Kapitel 55

Um vier holte sie der Bus, der die ganze Truppe zum Flughafen bringen würde, ab. Sie waren die letzten, die der Fahrer eingesammelt hatte. Sie flogen Business Class, mussten also nicht so früh am Flughafen sein, sie hatten einen extra Check-in-Schalter, würden als erste das Boarding starten können. 

Alle waren ein bisschen hibbelig, ein wenig aufgedreht, genossen diese Gefühl aber immens. Hannes sah in einem der teuren Shops noch ein Kleid, das sie unbedingt probieren musste. Sie tat ihm den Gefallen, tat ihm auch den Gefallen, dass er es ihr kaufen durfte, trotz des horrenden Preises für so wenig Stoff!

Es ist perfekt für den Polterabend, ihre Farben Gelb und Blau, ihr Haar und ihre Augen! dachte er bei sich. Ein kurzer gebauschter Rock, ein enganliegendes Miederoberteil, ein knappes Jäckchen, das ein bisschen Haut verbarg.

„Duhu, süße Mia? Eins möchte ich noch schnell loswerden!" sagte er vor dem Geschäft dann zu ihr, und sah sie ernst an. „Weil ich immer so viel Blödsinn quatsche, von wegen sexy Kleidung und Wäsche und so. Ich brauche das alles echt nicht, um dich begehrenswert zu finden. Ich meine, wenn du eine Nonnentracht tragen und mich einmal anlächeln würdest, mich einmal küssen würdest, würde ich genauso brennen. Ich will nur, dass du dich gut fühlst, dass du dich schön findest, dass du dich einfach wohl fühlst, okay?"

Mein Gott, was für ein Mann! dachte Mia zum irgend wie vielten Mal!
„Ich weiß, Babyboy! Ich weiß! Aber du hast recht, ich trage gerne schöne Sachen, sexy Sachen, ich fühle mich gerne als Frau, seit ich dich kenne." Und das turnte ihn mehr an als jeder Tanga, jedes Minikleid, jede durchsichtige Bluse.
Ich fühle mich gerne als Frau, seit ich dich kenne! Dieser Satz von ihr brannte sich in seiner Seele ein.

„Und ich fühle mich gern als der Mann, den du begehrst!" antwortete er leise.
„Oh ja! Du bist der Mann, den ich begehre!" flüsterte sie.
„Und ich bin auch unheimlich gerne der Mann, der dich begehrt und der dich lieben darf, meine Süße."
Sie gingen engumschlungen in die VIP-Lounge zurück. Die anderen fühlten das Prickeln, das schon wieder einmal zwischen den beiden herrschte und lächelten verständnisvoll. Das kannten ja alle mittlerweile zur Genüge.

Oliver und Anja hingen ähnlich in den Liebesseilen wie das Brautpaar. „O Gott, Sweetheart, zwölf Stunden Flug, wie soll ich das denn aushalten!" stöhnte er.
„Das schaffst du schon. Du bist doch ein starker Mann!" zog sie ihn auf.
„Kein verliebter Mann ist ein starker Mann!" stellte er kategorisch fest.

Aber wider Erwarten überstanden alle Verliebten den Flug. Sie hatten die gesamte Business-Class für sich, die Stewardess kümmerte sich sehr intensiv um die vielen gutaussehenden Männer, der Stewart um die vielen gutaussehenden Damen.

Sie durften alle nach und nach ins Cockpit, die Mädels schäkerten mit den Piloten, die erfreut über große Anzahl hübscher weiblicher Wesen waren.
Sie schliefen dann aber auch ein paar Stunden in den bequemen Liegesesseln. Sie aßen zu Abend, frühstückten, lachten, zogen sich auf, schliefen wieder ein. Auch die Eltern hatten viel Spaß mit ihren verliebten Kindern, wurden selbst wieder jung.
Sie landeten relativ erholt und vor allem sehr glücklich. Ein Bus brachte sie zum Hochzeitsressort, das alle Erwartungen übertraf.

Große Bungalows, viel Privatsphäre, wunderschöne Terrassen mit Swimming- und Whirlpools, kleine Gärten, in den Bäumen tummelte sich eine Vielzahl an bunten Vögeln, deren unbekannte Stimmen unablässig ertönten.
Das Meer mit dem wunderbaren Sandstrand war nur ein paar Schritte entfernt, das leise Plätschern der Wellen drang zu den Terrassen. Die Luft war lau, ein milder Wind streichelte sie.

Der Empfang war herzlich, das Personal freute sich, so nette, fröhliche, schöne Menschen eine Woche lang verwöhnen zu dürfen. Die Betten sahen bequem aus, waren mindestens 2,50 m mal 2,50 m groß.
„Na, das nenn ich mal eine tolle Spielwiese!" stellte Gregor trocken fest. Die Bäder, die Wohnräume - Luxus pur.
Sie hatten ein paar Stunden zur Erholung oder zu was auch immer, trafen sich am Strand zu einem hervorragenden Sieben-Gang-Menü.
Das Glück der ganzen Gruppe war fast mit Händen zu greifen!

„Das hast du mehr als gut gemacht, Superhannes!" lobte Mia.
„So schön hätte ich mir das alles nicht vorgestellt!" räumte er ein. Mia genoss, wie er über seine Gefühle sprechen konnte. Eigentlich hatten alle verträumte Blicke, fühlten sich alle wie in einem Traum. Drei Tage hatten sie bis zur Feier.

Alle Mahlzeiten wurden am Strand serviert, den Zeitpunkt bestimmten sie, das Meer war ruhig und warm, sie schwammen, spielten Wasserball, tollten im Wasser, fremde Leute waren keine da. Sie tranken wenig Alkohol, wollten alle Sinne frei haben.
Die Eltern Maybach sahen glücklich ihren Söhnen zu, die offensichtlich sehr verliebt waren, Hannes immer ein wenig mehr als Markus, Hannes, der immer noch zu staunen schien, wenn er seine Mia ansah.

Mia, die oft ungläubig erstarrt ihren Hannes ansah.
Sie liebten dieses Mädchen von ganzem Herzen.
„Eure Mia ist wirklich ein Geschenk Gottes für unseren Hannes!" sagte Helena zum Monika.
„Ja, und er für sie." Sie hatte wieder einmal Tränen in den Augen, aber dieses Mal vor Glück, das es ihre Kleine doch noch geschafft hatte, den Mann zu finden, den sie verdiente.

Dr. Peter Maybach saß lange mit Oliver und Anja zusammen. Sie erzählten von ihren Plänen. Anja wollte Frauenärztin werden, weil sie der Meinung war, dass dafür in der Entwicklungshilfe der größte Bedarf war, Oliver liebäugelte mit der Chirurgie.
„Dann kannst du ja deinen Facharzt bei mir machen!" schlug Peter vor. Oliver platzte vor Stolz.

Er fand es unglaublich, wie nah sich die Eltern und ihre Söhne und Töchter waren, wie liebevoll sie miteinander umgingen. So etwas kannten er und seine Maus nicht im Entferntesten! Doch irgendwie hatte er das Gefühl, dass auch er und Anja aufgenommen wurden in diesen beiden Familien, dass sie plötzlich, mit 19 und 20 Jahren, nicht nur eine Reihe an Geschwistern sondern auch zwei Elternpaare bekommen hatten, zusätzlich zu der Liebe ihres Lebens.
Manchmal überlegte Oliver, ob alles auch so gekommen wäre, wenn er sich nicht vor Hannes geworfen hätte an jenem schrecklichen Tag?

Vielleicht nicht so eng, aber gut verstanden hätten sie sich mit Sicherheit auch, sie lagen einfach auf derselben Wellenlänge mit Hannes und Mia.
Er dachte auch oft darüber nach, was aus ihm ohne die kleine Studienrätin geworden wäre. Es war nicht in erster Linie das Verliebtsein, das ihn geformt hatte, es war ihre Stärke, die spürbar war, der starke Wille, nie aufzugeben, den sie den Schülern vermittelt hatte. Ihr Ansichten über das Leben, über sich selbst, über eine bessere Welt, das hatte die Schüler alle motiviert, viel mehr nachzudenken, als es Gleichaltrige sonst taten.

Und am Ende hatte er auch noch ihre Prophezeiung erfüllt und sich ein schönes, großes Mädchen mit langen, dunklen Haaren für die Wolke 7 gesucht, oder vielmehr er hatte sich von diesem Mädchen finden lassen.
Lächelnd sah er seiner Anja zu, die mit den anderen Mädchen Wasservolleyball spielte.
„Na, was schmunzelst du denn so vor dich hin?" fragte Hannes.
Er deutete auf die Frauen. „Sind sie nicht eine Augenweide, alle miteinander?" antwortete er verschmitzt.
„Aber unsere beiden sind die Schönsten, oder?" neckte ihn Hannes.
„Meine ist die Schönste!"
„Quatschkopf, meine!"
„Du hast ja einen Augenfehler, eindeutig meine!"
Hannes nahm ihn in den Schwitzkasten. „Jetzt gib es endlich zu! Meine ist die Schönste!"

Sie rangelten miteinander, schubsten sich ins Wasser, rangelten dort weiter.
Oliver genoss jede Sekunde, Hannes auch.
Markus, Robert und Gregor mischten sich mit ein, die Jungs waren bald nur noch ein Haufen an Beinen und Armen, die durchs Wasser pflügten.
Mia stand lachend am Strand. „Was machen denn unsere großen Jungs für einen Wirbel?"
„Wir kämpfen aus, wer von unseren Mädchen das Schönste ist!" rief Hannes, bevor Markus ihn wieder untertauchte.
„Das machen wir ganz einfach! Ihr seid alle Paris, ihr geht jetzt zu dem Mädchen, das euch am besten gefällt, und welches die meisten Punkte hat, ist das Schönste!"

„Okay!" rief Hannes. „Auf drei! Eins, zwei, drei!"
Alle liefen los, stellten sich zu ihren Herzdamen.
„Na, passt doch wunderbar!" freute sich Mia. „Anja ist die Schönste! Carla ist die Schönste! Mona ist die Schönste! Sarah ist die Schönste! Und ich bin die Schönste!"
Die Eltern lachten sich kaputt über die kaspernden jungen Leute.
Jeder Mann trug seine Herzdame ins Wasser.
„Aber du bist trotzdem die allerschönste!" flüsterte Hannes. „Aber das verraten wir niemandem!"

Es gab viele salzige Küsse, viele nasse Umarmungen, das eine oder andere Paar musste schnell etwas im Bungalow erledigen, oder auch langsam.
„Ich hoffe nur, die Kondome reichen. Ich weiß jetzt nicht, ob es hier Nachschub zu kaufen gibt!"
seufzte Hannes. „Irgendwie versetzt mich das Selen in der Luft in einen Dauererregungszustand."
Mia sprang aus dem Bett, kam mit zwei weiteren Großpackungen zurück. „Die habe ich mal zur Sicherheit mitgebracht, falls wieder irgendeiner Versorgungsschwierigkeiten hat."
Hannes lachte, bis ihm wieder einmal die Tränen kamen. Sein verrücktes Mädchen! „Wo hast du die geholt?" fragte er.

„In unserem Drogeriemarkt, die kennen mich da ja mittlerweile. Die Verkäuferin hat mich gefragt, ob wir nicht ein Abo buchen wollen, dann bekommen wir die Dinger zugeschickt."
Hannes hielt sich den Bauch. „Das hast du aber jetzt erfunden, oder?"
„Aber gut erfunden, oder?"
„Ja, sehr gut!" Er rollte mit ihr übers Bett.

Seit sie in der ersten Woche vollkommen cool mit ihm Kondome kaufen gegangen war, wusste er endgültig, dass er den kleinen Kobold immer lieben würde. Seitdem hatten sie meistens zusammen welche geholt, nicht immer im gleichen Laden, weil ihr Großverbrauch die Verkäuferin am Ende noch neidisch gemacht hätte, wie Mia einmal angemerkt hatte.
Und plötzlich überschwemmte ihn die Erinnerung an diese ersten Wochen wie eine Riesenwelle, machte ihn atemlos vor Glück.

Er war so fassungslos seinem Gefühl zu ihr gegenüber gestanden, hatte sein Glück kaum ertragen können, hatte aber auch wahnsinnige Angst, dass er sie wieder verlieren könnte.
Als sie schimpfend und tobend auf dem Bett saß, wäre er beinahe ohnmächtig geworden vor Panik, bis er die Briefe in ihrer Hand sah.
Als sie am zweiten Schultag zwanzig Minuten zu spät nach Hause kam, hatte er gefürchtet, sie käme nicht mehr zurück.

Er hatte Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, bis sich zunehmend Sicherheit in ihm breit machte, dass sie bleiben würde.
Er hatte täglich etwas Neues entdeckt, in das er sich noch mehr verlieben konnte.
Ihr Esprit, ihr natürlicher Charme, ihr Humor, ihre Intelligenz, ihre Wortgewandtheit, sie wurde immer unfassbarer für ihn.
Und jetzt waren sie im Paradies, und sie würde seine Frau werden, und das war das Unfassbarste von allem.

Hannes atmete tief ein, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen, nicht die körperlichen, die in seinem Herzen.
Er drückte sie an sich. „Ich liebe dich, Mia!" stieß er hervor. „Und ich danke dir für jeden einzelnen Tag, an dem du bei mir geblieben bist."
„Wo hätte ich denn hinsollen, Hannes, so als halbe Frau? Ich wäre doch ohne dich nie wieder ganz geworden."

Er lächelte sie an. Wieder hatte ein kleiner Scherz die Stimmung ein wenig entspannt, er konnte wieder besser durchatmen.
„Komm, Engelchen, schauen wir mal, ob unsere Gäste schon abgereist sind."
„Und wenn sie es sind, kommen wir gleich wieder zurück, oder?"
„Versprochen, lockendes Teufelchen!" Sie schlüpften in trockene Badesachen, Hannes zog lieber noch eine Short über seine Badehose.

Um sechs Uhr begann die Polterabend-Feier, die Hannes als Überraschung dazu gebucht hatte.
Es gab ein phantastisches Barbecue mit unglaublichen Salaten. Mia sah in dem neuen Kleidchen supersüß aus, wie Hannes ihr mindestens tausend Mal sagen musste. Alle liefen barfuß wie immer, Schuhe wären im Sand unmöglich gewesen.
Ein Sänger mit einer Hammondorgel sang schmachtende Liebeslieder, alle tanzten im seichten Wasser oder im Sand.

„Wenn man den Texten zuhört, denkt man, alle sind nur für dich geschrieben!" flüsterte Hannes in ihr Ohr. Er trug Shorts und ein braunes Seidenhemd darüber, sah noch umwerfender aus, als sonst, falls das überhaupt möglich war. Nach jeder Tanzrunde standen ein paar Knöpfe offen, nach jeder Tanzrunde knöpfte er sie lächelnd wieder zu.
„Kleiner Quälgeist!" flüsterte er dabei.

„Ich kann nichts dafür. Meine Hände folgen mir schon lange nicht mehr!" entschuldigte sie sich.
Als sie auf einer Bank saß, um ein bisschen runter zu kommen, Hannes hatte sie zu seinen Eltern geschickt, setzte sich Mona zu ihr.
„Danke, Mia, dass ihr uns eingeladen habt!" sagte sie und nahm die Freundin in den Arm. „Es ist ein einziger Traum. Das werden wir in unserem Leben nie vergessen. Und das hätten wir uns selbst niemals leisten können."

Mia bekam ein klein wenig schlechtes Gewissen, dachte an den Scheck, der zu Hause lag, an all das Geld, das ihnen von allen Seiten zuströmte.
„Mona, entschuldige, wenn ich frage, aber wir reden ja immer sehr offen miteinander, aber wie sieht es finanziell zur Zeit bei euch aus?"
„Wir kommen schon klar, aber wir müssen schon rechnen. Die Garage müsste halt noch gebaut werden und unsere alte Karre macht Mucken. Ich sollte wieder arbeiten, aber ich will die Kinder nicht den ganzen Tag in den Kindergarten stecken, oder den Jungen nächstes Schuljahr in eine Ganztagesschule. Und in meinem Job Teilzeit zu arbeiten, ist praktisch unmöglich." Mona war Journalistin, hatte als Redakteurin bei der MZ gearbeitet, durch sie war Mia an die Kolumne gekommen.

Sie fasste ihren ganzen Mut zusammen. „Hör mal Mona, krieg das jetzt bitte nicht in den falschen Hals. Hannes hat zur Zeit echt einen Lauf, er hat einen ganz dicken Fisch an Land gezogen. Und meine Bücher laufen auch erstaunlich gut. Das habe ich ja indirekt dir zu verdanken, weil du mir damals den Job vermittelt hast. Also, Hannes und ich, wir spenden ja auch immer wieder viel Geld. Warum sollten wir dann nicht einfach was guten Freunden geben können, verstehst du?"
Mona sah sie lächelnd an. „Als Gregor das mit dem Scheck erzählt hat, den höchstwahrscheinlich Hannes gespendet hat, hab ich aus Jux gesagt: Den hätte er uns auch geben können. Da hätte er wenigstens gewusst, was mit dem Geld geschieht. Gregor hätte mich beinahe gefressen."

Mia pfiff Gregor zu sich, erklärte ihm noch einmal alles. Der sah sie an, als wäre sie übergeschnappt.
„Das glaubst du aber jetzt nicht im Ernst, dass ich Geld von euch nehme, einfach so." Er war nicht beleidigt, er wusste, dass Mia ihn nicht demütigen wollte, auf keinen Fall!
Aber das ging gar nicht!
Mia pfiff Hannes zu sich. „Na, pfeifst du dir dein Verehrerheer zusammen?" fragte er lachend. „Darf ich dich jetzt wieder küssen?"
„Später! Wenn du mein Problem gelöst hast."
„Aha! Jetzt sind Küsse schon an Bedingungen geknüpft. Dir pfeif ich jetzt was!" Er zog sie eng an sich, küsste sie zur Strafe extralang.
„Wann ist heute Schlafenszeit?" fragte er heiser.
„Wenn mein Problem gelöst ist!" sagte sie lächelnd und mit extrem weichen Knien.
„Also, dann helft mir jetzt bloß schnell bei der Lösung ihres Problems!" bat er die Freunde.

Gregor schüttelte den Kopf. „Keine Chance!"
Mia erklärte nun zum dritten Mal ihr Ansinnen.
Hannes musste lachen.
Die gleiche Mia, die sich vor Monaten mit Händen und Füßen dagegen gewehrt hatte, von ihm Geld anzunehmen, erwartete jetzt genau das von ihren Freunden.

Hannes erzählte den beiden von ihren Auseinandersetzungen damals. „Bis ich ihr angedroht habe, dass sie mir Haushaltsgeld zahlen muss, dann wurde sie einigermaßen vernünftig!"
„Aber die Situation ist doch jetzt ganz anders. Gregor ist ja schließlich nicht verliebt in dich!"

Hannes grinste sie an. „Bist du sicher?" Er blinzelte dem Freund zu. „Vor ein paar Tagen hast du noch meinem wichtigsten Geschäftspartner erzählt, ich sei schwul."
Er erzählte auch diese Geschichte. Mona und Gregor schütteten sich vor Lachen aus.
„Jaja! Leg dich nicht mit Mia an!" erinnerte sich Gregor an ihre anfänglichen Wortgefechte. „Die faltet dich zusammen, dass du den Rest deines Lebens glaubst, du bist ein Briefkuvert."

Hannes lachte über den passenden Vergleich, musste aber dann noch einmal zum ursprünglichen Thema zurückkommen, sonst kriegte er sein gelb-blaues Bienchen heute nicht ins Bett.
„Aber jetzt mal im Ernst. Uns schneit es gerade von allen Seiten rein. Jetzt gehen wir auch noch ein Jahr nach Paris, da bekommt die Süße doppeltes Gehalt, einmal hier und einmal in Paris, wegen der doppelten Haushaltsführung, uns wird manchmal ganz bang bei den Summen. Ich habe ja auch noch mein dickes Erbe. Es würde uns schon gut tun und auch beruhigen, wenn wir ein wenig teilen könnten."

Gregor gaben seine Worte dann doch zu denken. Er dachte an die Computer, die Hannes bezahlt hatte, an den Scheck für die Schule, der junge Mann, der finanziell so vom Glück verwöhnt worden war, gab einfach gerne.
Er atmete tief ein. „Also gut, Mona zu Liebe, damit sie nicht immer so ein schlechtes Gewissen hat, dass sie bei unseren Kindern zu Hause bleibt. Zehntausend wären vielleicht okay!"

„Komm, spinn nicht rum! Zehntausend für ein neues Auto und eine Garage. Da hängen wir eine Null an, dann hat das Hand und Fuß!" sagte Hannes.
„Du bist komplett verrückt!" Das war jetzt auch Mona zu heftig. „Wir brauchen ja kein neues Auto, nur ein besseres."
Hannes wollte aber die beiden unbedingt überzeugen, dafür war er auch bereit, die Karten auf den Tisch zu legen.

„Jetzt hört mir mal zu! Ihr habt Mia wahnsinnig gut getan in ihrer schlimmsten Zeit. Ihr seid die besten Freunde meiner besten Freundin, und ich habe das Gefühl, ihr seid auch die meinen geworden in der kurzen Zeit. Ich will euch auf keinen Fall bezahlen für diese Freundschaft, denn so viel Geld habe ich gar nicht. Ich habe vor dem Urlaub einen Scheck über 1,5 Millionen Euro bekommen, für drei Tage Arbeit. Nach dem Urlaub bekomme ich die gleiche Summe, wenn das Programm läuft, was ich aber annehme. Das ist alles total überbezahlt, aber der Markt gibt es halt im Moment her. Mia hat ein Buch geschrieben, das demnächst in sechs Sprachen übersetzt wird. Ich hatte selber keine Ahnung, wie viel ein Autor verdienen kann, aber es ist richtig gutes Geld. Da ist ihr Gehalt Portokasse. Das soll jetzt echt keine Protzerei sein, aber das wisst ihr. Ich erzähle das auch nur, damit ihr versteht, dass uns 100.000 Euro nicht weh tun."
Gregor sah ihn fassungslos an. Wenn Hannes so offen ihre finanzielle Situation ansprach, schien ihm wirklich etwas daran zu liegen, ihnen unter die Arme zu greifen.

„Okay!" gab er schließlich nach und schluckte seinen Stolz hinunter. Es kam ja auch seiner Familie zugute.
Mia klatschte in die Hände vor Freude. „Jetzt hat er dir das Hirn aus dem Kopf gequatscht! Das kann er gut, der Herr Dr. Hannes Maybach!"
Hannes drückte sie lachend an sich. „Jetzt musst du aber dein Versprechen einhalten, Sweetheart! Dein Problem ist gelöst!" flüsterte er ihr ins Ohr.
Er zog sie hoch, wünschte allen eine gute Nacht und wankte dem riesigen Bett entgegen.


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