Kapitel 16
Am nächsten Tag musste sie ihr Versprechen einlösen und mit Simon shoppen gehen.
An diesem Tag verstand sie wieder ein Stück besser, was es heißen würde, die Frau an seiner Seite zu sein.
Sie gingen in einem teuren Hotel frühstücken, er wurde namentlich begrüßt, sah sie ein wenig seltsam an dabei.
Als der Ober erklärte, das Frühstück werde auf seine Monatsrechnung gesetzt, verschluckte er sich am letzten Schluck Kaffee.
Mona bekam fast einen Lachkrampf.
Sie durchschaute sein schlechtes Gewissen voll.
Was für eine verdammte Schnapsidee, gerade hier mit ihr herzukommen! schalt er sich. Aber sie nahm es cool, obwohl er sicher war, dass sie eins und eins genau zusammenzählen konnte.
Er hatte überhaupt nicht nachgedacht, dass er in diesem Hotel sehr häufig Gast gewesen war. Er stellte sich die umgekehrte Situation vor: Sie hätte ihn in ein Lokal eingeladen, in das sie mit Fabian immer zusammen gegangen war. Er wäre wahrscheinlich schwer gekränkt gewesen.
Hoffentlich überspielte sie nicht nur ihre Verletztheit.
Während er sie hinausführte, legte er den Arm um sie, forschte in ihren schönen Zügen nach einem Zeichen.
Doch sie grinste ihn nur frech an. Er schenkte ihr seinen süßesten Husky-Blick, knutschte sie nieder. Dann begann der Weg in die Stadt.
An jeder Straßenecke trafen sie Freunde oder Bekannte von ihm, die sie eingehend taxierten, ihre Halbwertszeit abschätzten.
Als ihm dann zu allem Überfluss noch eine aufgetakelte Mieze um den Hals fiel und seufzte: „Ach, Simon! Ich dachte, du meldest dich noch mal bei mir!" schlug Mona zurück:
„Tut mir leid! Unser Ältester hat die Masern mit nach Hause gebracht und die drei anderen angesteckt!"
Die Mieze zuckte zurück, warf ihr einen bösen Blick zu und verduftete.
Simon hielt sich die Seite vor Lachen. „Der Spruch ist gut. Den muss ich mir merken." Er nahm sie in den Arm. „Du bist toll, Mädchen! Echt toll!"
„Bleibt mit schon nichts anderes übrig mit so einem Nicht-Weiberhelden an meiner Seite!" zog sie ihn auf.
„Ich war kein Weiberheld!" verteidigte er sich lachend.
„Schon klar! Darum laufen jetzt wahrscheinlich quer durch die Stadt unzählige Wetten, ob du mich 24 oder 48 Stunden behältst."
„Ich war kein Aufreißer, ich hatte nur Bindungsängste. Und heute weiß ich auch, warum."
Da stand auch schon der nächste sogenannte Freund vor ihnen. „Ach, hallo Simon! Und eine neue Schönheit an deiner Seite?" Er zog Mona mit den Augen aus.
„Wie du siehst! Aber jetzt zieh sie wieder an, wir sind etwas in Eile!" meinte Simon nur.
Der andere lief rot an und verabschiedete sich schnell.
Lachend betraten sie Simons Lieblingsboutique.
Die Inhaberin begrüßte ihn freundlich.
Ihre nächsten Worte belohnten Mona für die Coolness in den letzten beiden Stunden. „Und heute hat er auch mal ein Mädchen dabei. Und was für ein hübsches!"
Simon umarmte Brigitta, eine rundliche Mitvierzigerin. „Danke! Tausend Dank, dass du ein bisschen meinen Ruf rettest."
„Ach was! Ruf! Was die Schreiberlinge da immer zusammenkritzeln. Wenn eine sich wichtigmachen wollte, hat sie angeblich was mit ihm gehabt!" erklärte sie Mona. „Bei 90 Prozent von ihnen war der Wunsch der Vater des Gedankens."
Die beiden lachten herzlich über die Boutiquebesitzerin. Er knutschte seine heiße Braut kräftig ab.
„Brigitta, das ist Mona, die einzige wirkliche zukünftige Frau Reiser."
Die Frau umarmte Mona herzlich.
„Mona, das ist Brigitta. Ohne sie wäre ich die letzten Jahre reichlich unbekleidet herumgelaufen."
Mona lachte. „So schlecht wäre das auch nicht gewesen."
Brigitta tätschelte Simon die Wange. „Die ist gut drauf!"
Er strich seiner Süßen über die Haare. „Ja! Die ist voll gut drauf!" konnte er nur zustimmen.
„Also, ich habe gestern mit Entsetzen festgestellt, dass ich mehr Klamotten habe als sie, und das geht ja gar nicht. Wir müssen ihre Schrankhälfte dringend auffüllen."
„Und woran habt ihr so gedacht?"
Er antwortete für Mona. „Miniröcke, knappe Tops, durchsichtige Blusen, enge Jeans," er machte eine kurze Pause, „nicht, weil ich eh schon immer gegen Kreislaufzusammenbrüche kämpfe."
Die beiden Frauen lachten über den aufgedrehten Kerl.
„Wir schauen uns einfach mal um, okay?" schlug Mona vor. Sie gingen durch die Reihen, Simon griff mit sicherer Hand nach verschiedenen Teilen in genau den Farben, die ihr gut standen.
Sich selbst wiedersprechend waren es genau Miniröcke, knappe Tops, durchsichtige Blusen und enge Jeans, dazu noch ein paar Nichtse von Sommerkleidchen. Er machte einen Stapel auf dem Tresen. „Abteilung Simon!" sagte er.
Dann ging er nochmal alles durch, holte Kleidungsstücke in einer braveren Ausführung. „Abteilung Job!"
Und ein dritter Stapel, der aus Hosenanzügen und Kostümen sowie braven Kleidern bestand, bekam den Namen „Business-Essen".
Mona sah ihn geschockt an. „Bis ich da durch bin, ist es Mitternacht."
„Macht nichts, Kindchen! Ich bin eine Nachteule!" erklärte Brigitta lachend.
„Womit soll ich anfangen?"
„Mit den grauslichen Teilen da!" bestimmte er und zeigte auf den letzten Stapel. „Und dann arbeiten wir uns langsam zu den hübschen Sachen vor." Er klimperte mit den Augen. Mona musste ihn küssen, unbedingt.
Brigitta trug ihr den Berg in die Umkleidekabine, blieb wie selbstverständlich bei ihr, half ihr beim Umziehen.
„Ach du, Brigitta, den Job könnte ich auch übernehmen. Dann kannst du dich einbisschen ausruhen!" schlug er vor.
„Ja, genau, dann brauchen wir bis zum Morgengrauen!" antwortete die Besitzerin.
Er tigerte vor der Kabine auf und ab. „Lesbisch bist du aber sicher nicht, oder?"
Brigitta bekam einen Lachanfall. „Kannst ja mal meinen Mann fragen!"
Mona kam mit dem ersten Kostüm aus der Kabine. Es saß wie angegossen, sah an ihr umwerfend aus.
„Meine armen Geschäftspartner!" stöhnter nur. „Gebongt!"
So ging es weiter. Jeder Anzug, jedes Kostüm stand ihr ausgezeichnet. Sie entschieden sich für drei von jeder Sorte.
Simon brachte ihr den Stapel „Job".
Er musste ja ein bisschen an seine Kollegen denken, sie sollten ja auch noch etwas arbeiten, wenn sie bei ihnen anfing.
Hier fiel die Entscheidung wirklich schwer. Am Ende hatte er zehn Outfits ausgewählt.
„Simon, du spinnst!" schimpfte sie.
Er drohte ihr mit dem Finger. „So etwas darf man erst nach der Hochzeit sagen!"
Lachend gab sie nach.
Bei der Abteilung Simon wurde der Stapel noch größer. Brigitta war begeistert. „Na, bei so einem Figürchen, wenn einem alles steht."
Alles steht! Ja! dachte Simon. Er hatte ein paarmal in die Kabine gelinst, trotz des Protestes der Damen.
„Wird nichts zu sehen sein, was ich nicht schon kenne!" hatte er frech geantwortet.
Aber die Strafe für seine Blicke musste er nun erdulden.
Der Auswahlstapel und der Kaufstapel waren in der dritten Kategorie eigentlich identisch.
„So, dann noch ein paar Mäntel und Jacken!" ordnete er an.
Sie entschieden sich für einen schmal geschnittenen Ledermantel und einen Trenchcoat, eine Leder-Biker-Jacke und eine gerade geschnittene Stoffjacke. Dann suchte er noch fünf Paar Schuhe aus. „Keine High-Heels! Ihre Beine sind lang genug."
Mona bekam einen Lachkrampf, als sie den Berg an Klamotten sah.
„Sorry, aber normal ist das nicht!"
„Hat auch nie jemand behauptet!" antwortete er lapidar.
Dann begann er zu flüstern. „Seit ich dich kenne, hatte ich einen Alkoholrausch, ein paar, nein, viele Liebesräusche, und heute habe ich eben einen Kaufrausch! Ist mir doch egal!" Er küsste sie leidenschaftlich.
Die neuen Klamotten aus seiner Abteilung sahen schon heiß aus. Er freute sich auf die Modenschau zu Hause, obwohl er sicher war, dass er mehr als ein Outfit nicht wahrnehmen würde, bevor sich seine Sinne wieder verabschiedeten.
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