Kapitel 61

Sie wusste, dass sie ein sehr gefährliches Thema ansprach, musste es aber tun, um es nicht zu vergessen. „Duuu, Hannes? Könnten die Kollegen auch deine Korrekturprogramme benutzen?"
„Ja natürlich, Mäuschen! Sie müssten eigentlich auf dem einen Computer sein. Dann ziehe ich sie auf Sticks, hänge ein französisches Wörterbuch an, dann können sie switchen zwischen Deutsch und Französisch, du weißt ja, wie's geht."

Sie atmete tief ein. Er spürte die Erregung seiner kleinen Informatikfetischistin, begann sie zu streicheln, seine süße Ehefrau. „Bin ich froh, dass ich dich das im Bett gefragt habe!" stöhnte sie.
„Und ich bin froh, dass ich Informatik studiert habe und Programmierer geworden bin!" sagte er lächelnd.
„Und ich erst!" brachte sie noch heraus, bevor heiße Küsse sie verstummen ließen.

„Ich glaub, ein bisschen spinn ich schon!" sagte sie, als sie ausgekuschelt hatten. „Ich kann doch nicht jedes Mal über dich herfallen, wenn du das Wort „Computer" sagst."
Hannes lachte wieder einmal, bis sein Zwerchfell schmerzte über ihre Ausdrucksweise. Sein Kobold war drollig bis zum Auffressen! 

„Ooch! Mir macht das jetzt nicht wirklich was aus."
„Aber das geht doch nicht so weiter. Woher kommt denn diese Fixierung?"
„Ist doch egal, Mäuschen. Hauptsache sie ist da."
„Echt? Regt dich das nicht auf?"
„Wenn du über mich herfällst?" Er lachte schon wieder los. „Nein, könnte ich jetzt nicht behaupten."

„Kaspernder Kasper! Bleib jetzt mal ernst! Also, angefangen hat das bei diesem Anwalt damals. Irgendwie muss das damit zusammenhängen, dass ich von der Materie überhaupt keine Ahnung habe, dass ich deshalb so abfahre, wenn du etwas sagst, was ich eigentlich nicht verstehe, aber dass du dabei so kompetent wirkst oder vielmehr bist, dass ich nur noch mit den Ohren schlackern kann, und das muss dann genau ins Erregungszentrum des Gehirns wandern, so dass ich eigentlich gar nichts dafür kann."

Hannes rollte brüllend vor Lachen im Bett umher. „Das, das glaube ich war dein Rekord!" japste er nach Luft schnappend.
„Ha?"
„So viele Nebensätze hast du, glaube ich, noch nie geschafft. Und alle Prädikate waren da, wie immer."
„Ich hoffe, die Subjekte auch!"
„Natürlich, Mäuschen, keine Panik! Alles perfekt!"
„Pah, das Prädikat hat gefehlt!"
„Sorry! Alles war perfekt!"
„Gut! Und was hältst du von meiner Theorie?"
„Ich habe kein Wort verstanden. Nach dem dritten Nebensatz klinkt sich mein Gehirn grundsätzlich aus. Aber du hast mit Sicherheit Recht." Die Lachtränen liefen schon wieder über seine Wangen.

Mein Gott, wie er diese kleine verrückte Sprachkünstlerin liebte! Sie brachte ihn noch einmal um den Verstand.
„Na ja! Wenn du mir bei der Lösung meines Problems nicht helfen willst, musst du mich halt ertragen, so wie ich bin."
„Ich werde es versuchen, dich zu ertragen, süßer Clown."
Leider klingelte in diesem Moment ihr Handy, sonst hätte er gleich einen Versuch starten können.

Er hielt sie im Arm, während sie sich meldete. Alles verstand er nicht, aber es schien um einen Termin zu gehen, irgendwie auch um eine Talkshow. Er brachte ihr Papier und einen Kuli. Sie lachte, plauderte, lachte am Telefon, legte schließlich auf.
„Puh!" Sie holte erst einmal Luft. „Ich soll in eine Talkshow des ersten französischen Programmes kommen."

Er strich ihr übers Haar. „Das wundert mich jetzt nicht, Süße."
„Aber du musst mit, zwar nur im Publikum, aber sie wollen dich auch im Bild haben."
„Na, dann komm ich eben mit. Kein Problem."
Wieder war sie hin und weg von seiner Selbstsicherheit, seiner Lässigkeit.
„Nächste Woche holt uns ein Wagen ab, am Mittwoch um sechs."
„Okay! Du wirst das Studio rocken."
„Meinst du?"

„Ja klar! Wer denn sonst, wenn nicht du?" Sein Blick hing schon wieder fest an ihrem schönen Gesicht. Lange sah er sie nur an, fassungslos über die Perfektion ihrer Züge, fassungslos, wie gerne er sie immer wieder einfach nur ansah, weil ihr Anblick seine Augen so sehr erfreute.
Dann griff seine Hand in ihr wunderbares Haar, zog sie zu sich, und er konnte ihre wunderbaren Lippen mit seinen erreichen.

Die Schultage vergingen wie im Flug. Die Schüler waren hin und weg von ihrem Charme, ihrem Temperament, der Art, wie sie sie als Erwachsene behandelte, die für ihre Zukunft selbst verantwortlich waren.

Das Kollegium freute sich über die Korrekturprogramme ihres Mannes, Jean freute sich über die unkomplizierte Art der Zusammenarbeit mit seiner deutschen Kollegin, die zu Hause am Gymnasium ein Superstar zu sein schien. Seine Frau und er gingen essen mit Mia und Hannes, es wurde ein sehr fröhlicher Abend.

Das Leben hätte besser nicht laufen können. Hannes arbeitete sehr erfolgreich jeden Tag ein paar Stunden, freute sich unsäglich darauf, dass sie nach Hause kam. Sie liefen durch die Stadt, fuhren mit der Metro kreuz und quer durch Paris, aßen in Restaurants, oder Hannes kochte, sie liebten sich, liebten das Leben.

Dann kam der Mittwoch, der Tag im Studio. Mia war doch ein wenig aufgeregt, Hannes beruhigte sie mit vielen lieben Worten.
Der Wagen brachte sie in die Peripherie von Paris. Hannes wurde zu seinem Platz in der ersten Reihe direkt unterhalb der Bühne gebracht, Mia in die Garderobe. Sie trug das Kleid, das Hannes ihr am Flughafen für den Polterabend gekauft hatte, ein sündteures Designerteil, in dem sie entzückend aussah.

Die Visagistin sollte sie schminken, fand aber wieder einmal nichts zu tun, außer ein wenig Puder gegen glänzende Stellen aufzutragen.
Der Friseur kämmte andächtig ihre Locken. Solches Haar hatte er noch nie gesehen.
Die Moderatorin, eine bekannte Größe in Frankreich, besprach sich kurz mit Mia über die Themen, die sie ansprechen wollten.

„Also nichts über frühere Beziehungen? Sie versprechen es?"
„Natürlich, wir wollen Sie nicht in Schwierigkeiten bringen."
„In Schwierigkeiten würden Sie mich nicht bringen, aber Sie hätten dann eine längere Sendepause!" drohte Mia, lächelte aber dabei. „Weil ich dann nämlich aufstehe und gehe."

Die Sendung begann, Mia nahm Platz, sah Hannes im Publikum, warf ihm eine Kusshand zu. Er lächelte sie an, erwiderte die Kusshand.
Mein Gott, diese umwerfende Frau auf der Bühne war tatsächlich seine! schoss es ihm durch den Kopf.

Das war die erste Szene, die die Kamera einfing.
Christin, die Moderatorin, lächelte.
„ Eine deutsch-französisch-italienische Liebe!" sagte sie.

Sie stellte Mia vor, die deutsche Studienrätin, die an ihrer Schule in Deutschland sehr erfolgreich war, die mit 17 Abitur und mit einundzwanzig einen Doktor in Germanistik gemacht hatte und ein Diplom in Mathematik, mit 23 Studienrätin war.

„Wie erklären Sie sich ihren großen Erfolg?" fragte sie Mia.
Die war gleich zu Beginn ein wenig sprachlos. Wie sollte man seinen eigenen Erfolg erklären?
„Nun, ich hatte wohl ein paar gute Gene von zu Hause mitbekommen, ich war fleißig, ich hatte ein Ziel, also habe ich mich auf den Weg dorthin gemacht!" erklärte sie schließlich.
Christin war begeistert, sie liebte es, intelligente Menschen zu interviewen.
„Und ihr Ziel war, mit 23 Studienrätin zu sein?"
„Mein Ziel ist, das bestmögliche aus meinem Leben zu machen. Ich habe nicht gesagt, dass ich es schon erreicht habe."

„Sie möchten natürlich aufsteigen, eine Schule leiten, das ist verständlich."
„Nein, das möchte ich ganz und gar nicht. Ein Ziel kann man auf verschiedenen Wegen erreichen. Ich möchte eine gute Lehrerin bleiben, aber ich möchte auch jemand sein, der die Welt gerechter macht, der den größten Ungerechtigkeiten die Spitzen abbricht. Ich möchte ein Mensch sein, der hilft, materiell und immateriell. Wenn ich das schaffe, dann habe ich das Bestmögliche aus meinem Leben gemacht. Dann habe ich mein Ziel erreicht."
Gebannt hing Christin an ihren Lippen. „Sie sind eine kleine Philosophin."

„Wenn man eine Philosophin ist, wenn man sozial denkt, okay!" Mia lächelte. „Eigentlich bin ich Humanistin. Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt. Zum Beispiel meine Schüler. Mein innig geliebter, wunderbarer Ehemann hat mich einmal eigentlich scherzhaft gefragt, ob ich mir um alle Schüler solche Gedanken mache wie um einen ganz speziellen Fall, und ich habe geantwortet: Ja! Ich versuche immer in die Herzen der mir anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu sehen, ihre Probleme zu erkennen und zu helfen."

Hannes konnte den Blick nicht von ihr nehmen. Heute hatte sie eine Sternstunde. Er verstand fast alles, sie sprach deutlich und nicht zu schnell, er spürte die Atemlosigkeit des Publikums um ihn herum, das ebenfalls an ihren Lippen hing.
Die Kamera fing seine verliebten Blicke, sein Lächeln ein.
„Sie haben einen sehr vermögenden Mann geheiratet!" erklärte Christin.
Mia lachte. „Ich habe mir einen tollen Hecht geangelt, der auch ziemlich viel Kohle hat, ja, das ist richtig."

„Er ist ein sehr erfolgreicher Programmierer?"
„Er hat einen Doktor in Mathematik, ein Diplom als Informatiker, arbeitet als hochangesehener Programmierer, aber Sie sollten mich jetzt nicht zu viel über seinen Beruf fragen, denn sonst brauche ich eine längere Pause. Ich finde diesen Beruf nämlich supersexy."
Hannes liefen die Lachtränen übers Gesicht, das Publikum tobte, die Talkmeisterin konnte sich gerade noch beherrschen.

Mia lächelte süß und unschuldig. „Ich denke, in Frankreich kann ich das sagen. In Deutschland hätte ich mich das nicht getraut."
Jetzt konnte sich auch Christin nicht mehr beherrschen, lachte leise vor hin. Das war schon eine Type! 

Die Regie gab Anweisung, die Kleine reden zu lassen, die anderen Gäste habe man weggeschickt, sie habe alle Zeit der Welt, notfalls mache man einen Zweiteiler aus der Sendung.
„Sie haben sich sicher an der Uni kennengelernt?"
„Nein, wie unromantisch! Wir haben uns auf einem Faschingsball im Februar getroffen." Sie musste erklären, was ein Faschingsball in Bayern war, aber mehr Einzelheiten verriet sie nicht von ihren ersten Begegnungen.
„Und jetzt haben sie schon geheiratet?"

„Ja, nach 14 Tagen waren wir verlobt, aber mit der Hochzeit mussten wir auf die großen Ferien warten." Wieder johlte das Publikum.
„Erzählen Sie uns etwas von Ihrem Mann? Warum waren Sie so schnell sicher, dass er der Richtige ist?"

Die Kamera fing wieder Hannes ein, der gebannt auf seine Frau sah, vorgebeugt, die Hände vor dem Gesicht, nur die Augen waren zu sehen.
„Wie lange haben wir Zeit?" stellte Mia die Gegenfrage. „Eine Woche? So lange würde es nämlich dauern, zu erklären, was für ein wundervoller Mann er ist."
Christin lächelte. „Sie sind sehr verliebt?"

„Ich bin verknallt über beide Ohren, ja. Sehen Sie, es ist nicht schwer, sich in einen Mann zu verlieben, der so aussieht wie mein Hannes. Aber es war genau so leicht, einen Mann zu lieben, der so ist wie er. Humorvoll, hochintelligent, schlagfertig, selbstbewusst, offen allem und allen gegenüber, liebevoll, gut. Das ist das wichtigste: Er ist ein guter Mensch."
Hannes wischte sich eine vorwitzige Träne aus einem Auge, was die Kamera ebenfalls sah.
„Er hat Ihnen ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk gemacht."

„Aha, welches Vögelchen hat denn hier gesungen?" Sie berichtete über den Bauplan für die Sozialwohnungen. „Im Augenblick sind wir bei zwölf Einheiten in zwei Häusern, aber ich bin sicher, es werden noch mehr. Auch die Familie meines Mannes beteiligt sich an dem Projekt-"
Das Publikum spendete wieder tosenden Applaus.
„Das ist für ein junges Paar wie Sie eher ungewöhnlich. Zuerst sammelt man doch mal Geld an, kauft sich Häuser und Yachten, genießt das Leben." wandte Christin ein.

„Erstens sind wir ein ungewöhnliches Paar und werden es hoffentlich auch immer bleiben. Zweitens sind alle, die helfen könnten und es nicht tun, arm dran. Drittens ist die Welt arm dran, weil es nicht gewöhnlich ist, dass Menschen Menschen helfen. Jede Stadt hat viele Bürger, die mehr Geld haben, als sie brauchen. Wenn jetzt diese Bürger einen Teil des Geldes einsetzen würden wie wir, ginge es beiden Seiten besser."
Wieder gab es spontan Applaus.

Dann wechselte Christin das Thema. „Sie haben ein Buch geschrieben, das in Deutschland ein großer Erfolg war und in Frankreich zurzeit durch die Decke geht."
„Echt? Das wusste ich nicht!" Mia sah sie verwundert an.

„Innerhalb von zwei Wochen steht es auf Nummer eins der Bestsellerlisten, es wurde in allen wichtigen Printmedien hervorragend besprochen, in vielen literarischen Sendungen hochgelobt. Und Frankreich ist ein sehr belesenes Volk."
„Das freut mich! Danke!"

Hannes hob den Daumen zum Zeichen, dass er alles verstanden hatte und stolz auf sie war. Auch diese Geste wurde in die französischen Wohnzimmer übertragen.
„Erzählen Sie uns doch, wie Sie zum Schreiben gekommen sind."

„Ich habe schon als Kind geschrieben, Kladde um Kladde gefüllt, aber nie durfte jemand etwas von mir lesen. Hannes war der erste Mensch, der meine Gedichte und das Manuskript des Buches las.
Eine Ausnahme sind Alltagsgeschichten, die in unserer Tageszeitung samstags erscheinen. Er hat mich dann bestärkt, das Manuskript einem Verleger anzubieten, das war's dann!"
„Auffällig ist, dass das Buch zunehmend erotischer wurde. Es begann ziemlich zurückhaltend, Deutsch haben es die Kritiker genannt, wurde dann aber immer intensiver, gefühlvoller, deutlicher. Ist das eine Stilart, die so beabsichtigt war?"

Mia musste lachen. „Nein, ganz und gar nicht! Es ist nur so, dass ich nach den ersten beiden Kapiteln Hannes kennengelernt habe, da floss die Erotik wie von selbst aus dem Kugelschreiber. Wahrscheinlich wäre es ein furchtbar langweiliges Buch geworden, das kein Mensch je gelesen hätte, hätte ich ihn nicht kennengelernt."
Hannes legte seine Hand aufs Herz, warf ihr wieder eine Kusshand zu. Der Regisseur jubelte, Christin konnte wieder das Lachen kaum unterdrücken, das Publikum applaudierte.

„Le Figaro hat geschrieben, man bewundere den Übersetzer, der die Schachtelsätze ins Französische übertragen hat, ohne ein Subjekt oder Prädikat zu vergessen!" machte Christin weiter.
Mia lachte. „Ja, das ist ein Tick von mir. Mein Mann zieht mich oft mit meiner Verliebtheit in Nebensätze und die korrekte Sprache an sich auf. Wenn ich sehr kritisch bin, nennt er mich Vorsitzende des Germanistenbundes zur Rettung der deutschen Sprache."
Christin lachte. „Er scheint aber auch nicht auf den Mund gefallen zu sein."
„Nein!" räumte Mia ein. „Nein, das ist er ganz und gar nicht. Er hat es ganz schön drauf mit Worten, unter anderem."

Hannes grinste schelmisch, was die Zuschauer zu Hause wieder zu sehen bekamen.
Eigentlich switchte die Kamera ständig zwischen dem verliebten Paar hin und her.
„Könnt ihr den Mann nicht mit auf die Bühne holen?" fragte die Regie. „Ein solches Paar bringt uns noch in zehn Jahren Wiederholungen."
Christin gab die Bitte an Mia weiter. „Das müssen Sie schon Hannes selbst fragen. Wir sind erst ein paar Wochen verheiratet, da hat er noch ein wenig Entscheidungsfreiheit über sein Leben." scherzte die.

Hannes gab zu bedenken, dass er nicht so gut Französisch spreche wie Mia, aber Christin wischte dieses Argument weg. „Ihre Frau kann ja übersetzen."
Hannes kam nach oben, nahm als erstes seine Süße in den Arm und küsste sie. „Du bist der Hammer!" flüsterte er ihr ins Ohr, eine Ansicht, die er mit vielen Franzosen teilte.
Christin wollte noch ein wenig auf der Liebesschiene bleiben, das kam immer gut an.

„Erzählen Sie uns doch, warum Sie sich in Frau Dr. Maybach verliebt haben."
„Sehen Sie sie an, hören Sie ihr zu, wie könnte man sich in diese Frau nicht verlieben?" antwortete er lächelnd, griff nach ihrer Hand.
„Ich wollte eine Frau, die hübsch, intelligent, humorvoll ist! Also so zehn Prozent von Mia hätten mir gereicht. Dass es aber ein so reizendes Wesen gibt, habe ich im Traum nicht geahnt."

Das Publikum zerfloss, im Saal wie in den Wohnzimmern. Christin räusperte sich erst einmal.
„Sie haben sich relativ spät kennengelernt, warum haben Sie sich nicht früher getroffen?"
„Wir haben in verschiedenen Welten gelebt!" antwortete Mia. „Aber das ist sehr privat."
„Ja, so mussten wir halt steinalt werden, Mia war 28 und ich 32, bis wir zusammengefunden haben!" scherzte Hannes geknickt und küsste seine alte Ehefrau.
„Uns wurde berichtet, dass Sie auf dem Parkplatz der Schule Ihrer Frau angegriffen wurden!"
Mia und Hannes sahen sich an, die Journalistin hatte gut recherchiert. „Willst du oder soll ich?" fragte er leise.
„Mach du!" bat sie.

Und Hannes berichtete von dem schwärzesten Tag in ihrer beider Leben, ohne Details aus ihrer Vergangenheit anzusprechen.
„Es war ein Mann, der nicht sehr glücklich darüber war, dass wir zusammen waren!" deutete er nur an.
Das Publikum war fassungslos, dass jemand so rohe Gewalt ausüben wollte gegen ein so zierliches, hübsches Mädchen.

„Doch zu unserem Glück gab es junge Männer, die uns halfen, ohne lange nachzudenken, Abiturienten aus Mias Leistungskurs. Vor allem Oliver, der uns ein guter Freund geworden ist. Er hat mir das Leben gerettet und wurde selber nicht unerheblich verletzt."
Er hielt sein Mädchen noch fester im Arm, küsste sie zärtlich. „Wir haben eine Weile gebraucht, bis wir darüber hinweggekommen sind!" sagte Mia leise.
Christin tat es leid, das Thema angesprochen zu haben, aber die Regie war begeistert. Love and crime, was wollte man mehr!

„Und jetzt leben Sie für ein Jahr in Paris. Ihre Frau begeistert die Nation mit ihrem Charme, das Gymnasium schätzt sich glücklich, eine so kompetente Lehrkraft bekommen zu haben, halb Paris würde Sie am liebsten adoptieren, Mia. Wie gefällt es Ihnen hier?"
Sie lobten beide abwechselnd die Stadt, die Menschen, die Art und Weise, wie sie hier aufgenommen wurden und und und....

Christin fragte noch nach Hannes' italienischen Wurzeln, wollte Einzelheiten über die Hochzeit auf den Seychellen wissen, die beiden erzählten bereitwillig vom Ausflug ins Paradies.
Dann wollte die Moderatorin etwas über Hannes' Job erfahren.
„Ich bin ein großer Junge, der gerne am Computer spielt!" erklärte er lächelnd. „Und dann bezahlt mich irgendjemand dafür."

„Er ist brillant!" fügte Mia hinzu. „In der neuen Ausgabe von IT-World ist ein fünfseitiger Artikel über meinen Mann, da können Sie nachlesen, wie brillant."
Das Belegexemplar war am Vortag bei ihnen eingetroffen. Es hatte sie drei Stunden gekostet, bis sie nach der Lektüre das Bett wieder verlassen konnten, drei wunderbare Stunden.

Hannes erinnerte sich an ihre Reaktion, küsste sie gerade so lange, wie es im französischen Fernsehen zulässig war. Das war zwar länger, als es in Deutschland möglich gewesen wäre, aber noch lange nicht genug. Der Regisseur klatschte vor Begeisterung in die Hände, dieser Kuss würde noch Jahre lang in den Best-off-Sendungen laufen.
„Ihre Frau findet Ihren Job sexy. Würden Sie uns zum Schluss verraten, was Sie sexy finden?" fragte Christin lächelnd.

„Sie!" antwortete Hannes verliebt lächelnd, küsste sie noch einmal. „Ich finde Mia sexy!"
Das ließ die Regie als Schlusswort stehen, der Abspann kam.
Paris und Frankreich waren verliebt in eine süße Studienrätin und ihren Ehemann mit dem Sexy-Beruf.


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