Kapitel 51

Kurz vor den Osterferien fand sie in ihrer Wochenplanmappe Buchungsunterlagen zu einer Reise auf Lanzarote: Eine Villa für 10 Nächte, zwei Flüge Business Class.
Fassungslos saß sie vor ihrer Klasse! Mein oberverrückter Hannes! dachte sie glücklich. Im Überraschen war er unschlagbar!

Es wurden traumhafte Tage, voll mit Liebe, Lachen, Genießen!
Sie tanzten ganze Nächte durch, verliebten die Tage dann im Bett, übernachteten in einer kleinen Bucht, Hannes kochte oder sie gingen zum Essen.

Er hatte alle Hände voll zu tun, die spanischen Männer davon zu überzeugen, dass der blonde Engel für immer zu ihm gehörte. Er kaufte Unmengen an Klamotten für beide, schließlich noch einen zusätzlichen Koffer. Sie fuhren mit dem gemieteten Cabrio die Insel ab, wanderten die langen Strände entlang, schwammen im Meer, ließen sich in der warmen Sonne trocknen.
Sie tanzten durch die Gässchen, viele Blicke folgten ihnen, wo immer sie auftauchten. Sie schrieb Gedichte, Geschichten, er las alles voller Stolz, auch darauf, dass er sie lesen durfte.

In den Pfingstferien fuhren sie wieder an den Gardasee, erinnerten sich an vielen Orten an das atemberaubende Glück, fühlten alles immer noch wie bei der Verlobungsfahrt. Der Besitzer des Lokales, in dem sie gefeiert hatten, erinnerte sich an sie ebenso wie der Klavierspieler. Der spielte gleich: „I Think I wonna Marry you", als sie das Restaurant betraten.

Maria und Pedro luden sie zu einer Pizza aus dem Holzofen ein, etwas Besseres hatten sie noch nie gegessen. Sie feierten die halbe Nacht mit Wein vom Gut, Hannes holte seine Gitarre, sang für alle, Nachbarn kamen dazu, es war wieder ein schönes spontanes Fest!
Hannes erzählte von Markus und Sarah, dass sie Mias Cousine war, was für großes Gelächter sorgte. Er berichtete von den Hochzeitsplänen auf den Seychellen im August.
„Und dann kommen hoffentlich viele hübsche Bambini!" freute sich Maria.

„Um Gottes Willen! Bloß nicht!" platzte Hannes heraus. „Kinder haben in unserem wunderbaren Leben keinen Platz!"
Mia hatte zwar noch nie über Nachwuchs nachgedacht, aber sein Entsetzen war schon etwas sehr groß!

Auch einige der Gäste sahen betreten drein.
Hannes verteidigte sich. „Uns geht es so gut! Unser Leben ist ein einziger Traum! Wir brauchen keinen Nachwuchs, um glücklich zu sein, ganz bestimmt nicht!" Er sah seine Süße an, küsste sie zärtlich. „Oder, Schönheit?"

Sie lächelte ihn verliebt an. „Nein! Natürlich nicht!" stimmte sie zu.
Für die Italiener war das zwar nicht so ganz zu verstehen, dass ein glückliches, schönes und wohl auch betuchtes Paar keine Kinder wollte, aber sie nahmen es schließlich hin.

Am 31. Mai hatte es Hannes sehr eilig mit dem Aufstehen, eher ungewöhnlich nach den letzten Tagen.
„Warum pressiert es dir denn heute gar so?" fragte sie und räkelte sich wohlig im Bett.
Er sah schnell zum Fenster hinaus. „Wir haben heute viel vor!" sagte er nur.
„Ach ja? Und was?" Ihre Stimme war ein einziges Locken.
„Ich geh duschen!" brachte Hannes gerade noch heraus.
Im Bad musste er lächeln.

Hatte sie doch glatt ihren Geburtstag vergessen!
Ohne sich noch einmal im Schlafzimmer in höchste Gefahr zu begeben, ging er in die Küche, um einige Vorbereitungen zu treffen.

Mia wartete eine Weile, ob er nicht doch noch einmal zurückkam, sprang dann aus dem Bett.
Sie duschte, cremte sich großzügig mit duftender Lotion ein, wählte ein extra sexy Outfit.
Strafe musste schließlich sein!

Als sie in die Küche kam, sah sie, dass sie verloren hatte mit ihrem Kleidchen!
Er schlug sie mit seiner engen hellen Hose und seinem knappen Shirt um Längen!
Sie lächelten sich an, beide Augenpaare flimmerten.
Als sie sich gerade aufeinander zubewegen wollten, kam vor dem Haus ein Auto laut hupend zum Stehen.
Heraus sprangen Markus und Sarah, Carla und Robert.

„Überraschung!" riefen sie.
Hannes hatte Markus angerufen, dass sie nichts vom Geburtstag sagen sollten, weil Mia ihn offensichtlich vergessen hatte.
Die vier hatte Hannes überredet, zum Gardasee zu kommen, sie waren am Tag zuvor bis Triest gefahren, hatten in einem Hotel übernachtet, um am nächsten Tag ausgeruht in der Villa anzukommen.

Mia sah verblüfft aus, Hannes tat so, als wäre er verblüfft. Es gab ein großes Begrüßungshallo, Hannes machte Frühstück, sie saßen lachend und schwatzend zusammen. Carla lenkte Mia ab, plötzlich lag ein Päckchen auf ihrem Teller.
„Was ist das denn?" fragte sie erstaunt und sah in fünf grinsende Gesichter.
„Mach's halt auf!" schlug Hannes vor.

Zum Vorschein kam ein Collier, ein schmales Weißgoldband, das vorne breiter wurde.
Eingelassen waren verschiedene Edelsteine. Es begann mit einem großen Saphir, es folgten 15 kleinere Saphire, die nächsten 13 Plätze teilten sich unscheinbare farblose Diamantsplitter mit halben Saphiren, dann kam ein riesiger Saphir. Die zweite Hälfte war unbestückt.
Sie verstand sofort. Das war ihr Leben! Ihre Geburt, 15 gute Jahre, 13 unwichtige mit Thomas, doch die halben Saphire überstrahlten die Splitter, das eine sehr wichtige Jahr ohne den Kretin, viel Platz für weitere Saphire.

Gab es einen zweiten Mann, dem so etwas einfallen würde?
Es war nicht wichtig, dass sie Geburtstag hatte, was ihr gerade erst wieder eingefallen war! Es war wichtig, dass es Hannes an ihrer Seite gab!
Sie stand auf, legte ihre Arme um seinen Hals, küsste ihn, fassungslos vor Glück. „Auf so etwas kannst nur du kommen, Herr Dr. Hannes Maybach!"
Er wusste, sie hatte blitzschnell verstanden, was das Collier ausdrücken sollte, sein blitzgescheites Mädchen!

Er griff in die Hosentasche, holt ein weiteres Päckchen heraus.
„Weil ich hoffe, dass das Halsband nicht ausreichen wird!" sagte er mit belegter Stimme. Sie packte ein Armband aus, das zweimal um ihr Handgelenk passte und noch unbestückt war.
Jetzt konnte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten und ließ sie einfach laufen.

Er küsste jede einzelne weg. „Alles Gute zum Geburtstag, Sonnenschein!" sagte er leise.
Dann gratulierten die Gäste. Geschenke gab es keine mehr, alle wussten, dass sie keine erwartete. Dass sie gekommen waren, machte ihr die größte Freude.
Markus fragte seinen Bruder: „Wo bekommt man denn so etwas her?"
Mia spitzte die Ohren.

„Ich habe Oliver von meiner Idee erzählt, er hat es dann entworfen, und ein Freund von ihm, mit dem er schon öfter einmal was zusammen gemacht hat, hat es angefertigt!"
Und wie aufs Stichwort kam ein blauer Sportflitzer in den Hof gefahren. Heraus sprangen Oliver und Anja. Sie fielen Mia um den Hals, gratulierten herzlich.
Die sah ihren Superhannes lachend an, schüttelte leicht den Kopf. Er hob nur die Hände, als wollte er sagen: „Was kann ich denn dafür?" Dazu setzte er seinen unschuldigsten Dackelblick auf.

Oliver gab ihr ein Geschenk, das eines der wertvollsten ihres Lebens werden würde, etwas sehr persönliches, etwas sehr bedachtes, etwas, das sie sehr stolz machte!

Er war in der 12. und in der 13. ihr Schüler gewesen, hatte sich verliebt in sie und darüber Tagebücher vollgeschrieben.
Passagen daraus hatte er kopiert und binden lassen.
Die schwärmerischen Teile und die mit erotischen Phantasien hatte er weggelassen.
Aber die, wie sie mit ihrer Art sein Leben verändert hatte, wie er vom verzogenen, faulen, reichen Söhnchen zum ernsthaften jungen Mann geworden war, gab es zuhauf.

Er hatte jede Bemerkung aufgeschrieben, mit der sie die jungen Leute in ihrer Obhut motiviert hatte, jede philosophische Äußerung zum Sinn des Lebens, zur Eigenverantwortung, zur sozialen Verantwortung von ihr war festgehalten.

Er hatte beschrieben, wie sie alle Kraft für die Schüler verwendet hatte, obwohl es ihr persönlich zeitweise nicht gut zu gehen schien.
Und auch, wie sie im letzten Schuljahr aufgeblüht war, wie sie zu strahlen begonnen hatte, wie sie die Schüler noch mehr mitgerissen hatte.
Hannes fand sie im Schlafzimmer, tränenüberströmt, mit dem Buch in der Hand.

Wortlos hielt sie ihm das Geschenk hin. „Thank you, little Doc" stand auf dem Cover.
Hannes las, nahm sie in den Arm, las weiter, bekam ebenfalls feuchte Augen.
„Er ist schon ein besonderer junger Mann!" stellte er schließlich fest. „Ich wünsche ihm alles Glück der Welt!"
Er küsste ihr noch einmal die Tränen weg. „Aber jetzt, Babygirl, feiern wir!"
Sie lächelte ihn an. Sie wusste, was dieses Kosewort bedeutete, genauso wie er.
Ein Mädchen, das alles für einen Mann war, auf das er sich sein Leben lang verlassen konnte, das keine Wünsche übrig ließ.

„Wenn ich dich jetzt Babyboy nennen würde, wärst du beleidigt?" fragte sie aus ihren Gedanken heraus lächelnd.
„Wenn es niemand sonst hört, wäre es eine große Ehre für mich!"
Sie gingen zurück zu ihren Gästen. Mia küsste Oliver auf die Wange. „Danke!" sagte sie nur.
Er tat, als fiele er in Ohnmacht, legte die Hand auf sein Herz.

„Dafür wäre ich vor einem halben Jahr noch gestorben!" sagte er lachend. „Aber du hast deine Chance verpasst, little Doc!" Er küsste seine Anja zärtlich.
Mia war klar geworden, dass sie noch einen Bruder bekommen hatte, dieses Mal einen jüngeren, auf den sie Acht geben musste, der sich auf sie verlassen konnte, auf den sie sich verlassen konnte.

 Hannes fühlte sich dem jungen Mann genauso zugetan.
Mias Eltern riefen an, um zu gratulieren, kurz danach Hannes' Eltern. Alle bedauerten, dass sie nicht dabei sein konnten, waren aber auch glücklich, dass die jungen Leute so zusammen feierten. Die Maybach Eltern hatten Mia tief in ihr Herz geschlossen, sie war wie eine Tochter für sie. 

Sarah mochten sie auch, aber sie war ihnen nicht so nah wie die kleine Studienrätin.
Maria und Pedro kamen, brachten eine riesige Hochzeitstorte mit 29 Kerzen, setzten sich ein wenig zu den jungen Leuten. Es war eine ausgelassen Stimmung. Die Jungs sangen Mia ein Ständchen, Hannes spielte dazu auf der Gitarre. Er konnte den Blick kaum von seinem strahlenden Mädchen lösen, das Glück drang aus jeder ihrer Poren.

Oliver entdeckte die Kette an ihrem Hals. „Hey, die ist ja echt gut geworden! Also, auf Ideen kommt der Mann! Hoffentlich fällt mir auch immer so was Tolles für mein Anjamäuschen ein!"
„Kannst ihn ja ab und zu anrufen und fragen!" schlug Mia lachend vor.
„Genau! Mensch, Hannes, wir werden das Dreamteam der Frauenverwöhner! Du lieferst die Ideen, und ich mache die Entwürfe!" 

Alle lachten, Anja himmelte ihren Oliver an, der prompt an ihren braunen Augen hängen blieb und begann, sie leidenschaftlich zu küssen.
„Ich zeige euch jetzt mal eure Zimmer!" Mia fühlte, dass die beiden jetzt dringend ein 2 m breites Bett brauchten.
„Gute Idee!" Oliver sprang auf, holte das Gepäck und zog sein Mädchen ins Haus.


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