immer wieder: „Sie ist so schön!"

Mona sah ihn an. Er sah umwerfend aus, einfach nur umwerfend.
Der dunkelgraue Anzug war bestimmt maßgeschneidert. Die breiten Schultern, die schmalen Hüften, die langen Beine, alles war perfekt betont. Das weiße Hemd und die hellgraue Krawatte lassen ihn aussehen wie einen Prinzen! dachte sie und lächelte über diesen Gedanken.
Ja, genau, mein Traumprinz!
„Warum," er musste sich räuspern, „warum lächelst du?"
„Ich habe gerade überlegt, wann ich denn den Frosch geküsste habe!"

Ihr Scherz entspannte die prickelnde Stimmung ein wenig.
Lachend küsste er sie. „Also, ich habe am Dienstag eine wunderschöne Frau geküsst, aber heute steht eine Prinzessin vor mir." Er nahm sie bei der Hand, drehte sich bewundernd um sie. „Du bist wunderschön, Mona! Du bist zum Niederknien schön!"
„Wenn man das zu einem Mann sagen könnte, würde ich das Kompliment erwidern. Aber so muss ich sagen: Du siehst fantastisch aus!" Er küsste sie vorsichtig. „Und ich sage dir nicht, dass du verdammt sexy aussiehst!"

„Danke!" sagte er lachend. „Das rechne ich dir hoch an!" Er atmete tief ein und aus.
„Komm frühstücken, Prinzessin. Heute eilt es nicht, die anderen kommen auch erst um elf."
Sie ließen es sich schmecken, Simon konnte den Blick nicht von ihr wenden. Bisher hatte er immer gedacht, Grace Kelly wäre die schönste Frau der Welt gewesen, aber gegen Mona verblasste ihr Bild.

Er stand auf diesen feinen, edlen Frauentyp, hatte aber noch nie eine Frau gesehen, die seinem Traumbild entsprochen hatte.
Bis er sie kennengelernt hatte.
Und sie gehörte zu ihm.

Niemand würde sie ihm je wieder wegnehmen.
Ohne lange nachzudenken, kamen die Worte aus seinem Mund. „Ich werde dich nie wieder verlieren, Mona, oder? Versprich es mir, bitte!"
Sie streichelte sein Gesicht, all ihre Liebe lag in ihrem Blick. „Nein, Simon! Wir werden uns nicht mehr verlieren!" versprach sie leise.

Um halb elf gingen sie nach unten, lüfteten die Geschäftsräume, räumten ein bisschen unsinnig Papiere und Stifte auf den Tischen hin und her.
Um elf kamen Kai, Jan und Thorsten. Als sie Mona sahen, blieb ihnen der Mund offen stehen. „Wow!" Jan konnte sich nicht beherrschen.
„Augen wieder in die Höhlen!" kommandierte Simon. „That's my Girl!"

Dann fuhren die Männer die Computer hoch, starteten die Programme schon mal. Die Caterer brachten den Imbiss, bauten alles im Aufenthaltsraum auf. Langsam war den Jungs die Nervosität anzumerken.
„Was die wohl für Unterhosen tragen?" fragte Mona mit ihrem unschuldigsten Blick.
„Wie?" Simon sah sie ungläubig an.
„Wenn man zu viel Respekt vor jemandem hat, soll man sich die Person in Unterhosen vorstellen." Hoffentlich war sie den Männern jetzt nicht zu nahe getreten.

Doch sie lachten dankbar. „Ich tippe auf Boxershorts!" vermutete Kai.
„Genau! Kariert! Aus Polyester!" Thorsten toppte das Ganze noch.
„Oder Tangas!" Mona spielte mit.
„Das hättest du wohl gerne?" zog Simon sie auf.
„Mir wäre es am liebsten, sie würden ihre Hosen anlassen!" sagte sie grinsend.
„Das hoffe ich schwer!" schoss er zurück. Die fünf lachten Tränen, die Stimmung entspannte sich vollkommen, sie waren bester Laune, als das Taxi vorfuhr.

Seine Süße! dachte Simon stolz. Sie war schon einmalig.
Lächelnd und absolut ruhig lief er die Stufen hinunter, begrüßte die Herren freundlich und selbstbewusst, führte sie plaudernd nach oben, stellte ihnen Mona und seine Mitarbeiter vor.
Drei von den Kunden waren um die 50, einer deutlich jünger, einer war ein Asiate, der sich sehr bedeckt hielt.

„Ihre Sekretärin ist aber ein hübsches Ding!" sagte der junge Mr. Holms und blinzelte Simon zu.
Der nahm Mona in den Arm. „Mona ist nicht meine Sekretärin, sie ist meine zukünftige Frau!" stellte er richtig.
„Gut!" sagte Mr. Holms. „Manchmal ist es ja billiger, eine Frau zu heiraten als sie auszuhalten, natürlich nur mit einem vernünftigen Ehevertrag. Ich habe das schon viermal praktiziert, bisher."

Er lachte, als hätte er einen guten Witz gemacht.
Mona schwoll der Kamm. Zum einen über die Ansicht des Typen über die Ehe, zum anderen, weil er wie selbstverständlich anzunehmen schien, dass eine Frau, noch dazu eine blonde, nicht genug Englisch verstand, um seine anzüglichen Worte zu verstehen.
Aber sie durfte den Obermacho nicht beleidigen, er war Simons Kunde.
Doch reagieren musste sie auf den frechen Kerl.

„Ich finde, das ist eine sehr vernünftige Einstellung. So romantische Dinge wie Liebe und Treue werden viel zu sehr überbewertet und passen gar nicht mehr in die heutige Zeit!" stimmte sie vollkommen überzeugt in perfektem Englisch und mit ihrem unschuldigsten Lächeln zu.
Mr. Holms sah sie verunsichert an, die beiden anderen Herren lachten, der Asiate lächelte kaum merklich.

Simon befürchtete, an unterdrücktem Lachen zu ersticken, wandte sich lieber dem Tisch mit dem Essen zu.
„Darf ich Ihnen einen kleinen Imbiss anbieten?" fragte er höflich. Die Besucher griffen dankbar zu, plauderten mit den Jungs und Mona, lobten ihr fehlerloses Englisch. Mr. Holms hing an ihren Lippen, an ihren Formen, an ihren Augen.

Sehr interessant, die Kleine! dachte er. Mal sehen, wie fest die Beziehung ist.
Geld machte schließlich sehr sexy, und er hatte eine Menge davon.
Simon ließ ihn nicht aus den Augen. Verdammter Idiot! Was bildete sich der denn ein? Ständig drängte er sich zu Mona, seine Blicke waren mehr als eindeutig. Wenn er sie anfasste, wäre das Geschäft geplatzt, denn dann würde sich der aufgeblasene Ami eine Ohrfeige einfangen.

Endlich konnten sie sich an die Computer setzen. Jeder Besucher war einem Vertreter von Reimon zugeteilt, der das jeweils von ihm erstellte Programm erklärte.
Simon ging mit dem Asiaten in sein Zimmer.
Mr. Holms maulte. „Kann nicht Miss Mona mit mir arbeiten?"
Die blinkerte mit den Wimpern. „Tut mir leid! Ich verstehe nicht das Geringste von EDV. Ich stricke dann einstweilen ein paar Runden."

Der Amerikaner blickte einfach nicht durch, ob die Kleine ihn aufzog oder nicht.
Mr. Huen lächelte ein kleines bisschen intensiver.
Dann bat er Simon in gebrochenem Englisch, langsam zu sprechen, er sei in der Sprache noch nicht so fit, sei erst vor einem halben Jahr nach Amerika gekommen.
Mona, die mit den beiden gegangen war, versuchte ihr Glück mit Mandarin. Es gab ja so viele Dialekte, aber die Augen von Mr. Huen leuchteten auf.

„Sie sprechen meine Sprache?" fragte er sicherheitshalber nach.
„Nicht so gut wie Englisch, aber ja, ich bin dabei sie zu lernen." Simon platzte fast vor Stolz über sein kluges Mädchen. In den folgenden Stunden, nur unterbrochen von einer kurzen Kaffeepause, saßen alle Männer an den Geräten. Simon erklärte dem Chinesen alles auf Englisch, Mona übersetzte in Mandarin. Bei manchen Fachausdrücken kam sie ins Stocken, aber zu dritt fanden sie immer eine Lösung.

Kai hatte das Pech, Mr. Holms zu erwischen. „Die Kleine ist gut drauf!" begann der das Gespräch.
„Ja!" antwortete Kai einsilbig. „Wollen wir dann anfangen?" Er versuchte wirklich, höflich zu bleiben.
„Ja, sofort! Ist sie schon lange zusammen mit ihrem Chef?"
„Lange genug!" Kai hielt sich bedeckt.
„War sie seine Sekretärin?" Der Kunde ließ nicht locker, Kai kämpfte um Beherrschung.
„Nein, er hatte noch nie eine Sekretärin. Sie war Lehrerin." Ein paar Brocken musste er ihm schon bieten.

Mr. Holms lachte. „Und er hat bei ihr Unterricht genommen? Im Vögeln?" Er fand seinen eigenen Witz sehr gut.
Kai ballte die Fäuste. „Könnten wir jetzt endlich mit der Arbeit beginnen?" fragte er noch einmal.
Doch der andere ließ nicht locker. „Meinen Sie, ich könnte mal ein bisschen bei ihr baggern? Ich habe eine Menge Geld. Das macht die Männer bei den Frauen sehr attraktiv. So ein Betthase würde mir doch die weite Reise sehr versüßen."

„Wie gut sind Sie in Jiu Jitsu?" stellte Kai eine Gegenfrage.
Mr. Holms sah ihn verständnislos an. „Simon, unser Boss, hat den schwarzen Gürtel, nur falls Sie ihre letzte Frage ernst gemeint haben sollten."
Da fehlten dem Amerikaner im Moment die Argumente, er wandte sich dem Bildschirm zu.
Kai atmete auf, begann mit seinen Ausführungen.
Später trafen sich alle im Aufenthaltsraum.

Die Verhandlungen konnten beginnen. Mr. Miller und Mr. Standfort, die älteren Amerikaner, waren sehr angetan, waren bereit, die 1,5 Millionen Dollar pro Programm zu bezahlen. Simon hatte ein wenig gepokert, war höher eingestiegen, als er vorgehabt hatte, ein Art Schmerzensgeld für Mr. Holms' Frechheiten.
Der Asiate schloss sich seinen Kollegen an. Mr. Holms zeigte sich sehr unzufrieden, sprach zahlreiche angebliche Schwachstellen an. „Es könnte aber sein, dass ich den Ausführungen des jungen Kollegen nicht richtig folgen konnte, weil ich mir so gewünscht hätte, dass die hübsche Miss mich darin unterrichtet."

Alle hielten die Luft an bei dieser Frechheit.
Mona atmete tief ein. „Sie möchten, dass ich sie unterrichte?" fragte sie zuckersüß.
Der Ami sah sie anzüglich an. „Sicher!" sagte er.
„Und worin?" Ihr Lächeln hielt noch.
„Oh, da wüsste ich einiges!" Er ließ die Augen nicht von ihr, sah aber in den Augenwinkeln, wie Simon die Fäuste ballte.

Junger Mann, du willst mein Geld, und ich will dein Mädchen. Das ist nur ein Deal!
„Ich wüsste nur eines! Aber nachdem Ihre Eltern so kläglich daran gescheitert sind, maße ich mir nicht wirklich an, Ihnen Anstand beizubringen." Sie lächelte noch immer, aber ihre Stimme war scharf und kalt.

Mr. Holms wusste, er war geschlagen von einer lächelnden Schönheit, wollte natürlich sein Gesicht nicht ganz verlieren. Er begann zu lachen, als wäre alles nur ein Witz gewesen.
„Sie sind sehr schlagfertig!" lobte er.
Aber ich kriege dich, verlass dich drauf, kleines Biest! fügte er in Gedanken dazu.
„Natürlich kaufe ich, aber mehr als 900.000 ist es mir nicht wert." Ein wenig Strafe musste schon sein!

Damit war Simon zufrieden, aber er musste schon noch ein wenig handeln. „Dann treffen wir uns bei 1,2 Millionen und haben einen Deal!"
„Okay! Deal!" Mr. Holms schlug ein. Aber dafür bekomme ich heute noch einen Kuss von deinem Mädchen, oder vielleicht auch ein bisschen mehr.
Langsam wurde er besessen von dieser Idee, das hübsche Biest zu zähmen.

Sie unterschrieben die Verträge. 1,7 Millionen über seinen Erwartungen, Simon konnte zufrieden sein!.
Sein Mäuschen brachte ihm Glück.
Wenn er sie nur dafür küssen könnte, endlich wieder einmal.


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