Kapitel 15

In der Wohnung packte sie ihre Klamotten, ihre Bücher und ihre CDs ein.
Bei der Durchsicht ihrer Platten lachte er wieder einmal. „Die kannst du eigentlich auch da lassen. Sonst haben wir alles doppelt." Auch beim Musikgeschmack lagen sie auf der gleichen Wellenlänge.
Dann gingen sie ins Arbeitszimmer, wo ihn zwei Überraschungen erwarteten.
Die erste in Form einer Staffelei, einer Auswahl an Ölfarben.
„Du malst?" Noch ein Talent, von dem er keine Ahnung gehabt hatte.
Er selbst zeichnete ganz gerne.

Plötzlich tauchte eine Erinnerung in seinem Kopf auf. „Die Bilder im Wohnzimmer? Die hast du gemalt?"
Sie waren ihm am ersten Tag schon aufgefallen.
Die Farben und Motive hatten ihm auf Anhieb gefallen.
Er wollte sie fragen, wer der Künstler sei, sie waren signiert mit M.C., hatte es aber aus verständlichen Gründen immer wieder vergessen.

„Ja!" sagte sie bescheiden.
Sie hatte das Malen bei ihren Hobbys bewusst nicht erwähnt.
Malende Frauen hatten immer einen etwas biederen Touch. Fabian hatte es gehasst.
„Na, da weißt du ja, was du die nächsten Tage machen wirst, Süße. Wir brauchen ganz viele Bilder, in der Wohnung und im Geschäft!"
Er mochte, was sie tat!

Der nächste Pluspunkt auf einer ständig wachsenden Liste.
Sie belohnte ihn mit einem liebevollen Lächeln, er belohnte sich mit einem langen Kuss dafür, dass er noch immer hier stand und noch nicht im Bett mit ihr lag.
Danach wurde es aber sehr knapp, seinen Vorsatz, nicht mehr in dieser Wohnung mit ihr zu schlafen, aufrecht zu erhalten.
Die zweite Überraschung war auf der Festplatte des hochmodernen Computers abgespeichert.
„Ich zeige dir mal mein Programm!" erklärte sie, als sie wieder denken konnte.

Er würde sie wahrscheinlich auslachen wegen dieses Kinderkrams, aber schließlich war sie ja Laie.
Simon lächelte sie an, erwartete ein paar Männchen, die über den Bildschirm hüpften, so etwas, was man eben in einem Schnelllehrgang lernen konnte.
Doch auch hier hatte er sich in ihr getäuscht.
Er saß vollkommen begeistert ein halbe Stunde vor dem Schirm, sah ein logisch aufgebautes Programm mit Übungen zum Einmaleins, lustig illustriert, mit humorvollen Kommentaren, einem einfallsreichen Belohnungssystem.

Es machte ihm einen Riesenspaß, alles durchzuspielen, er freute sich wie ein Schneekönig, als das Feuerwerk am Ende aufleuchtete, weil er alle Aufgaben richtig und in Höchstgeschwindigkeit gelöst hatte.
Er war baff, sah sie an, zog sie kopfschüttelnd auf seinen Schoß. „Und das hast du geschrieben? Nach einem Lehrgang? Ich möchte bloß wissen, wofür wir jahrelang studiert haben!"
Sie sah ihn ungläubig an.
Zog er sie auf?

Aber seine Augen blitzten sie so voller Bewunderung an, ihr kleines Programm schien ihm ernsthaft gefallen zu haben.
„Mädchen! Mädchen! Du bist echt der Hammer!" Sie schien wirklich ein Naturtalent zu sein, was das Programmieren anbetraf.
Dazu noch ihre sprachliche und künstlerische Begabung. In einer Ecke seines Gehirns formte sich ein Plan, der ihn ein wenig atemlos machte.

Er musste heute mit ihr darüber sprechen, wenn sie zu Hause waren.
Zu Hause! Dieses Wort machte ihn überglücklich.
„Hast du das auf Stick?" fragte er noch, bevor ihre Nähe ihm noch den Sinn ganz und gar vernebelte.
„Nein, noch nicht. Ich hab's erst letzte Woche fertig gemacht." Schnell speicherte sie alles auf dem Datenträger ab, steckte ihn in ihre Handtasche.
„Dann können wir?" Er wollte schnell in seine, in ihre gemeinsame Wohnung, ganz schnell!
„Ich zieh noch die Betten ab!" Sie stopfte die Wäsche in die Waschmaschine, rief Fabian an, dass er heute schon einziehen könnte, und dass er die Wäsche in den Trockner stecken sollte.

Auf dem Parkplatz vor seinem Haus brauchte Simon dringend ein paar Küsse. Die lange Autofahrt hatte schwere Entzugserscheinungen bei ihm ausgelöst.
Thorsten und Jan sahen ihrem Chef zu, wie er die kleine Schönheit im Arm hielt. „Den hat's aber erwischt dieses Mal!" lachte Jan.
„Meinst du auch, dass die Hübsche so schnell keinen Tröster brauchen wird?" schloss sich Thorsten der Meinung des Kollegen an.
„Ich fürchte fast!"
„Sie ist aber auch ganz anderes als die Miezen vorher."

Kai hörte zufrieden dem Gespräch zu.
Er hoffte aus ganzem Herzen, dass Mona glücklich wurde.
Sie hatte es mehr als verdient. Er kannte auch ihr Interesse fürs Programmieren, etwas, das Fabian immer ignoriert hatte.
Hatte er befürchtet, sie könnte zu gut werden, wenn sie sich ernsthaft mit der Thematik befasste?

Sie war hochintelligent, es hätte durchaus sein können.
Die beiden hatten aufgehört, sich zu küssen, Simon salutierte nach drinnen, wusste genau, dass seine Jungs ihn beobachteten.
Sie luden die Autos aus, die Kollegen kamen, um beim Hinauftragen zu helfen.
Das war ja jetzt blitzschnell gegangen.
Schon am vierten Tag zog eine Frau in Simons heilige Hallen ein, und was für eine Frau!
Aber es war gut, dass sie hier wohnte, da würde sich der Herr Chef vielleicht hin und wieder bei ihnen sehen lassen.

Sie brauchten seine Kreativität.
Sie waren die Handwerker, er der Brain des ganzen Unternehmens. Deshalb war er auch der Boss, und sie waren die Angestellten. Zwar sehr gut bezahlte Angestellte mit Gewinnbeteiligung und großzügigen Boni, aber eben keine Chefs.
Als die Jungs wieder gegangen waren, räumte ein sehr verliebtes Paar Monas Sachen ein. Die Malsachen kamen ins Gästezimmer, im Ankleidezimmer machte Simon freudig die Hälfte der Schränke und Kommoden frei.

Sie verstaute ihre Kosmetikartikel im Bad, nichts machte ihn glücklicher als der Anblick ihres Duschbades und ihres Shampoos neben seinen.
Wieder schossen ihm Tränen in die Augen.
Er wurde wirklich ein heulender Softie.
Wahrscheinlich würde er zu Weihnachten Zimtsterne backen für sie.

Er legte ihr Handtücher heraus, sie verstaute ihre Wäsche und ihre Anziehsachen.
Viel hatte sie nicht, im Vergleich zu mir! dachte er. Morgen gehen wir shoppen, denn er musste ihr ja die Welt zu Füßen legen.
Doch dann bremste er seine Gedanken. Sie war ein stolzes Mädchen, er durfte sie nicht mit seinem Geld zuschütten. Aber mit seiner Liebe schon.

Und das musste er jetzt auch ausgiebig, sie erhob keine Einwände – ganz im Gegenteil.
„Willkommen zu Hause, Sonnenschein!" flüsterte er in ihr wunderbares, duftendes Haar.
Ja, sie war sein Sonnenschein! Erhellte sein Herz, seine Seele, die Wohnung, seine Welt!
Simon, Simon! Was macht die Liebe aus dir?
Einen glücklichen Mann, einen überglücklichen Mann! antwortete er sich

Er kochte Abendessen, sie blieb auf Abstand, denn sie hatte Hunger, wollte nicht noch ein Gericht verderben.
Sie tanzte auf die Terrasse, tanzte durch die Wohnung, tanzte wieder hinaus, nahm alles in Besitz.
Er zückte das Handy, musste ein paar Fotos von ihr machen, wie sie so losgelöst, so glücklich lächelnd durch die Wohnung schwebte, alles berührte, als würde sie jedes Möbelstück, jedes Gerät begrüßen in ihrem Leben.
So verbrannten eben die Schnitzel wieder, er musste etwas aus dem Hackfleisch improvisieren.

Sie schnupperte. „Schon wieder etwas verbrannt?" fragte sie lachend, und er musste noch ein paar Fotos von diesem Lachen machen.
Seine feuchten Augen nervten ihn langsam, aber er konnte nichts dagegen tun.
Er liebte dieses zauberhafte Ding so sehr!

Sie aßen auf der Terrasse, für sie war das der wunderschönste Platz der Welt.
Es war gut, dass das Hackfleisch nicht geschnitten werden musste, so hatten sie eine Hand frei, um sich zu liebkosen.
Sie wusste nicht, was sie gegessen hatte, ob es geschmeckt hatte.
Aber sie wusste, dass seine hellblauen Augen sie zärtlich angesehen hatten, dass seine wunderbaren Lippen sie angelächelt hatten. Sie musste tief einatmen.

Mein Gott, wie konnte man denn einen Mann so lieben? dachte sie atemlos.
„Ich liebe dich, Simon!" sagte sie überglücklich.
Und sie war sehr froh es gesagt zu haben, denn zur Belohnung bekam sie einen seiner unglaublichen Küsse.
Sie räumten die Küche auf, setzten sich mit einem Glas Wein auf die Terrasse.
„Mh!" lobte sie nach dem ersten Schluck. „Das ist schon eine andere Klasse, als mein 3.99 Euro Merlot!"
„Ich bin an einem Weingut in Italien beteiligt. Da bekomme ich eine Art Haustrunk pro Jahr." erklärte er.
Ihr wurde bei diesem Satz klar, dass sie in einer anderen Welt gelandet war. In Simons Welt, in der Geld keine Rolle zu spielen schien.
„Aha!" sagte sie nur.

Er zündete eine Reihe von Windlichtern an, setzte sich wieder zu ihr.
„Mona! Ich habe mir jeden Cent, den ich habe, verdient. Ich habe nicht geerbt, ich habe niemanden abgezockt. Ich bin gut bei dem, was ich mache, und ich habe auch viel Glück gehabt, dass der Markt nach meinen Produkten lechzt." Er musste ihr das heute erklären, selbstbewusst erklären. Es gab keinen Grund, sich für den Erfolg, den er hatte zu schämen.
Sie lächelte ihn an. „Aber deine Welt unterscheidet sich schon sehr von meiner!" gab sie zu bedenken.

„Nein, tut sie nicht!" widersprach er. „Denn meine Welt ist ab jetzt auch deine. Wir sind ein festes Paar, wir werden heiraten, wir werden, so Gott will, Eltern eines süßen Babys, eines fantastischen Kindes werden. Es wird kein dein und mein mehr geben, wir werden unser Leben und unser Geld teilen."
Sie wich seinem Blick aus. Das war jetzt schon schwer, was er da verlangte, nach vier Tagen.
„Wir werden sehen, wie sich alles entwickelt." Mehr zugestehen wollte sie ihm im Moment nicht.

„Nein, Süße! Das werden wir nicht!" Seine Stimme war ganz sanft, aber sehr eindringlich. „Du wirst über deinen Schatten springen, du wirst dich freuen, dass du dir nicht nur einen tollen Hecht geangelt hast, sondern auch einen mit Kohle!"
Sie musste grinsen. „Ich versuche es!" versprach sie.
„Das ist mir zu wenig. Versprich es!" Seine verdammten Augen hielten ihren Blick fest!
„Okay!" Sie verdrehte die Augen. „Ich verspreche es!"

„Braves Mädchen! Morgen gehen wir shoppen. Dann werde ich Beweise einfordern."
„Das ist unfair. Mit Shoppen kriegst du jede rum!" beschwerte sie sich.
„Ich will aber nicht jede. Ich will nur eine." Damit hatte er sie besiegt.
Sie gab auf, streckte ihre Waffen, lag am Boden und hatte noch nie so willig verloren.
Er sah es an ihrem Blick, in dem nur grenzenloses Vertrauen lag und natürlich grenzenlose Liebe.
Der Zeitpunkt war günstig, mit ihr über seinen Plan zu sprechen.

„Noch etwas möchte ich mit dir besprechen, Süße." Er fasste seinen ganzen Mut zusammen.
„Also, liebst du deinen Job eigentlich?" begann er.
„Lieben? Ich weiß nicht. Ich habe halt keinen anderen." Worauf wollte er denn jetzt hinaus?
Sie war seit zehn Jahren an der Schule, gut, Liebe war das nicht, was sie empfand, aber es war ein guter Job, und sie konnte davon leben.

Manchmal hatte sie schon das Gefühl, gerne etwas anderes tun zu wollen, etwas Kreatives, dass sie nicht jedes Jahr wieder mit den Buchstaben und Zahlen von vorne anfangen wollte, noch mehr als dreißig Jahre lang.
Die Kinder wurden auch nicht einfacher, die Eltern sowieso nicht.
„Könntest du dir vorstellen, ein Sabbatjahr einzulegen oder dich beurlauben zu lassen?"
„Ein Sabbatjahr? Dafür bin ich zu jung!" wehrte sie ab. „Aber ein Jahr beurlauben? Das wäre schon eine Möglichkeit. Erst einmal." Sie wunderte sich, worauf er hinauswollte.

Er erklärte ihr seine Gedankengänge. „Es ist so: Als du mir dein Programm gezeigt hast, ist mir eine Idee gekommen. Du scheinst ein großes Talent zum Programmieren zu haben. Es macht dir wohl auch Spaß. Der Lernprogrammsektor birgt ein riesiges Potential, weil digitales Lernen wahnsinnig boomt. Glaub mir, ich habe eine gute Nase für Trends.
Ich würde dich gerne in der Firma haben, als Beraterin für Lernabläufe, da haben wir ja alle vier keine Ahnung davon. Deine künstlerische und deine sprachliche Begabung würden unendlich wertvoll für uns sein. Du könntest deine ganzen Talente bündeln. Ich würde dich ganz offiziell einstellen und bezahlen. Und ich zahle nicht schlecht."

Sie hatte ihm fassungslos zugehört. Er hatte Argumente vorgebracht, die sie nachvollziehen konnte. Er hatte ihr nicht schmeicheln wollen, das merkte sie.
Er wollte ihr auch nicht irgendwie Geld zukommen lassen, ihr einen Pseudojob verschaffen.
Eine solche Arbeit wäre der Traum, die Erfüllung von Wünschen, die sie noch nicht einmal gehabt hatte.
Und sollte sie wirklich schwanger werden, wäre das auch ideal, hier bei und mit ihm zu arbeiten.

Simon beobachtete sie aufmerksam, sah, wie die Gedanken in ihrem hübschen Köpfchen hin und her rasten.
Er hatte jedes Wort so gemeint, wie er es ihr gesagt hatte.
Wäre sie nicht die Frau, die er liebte, hätte aber ihre Voraussetzungen, hätte er sie auch eingestellt.
Als sie ihre Überlegungen abgeschlossen hatte, strahlte sie ihn an. „Das wäre schon der Hit, Chef!" sagte sie lächelnd.

Er riss sie in seine Arme, bedeckte ihr Gesicht mit Küssen.
„Wow! Süße! Wow! Das ist fantastisch!" Er tanzte jubelnd mit ihr über die Terrasse.
So leicht hatte er sich das Ganze jetzt nicht vorgestellt.
Aber sein Mädchen fackelte nicht lange.
Er liebte sie noch mehr.
„Ich werde eine zweite Karriere starten als Headhunter!" erklärte er lachend.
„Aber nicht, dass du mit allen Bewerberinnen schläfst!" sagte sie und drohte ihm mit dem Finger.

Er blinzelte ihr schelmisch zu. „Hab ich nicht vor!"
„Du könntest das schon ein wenig energischer abstreiten!" schimpfte sie.
„Das brauch ich doch nicht, Süße!" hauchte er in ihr Ohr. „Du weißt doch, dass ich nie wieder mit einer anderen Frau schlafen werde. Ich könnte es nicht einmal." Er spielte ein wenig mit seinen Zähnen an ihrem Ohr. „Apropos!" stöhnte er sehnsüchtig.
Sie war schon wieder Wachs in seinen Händen. „Darf ich eigentlich dann mit dem Chef schlafen?" fragte sie heiser.

„Das wird Punkt eins im Arbeitsvertrag! SmS! Sex mit Simon!"
„Gut!" Dann schwiegen sie erst einmal, abgesehen von heißen Liebesschwüren, während sie sich in den Himmel liebten.

„Weißt du, was mich am glücklichsten macht?" fragte er später, während er ihr strahlendes Gesicht streichelte. „Dass du so an uns glaubst. Dass du nicht eine Sekunde an unserer gemeinsamen Zukunft gezweifelt hast."
„Nein, Simon! Ich werde nie wieder zweifeln." Sie wusste in dem Augenblick, als sie es sagte, dass es stimmte. „Ich liebe dich! Weißt du, wie sehr?"
„Nein, denn dann werde ich jeden Tag neu überrascht!" zitierte er sie, denn dieser Satz hatte ihm gefallen.


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