Kapitel 48

Um sechs Uhr ließen die Kollegen den letzten Testlauf durch, endlich ohne Störungsmeldung. Sie sanken auf zwei Stühle, klatschten sich ab, aßen die letzten Hamburger.
„Also, das mit dir und Mia ist wirklich ernst, oder?" kam Niklas noch einmal auf das Thema zurück.

„Ernster geht gar nicht! Und glaub ja nicht, dass ich irgendetwas davon verstehe, was mir da passiert ist! Das kommt davon, dass ich von der Liebe einfach keine Ahnung hatte, nicht die geringste!" Er grinste den anderen etwas verlegen an, über Liebe redete er normalerweise nicht mit Freunden, über Frauen und Eroberungen schon, aber nicht über tiefe Gefühle, aber er hatte ja bisher auch noch nie solche Gefühle gehabt.

„Aber glaube mir, es ist besser als alles, was ich bis dahin kannte!" Er klopfte dem Kumpel auf die Schulter. „Also vielleicht bis Montag!"
Um halb sieben war er endlich zu Hause. Er holte schnell noch frische Semmeln, dann stellte er sich erst einmal ausgiebig unter die Dusche, schaute ins Schlafzimmer. Seine Süße lag wieder quer im Bett, hielt sein Kopfkissen im Arm, das Gesicht darin vergraben. Er holte sein Handy, machte ein Foto von ihr.
Und Schönheit, wo soll ich jetzt schlafen? dachte er und sah sie glücklich lächelnd an. Vorsichtig ließ er sich am Rand nieder, klappte seine langen Beine zusammen, schob ein bisschen, sie brummelte unwillig.

„Mia!" flüsterte er. „Könntest du dich bitte aus der Diagonale in die Senkrechte bewegen?"
Sie öffnete ein Auge, grinste ihn an, rollte auf ihre Seite. Sie war die ganze Zeit wach gewesen, das kleine süße Biest!
„Das war aber ein schöner Satz, Herr Dr. Maybach! Andere Männer würden sicher sagen: Rutsch, Alte!"
Müde und lachend ließ er sich auf die Matratze fallen, streckte seine Beine aus. Sie kuschelte sich in seine Armbeuge, er fühlte noch glücklich ihren Körper an seinem und fiel in tiefen Schlaf. Heute hätte er eine Wette gewonnen!

Mia ließ ausnahmsweise ihre Hände von ihm. Sie merkte, dass er tief erschöpft war. Sie war froh, dass sie ihn spüren konnte, es war furchtbar gewesen, fast die ganze Nacht alleine in dem großen Bett zu liegen. Jetzt konnte sie ruhig noch eine Runde weiterschlafen.
Um ein Uhr gab er das erste Lebenszeichen von sich. Er drehte sich ihr zu, zog sie in seine Arme und schlief weiter. Um zwei Uhr zog er sie noch enger an sich, begann sie zu liebkosen, um drei Uhr standen sie auf, erfüllt, glücklich, verliebt.
Mia duschte, Hannes machte Frühstück. Sie hielten sich an den Händen, als hätten sie sich Wochen nicht gesehen.
„Das war keine schöne Nacht!" maulte sie. „In so einem großen Bett, ganz ohne Anker!"

„Na, dafür hat es mir umso besser gefallen!" neckte er sie. „Die ganze Nacht mit Niklas alleine, von Computer zu Computer rasen, Upgrades, Downloads, runterfahren, rauffahren, neue Festplatten einbauen, Programme neu installieren, das war alles viel schöner als langweilig mit dir im Bett rumliegen!"
Mia lachte. „Jetzt solltest du besser keine Informationen zur Informatik mehr weitergeben, da wir in Kürze Gäste bekommen, noch Stühle aufstellen, Champagner kaltstellen, die Präsentation vorbereiten, uns duschen und anziehen müssen!"

Er griff wortlos zu Telefon. „Markus, bitte Stühle aufstellen, Champagner kaltstellen, Gäste begrüßen und beschäftigen, bis wir kommen! Danke!"
Er legte auf, nahm sie in den Arm.
„Ich glaube, ich habe auch noch ein bisschen modifiziert, ein paar Module aus- und eingebaut, ein paar Anschlüsse überprüft und ein paar Bausteine programmiert!" flüsterte er in ihr Ohr, knabberte gleich ein bisschen daran, knabberte gleich noch ein bisschen weiter, ließ sie ein bisschen an sich knabbern, lieferte sich ihren Händen aus, lieferte sich ihrem Körper aus, lieferte sich dem grenzenlosen Verlangen aus, der grenzenlosen Liebe.

Als sie wieder auf die Erde zurückkamen, hörten sie die Haustürglocke. „Markus wird schon aufmachen!" flüsterte er. „Jetzt ist es eh schon egal!" Er wollte noch ein bisschen Knutschen, ein bisschen kuscheln, unbedingt!
Schließlich löste er sich aus ihren Armen, ging duschen, zog sich schick an, so schick, dass ihr schon wieder ganz anders wurde. Ihr toller Verlobter war aber auch eine Augenweide in seinem Verlobungsanzug, dieses Mal mit einem Shirt. Sie duschte auch schnell noch mal, ein bisschen Bodylotion, ein bisschen Parfüm, dann schlüpfte sie auch in ihr Verlobungskleid, steckte die Haare auf einer Seite mit dem Kämmchen aus dem Gesicht, den Ohrring an, das Herz mit dem Saphir hängte sie um ihren Hals.

Als sie zurückkam, schüttelte Hannes nur den Kopf. „Mein Gott, Mädchen, warum musst du denn gar so schön sein?"
„Damit ich zu dir passe!" antwortete sie nur.
Er lachte, nahm sie in den Arm. „Da würde die Hälfte mehr als ausreichend sein!"
„Das glaube ich nicht!" gab sie zurück, während sie engumschlungen ein Stockwerk höher stiegen.
Turtelnd und glücklich kamen sie oben an. Die Gäste unterhielten sich bestens.
„Sorry!" sagte Hannes, „Wir hatten heute Nacht einen Störfall! Ich bin erst um sechs Uhr früh ins Bett gekommen!"

„Und du hast bis jetzt geschlafen?" fragte Markus süffisant.
„Logisch!" antwortete Hannes und setzte seinen überzeugensten Dackelblick auf. Mia hätte ihn schon wieder auffressen können.
In diesem Moment läutete es. „Ah! Die Caterer!" Hannes sah auf die Uhr. „Die sind aber spät dran!" „Zum Glück!" flüsterte er Mia zu. Die hatte er ganz und gar vergessen!
„Ich habe angerufen und sie für eine Stunde später bestellt!" gestand Markus lachend.
Hannes grinste ihn an. „Kann es sein, dass du uns schon ein bisschen kennst?"
„Ein bisschen? So heiser, wie du am Telefon warst, hätte ich so schnell gar nicht mit euch gerechnet!"

Markus ging hinunter, ließ die Caterer herein. Er war seltsam beschwingt, fühlte sich seltsam fröhlich, fühlte sich seltsam gut!
Neben den Gästen, die er alle kannte, außer Gregor und Mona, war ein hübsches Mädchen aufgetaucht.
Sie begrüßte ihn herzlich: „Hallo! Leider habe ich niemanden für Wolke sieben gefunden! Jetzt bin ich halt alleine gekommen!" Markus sah sie verständnislos an, bis er merkte, dass sie ihn mit Hannes verwechselte!

„Hallo! Sorry, ich bin Markus, der Zwillingsbruder von Hannes!"
Sarah war das sichtlich peinlich, aber nur kurz. Das hatte sie ja nicht wissen können!
Sie stellte sich vor: „Ich bin Sarah, Mias Cousine!"
Markus begrüßte die anderen, vertrat Hannes als Gastgeber, schenkte Champagner ein, stellte ein paar Knabbersachen bereit, musste aber immer wieder Sarah ansehen, die mit ihren Verwandten schäkerte. Sie sah Mia sehr ähnlich, die Augen etwas dunkler, die Haare gewellt, ganz viele Gesten ähnelten denen seiner neuen kleinen Schwester. Sie hatte ein schönes Lachen, ein schönes Lächeln, sah auch immer wieder zu ihm herüber!

Sarah war ein wenig seltsam zumute. Mias Verlobter sah sehr gut aus, und dass es da einen Zwillingsbruder gab, war nicht zu verachten. Aber der war bestimmt in festen Händen! Aber andererseits war er alleine da. Ob der auch so nett war wie Hannes? Immer wieder sah er zu ihr herüber, und sie konnte nicht anders, als ihn anzulächeln.

Als sich die Gäste schließlich mit einiger Verspätung setzten, winkte Markus sie auf den freien Platz neben sich, was Hannes aus den Augenwinkeln beobachtete.
Ei, ei! dachte er. Na, das wär's ja! Daran hatte ich gar nicht gedacht!
Er hielt seine Süße im Arm, stand vor den Gästen, fing an zu sprechen.
„Also, liebe Gäste, ich entschuldige mich noch einmal für die Verspätung, aber seit ich diesen hübschen Käfer da neben mir kennengelernt habe, ist mein Leben ein bisschen aus den Fugen geraten!" Er küsste ihre süße Nase. „Über unsere anfänglichen Problemchen dürften mittlerweile ja alle Bescheid wissen! Umso glücklicher war ich, dass meine Schönheit vor einer Woche endlich ja zu mir gesagt hat!"

Er startete die Präsentation, ging mit ihr im Arm nach hinten.
Sie sah sich vor der Villa in Italien, in den Straßen von Bardolino, dazu hatte er liebevolle Texte und Kommentare eingefügt, leise war romantische Musik zu hören. Dann kamen Bilder vom Essen, von der kleinen Bar, von ihrem Strahlen, von den feiernden wildfremden Gästen. „I think I wonna merry you!" lief dazu.
Hannes stoppte, holte sich einen Kuss von Mia, die feuchte Augen hatte wie viele der Gäste.

Er trat wieder nach vorne, ließ sie keine Sekunde los.
„Nach einer Verlobung kommt in der Regel eine Hochzeit!" fuhr er fort. „Die möchten wir nun gerne mit euch allen feiern. Da wir beide nicht ganz normal sind, im besten Sinn des Wortes, wollen wir auch keine normale Hochzeit feiern. Deshalb habe ich die Liebe meines Lebens davon überzeugen können, dass eine Feier auf den Seychellen genau das Passende wäre."

Er startete den zweiten Teil der Präsentation, die er mit Bildern aus dem Internet und aus Prospekten zusammengestellt hatte.
Sie standen wieder hinten, sie vor ihm, er hielt sie festumschlungen, das Kinn auf ihren Locken.
Zu sehen war ein Flugzeug, das Ressort, die Bungalows, der Strand, ein Büffet, eine Hochzeitzeremonie, feiernde Gäste.
Dazu wieder liebevolle Kommentare, wunderschöne Musik. Die Gäste sahen atemlos zu ebenso wie Mia. Gregor und Mona wurde es etwas mulmig. Billig würde das nicht werden! Aber andererseits machte man so etwas nur einmal im Leben!

Die beiden Verliebten gingen wieder nach vorne. „Jetzt muss ich noch ein paar Erklärungen abgeben.
Wir haben das ganze Paket gebucht, das 20 Flüge und zehn Bungalows beinhaltet, das heißt, alle die heute hier sind, werden unsere Gäste sein, wenn wir euch dazu überreden könnten, mit uns dort zu feiern. Wir haben überlegt, am zweiten Samstag in den Ferien alle zusammen zu fliegen, am Mittwoch wäre dann die Feier, am Samstag schicken wir euch wieder nach Hause und flittern dann noch zwei Wochen im Nachbarressort."

Er holte tief Luft, küsste Mia zärtlich, wartete auf Einwände, Terminschwierigkeiten, Ablehnungen.
Aber die Gäste klatschten Beifall, lachten, freuten sich, sagten alle gerne zu. Alle umarmten sie beide
„Toll! Super! Gerne! Aber natürlich fliegen wir mit! Das lassen wir uns doch nicht entgehen!" Es klang wie Musik in den Ohren der Verlobten. Markus füllte die Gläser noch einmal, das erste gab er Sarah, lächelte ihr zu, konnte die Augen nicht so schnell von ihr wenden, wie er eigentlich sollte. Ihr wurde es ein wenig mulmig, aber sie hielt dem Blick stand, lächelte vorsichtig zurück. Er sah schon ausgesprochen gut aus!

Alle stießen miteinander an, fielen sich um den Hals, man beschloss sich allgemein zu duzen, die Gäste gingen nach unten, Markus voran. Er wusste, die beiden mussten jetzt noch schnell ein paar Minuten alleine sein.
„Das hast du wunderschön gemacht, mein supergutaussehender Diplominformatiker! Das hast du sehr schön gemacht, Herr Dr. Hannes Maybach!"
Er zog sie an sich, sah ihr in die Augen, diese wunderschönen Augen. „Danke, Engelchen! Ich bin so glücklich, dass alle mitmachen!"
„Ich auch! Aber du kannst ja auch sehr überzeugend sein!" Sie himmelte ihn total verliebt an, fühlte sich wie 20! Nicht wie sie damals mit 20, sondern wie die neue Mia mit 20!

„Ich bin so verliebt in dich, Hannes, so wahnsinnig verliebt in dich!"
„Das ist gut, Schönheit! Das höre ich sehr gerne, dass du nach der langen Zeit immer noch verliebt in mich bist!" Er brauchte jetzt einen sehr verliebten Kuss von einer sehr verliebten Mia.
Plötzlich fiel ihr etwas ein. „Hat eigentlich Markus etwas von dieser Kollegin erzählt? Ob da jetzt noch was läuft?"

„Nö, aber es kommt mir so vor, als könnte er an deinem Cousinchen nicht so leicht vorbei schaun! Ich glaube, so ähnlich hatten sich meine Augen auf dem Ball an dir festgehängt!"
Mia strahlte ihn an. „Na, das würde ganz gut passen, oder?"
„Das würde super gut passen! Zwei Leissen-Mädchen und zwei Maybach-Jungs!"
Lachend liefen sie die Treppe hinunter.

„So, jetzt klinken wir uns nicht mehr aus, versprochen!" rief Hannes in die Runde. „Jetzt feiern wir die Verlobung des glücklichsten Mannes der Welt mit dem schönsten Mädchen der Welt!"
Er schenkte Champagner vom Weingut Cesaro ein, alle stießen miteinander auf das Glück des jungen Paares an, dann ließen sie sich das italienisch-französische Büffet schmecken.
Hannes dachte kurz nach. „Wenn eure Väter Brüder sind, ist Sarah auch Halbfranzösin, oder?"

„Oui, mon Cher!" Sie begann zu lachen. „Na, dann warten wir mal auf die ersten Blitze!"
Hannes' Eltern nahmen Mia in den Arm: „Na, Kleine, alles wieder in Ordnung?"
„Ja! Ich darf bloß nicht mehr daran denken! Aber Hannes lenkt mich schon ab!" antwortete Mia glückstrahlend.
„Du machst ihn sehr glücklich!" sagte seine Mutter und fuhr ihr gerührt übers Haar.
„Und was glaubt ihr, was er mich macht?" fragte sie verschmitzt.
Ihr Vater kam gerade dazu, nahm sein Töchterchen in den Arm. „Toute va bien, ma Petite?"
„Qu'en penses tu?"

Er lachte. „Was ich glaube? Dass du die verliebteste Tochter bist, die ich je hatte!"
„Und das, cher Papa, ist die größte Untertreibung ever!"

Sie füllte sich einen Teller mit Käse, Baguette, Caprese, Oliven, stellte sich in die Fensternische.
Hannes stand bei ihrer Mutter, scherzte mit ihr, lachte laut.
Aha! dachte Mia. Prüfung abgeschlossen, Test bestanden! Ihre Mutter konnte ausnehmend witzig und schlagfertig sein, wenn sie jemanden mochte.
Markus stand mit Sarah etwas abseits. Sie unterhielten sich angeregt, lächelten sich an, sprachen, lachten miteinander.

„La maladie d'amour!" ging es ihr durch den Kopf.
Gregor und Mona unterhielten sich mit Robert und Carla. Sie ging zu ihnen hinüber. Der Kollege nahm sie in den Arm. „Danke für die Einladung, schönste Kollegin von allen!"
Mia war ein sehr feinfühlender Mensch. „Und ihr habt keine Problem damit?"
Sie wussten, worauf sie anspielte.

„Nein!" antwortete Mona. „Gar keins! Wenn ihr uns einladet, wollt ihr uns dabeihaben, und das ist einfach schön!"
Lächelnd ging Mia weiter. „Komm, Cousinchen, rauchen wir mal eine!" Auf dem Balkon lächelte sie Sarah an. „Er gefällt dir, oder?"
Die wich ein wenig ihrem Blick aus. „Jaaaa!" sagte sie zögernd. „Ja, so könnte man das ausdrücken! Wäre das ein Problem für dich?"
„Na, klar! Ein großes! Ich möchte schon gerne beide für mich haben! Wenn mal einer nicht so gut drauf ist, hole ich mir den anderen!" sagte sie lachend.

Markus und Hannes kamen dazu, zündeten sich eine Zigarette an. Hannes umarmte sein Mädchen: „Na, eine schöne Party, Süße?"
„Passt schon!" Sie lächelte ihn an.
„Weißt du eigentlich, Sarah, dass die beiden Halbitaliener sind?"
Die Cousine lachte: „Und wir beide Halbfranzösinnen!"
Das hatte Markus noch nicht gewusst.
Hannes und Mia zogen sich zurück, die beiden hatten erst einmal Gesprächsstoff.
Ihre Mutter nahm sie in den Arm. „Ich glaube, dieses Mal muss ich mir keine Sorgen machen, mein Schatz!"

„Nein, Mama, dieses Mal nicht! Und es tut mir leid, dass ich dir so viel Kummer gemacht habe!"
Wie meistens, wenn sie mit ihrer Mutter sprach, kamen ihr die Tränen.
Noch immer, nach all den Jahren, kam der Schmerz hoch, kam die Erinnerung hoch an die Jahre, als sie jeden Kontakt mit der Tochter abgebrochen hatte.
Und auch Monika litt immer noch. Sie war damals stur, verletzt, enttäuscht gewesen, und sie hatte ihre Tochter in Stich gelassen, als diese ihre Mutter dringend gebraucht hätte. Das würde sie sich nie verzeihen!

„Irgendwann heilt auch diese Wunde, Mama!" sagte Mia leise. „Es sind schon so viele Wunden geheilt, seit ich Hannes kenne!"
„Ja, Mia! Wir beide müssen auch nach vorne schauen! Es wird alles gut! Mit diesem Mann an deiner Seite wird alles gut!"
Die Tochter wollte die Rührung ein wenig vertreiben. „Er gefällt dir wohl? Gib es ruhig zu!"

Monika ging auf den Scherz ein: „Na klar! Er ist doch ein ausnehmend schöner Mann!"
„Das sage ich aber jetzt Papa!" Lachend standen sie neben einander.
Ihr Vater sah glücklich zu den beiden Schönheiten, die sich so ähnlich waren und sich wohl auch deshalb so verletzen konnten.
Aber es war ein gutes Zeichen, dass sie wieder lachen konnten zusammen.
Hannes suchte schon wieder einmal seine Süße, sah sie lachend bei ihrer Mutter stehen. Da wollte er lieber nicht stören! Die beiden waren gerade auf einem guten Weg, sich anzunähern und die Vergangenheit aufzuarbeiten, wie er aus Gesprächen mit Mia und auch ihrem Vater entnommen hatte.

Dieser verdammte Thomas! Was der der ganzen Familie angetan hatte! Er schaute sich nach Markus um. Die beiden standen noch immer auf dem Balkon! Er schlenderte zu Gregor. „Alles klar, Herr Kollege?" fragte er lächelnd.
„Alles klar! Vielen Dank für die Einladung! Wir freuen uns sehr!"
„Siehst du, Gregor! Das mag ich wirklich! Kein Rumgedruckse, keine Ziererei, sondern ein einfaches: Wir freuen uns!" Er schlug dem anderen auf die Schulter.
Er verstand seine Mia, dass sie Gregor mochte, sie trug ihr Herz auch auf der Zunge, hasste Spielchen, Theater!

Einfach sagen, was Sache ist, machte das Leben viel leichter.
So! Jetzt war aber die mialose Zeit lange genug gewesen. Er war voll Sehnsucht nach ihr. Es war so süß gewesen, wie sie gesagt hatte, sie sei verliebt in ihn.
Das war irgendwie anders als: Ich liebe dich!
Verliebt sein hieß: prickeln, Sehnsucht haben, jung sein. Und er war sehr, sehr verliebt in sie, unglaublich verliebt in sie seit dem Ball! Wo steckte sie nur?

Er stand im Flur, da kam sie gerade aus dem Bad, flog in seine Arme. Er drehte sich mit ihr im Kreis, drückte sie an sich, atemlos vor Liebe, vor verliebt sein! Küsste sie schnell ein wenig schwindelig, wie nur er es konnte, löste sich schwer atmend von ihr. Etwas schwankend gingen sie zu den Gästen zurück. Hannes zog den Esstisch aus, die Männer holten ein paar Stühle von oben. Es war eine lustige Runde, die Bälle flogen hin und her, Mia hatte eine Sternstunde, was ihre Schlagfertigkeit anbetraf, alle hatte Lachtränen in den Augen.
Irgendwann fiel Hannes auf, dass Markus und Sarah fehlten. „Stehen die noch immer auf dem Balkon?" fragte er seine Süße.
„O mein Gott! Die holen sich ja den Tod!"

Sie stand auf, öffnete die Türe. „Ist euch nicht zu kalt?" fragte sie vorsichtig.
„Ich habe keine Ahnung!" sagte Markus und grinste sie an. Doch sie rissen sich von ihrem Anblick los und setzten sich mit an den Tisch, versuchten sich an der Unterhaltung zu beteiligen, flüsterten aber bald schon wieder miteinander, sahen sich tief in die Augen, Markus spielte mit ihren Haaren.

Um zwölf Uhr verabschiedeten sich Gregor und Mona, ihr Babysitter musste langsam abgelöst werden. Eine halbe Stunde später gingen beider Eltern. Gegen eins fuhren dann Carla und Robert. „Sollen wir dich mitnehmen, Sarah?" fragten sie die Cousine.
Die tauchte von irgendwo auf. „Ja, ja, okay!" stammelte sie.
„Möchtest du nicht noch bleiben?" flüsterte Markus.
„Ja! Nein! Ich bin ja mit den beiden gekommen!" stotterte sie.

Mia erinnerte sich an das erste Treffen mit Hannes. Eigentlich sollte sie Sarah raten zu bleiben, aber das musste die selbst entscheiden! Sie gab ihm ihre Telefonnummer, er versprach, sie am nächsten Tag anzurufen. Wie sich die Geschichte doch wiederholte! Nur gut, dass Sarah nicht in festen Händen war, dass auch Robert nichts durcheinander bringen konnte!
Markus ging mit nach unten, küsste Sarah vorsichtig, dann ein bisschen unvorsichtiger, dann ein bisschen leidenschaftlich und sehr leidenschaftlich.
„Ich ruf dich an!" versprach er.

Plötzlich machte es Klick in Sarahs Kopf, sie entschied besser als Mia damals. „Oder ich könnte auch noch bleiben!" sagte sie leise. Markus nahm sie in den Arm, führte sie wieder nach oben. Gleich in seine Wohnung zu gehen, schien ihm ein wenig übergriffig, aber ihr bei seinem Bruder und Mia noch ein wenig nahe zu sein, war richtig, war gut, war schön!


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