Kapitel 53
Die letzten Wochen vor den großen Ferien waren angebrochen. Am Abend, nach einem sehr heißen Aufenthalt im 2 Meter breiten Bett, bekam Mia einen Riesenschreck!
„Hannes! Ich sollte mich vielleicht mal langsam um mein Brautkleid kümmern!"
Er fuhr hoch. „Stimmt! Ich habe immer nur an die Hochzeitsnacht gedacht, aber zur Feier solltest du wirklich etwas anziehen!" Er grinste sie frech an.
„Kasper! Nimm mich mal ernst!"
„Ernster als ich kann dich niemand nehmen, süße Miamaus!" Er rollte sie auf sich. „Also, Püppchen, an was hast du denn gedacht?"
„Na, ja, so drei Reifröcke, zwei Meter Schleppe und fünf Meter Schleier! Und du?"
„Durchsichtige Spitze, minikurz, schulterfrei, damit ich den ganzen Tag an Haut kommen kann, wenn ich will!"
„Na, da liegen wir ja gar nicht so weit auseinander mit unseren Vorstellungen, jetzt müssen wir uns nur irgendwo in der Mitte treffen!"
Er sprang aus dem Bett, lief ins Bad, schaltete dann den Computer ein. „Komm schauen wir mal im Internet, was uns beiden gefällt."
Sie saß auf seinem Schoß, er klickte durch die Fotos. Sie hatten sich bald auf ein Modell geeinigt, sehr elegant, sehr sexy. Er druckte das Bild aus, speicherte es auf einem Stick.
Sie fuhren zu einem Modehaus mit Schneiderei, zeigten, was sie wollten. Die erste Anprobe sollte dann eine Woche später sein. „Aber ohne Bräutigam!" bestimmte die Chefin.
Zwei Wochen vor dem Flug war das Kleid dann endlich fertig, viel Zeit hätten sie nicht mehr verlieren dürfen!
„Und, was ziehst du eigentlich an, künftiger Göttergatte?" fragte sie ein paar Tage später
„Geheimnis!"
„Nur so grob!" bettelte sie.
„Grob? Okay! Eine Hose, ein Hemd und eine Jacke!"
„Na, das ist ja beruhigend! Farbe?"
„Ja!"
„Kasper! Welche Farbe werden die Kleidungsstücke haben?"
„Überraschung!"
„Die Farbe gibt es nicht!"
„Die Farbe wird eine Überraschung sein, kleiner Clown!"
„Ich hoffe, eine angenehme!"
„Mit Sicherheit, mein drolliger Troll! Ich möchte doch, dass den ganzen Tag deine Augen flimmern! Dass du dich so richtig auf die Hochzeitsnacht freust!"
„Aber, wenn du zu gut aussiehst in deinen Klamotten, will ich sie dir vielleicht gar nicht ausziehen!"
„Dafür siehst du mich viel zu gern nackt!" gab er trocken zurück.
Mia bekam einen Lachanfall. „Hast du das auch schon gemerkt? Ich dachte, das sei mein Geheimnis!"
„Weil du auch Geheimnisse vor mir haben könntest! Ich kann in deinem Gesicht lesen wie in einem Buch!" Er sah sie verliebt an.
„Und? Was liest du gerade?" Sein Blick ging ihr schon wieder durch und durch.
„Dass meine heiße Braut verdammt heiß auf mich ist!" flüsterte er und wunderte sich zum zweitausensten Mal, dass ihre Anziehungskraft auf ihn, sein Hunger nach ihr nie nachließ!
„Und, was liest du jetzt?" fragte sie beim Kuscheln.
„Dass du mich liebst!"
„Zwei Treffer! Du scheinst nicht geschwindelt zu haben!"
Er musste seinen süßen Käfer ganz fest in die Arme nehmen. „Weißt du eigentlich, dass du in paar Wochen meine Frau sein wirst? Und ich kann es immer noch nicht fassen, dass eine Frau wie du mich wirklich heiraten will!"
„Na, ich habe auch lange überlegt, ob ich wirklich so einen unscheinbaren, dummen Langweiler heiraten soll!"
„Echt? Ich habe gleich gewusst, dass ich die hässliche Kröte da neben mir will!"
„Oho! Hässliche Kröte! Da passen wir ja gut zusammen!"
„Das haben wir doch von Anfang an getan, oder?" Er streichelte ihr Gesicht. „Ich wusste schon nach zwei Tagen, dass ich dich nicht mehr verlieren darf!"
Das Kleid und sein geheimer Anzug wurden vorausgeschickt, damit nichts schief gehen konnte, das gehörte zum Arrangement.
Eine Woche vor Ferienbeginn rief der Lautsprecher Mia ins Direktorat.
„Setzen Sie sich bitte, Frau Dr. Leissen!" Der Chef sah sehr ernst aus, Mia bekam ein mulmiges Gefühl.
„Ich habe eine eigentlich sehr gute Nachricht, die für Sie aber im Moment auch eine schlechte sein könnte! Ihre Bewerbung für den Lehreraustausch nach Paris wurde mit überragender Mehrheit vom europäischen Gremium angenommen. Ihre Zweisprachigkeit und Ihre hervorragenden Leistungen waren sicher von keinem Bewerber zu toppen!"
Er schob das Schreiben über den Tisch.
Mia wich alles Blut aus dem Kopf, die Verzweiflung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
O Gott, das hatte sie vollkommen vergessen gehabt!
Als sie sich beworben hatte, hatte sie nur die Chance gesehen, ein Jahr lang weg von Thomas, von ihren persönlichen Problemen zu kommen.
Aber doch nicht jetzt!
Sie konnte doch nicht jetzt ein Jahr nach Paris gehen!
„Das, das geht nicht!" stammelte sie.
„Aber ein Rückzieher wird schwierig! Sie haben unterschrieben, dass Sie auf alle Fälle am Austausch teilnehmen werden."
„Ich weiß!" sagte sie tonlos, ging wie betäubt zu ihrem Auto, fuhr wie betäubt nach Hause.
Hannes merkte gleich, dass etwas passiert sein musste, so wie sie ihn ansah, wie blass sie war.
Sein erster Gedanke war, der Kretin sei wieder aufgetaucht!
Er nahm sie in die Arme. „Was ist los, Mäuschen? Thomas?" fragte er leise.
Wortlos zog sie den Brief aus ihrer Tasche, ließ sich auf einen Stuhl fallen.
Hannes las, sein Gesicht begann zu strahlen.
„Süße, das ist ja großartig! Wir werden ein Jahr in Paris leben!" Er zog sie in seine Arme, tanzte mit ihr durchs Zimmer.
Sie sah ihn fassungslos an. „Du würdest mitkommen?" fragte sie.
Er sah sie verständnislos an. „Ja, natürlich! Da steht doch: Mit Familie! Und in einer Vier-Zimmer-Wohnung werden wir schon zu Zweit Platz haben."
„Das habe ich gar nicht mehr gelesen!" gestand sie. „Ich war total schockiert! Denn ich muss da hin! Ich kann das nicht ablehnen!" Langsam kamen ihre Lebensgeister zurück. „Und deine Arbeit?"
„Mia, Süße! Erstens kann ich von überall aus arbeiten, und zweitens würden wir nicht am Hungertuch nagen, wenn du mich ein Jahr aushalten musst, oder?"
Sie begann, das ganze Ausmaß dessen, was er ihr sagte zu begreifen.
„Du kommst mit! Wir fahren nach Paris! Wir werden ein Jahr in Paris leben!" Ein unheimliches Glücksgefühl durchströmte sie.
„Genau! Ein Jahr als frischverheiratetes Ehepaar in der Stadt der Liebe!" Er küsste sie sehr lange.
„Da kann ich aber dann nicht viel Unterricht halten! Eine Stunde höchstens am Tag!" scherzte sie und streichelte ihn ausgiebig. Gut, dass sein Shirt wieder sehr knapp war, so dass sie sehr schnell Zugang zu seinem Körper fand.
Viel später löste sie sich aus seinen Armen. „Ich muss den Chef anrufen! Er hat sich große Sorgen gemacht!"
Sie wählte, der Studiendirektor hob schnell ab, er hatte ihre Nummer mit Namen auf dem Display, ahnte in welch einem Konflikt sie stand.
„Hannes kommt mit! Wir sind ja dann verheiratet, und es heißt: Mit Familie, das wird sogar gewünscht! Und Hannes kommt wirklich mit! Er kann auch in Paris arbeiten. Wir werden zu zweit fahren!" sprudelte es aus ihr heraus.
Der Chef lächelte glücklich. An so eine Lösung hatte er gar nicht gedacht! Aber der junge Dr. Maybach war schon ein ungewöhnlicher Mann, und er gönnte seiner Star-Studienrätin ihr Glück von ganzem Herzen!
„Das freut mich außerordentlich! Das ist die beste Nachricht des Tages, Frau Dr. Leissen! Bis morgen!"
Hannes hatte sich mittlerweile angezogen, hatte im Internet einen Stadtplan von Paris aufgerufen.
Gemeinsam suchten sie die Straße, in der ihre Wohnung lag.
„Wow! Das ist mitten im Zentrum! Gleich da ist die Champs Elysee, da der Place de la Concord!" Mia war total aus dem Häuschen.
Sie war als Kind und Jugendliche schon ein paar Mal mit ihren Eltern in der französischen Hauptstadt gewesen, sie liebte das Leben dort, kannte sich relativ gut aus.
Für Hannes wäre es das erste Mal.
„Ich ruf da jetzt gleich mal an, bei dieser Kommission, kläre die Details. Wirst du dann Geräte hinschaffen müssen?"
„Ja, zwei, drei Computer, einen Drucker, einen Scanner, und ein paar kleinere Sachen. Du kannst ja mal fragen, was für einen Internetanschluss die Wohnung hat!" Er lächelte sie an, sah schon wieder das Flirren ihrer Augen.
„Und da sitzt du dann in Paris und programmierst, und deine Finger flitzen über die Tasten?" fragte sie heiser.
„Und die Byts und Bites fliegen durch den Raum und vernebeln dir dein kluges Köpfchen!" flüsterte er verheißungsvoll. Sie setzte sich auf seinen Schoß, kraulte seinen Nacken und das Telefongespräch mit der europäischen Kommission musste auf später verschoben werden.
Es galt, Prioritäten zu setzen.
Gegen vier wählte sie schließlich die Nummer in Paris.
Hannes sah glücklich die Verwandlung seines Schmusekätzchens in eine selbstbewusste junge Dame, die in perfektem Französisch Informationen einholte, witzig und spritzig mit dem Beamten plauderte.
Sie handelte aus, dass ein Kleintransporter eine Woche vor Anreise die Geräte von Hannes abholen würde und Teile ihres Gepäcks. Sie selbst würden fliegen, natürlich Business Class, ein Leihwagen würde ihnen in Paris zur Verfügung stehen.
Sie erklärte, dass sie in wenigen Wochen heiraten würde, dann Maybach hieße, und fragte, da sie der Schalk ritt, ob das Bett in der Wohnung auch breit genug wäre.
Der Franzose lachte, hatte vollstes Verständnis für ihre Frage. „So viel ich weiß, ist das Bett
2,20 m breit!"
Sie vereinbarten, dass sie sich noch einmal melden würde, wenn sie aus den Flitterwochen zurück waren, um letzte Einzelheiten zu besprechen.
„Ich glaube, wir haben die richtige Wahl getroffen!" sagte der Beamte zum Schluss. „Sie und ihr Mann scheinen gut nach Paris zu passen!"
„Das können Sie aber annehmen!" Sie legte auf, Hannes wischte sich die Lachtränen aus den Augen, klatschte sie ab. Das meiste hatte er verstanden. Er wirbelte seinen süße Halbfranzösin durch die Luft, war betrunken vor Glück, vollkommen aufgedreht.
„Das muss ich jetzt Markus erzählen, sonst platze ich!" rief er. Er telefonierte mit seinem Bruder, der versprach, mit Sarah gleich nach oben zu kommen.
Mia und Hannes erzählten abwechselnd die großartige Neuigkeit.
„Und dann fragt sie den Beamten der europäischen Kommission, ob das Bett auch breit genug wäre!" Alle lachten Tränen.
Markus und Sarah freuten sich mit den beiden, wenn auch Sarah einen kleinen neidischen Stich verspürte.
„Das müssen wir feiern!" bestimmte Hannes, der sich noch immer nicht ganz beruhigt hatte.
Er sah fragend in die Runde, alle waren einverstanden. Er machte schnell einen Rundruf, lud alle Freunde und Verwandten in ein angesagtes Restaurant ein und bestellte dann gleich einen Tisch.
Plötzlich schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. „Du Mia? Willst du wirklich Maybach heißen?"
„Ja, natürlich! Von Herzen gerne!"
„Kein Doppelname, du willst ganz sicher nicht deinen Namen behalten?"
„Nein, Hannes, ganz sicher nicht! Ich möchte deinen Namen bekommen!"
„Danke!" sagte er nur leise.
Dann kam der letzte Schultag.
Nach der Zeugnisverteilung und dem Schlussgottesdienst war wieder einmal Mia von den meisten Eltern umringt, die sich bedankten für ihre hervorragende Arbeit. Hannes war in die Kirche gekommen, hatte irgendwie das Bedürfnis, bei ihr zu sein an diesem Tag.
Was für ein Mann, dachte sie zum tausendsten Mal! Er hielt während der ganzen Messe ihre Hand, beim Segen zeichnete er ein Kreuz auf ihre Stirn.
„Gott segne dich, kleine Mia!" flüsterte er.
Manch einer beobachtete die liebvolle Geste, hatte Tränen in den Augen.
Während sich seine süße Studienrätin von Eltern und Schülern verabschiedete, hielt er sie fest im Arm.
Was für ein Mann! dachte sie zum tausendundeinsten Mal!
Danach ging das Kollegium zum Essen.
„Sie kommen doch mit, Herr Dr. Maybach, oder?"
Hannes zierte sich nicht lange. In einem wunderschönen Garten saßen glückliche Lehrer bei einem frühen Mittagessen.
„Der letzte Schultag ist immer der beste Tag! Da hat man die ganzen Ferien noch vor sich! Ab morgen geht es ja dann schon wieder abwärts!" meinte Gregor.
Nach dem Essen klopfte der Chef an sein Glas, hielt ein kleine Rede, mit der er sich bei allen Kollegen für den Einsatz während des Jahre bedankte.
„Dann möchte ich mich noch bei unserer lieben Frau Dr. Leissen für ein Jahr verabschieden, die nach Paris geht und uns dafür eine französische Kollegin beschert. Wir werden Sie vermissen, und die Schüler werden es noch mehr tun, ebenso wie die Eltern! Denen habe ich noch gar nichts gesagt, das wird einen Aufruhr geben zu Beginn des neuen Schuljahres!
Dann möchte ich noch Herrn Dr. Maybach danken für seinen Einsatz in unserem Computerraum.
Ich möchte auch noch alle informieren, dass mir ein Scheck auf den Schreibtisch geflattert ist über die unglaubliche Summe von 100.000 Euro von einem anonymen Konto, aber ich denke, wir kennen den großzügigen Spender! Und es macht mich froh, dass unser ehrwürdiges Haus solche Menschen zu seinen Schülern zählen konnte!"
Hannes setzte seinen treuesten Dackelblick auf, schien von nichts zu wissen. Alle lachten, Mia drückte seine Hand.
Der nächste Tag war Hannes' 33. Geburtstag.
Die komplette Hochzeitsgesellschaft war eingeladen. Sie hatten im Hof Tische und Bänke aufgestellt, Jeder brachte etwas zu essen mit, Markus grillte, die Stimmung war wie immer grandios. Sie besprachen letzte Details für nächste Woche, wenn es am Samstag auf ging zu den Seychellen.
Mia hatte Oliver einen Anhänger entwerfen lassen, ein großes Rechteck, auf dem stand Mia- Forever, der I-Punkt war ein kleiner Topas, die Farbe seiner Augen. Er hing an einer dünnen Panzerkette. Die konnte er dann unter dem Hemd tragen, wenn es ihm peinlich war, dachte sie. Doch er freute sich wie ein kleiner Junge, trug die Kette außen, die Schrift lesbar für alle, nahm die Kette nur im Bett ab, trug sie täglich. Sie hatte auch noch einen edlen Morgenmantel entdeckt, ebenfalls in der Farbe seiner Augen, mit feinen Streifen in der Farbe der hellen Einschlüsse, aus schwerer Seide, den wollte sie ihm aber erst abends geben.
Nachbarn sahen aus den Fenstern, wurden spontan eingeladen, Niklas rief an, um zu gratulieren, kam später auch dazu. Er hielt den Kontakt zu seinem ehemaligen Kollegen immer noch aufrecht, sie telefonierten manchmal, das eine oder andere Mal trafen sie ihn auch im ZAP. Hin und wieder half Hannes ihm auch bei Systemabstürzen aus.
Um zwölf verabschiedeten sich die Eltern, das Jungvolk räumte schnell auf, beschloss noch eine Runde tanzen zu gehen.
Im ZAP gab es dann ein paar Lokalrunden, alle tranken auf sein Wohl, Mia liebte ihren extrovertierten Hannes über alles. Das enge Tanzen, das Knutschen, das man in einer Disco durchaus machen durfte, die heißen Berührungen, die unfolgsame Hände immer wieder machten, heizten sie so sehr an, dass sie wieder einmal in ihrem Hotelzimmer landeten.
Der Nachtportier kannte sie mittlerweile schon, freute sich wie immer, wenn er sein Doktor-Pärchen, wie er sie bei sich nannte, wieder sah. Zum einen gab es immer ein ordentliches Trinkgeld, zum anderen erwärmte ihre Liebe immer sein Herz.
„Heute kommen wir das letzte Mal als Liebespaar!" verkündete Hannes. „Das nächste Mal sind wir ein Ehepaar!"
Der Portier grinste ihn an. „Also, ich glaube, Sie werden immer als Liebespaar kommen!"
Hannes sah den Älteren strahlend an. „Das stimmt auch wieder! Dann kommen wir als Liebes-Ehepaar!"
Dann war genug geplänkelt, sie stürmten die Treppe hinauf.
Er legte seine Hand auf ihren knackigen Po. „Weißt du, was ich mich den ganzen Tag heute schon frage? Ich fühle gar keinen Stoff unter dem Kleidchen! Und da habe ich mir überlegt..." Seine Hand krabbelte ihren Oberschenkel hinauf. „Hat sie oder hat sie nicht?" Quälend langsam strich er höher. „Hat sie mein Geburtstagsgeschenk eingepackt oder nicht?" Er fühlte hinten nackte Haut, vorne ein kleines Dreieck aus Spitze. „Aha, teils, teils!"
Er stöhnte auf, fühlte, dass seine Erregung zu groß war für weitere Spielchen, zog sie aufs Bett. „Vorspiel wird zum Nachspiel!" erklärte er heiser und dachte gerade noch an ein Kondom.
Am nächsten Morgen warf sie das Zimmermädchen aus dem Bett, was auch gut war, denn er hatte die Zusatzkondome vergessen, und die fünf aus dem Notfallpäckchen waren schon verbraucht!
Wenn sie in der Nacht zum Freitag hier waren, eilte es am Morgen nicht so, aber heute war Sonntag, neue Gäste waren angemeldet. Eigentlich erst halb wach, frühstückten sie wie immer im Restaurant gegenüber, auch dort waren sie schon gut bekannt.
„Na, Mäuschen? So ganz bringst du deine Augen aber noch nicht auf!"
„Die blöde Kuh hat mich um meinen Halbschlafsex gebracht!" brummelte sie.
Sie liebte seine Zärtlichkeiten, wenn sie noch nicht ganz wach war, wenn sie seine Hände halb noch im Traum auf sich spürte, wenn sie erst richtig wach wurde, wenn er in sie eindrang.
Er lachte heiser, räusperte sich. Dieses Wort Halbschlafsex hatte sie vor ein paar Wochen kreiert, seitdem verfehlte es seine Wirkung auf ihn nie!
Sie war schon eine heiße Braut, sein Babygirl!
„Aber, es wäre heute so wie so nichts mehr gegangen, ich habe die Reservekondome vergessen!" gestand er flüsternd.
„Dummkopf!"
„OhOh! Wir sind noch nicht einmal verheiratet, schon beschimpfst du mich!"
„Na, wenn du die elementar wichtigen Dinge eines erfüllten Liebeslebens, das elementar wichtig für ein erfülltes Leben ist, vergisst, darf ich schon das eine oder andere nicht so nette Wort zu dir sagen, wenn ich auch sonst immer sehr nett mit dir spreche, weil du ja sonst auch immer sehr zuverlässig bist, was das erfüllte Liebesleben angeht!"
Hannes sah sie mit offenem Mund fassungslos an. „Sie hat 20 Nebensätze ausgesprochen, ohne ein einziges Subjekt oder Prädikat zu vergessen, und das nach dieser Nacht!" Dann lachten sie beide los, zahlten und liefen beschwingt nach Hause.
Sie trafen Markus im Treppenhaus. „Wo ward ihr denn gestern plötzlich?" fragte der überrascht. „Und wo kommt ihr jetzt her?"
„Wir kommen daher, wo wir gestern plötzlich waren!" antwortete Mia kryptisch und stieg die Stufen hinauf.
Hannes blinzelte seinem Bruder zu. „Heute ist sie gut drauf mit Worten!" sagte er nur und folgte ihr schnell.
Alle Geheimnisse müssen auch Zwillingsbrüder nicht kennen! dachte er glücklich.
In der Wohnung lachten sie sich erst einmal aus über Markus' verblüfftes Gesicht. Dann wollte Hannes duschen, im Hotel hatte es nur Mia noch geschafft. Auf seinem Bett lag ein Päckchen. „Noch ein Geschenk?" rief er Mia zu.
„Ja, aber ein ganz eigennütziges!" rief sie zurück.
Er packte aus, fand einen Morgenmantel in der Farbe, der ihre Augen immer noch flimmern ließ, in jeder Tasche steckte eine Großpackung Kondome und ein gerolltes Blatt Büttenpapier.
„Warum ich dich liebe" und „Wie ich dich liebe" stand darauf als Überschrift.
Wieder hatte sie in zauberhaften Worten unzählige Beweise ihrer Liebe aufgeschrieben. Er wollte nicht schon wieder heulen, wollte die Tränen wegschlucken und schaffte es einfach nicht!
Sie steckte den Kopf durch die Türe, wollte wissen, warum er sich gar nicht rührte.
Er streckte die Hand nach ihr aus. „Komm her, Schönheit! Zeig mir, dass du Wirklichkeit bist und nicht nur ein wunderschöner Traum!" flüsterte er.
Sie setzte sich auf seinen Schoß, er hielt sie in den Armen, atmete ihren Duft ein, versuchte die Rührung in Griff zu bekommen, schaffte es eine ganze Weile nicht, ließ die Tränen einfach laufen.
„Meinst du, ich kann dich je fassen? Kann je begreifen, dass du in meinem Leben bist, Goldsternchen?"
„Hast du jetzt ein Komma gesprochen oder ein Fragezeichen? Weil, wenn es ein Fragezeichen war, hast du im zweiten Satz das Subjekt vergessen!" Ihre Clownerei hatte seine Rührung ein wenig gemildert.
„Ich bekenne mich schuldig, Frau Vorsitzende des Germanistenbundes zur Rettung der deutschen Sprache. Es war ein Fragezeichen!" Lachend fielen sie aufs Bett, rollten darauf herum. Dann suchte Hannes zwei Bilderrahmen, legte die beiden Gedichte hinein und hängte sie über seinen Schreibtisch.
„So!" sagte er nach ein paar zärtlichen Küssen. „Jetzt probiere ich es nochmal mit dem Duschen!"
Als er wieder kam, trug er seinen neuen Morgenmantel. Sie pfiff anerkennend.
„Ich hab doch gesagt, das ist ein eigennütziges Geschenk!" Sie schlich sich an wie ein Kätzchen. Je näher sie ihm kam, desto mehr nahm sie seinen Duft wahr. Und kurze Zeit später lagen sie wieder einmal im Bett, vergaßen die Welt um sich.
„Ich hoffe, ich habe meinen Beitrag zu einem erfüllten Liebesleben geleistet!" zog er sie auf.
„Durchaus!" murmelte sie.
„Aha, momentan gibt es nur Einwortsätze!"
„Es gibt keine Einwortsätze! Ein Satz muss immer ein Subjekt und ein Prädikat haben, sonst ist es kein Satz! Und das geht nicht mit einem Wort!" brummelte sie.
Hannes erstickte fast schon wieder an einem Lachanfall.
„Das hast du aber nach unserer ersten Hotelnacht noch anders gesehen!"
„Da war ich wahrscheinlich außer Dienst als Vorsitzende des Germanistenbundes zur Rettung der deutschen Sprache!" Hannes konnte nicht mehr, sein Bauch schmerzte vor Lachen. Heute zog sie aber alle Register!
Am Abend packten sie wieder einmal den Rucksack voll mit Essen, er hängte sich die Gitarre um, sie gingen ans Donauufer, genossen den warmen Abend, die laue Nacht.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top