Kapitel 11
Simon und Mona
„So, jetzt versuche ich mal den zweiten Gang. Du setzt dich aufs Sofa, deckst dich, wenn es geht, bis zur Nasenspitze zu, redest nicht, lachst nicht, dann schaffe ich vielleicht ein paar trockene Nudeln." beschloss er eine Weile später.
Sie zogen sich lachend an.
Warum muss ich eigentlich den ganzen Tag lachen, wenn ich mit ihr zusammen bin? fragte er sich.
Er schüttelte den Kopf.
Von dem alten Simon war nicht viel übrig geblieben, aber der neue fühlte sich unglaublich wohl.
Sie setzte sich auf den Balkon, rauchte, trank ein Glas Wein, schenkte ihm ein Glas ein, er kam rauchte mit, sie redeten nicht, sahen sich an, waren wieder fassungslos, wie sehr sie sich gefielen, lächelten glückselig.
Dann ging er lieber wieder in die Küche zurück. Und dieses Mal schaffte er es tatsächlich, seine Reputation als Koch wieder herzustellen.
Er servierte perfekte Spagetti mit Knoblauch und Krabben, auch der Salat war gelungen.
Es war nur etwas schwierig, einhändig Spagetti zu essen, weil sie ihre andere Hand unbedingt festhalten mussten, weil die Finger sich verschränkten, sich vorsichtig streicheln mussten, weil sie nicht ganz auf Kontakt verzichten konnten.
„Das war lecker!" stellte sie genießerisch fest, als alles verputzt war.
„Rehabilitiert?" fragte er nur, seine Gedanken schweiften schon wieder ab, sein Blick klebte an ihren Lippen, die vom Olivenöl glänzten, das er unbedingt ablecken wollte.
„Als Koch, ja!" Sie konnte die Augen nicht von seinen weichen Lippen lösen, die ölig glänzten, die sie unbedingt auf ihren fühlen wollte.
„Als Liebhaber brauche ich auch eine Rehabilitation?" Lockte das kleine Teufelchen schon wieder?
„Ich weiß nicht? Ich kann mich kaum mehr erinnern, wie du als Liebhaber bist." Oh ja, und wie sie lockte!
Simon lachte süffisant. „Also, wenn ich dir alles glaube, aber das nicht! Du wirst nie mehr vergessen, wie ich als Liebhaber bin!"
Wow! Ihre Wortspielereien heizten ihn schon wieder gewaltig an. Sie wohl auch, so wie sich ihre Augen verdunkelten, noch violetter wurden. Solche Augen hatte er in seinem Leben noch nie gesehen.
Jetzt lächelten ihre Augen auch noch.
Konnten Augen lächeln? fragte er sich.
Ihre schon! beantwortete er sich seine Frage.
„Aber Übung schadet nie." Man, war sie heute mutig drauf!
„Fürs Üben bist du die Fachfrau. Da muss ich mich wohl fügen." Seine Stimme war mehr als belegt.
Als sie mitten in der Nacht ins Esszimmer zurückkamen, erschraken sie über das Chaos. Sie machten sich lachend daran, den Tisch abzuräumen, spülten lachend ab, verstauten alles wieder lachend.
Er nahm sie in den Arm, drehte sich mit ihr im Kreis, wollte schreien vor Glück. Es fühlte sich alles so gut an mit ihr, so richtig, wenn sie in der Küche standen, Geschirr einräumten, wenn sie sich liebten, wenn sie stumm auf dem Balkon rauchten, alles fühlte sich so wunderbar an.
Er setzte sie ab, sah auf die Uhr.
Zwei Uhr! Entweder würde er morgen noch einmal schwänzen, zumindest am Vormittag, oder er musste jetzt schlafen. Er entschied sich spontan für Freimachen, denn an Schlaf war nicht zu denken. Er war randvoll mit Endorphinen und Adrenalin.
„Süße, was hältst du davon, wenn wir uns jetzt einmal eine Stunde nicht küssen oder berühren, sondern uns unterhalten? Ich möchte so viel wissen von dir."
„Sechzig Minuten?" Sie tat sehr entsetzt, holte den Küchenwecker, stellte eine Stunde ein.
„Na, versuchen können wir es ja mal." Sie war vollkommen aufgedreht. Er lachte schon wieder Tränen.
Sie setzten sich in zwei gegenüberliegende Sessel, das war am sichersten.
„Also, jeder stellt abwechselnd eine Frage!" schlug sie vor. „Du fängst an."
Er überlegte, dachte an seine Frage an Kai heute, wollte damit beginnen.
„Was isst du am liebsten?"
„Alles außer Innereien, Blaukraut und Sauerbraten!" kam als Antwort.
Simon erwartete eine ähnlich belanglose Frage, aber da hatte er sich getäuscht.
„Was ist dein Lebensziel?" fragte sie.
Er schluckte.
Hu!
Das ging tief!
„Noch zehn Jahre arbeiten, die Firma verkaufen, das Leben genießen." Er wollte die Wahrheit sagen, hoffte, es ließ ihn nicht zu oberflächlich erscheinen.
„Und deines?" fragte er.
„Gut sein und glücklich werden." Die Antwort kam schnell. Wieder stieg so eine verflixte Träne in sein Auge. So nah ans Wasser gebaut hatte er auch noch nie. Aber sie war so verdammt süß.
Ihre nächste Frage haute ihn aber dann fast um.
„Willst du Kinder?" Sie wusste, es war zu früh, diese Frage zu stellen, aber sie musste das wissen. Simon wischte sich übers Gesicht.
Nein! wollte er spontan sagen. Kinder hatten in seiner Lebensplanung keinen Platz, wären nur eine Belastung für das Leben, das er für sich geplant hatte.
Doch noch bevor das Wort über seine Lippen kam, wusste er, dass es so nicht mehr stimmte.
Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz.
Ja, verdammt, ja, er wollte Kinder! Mit ihr wollte er Kinder!
Sie sah ihn aufmerksam an. Er brauchte lang, er dachte nach. Das war gut.
Schließlich erwiderte er ihren Blick, vollkommen offen sah er sie an, und sie wusste, dass sie sich getäuscht hatte. Er ließ sie durchaus in seine Seele sehen.
„Ja!" sagte er schließlich. „Seit heute möchte ich Kinder! Und du?"
Dann ließen sie das Frage- und Antwortspiel eine Zeit lang sein, sie erzählte von ihrer Verzweiflung, als sie erfahren hatte, dass sie wohl nie ein Kind haben würde.
„Aber du darfst jetzt nicht glauben, dass ich einen Vater für meine Kinder gesucht habe. Ich hatte mich ganz gut damit arrangiert. Wirklich!"
Er musste sie jetzt doch in seine Arme nehmen, auch wenn die Stunde noch nicht um war. Aber jetzt war es erst einmal unwichtig, wer welche Bücher las oder welche Musik sie gerne hörten.
„Nein, Süße! Du hast gar nicht gesucht. Ich habe dich gefunden. Ich habe die Mutter meiner Kinder gefunden, von denen ich gestern noch gar nicht wusste, dass ich sie möchte." Er küsste sie liebevoll, zärtlich.
„Und wenn wir gleich anfangen, ein süßes Baby zu machen?" fragte er leise, und er fand diesen Vorschlag sehr gut, außerordentlich gut.
Mona sah ihn an, ein Lachen kitzelte sie. So hatte sie das jetzt auch nicht gemeint.
Spinner! wollte sie sagen, doch je länger sie ihn ansah, desto tiefer blickte sie.
„Du, du meinst das ernst?" Sie war fassungslos.
Sie kannten sich zwei Tage, sollte sie wirklich so leichtsinnig sein?
Aber sie fühlte, dass es ernst war zwischen ihnen.
Andererseits wusste sie ja nicht, wie sich das anfühlte.
Es konnte ja auch ein Strohfeuer sein, bei ihm genauso wie bei ihr.
Sie konnten in ein paar Wochen feststellen, dass sie sich eigentlich auf die Nerven gingen.
Aber er war ein erfahrener Mann, er hatte zuerst sicher nein sagen wollen auf ihre Frage.
Hatte nachgedacht - oder besser nachgefühlt?
„Ja, Mona! Ich meine das sehr ernst. Ein Kind ist kein Spielzeug, das man bekommt und dann wieder weglegt. Ich weiß auch nicht, was mich so sicher macht bei dir, mit dir. Aber ich habe das Gefühl, du bist genau die Frau, die ich für mich gesucht habe, die ich immer haben wollte, die ich für immer behalten möchte. Bei dir passt einfach alles, und mit dir ist alles neu für mich. Verstehst du, was ich sagen will?"
Wie könnte ich solche Worte nicht verstehen? dachte sie. Aber solche Worte sagte ein so toller Mann doch nicht wirklich zu mir?
„Ja, ich verstehe schon!" sagte sie leise.
„Aber es fällt dir noch schwer, mir zu glauben?"
Sie nickte. „Ein Mann wie du. Was solltest du denn an mir finden!"
„Das kann ich dir ganz genau sagen. Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Alles an dir ist zauberhaft. Die Augen, das Gesicht, die Lippen, die Figur, die Haare.
Du bist sehr humorvoll, ich muss die ganze Zeit lachen, wenn ich mit dir zusammen bin, wenn ich nicht gerade heulen muss, und ich habe bestimmt schon zehn Jahre nicht mehr geheult.
Du bist intelligent, das spürt man schnell als Mann, glaube mir. Wir scheinen auch die meisten Hobbys zu teilen, bei mir ist das wichtigste: Mona küssen! Bei dir: Schlafen! Vielleicht wird daraus ja bald: Mit Simon schlafen." Er lächelte sie an.
„Das läge durchaus im Bereich des Möglichen!" gestand sie ihm mit blitzenden Augen zu.
„Und last but noch least, auch wenn man das vielleicht etwas romantischer formulieren könnte: Du bist der Hammer im Bett." Er musste ihr das so hinknallen, damit sie ihm glaubte. Sie musste ihm jedes Wort glauben, weil es wahr war, und weil es so wichtig für ihn war, dass sie ihm glaubte.
Mona lachte leise. „Ich mag deine Offenheit. Ich bin auch immer dafür, Dinge beim Namen zu nennen."
„Und, was magst du noch an mir?"
„Dass du kochen kannst. Na, ja, manchmal zumindest. Deinen Sexappeal." Simon schnappte nach Luft. Ja, sie liebte es wirklich, Dinge beim Namen zu nennen.
„Dass du intelligent bist, es gibt nichts Ätzenderes als dumme Männer, überhaupt Dummheit mag ich nicht, und es gibt so viel auf der Welt davon. Ich mag es, wie du dich ausdrückst. Ich mag deinen Beruf, ich interessiere mich sehr für Informatik. Fabian hat mich immer rausgehalten, er hatte keine Geduld, mir etwas zu erklären. Aber ich habe viele Fortbildungen gemacht, auch einen Programmierkurs. Wir haben so kleine Lernprogramme erstellt, das hat mir Spaß gemacht."
Das wird ja immer besser, dachte er. Eine Frau, die sich für meinen Beruf interessiert. Das war bei Gott die erste.
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