Kapitel 23

Simon hielt ihre Hände in seinen, hielt ihren Blick fest.
„Gut, jetzt muss ich mal die ganzen Fragen abarbeiten. Also, du spielst vorzüglich Klavier und Gitarre? Warum war in deiner Wohnung kein Instrument?"
Sie wich seinem Blick aus. „Fabian hat es gehasst, wenn ich gespielt habe, außerdem hat er gesagt, das Klavier nimmt zu viel Platz weg."
Er ließ das jetzt erst mal so stehen.

„Warum wart ihr nie in Urlaub?" war seine nächste Frage..
„Fabian hatte ja nicht so viel Urlaub wie ich. Er wollte sich dann lieber zu Hause erholen."
„Die Bilder in deiner Wohnung waren datiert von vor über sechs Jahren. Wann hast du das letzte Mal gemalt?" Er ahnte die Antwort schon.
„Das waren meine letzten!" gestand sie.
„Lass mich raten: Fabian wollte nicht, dass du malst."
„Der Terpentingeruch in der Wohnung hat ihn wahnsinnig gemacht."

„Du hast den Trainerschein für Schwimmen?"
„Ja, ich habe früher die Kids im Schwimmverein trainiert. Das hat Spaß gemacht."
„Aber Fabian wollte das dann nicht mehr."
„Ja, ich musste zweimal in der Woche weg." Langsam dämmerte ihr etwas.
„Warum bist du vom Gymnasium abgegangen?"
„Ich hatte keine Lust zu lernen." Aber die Wahrheit drängte sich in den Vordergrund. Fabian hatte es ihr eingeredet, dass sie kein Abitur brauchte.

Simon sah sie fragend an.
Sie wich seinem Blick aus.
„Und was hat Fabian von deinem Interesse für EDV gehalten?"
Tränen traten in ihre Augen. „Er hat mich ausgelacht. Dann hat er gesagt: Du willst wohl überall besser sein als ich."

Simon sah sie nur an.
Es tat ihm leid, dass sie traurig war, aber das war nicht seine Schuld.
Fabian hatte sie manipuliert, hatte sie ausgebremst, hatte alles gehasst, was sie geliebt hatte.
Sie musste das jetzt und hier einsehen.
Sie musste begreifen, dass ihr angeblich bester Freund eifersüchtig war und neidisch auf ihre Begabungen, dass er deshalb alles schlecht gemacht hatte, was sie konnte.
„Es gab ziemlich viel, was Fabian gehasst hat, und nicht viel, was er gemocht hat, von dem was du gern gemacht hast, oder?" fragte er vorsichtig.

In Mona stieg die Wut hoch.
Schlagartig wurde sie sich dieser sanften Diktatur bewusst, der sie sich dreizehn Jahre lang gebeugt hatte.
Er hatte an allem etwas auszusetzen gehabt, nicht polternd laut, sondern bittend, was noch weit effektiver war.

Sie sollte so wenig wie möglich alleine aus dem Haus, weil er wohl Angst hatte, sie könnte jemand anderen finden.
Die Fortbildungen an den Nachmittagen hatte sie ihm meistens verschwiegen.
Er hatte nie eine ihrer Aufführungen mit dem Schulchor besucht, hatte immer dringende Termine in der Arbeit vorgeschoben.
Im letzten Jahr hatte er sich wahrscheinlich in dieser Zeit mit Anna getroffen.

„Ja, das stimmt!" gab sie schließlich zu. „Und ich habe es nicht mal gemerkt. Es ging so schleichend."
„Es tut mir leid, Mona, es tut mir wirklich leid, dass du jetzt traurig bist, aber was ich heute alles von deinen Talenten gehört habe, hat mich ein wenig wütend auf ihn gemacht. Das hat nichts mit Eifersucht zu tun, das verstehst du hoffentlich. Aber ich möchte, dass du in Zukunft all das machst, was du liebst, dass du auch nicht wegen des Jobs in der Firma zurücksteckst. Wenn du ein Bild malen willst, dann malst du. Wenn du Klavier spielen willst, spielst du. Und wenn du Lust darauf hast, Kids zu trainieren, dann tust du das auch. Und wenn du Lust hast, etwas für die Firma zu machen, machst du das."

Die Worte sprudelten nur so aus seinem Mund, er hielt die ganze Zeit ihre Hände fest, ließ seinen Blick nicht von ihrem. „Verstehst du, was ich sagen will?"
Sie strich über sein schönes Gesicht. „Ja, Simon! Danke!"
„Und sag nie wieder Danke zu mir, wenn ich dich behandle, wie ein Mann eine Frau behandeln sollte, die er liebt, okay?" Er küsste jeden ihrer Finger.

Er liebte dieses süße Ding so sehr, und sie sollte jetzt wieder lachen.
„Übrigens, bevor du es wieder zufällig erfährst, ich habe auch noch ein Haus in Südfrankreich. Ich liebe den Süden, das Meer und die Sonne, und ich kann auch mal ein paar Tage verschwinden, kann ja auch im Urlaub ein wenig arbeiten. Ich weiß, das ist Luxus und vielleicht auch ein wenig dekadent, aber ich spende auch viel." Das hatte er jetzt unbedingt noch loswerden müssen.

Sie lächelte wenigstens schon wieder, streichelte sein Gesicht. „Mein dekadenter, toller Hecht! Du musst dich doch vor mir nicht rechtfertigen." Ihr Lächeln vertiefte sich. „Aber irgendwie ist es lustig, wie wir alles häppchenweise voneinander erfahren."
„Und trotzdem haben wir in dieser knappen Woche schon eine ganze Menge voneinander erfahren, findest du nicht?" Seine Augen verfingen sich in ihren. „Ganz wichtige Dinge."
Zum Beispiel, wie du dich zwischen den Beinen anfühlst, wenn du feucht bist, dachte er.
Simon! schalt er sich.
„Ja!" hauchte sie. Zum Beispiel, dass du Blow Jobs nur mit Kondom magst, dachte sie.
Mona! schalt sie sich

Er tauchte aus dem Strudel auf. „Haben wir jetzt eigentlich schon etwas gegessen?" fragte er etwas verwirrt.
„Ich glaube nicht!" gluckste sie.
Endlich lacht sie wieder, meine Süße!
„Na dann! Futter fassen!"

Sie beluden ihre Teller am Büffet, der aufmerksame Ober hatte frischen Kaffee gebracht, den kalten mitgenommen.
Nach dem Frühstück tanzten sie zu seinem Auto, lachten über jeden Blödsinn, der ihnen einfiel, küssten sich, berührten sich vorsichtig an nicht zu vielen erogenen Zonen, waren glücklich, glücklich, glücklich!
Der Vormittag hatte ihnen unheimlich viel auf dem Weg in die gemeinsame Zukunft gebracht.
„Also dann, auf zu neuen Ufern! Auf an die Arbeit, Baby!"

Sie kamen gegen ein Uhr in den Geschäftsräumen an.
Vorher hatten sie noch schnell in der Wohnung vorbeischauen müssen, weil er das Thema mit der Abwechslung in ihrem Sexualleben auf der Fahrt angesprochen hatte, sie abwechselnd an ihren wunderbaren Brüsten und zwischen den Beinen hatte anfassen müssen, weil seine Jeans danach so drückte, dass er zur Abwechslung dringend etwas mit ihr tun musste, das diesen Druck wenigstens für eine gewisse Zeit reduzierte.

Er hatte sie zur Abwechslung nicht langsam ausgezogen, sondern ihr die Kleider vom Leib gerissen, kaum dass er die Wohnungstüre mit den Fuß ins Schloss geschoben hatte, er hatte sie zur Abwechslung nicht sanft geliebt, sondern heiß und wild, hatte ihr auch zur Abwechslung ein paar schmutzige Worte ins Ohr geflüstert, die sie sehr erregten, wie er spürte.

Was war wie immer, war ihr gemeinsamer Orgasmus, war der Kick, den sie ihm schenkte, doch da hätten sie beide um nichts auf der Welt Abwechslung gewollt.
„Ich glaube, vorerst brauchen wir kein Hotel!" sagte sie lachend nach einer gewissen Nachkuschelzeit.
„Das wollte ich heute noch hören!" antwortete er.


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