Kapitel 50

In diesem Moment läutete es an der Wohnungstür, was ihm weitere Erklärungen ersparte. Er spurtete hinaus. Markus sah seinen Bruder verblüfft an. Vollständig bekleidet, ordentlich frisiert, klarer Blick?
„Ward ihr gar nicht im Bett?" zog er den Zwilling auf. „Das war auch das erste Mal!"
Dafür erntete er eine Kopfnuss.

„Wir sind eine gesetztes zukünftiges Ehepaar! Wir haben uns gerade mit ernsthafter Literatur befasst!"

Sarah bekam fast einen Lachkrampf, teils aus Nervosität, teils, weil die beiden wirklich ulkig waren.
„Kommt rein!" Hannes grinste die zwei an.
„Wir wollten nur meine Jacke holen!" kickste Sarah.
„Na, für einen ordentlichen Kaffee wird schon Zeit sein. Ältere Verwandte freuen sich immer über Sonntagsbesuch vom Jungvolk, das wisst ihr doch!"

Lachend gingen alle drei zu Mia ins Wohnzimmer, die ihr Cousinchen angrinste. Sarah zeigte mit dem Finger auf Mia. „Sag nichts!"
Das war ein Running-Gag aus ihrer Kindheit, der immer zum Einsatz kam, wenn eine von beiden etwas gemacht hatte, das die andere prophezeit hatte.
Mia hob abwehrend die Hände. „Ich wollte nur fragen, ob ihr gut geschlafen habt!"
„Nein, haben wir nicht!" antwortete Sarah und grinste Markus an.
„Perfekt! Mehr will ich gar nicht wissen!"

Hannes brühte vier Cappuccini auf, verteilte das Tiramisu, das von gestern übrig war, auf vier Teller und brachte alles zum Tisch. Die nächste Stunde wurde viel gelacht, geküsst, ein wenig gestreichelt, ein wenig geschäkert, 32jährige Zwillinge zogen sich auf wie damals mit 18.
Eine 25jährige Dr.med und eine 28jährige Dr. germ. sahen ihnen glücklich zu, himmelten einen Dr. math. und einen Dr. biol. an.
„Warum hast du mir deine Cousine eigentlich so lange vorenthalten?" fragte Markus gespielt gekränkt.

„Sorry, ich wusste nicht, dass ich für dich auf Brautschau gehen sollte! Ich dachte, dass ein Maybach-Junge das alleine hinkriegt, was ja auch eingetroffen ist!"
Dafür bekam sie eine Kopfnuss von Markus. „Autsch! Kaum hat er was Hübsches im Bett, verprügelt er die kleine Schwester!" Dafür erntete sie die zweite Kopfnuss.
Hannes rangelte im Spaß mit Markus. „Hörst du jetzt auf, meine Frau zu schlagen, missratener Bruder!" 

Alle kicherten, lachten, bis sie Bauchschmerzen hatten.
Mia ging mit Sarah zum Rauchen auf den Balkon. Markus wollte mit, Hannes hielt ihn fest.
„Lass die Mädels alleine!"

„Und?" fragte Mia, als sie die Balkontüre hinter sich geschlossen hatten. „Wolke Nummer... ?"
Sarah lächelte versonnen. „Ja, nun, im Moment, schon Nummer 7!"
„Was heißt im Moment?"
„Na ja! Ich bin ja eigentlich auf dem Sprung nach Neumarkt!"

„O Gottchen! Und Neumarkt liegt neuerdings in Australien, oder was?"
„Nein, aber man muss sehen, wie sich alles entwickelt!"
„Hey, bist du jetzt verliebt, oder willst du Entwicklungsministerin werden? Bei einem Maybach überlegt man nicht lange, da greift man zu! Ich bin in der ersten Nacht mit zu Hannes gefahren, und seitdem bin ich hier!"
Sarah lächelte. „Ich habe ja nicht gesagt, dass ich nicht zugreifen werde! Im Bett ist er auf alle Fälle ein Gott!"

Hannes sah Markus forschend an. „Und? Wolke 7?"
„Ja! Durchaus!"
„Gut! Mehr will ich gar nicht wissen!" Männer waren einfach pragmatischer.
Schließlich wagten sich die beiden Herren doch auf den Balkon, um auch eine Zigarette zu rauchen.

Jeder Maybach-Junge hielt ein Leissen-Mädchen im Arm, jeder von beiden war überzeugt, die hübschere, nettere, süßere ergattert zu haben!
Später aßen sie noch gemeinsam die Reste vom Büffet, tranken ein Glas Wein vom Weingut der Familie.

Da nahm Sarah die Kladde in die Hand. „Was ist das?"
Mia griff danach. „Nichts Wichtiges!"
„Ah! Hat sie wieder ein paar Blätter vollgeschrieben, und niemand darf's lesen? Das hat sie schon als Kind gemacht! Mitten im schönsten Spiel ist sie aufgestanden und hat angefangen zu schreiben! Aber alles Bitten und Betteln hat nichts geholfen, lesen durften wir nie etwas!"

Hannes nahm seine süße Schönheit in den Arm.
Nicht einmal ihre Cousine, die Vertraute vieler Jahre, hatte etwas von ihr zu lesen bekommen, aber er durfte jedes Wort lesen, das sie schrieb!
Das zählte mehr als jedes: Ich liebe dich!
Mehr als jeder Kuss!
Das bedeutete ein Vertrauen der besonderen Art, bedeutete das Öffnen ihrer Seele!

Sarah und Markus fühlten, dass es Zeit war, zu gehen, fühlten die innigen Gefühle der beiden, die jetzt nur noch Zweisamkeit vertrugen!
Hannes hielt Mia im Arm, bekam gar nicht richtig mit, als die beiden gingen.
Er hatte Tränen in den Augen, Liebe im Herzen, die schmerzte, weil sie so unendlich groß war!

Seine wunderschöne Dichterin, die immer so wunderschöne Worte fand, hatte sich ihm geöffnet.
Nach all der Zeit, in der ihre Seele so sehr verletzt worden war, hatte sie sich ihm bedingungslos hingegeben, vertrauensvoll ausgeliefert!
Hatte ihn jedes ihrer Worte, das aus ihrem Herzen geströmt war, lesen lassen, als erstem Menschen überhaupt!
Warum?

Weil sie wusste, dass er verstehen würde!
Weil sie vertraut hatte darauf, dass er fühlte wie sie, von Anfang an.
Weil sie sicher war, dass er sie liebte!
Weil sie sicher war, dass sie ihn liebte!
„Wunderbare Mia! Traum meines Lebens! Ob du je ermessen kannst, wie sehr ich dich liebe?" flüsterte er.
„Ja, Hannes, Liebe meines Lebens! Ich kann! Weil du mich wohl so liebst wie ich dich!" flüsterte sie.

Er küsste sie mit einer unfassbaren Zärtlichkeit, seine Lippen streichelten ihre Lippen wie Federn. Er hatte das Gefühl zu vergehen bei dieser zarten Berührung, abzuheben in ein anderes Universum.
Woher war diese Frau in sein Leben gekommen - von dieser Welt konnte sie kaum sein!
Seine Hände streichelten ihren Körper, hingebungsvoll, ehrfürchtig.
Er liebte sie zart, vorsichtig, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen. Und wenn sie zerbrach unter seinen Händen, würde er sterben!

Doch dann fühlte er, dass sie nicht wie ein sphärisches Wesen behandelt werden wollte.
Dass sie ganz und gar Liebe von dieser Welt einforderte.
Dass sie ganz und gar Frau sein wollte, eine Frau, die seinen Körper liebte, die die körperliche Liebe liebte, deren Körper geliebt werden wollte.

Er lachte sie an, weil sie ihn anlachte, voll Glück, mit strahlenden Augen. Als sie den letzten Orgasmus erlebte, sich wie immer um ihn zusammenzog und ihn damit in den Himmel katapultierte, gab es keinen Gedanken mehr in seinem Kopf als: Mia, ich liebe dich, für immer! Mein Gott, wie ich dich liebe!

So vergingen die Tage, die Wochen, die Monate.
Hannes wunderte sich immer mehr, wie eine so blitzgescheite Frau so sexy, so erotisch, so erregend sein konnte!
Wie eine Frau mit einer Seele, die so schwer verletzt worden war, so humorvoll und lebensbejahend sein konnte!
Wie eine Frau so mehr als perfekt für ihn sein konnte!

Mia wunderte sich immer noch, dass ein so wunderbarer Mann wie Hannes sie liebte, ein so gut aussehender Mann, ein so intelligenter, witziger, zärtlicher, netter Mann!
Sie wunderte sich, dass die Liebe mit ihm immer besser wurde, dass er in seinem Bemühen um sie nicht im Mindesten nachließ, dass er es auch sichtlich genoss, genau wie sie.

Sie unternahmen viel, genossen aber auch die Stunden zu Hause. Die Trennwand im Arbeitszimmer wurde eingezogen, sie lernte, mit dem Computer umzugehen.
Hannes verfeinerte die Korrekturprogramme, sie stellten sie ihren Kollegen kostenlos zu Verfügung.
Ihr Buch wurde von dem höchstinteressierten Peter mit Kusshand angenommen und gedruckt.

Die Präsentation ihrer Mathebücher war ein voller Erfolg.
Die Sachwalter der bayerischen Gymnasien entschieden sich einstimmig, das Lehrwerk an ihren Schulen einzuführen.
Ihr Chef sorgte für eine kleine Überraschung, als er den anwesenden Vertretern ihres Verlages von den Korrekturprogrammen erzählte.

Hannes war das Ganze eher peinlich, er wollte nicht ihren Tag zum Teil zu seinem machen. Doch der Verlag riss ihm die Programme förmlich aus den Händen, bot eine Unsumme dafür.
An diesem Tag fuhren zwei erfolgreiche junge Menschen nach Hause, fassungslos, wie sie vom Glück verwöhnt wurden.

Hannes war ziemlich still, als sie auf dem Balkon standen, schien zu grübeln.
„Ich werde die Hälfte des Geldes deiner Schule spenden!" rückte er schließlich mit der Sprache heraus.
Sie sah ihn lächelnd an. „Und ich für das Programm der Stadt, das für benachteiligte Kinder und Jugendliche gestartet wurde."
„Gut!" sagte er nur.

Der heutige Tag hatte ihm auch ein wenig Angst gemacht!
Was sollten sie mit so viel Geld anfangen?
Viel besser war es zu teilen!
„Ich möchte die Welt ein wenig besser machen!" sagte sie nach einer Weile. „Es gibt zu viel Ungerechtigkeit in dieser Welt! Ich würde gerne in meiner Stadt damit anfangen!"

Sie verkaufte ihr Haus günstig an eine Familie mit drei Kindern, hoffte, das Glück würde doch noch dort einziehen.
Der Banker schluckte gewaltig, als er den Verkaufspreis sah.
Noch mehr schluckte er, als sie ihre gesamten Darlehen ablöste, den Strafzinns in Kauf nahm, ohne mit der Wimper zu zucken, dann ihre gesamten Konten auflöste und zu Hannes' Bank wechselte.

Sie gingen oft zum Tanzen, die Jungs hatten sich damit abgefunden, dass sie offensichtlich vom Markt war, flirteten zwar aus Gewohnheit noch mit ihr, was Hannes aber nur noch stolzer auf seinen blonden Engel machte.
Hin und wieder übernachteten sie in dem kleinen Hotel, aber immer mit ein paar Reservekondomen in der Tasche, nicht dass nochmal ein Notfall eintrat.

Hannes lernte Gitarre spielen, sie saßen an warmen Sommerabenden oft an der Donau, er spielte Liebeslieder für sie, andere junge Leute gesellten sich dazu, es wurde getanzt, gelacht.
Sie machten lange Radtouren, gingen zusammen Joggen, schwimmen. Sie gingen ins Kino, mussten manche Filme ein paar Mal ansehen, damit sie wenigstens einen Teil davon mitbekamen. Sie gingen ins Theater, in Konzerte, fuhren nach München zu Shoppen, flogen zu Musicals nach Hamburg und Wien. Das Leben war wunderbar!

Ihre Leistungskurse waren natürlich wieder die besten der Stadt, gefolgt von Gregors. Sie bekam zum vierten Mal in Folge die Leistungsprämie der Regierung, die sie wie immer für die Abi-Feier spendete.
Bei dem Fest traf sie dann Oliver wieder, der ein wunderschönes, großes, schlankes Mädchen mit langen, dunklen Haaren im Arm hielt.

Mia musste lächeln.
Ihre Voraussage war also richtig gewesen.
Strahlend kam der ehemalige Schüler auf sie und Hannes zu.
„Darf ich vorstellen: Frau Dr. Mia Leissen, die erste große Liebe meines Lebens, der ich ein Abi mit 1,2 verdanke – Anja, die zweite große Liebe meines Lebens, der die Welt einen großen zukünftigen Arzt und Hobbykünstler verdanken wird!"

Mia und Hannes lachten über den wortgewandten jungen Mann, dem sie für seinen Einsatz bei dem Überfall am Schulparkplatz ewig zu Dank verpflichtet waren.
„Wie das jetzt?" fragte Mia.
Oliver schmunzelte. „Anja studiert Medizin - und was will eine schöne Ärztin denn mit einem verrückten Künstler?
Außerdem hat sie meine Neugierde auf Medizin geweckt!"

Sie nahmen sich in die Arme, fanden sich alle vier sehr sympathisch, verbrachten den Großteil des Abends zusammen.
Plötzlich kam Hannes ein Gedanke. Er besprach sich ausnahmsweise mit Mia, was diese auch nicht vergaß, lächelnd zu erwähnen.
Dann fragte er die beiden jungen Leute: „Wir heiraten im August auf den Seychellen, es sind noch ein paar Bungalows und Flüge frei und bezahlt! Wie wäre es, hättet ihr Lust?" Die beiden glaubten, nicht richtig zu hören.

Mia erklärte alles, begeistert sagte das Liebespaar zu.
„Das ist das Mindeste, was ich für meinen Lebensretter tun kann!" Hannes erzählte Anja von dem fürchterlichen Tag.
Oliver grinste. „Ja, ja! So edelmütig war ich! Und das, obwohl er ihr sehr gut aussehender Verlobter war!"

Anja küsste die dünne Narbe, die über seine Wange lief.
Er war schon ein besonderer junger Mann, ihr Oliver! dachte sie stolz.
Nach der Abi-Feier gingen die vier noch in die Disco, fühlten sich sehr wohl zusammen, wussten, dass sie Freunde werden würden, trotz des Altersunterschiedes. Aber Oliver und Anja merkten, dass Mia und Hannes im Herzen jünger waren als viele der Gleichaltrigen.

Anitas Mutter starb – sie hatte den Kampf gegen ihre Krankheit nicht gewinnen können. Mia ging zur Beerdigung. Dort traf der Stiefvater das erste Mal auf das Mädchen. Er ging auf die Kleine zu, beschimpfte sie wüst. Mia trat vor den Verrückten und stauchte ihn zusammen, bat ihn zu gehen. Anita stellte ihr die Pflegeeltern vor, die sie augenscheinlich wirklich sehr liebten. Die Beiden bedankten sich noch einmal überschwänglich bei der jungen Studienrätin. „Das ist mein Job!" wehrte Mia ab.

„Nein, in die Seelen der jungen Menschen zu sehen, ist mehr als nur ihr Job!" erklärte die Pflegemutter. „Gott segne Sie!"
Das hat er schon getan! dachte Mia. Er hat mir Hannes geschickt!

Hannes verdiente Unsummen mit seinen Programmen, hatte immer neue Ideen, auch im schulischen Bereich, er hatte das Gefühl, durch Mia und ihre Liebe ständig inspiriert zu werden. Alles was er versuchte, gelang, jedes noch so große Problem ließ sich lösen. Er hörte bei Siemens auf, konnte dann vormittags in Ruhe arbeiten, wenn er nicht immer Gefahr lief, an zwei saphirblauen Augen hängenzubleiben.

Ihr Buch erschien, wurde von den Literaturkritikern sehr wohlwollend aufgenommen, verkaufte sich für ein Erstlingswerk überraschend gut.
Der Verlag bekam mit, dass sie die MZ-Kolumne schrieb, kaufte die Rechte, brachte zwei Bände mit Alltagsgeschichten heraus, die ein Renner wurden. Im Sog dieser Bücher startete ihr Roman richtig durch.

Manchmal bekam sie Angst vor zu viel Glück, das sie zur Zeit überschwemmte.
Als sie eines Abends von der Donau zurück in ihre Wohnung gingen, sprach sie von ihren Sorgen.
„Weißt du, Hannes, eigentlich hätte es als Glück für mein Leben schon gereicht, dich kennengelernt zu haben. Das andere, die Erfolge, das Geld, hätte ich gar nicht mehr gebraucht! Manchmal wird mir Angst, manchmal muss ich an den Ring des Polykrates denken!"

Hannes stellte die Gitarre und den Rucksack ab, nahm sie in die Arme.
Mein Gott, dieses Mädchen hatte so viel mitgemacht, hatte seine ganze Jugend vertan wegen dieses Kretins, und fühlte sich vom Glück verwöhnt, wegen eines guten halben Jahres ohne Sorgen, mit ein wenig Anerkennung ihrer großartigen Leistungen!
„Süße Mia!" Er konnte kaum sprechen, hatte einen dicken Kloß im Hals. „Hast du denn die schlimmen 13 Jahre schon vergessen? Meinst du nicht, dass ein Mädchen wie du endlich mal ein wenig Glück verdient hat?"

Da wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie diese Jahre wirklich vergessen hatte! Dass sie im Rückblick auf ein paar Tage zusammengeschrumpft waren, denen Monate voll wahnsinnigem Glück gegenüberstanden.
„Ja!" hauchte sie, atemlos vor Liebe. „Du hast Recht! Ich hatte diese Zeit wirklich vergessen! Und ja, ich habe dieses Glück verdient!"

Er küsste diese zauberhafte Frau, deren Seele so geheilt war, dass sie nicht einmal die Narben mehr wahrnahm! Und er küsste sie den ganze Weg bis nach Hause, die Gitarre rutschte immer wieder von der Schulter, es störte ihn nicht, er musste ihre Lippen spüren, ihren Duft einatmen, alle Haut, die er fand, streicheln, musste.... musste..... musste jetzt ganz schnell die Haustüre aufsperren, Mia die Treppe hinaufziehen, die Gitarre und den Rucksack in die Ecke knallen. Musste sie auf seine Hüften setzen, zum Bett bringen, sie ausziehen, sie ansehen, sie überall küssen, bis sie um Gnade flehte, sie dann lieben.

Markus hatte vom Balkon aus mitbekommen, wie die beiden wieder einmal in sich versunken in den Hof getaumelt kamen, hörten ein paar Rumpler von oben, lächelte still vor sich hin. Na, das Feuer schien aber wieder einmal lichterloh zu brennen zwischen den beiden, die Leidenschaft hatte sich nicht im Geringsten abgekühlt in den letzten Monaten.

Er und Sarah hatten sich in ihrem Pendlerleben eingerichtet. Sie waren auf Wolke sieben, durchaus, aber nicht so hungrig aufeinander wie sein Bruder und Mia.
Sie liebten sich wirklich , aber sie waren beide etwas anders. Sarah war als verwöhntes Einzelkind aufgewachsen, hatte nie solchen Schmerz wie Mia aushalten müssen, nahm deshalb ihr Glück mit Markus nicht so fassungslos staunend an wie Mia das ihre mit Hannes.
Ihr fehlte auch ein wenig das soziale Gewissen, sie nahm alle Privilegien, die sie von Geburt an genossen hatte, als verdient hin.

Markus war nicht so extrovertiert wie Hannes, mehr der Wissenschaftler als der Geschäftsmann wie sein Zwilling. Aber sie waren glücklich miteinander.
In den Semesterferien war er bei ihr in Neumarkt, an den Wochenenden kam sie zu ihm oder sie trafen sich in einem Hotel auf halber Strecke. Sie unternahmen eher selten etwas zu viert, mal ein gemeinsames Abendessen, mal ein Theaterbesuch oder eine Tasse Kaffee in einer der Wohnungen. Sie brauchten alle vier viel Zeit für sich, schützten und achteten ihre Privatsphäre.

Hin und wieder hielt Hannes Fortbildungen im obersten Stockwerk zu seinen Programmen, die auch von der Wirtschaft sehr geschätzt wurden. Da ging es schnell um einige zehntausend Euro. Mia servierte in den Pausen Getränke und Häppchen, machte Smalltalk, unterhielt die Herren mit ihrer Schlagfertigkeit.

Hannes stellte sie als seine bezaubernde Verlobte vor,  platzte vor Stolz auf sie, ertrug auch den einen oder anderen Blick, der an ihr hängenblieb.
Sie fühlte sich nicht als Dienstmädchen, sondern als Frau des Hauses. Es machte sie glücklich, dass er sie so in sein Leben einbezog. Manchmal blieb sie nach der Pause noch ein wenig sitzen, hörte ihm zu, wie er mit seiner Fachkompetenz referierte, wie er millionenschwere Wirtschaftsbosse überzeugte, beeindruckte. Doch lange hielt sie es meistens nicht aus, weil sie das Ganzkörperkribbeln atemlos machte, wenn sie ihrem sexy Diplominformatiker zuhörte.
Er registrierte es immer mit einem wissenden Lächeln, wenn sie flüchtete, um Atem holen zu können.


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