Kapitel 47
„Und, schnuckeliges Miaschnuckelchen, wie ist der Plan für heute?" fragte er nach einer ganzen Weile.
Sie lachte über seine Koseworte, immer wieder fielen ihm neue ein.
Sie räkelte sich wohlig, voll von Endorphinen, von Adrenalin. „Einschneien lassen?"
„Wird Anfang März schwierig werden!" gab er lächelnd zurück.
Sie schwang sich aus dem Bett. „Na, dann eben Wochenplan schreiben, Matheproben korrigieren, vorbereiten!"
„Das ist nicht wirklich eine Alternative, oder?"
„Nein, aber dann habe ich es weg! Weiß Gott, wie es uns am Sonntag nach der Party geht!"
„So eine vernünftige Mia! Dann mache ich deine Präsentation weiter."
„Sprich das Wort lieber nicht so oft aus! Und sperre die Arbeitszimmertüre ab!"
„Das ist schon zum Brüllen! Da haben wir ein riesiges Arbeitszimmer, und du musst am Esstisch arbeiten, weil wir die Augen und die Finger nicht voneinander lassen können!" Hannes schüttelte den Kopf.
Mia grinste ihn an. „Du kannst ja eine Wand einziehen lassen!"
Er stockte. „Du, das ist eine gute Idee! Eine blickdichte Glaswand mit einer Türe! Da rufe ich gleich am Montag einen Architekten an, für den ich mal ein Programm geschrieben habe."
Dann machte er schnell noch zwei Tassen Cappuccino, sie rauchten auf dem Balkon eine Zigarette. Schließlich begann jeder mit seiner Arbeit, er schloss die Arbeitszimmertüre nicht ab. Vielleicht schaut sie ja doch kurz herein! dachte er.
Hannes schaffte in einer Stunde zwei Jahrgänge, blieben noch zwei übrig. Als er sich etwas zu trinken holte, brütete sie über den Matheproben. „Puh!" stöhnte sie. „Das ist öde! 30mal dasselbe durchackern!"
In Hannes keimte eine Idee. „Hast du ein Lösungsblatt?"
Sie gab es ihm, er scannte es ein, brachte es zurück. „Jetzt gib mir die restlichen Proben! Hast du noch etwas andere zu tun? Eine Stunde werde ich brauchen!"
Sie sah ihn verständnislos an. Wollte er jetzt ihre Proben korrigieren?
„Ich erkläre es dir, wenn es klappt, okay?"
Mia nahm sich ihre Vorbereitungen vor. Nach fünfzig Minuten rief er sie. Er hatte ein Programm geschrieben, das ihre Proben korrigierte!
„Also, schau Mäuschen! Du scannst das Lösungsblatt ein, dann scannst du die Probearbeit ein, gehst auf „Vergleichen", und das Programm kontrolliert die Schülerarbeit, markiert mit Rot die Fehler, berechnet die Punkte, die Note, dann druckst du das korrigierte Blatt aus, und heftest es an das Original. Fertig!"
Sie sah ihn mit offenem Mund an. „Hannes, du spinnst!" brachte sie nur heraus.
Er begann zu lachen. „Merci bien, mademoiselle! Vous etes tres charmant!"
„Excuse moi, cherie!" Sie lächelte ihn entschuldigend an. „Aber normal ist das nicht! Setzt dich einfach eine Stunde hin, tipp tipp tipp, und schon korrigiert ein Computer meine Proben!"
„Das ist mein Job, Süße! Das habe ich gelernt!"
Sie schüttelte nur noch den Kopf. „Jetzt versuche ich es einmal selbst."
Blatt in den Scanner, auf go drücken, auf Vergleichen klicken, Sekunden später erschien das korrigierte Blatt auf dem Bildschirm.
„Muss ich das dann noch kontrollieren?"
„Kannst du, aber ich habe schon überprüft! Es klappt eigentlich fehlerlos!"
„Du bist echt der Hammer, Hannes!"
„Na, das klingt schon besser als: Du spinnst!" Er drückte sie an sich. „Das geht aber jetzt nur bei reinen Zahlenaufgaben! Für Sachaufgaben muss ich noch ein bisschen rumbasteln!"
Mia wollte jetzt lieber nicht an dieses Rumbasteln denken, ihr war eh schon wieder relativ flau! Seine Nähe, seine Erklärungen kratzten gewaltig an ihrer Beherrschung. Sie ließ den Computer die restliche Arbeit tun.
„Wie viel könntest du jetzt für so ein Programm verlangen?"
„Das kommt darauf an. Wenn ich es selbst vermarkten würde, so 10.000 für eine Schullizenz mit Upgrade-Garantie für fünf Jahre, wenn ich die Rechte an einen Verlag abtrete, könnte ich schon 100.000 verlangen, pro Upgrade 10.000."
„Das ist der helle Wahnsinn!" Mia war fassungslos. „Das müsste doch für Diktate dann auch funktionieren, oder?"
„Da müssten die Schüler aber dann sehr nah an der Normschrift schreiben!"
„Ja, das ist klar!"
„Oder warte mal!"
Er zog einen Stick aus der Schublade, beschriftet mit RS, gab Mia eine Blatt Papier. „Schreib mal irgendeinen Satz, in deiner Handschrift.
Sie schrieb: „Ich liebe meinen unbeschreiblichen Hannes!"
Er lächelte sie an. „Das ist zwar süß, aber nicht gut geeignet für das, was ich vorhabe! Wenn möglich etwas ohne Namen!"
„Das Leben mit dir ist ein einziger Traum!" war ihr zweiter Versuch.
Hannes war zufrieden, sehr zufrieden, scannte den Text ein, speicherte ihn in einem bestimmten Programmteil ab. Dann schrieb er den gleichen Satz in seiner großzügigen Handschrift, verfuhr mit dem Blatt wie mit dem ersten. Dann tippte er rasend schnell ein paar dutzend Befehle ein.
„Und jetzt schreib den Satz noch einmal mit Rechtschreibfehlern!"
Sie schrieb: „Das lehben mitt dier ist ein eintziger traum!"
„Einscannen!"
„Auf Vergleichen klicken!" Sie folgte seinen Anweisungen. Auf dem Bildschirm erschien der korrigierte Satz, das Programm hatte alle fünf Fehler gefunden!
Er versuchte es mit seiner Handschrift ebenso, es klappte wieder perfekt!
„Also, da müsste man nur einmal zu Schuljahresbeginn die Schriftbilder der Schüler eingeben, dann funktioniert es! Einen Text, bei dem alle Buchstaben des Alphabetes vorkommen!"
Er sprang auf, nahm sie in die Arme, drehte sich mit ihr im Kreis.
„Meine Mia-Muse! Meine Musen-Mia!" jubelte er. „Weißt du, dass ich an diesem Problem schon eine Zeitlang herumprobiere?
Die Programme für Peter funktionieren nicht bei handgeschriebenen Manuskripten wie deinem zum Beispiel. Die musste dann immer eine Sekretärin abtippen. Aber wenn man einfach eine Schriftprobe einscannt, im richtigen Teil ablegt, haut das auch hin. Da muss ich ihn gleich am Montag anrufen, dass ich ihm ein Upgrade einbaue!"
Er lächelte sie liebevoll an. „Meine Süße hat mein Problem gelöst!"
„Ja, ganz bestimmt!" Sie tippte auf seinen Kopf.
„Na klar! Ohne deine Frage nach den Diktaten wäre ich da nie drauf gekommen!" Er küsste sie zärtlich. „Ich sage es doch schon die ganze Zeit, dass wir super gut zusammenpassen!"
„Ach, und ich widerspreche pausenlos!" gab sie zurück.
„Logisch! Ununterbrochen sagst du: Nein, Hannes! Ich mag dich nicht!"
Er küsste sie zärtlich.
„Nein, Hannes! Ich kann dich nicht ausstehen!" Er küsste sie leidenschaftlicher.
„Nein, Hannes! Wir passen nicht zusammen!" Er küsste sie fordernd.
„Nein, Hannes! Du turnst mich überhaupt nicht an!" Er küsste sie hungrig.
„Irgendetwas musst du da falsch verstanden haben!" flüsterte sie mit belegte Stimme.
„Vielleicht brauche ich mal ein Upgrade?" Auch seine Stimme war fast komplett weg.
„Ich habe zwar keine Ahnung, was das ist, aber du kannst alles von mir haben!" stöhnte sie.
In diesem Augenblick läutete das Telefon. „Rutsch mir den Buckel runter, wer immer du auch bist!" krächzte er.
Der Anrufbeantworter schaltete sich ein. Niklas' aufgeregte Stimme war zu hören. „Das ist jetzt die fünfte Nachricht! Dein Handy ist aus, dein Piepser ist aus! Wir haben seit gestern einen Totalabsturz! Ich hoffe, du hast eine gute Ausrede!"
Hannes tauchte unwillig aus dem Taumel der Leidenschaft auf, wählte die Nummer seiner Arbeitsstelle, hielt Mia sicherheitshalber fest im Arm, damit sie nicht umkippte, sie hatte genauso weiche Knie wie er.
Niklas erkannte Hannes' Nummer. „Na, Gott sei Dank! Er ist noch nicht am Bett festgewachsen!"
„Sorry, ich hatte viel um die Ohren!"
„Das kann ich mir denken, was du um die Ohren hattest! Ein paar blonde Locken wahrscheinlich! Jetzt beweg deinen Hintern her und melde dich für diese Nacht ab bei der süßen Mia!"
Mia schüttete sich vor Lachen fast aus, sie hatte Niklas' gut verstehen können.
Hannes grinste sie an.
„Da habe ich doch tatsächlich vergessen, dass ich einen Job habe!" Er gab ihr einen vernünftigen Abschiedskuss und einen noch vernünftigeren und noch einen unvernünftigen, jetzt war es eh schon egal!
„Also Süße, bis später! Ich ruf dich an!"
„Da bin ich mal gespannt!" zog sie ihn auf.
„Na, meine Nummer kann ich schlecht verbrennen!" schoss er zurück.
Es war schön, dass sie sich so locker aufziehen konnten mittlerweile.
Mia tanzte durch die Wohnung. Es war zwar schlimm, dass er wegmusste, aber es war unendlich schön, dass er zurückkommen würde, immer wieder zurückkommen würde. Dass er in ihrem Leben war, dieser unglaubliche Mann war tatsächlich in ihrem Leben, liebte sie, machte sie unendlich glücklich!
Sie drehte die Musik etwas lauter, tanzte vor Glück.
Dann ließ sie sich auf das Sofa fallen, juchzte vor Glückseligkeit.
Sie träumte sich zurück zur letzten Nacht, dachte an die Bar, an die Menschen in der Bar.
Holte schnell ihr Geschichtenheft, schrieb auf, was seit gestern in ihrem Kopf festhing.
Erfand Charaktere, schilderte ihre Gefühle, ließ in ihrer Fantasie die Nacht weiter gehen.
Dann musste sie noch schnell zwei Gedichte über ihren wunderbaren Hannes schreiben. Sie räumte ihre Schulsachen in ihre Tasche, mit ihrer Arbeit war sie fertig, klammerte die ausgedruckten Blätter an die Originalproben, packte sie mit ein, strich über seine Stuhllehne, sah ihn vor sich, wie er auf die Tasten einhieb, setzte sich auf seinen Stuhl, träumte von ihm.
So, dachte sie, reicht schon, jetzt könntest du schon wieder nach Hause kommen! Eine Stunde war genug.
Es läutete an der Wohnungstüre, das konnte eigentlich nur Markus sein. Sie öffnete vorsichtig, ließ die Sperrkette lieber vor. Markus war zufrieden, dass sie nicht leichtsinnig aufmachte.
„Wo ist denn Hannes hin gerast?" fragte er.
Er hatte den Bruder beobachtet, hatte Angst, dass die beiden Krach hätten. Eine Weile hatte er gezögert, dann musste er doch nachsehen.
„Bei Siemens haben sie einen Totalausfall, und er war nicht erreichbar! Niklas war ziemlich sauer." erklärte sie.
Markus fiel ein Stein vom Herzen. „Ah! Gut! Ich hatte schon Sorge, ihr habt Zoff!" gestand er.
„Wir? Zoff? Nicht im Mindesten! Ganz im Gegenteil!" sagte sie und lächelte.
„Okay, dann gehe ich wieder runter!"
„Du kannst mir aber auch gerne Gesellschaft leisten!"
Markus zögerte kurz. Ja, das ging schon in Ordnung! Sein Seelenzustand, was Mia anbetraf, war stabil. Und Hannes hätte sicher auch nichts dagegen.
„Gut, wenn ich dich nicht störe!"
„Quatsch! Hast du schon was gegessen? Ich habe einen Bärenhunger! Lassen wir uns was vom Thailänder kommen?"
„Gute Idee!"
Mia öffnete eine Flasche Wein, sie aßen die scharfen Gerichte, Mia erzählte von Hannes, was er für Programme für sie geschrieben hatte, dass sie im Hotel übernachtet hatten. Irgendwie fühlte sie sich ihm näher als ihrer Schwester, er konnte zuhören, ohne ständig gute Ratschläge zu erteilen und Verbesserungsvorschläge zu machen.
„Es ist schön, einen großen Bruder zu haben!" stellte sie fest.
„Und eine kleine Schwester ist auch was Feines!" gab er zurück und meinte es genauso, wie er es sagte.
Er war froh, dass er seine anfängliche Schwärmerei überwunden hatte.
Eine Stunde später verabschiedete er sich. Mia räumte den Tisch ab, stellte das Geschirr in die Maschine, rauchte eine Zigarette auf dem Balkon.
Das Telefon läutete. „Leissen bei Maybach!" meldete sie sich. Hannes stockte der Atem vor Glück. „Hallo, Süße! Sag das bitte nochmal!"
Mia lachte. „Leissen bei Maybach!"
„Das klingt gut! Das klingt richtig gut!" Für einen Augenblick hatte er vergessen, warum er angerufen hatte. „Ah, Mäuschen, das wird heute richtig spät! Wir haben ein echtes Problem. Der Server hängt, die Festplatten hat es komplett zerlegt, die Endgeräte haben wahrscheinlich auch einen Knacks, da muss sich irgendein Trottel einen Virus eingefangen haben."
Mia musste lachen, sie verstand kein Wort, aber sie hätte ihm noch stundenlang zuhören können. „Hannes!" bat sie. „Bitte nicht so viele Fachbegriffe, wenn du nicht da bist!"
Hannes grinste hörbar. „Ist sie wieder angeturnt meine süße, heiße Miamaus?" fragte er leise.
„Das kannst du annehmen, mein Herr Diplominformatiker!"
„Hör zu turteln auf!" hörte sie Niklas' Stimme.
„Halt die Klappe, du Neidhammel!" konterte Hannes. „Also, Schönheit, ich hätte eine Riesenbitte! Wir haben Löcher im Bauch, und einen Lieferdienst dürfen wir jetzt in der Nacht nicht mehr reinlassen. Könntest du uns ein paar Burger bringen? In meinem Schreibtisch in der linken oberen Schublade liegt ein Schlüsselbund, da hängt eine Fernbedienung dran, die öffnet das Haupttor. Da fährst du mit dem Auto rein, es schließt sich dann automatisch!" Er gab ihr noch Anweisungen, wo sie ihn dann im Rechenzentrum finden würde. „Also, tausend Dank! Bis später!"
Mia holte erst einmal tief Luft. Ein bisschen mulmig war ihr schon zu Mute, mitten in der Nacht rumzukutschieren, aber dann freute sie sich, dass er ihr so vertraute und ihr das auch zutraute. Vor ein paar Wochen hätte sie den Mumm dazu nicht gehabt, aber in ihrem neuen Leben würde sie das packen.
Also holte sie zehn Burger, vier Cola, vier Apfeltaschen und fuhr Richtung Westen. Sie fand das Tor ohne Probleme, sah den Wegweiser zum Rechenzentrum, stellte ihr Auto ab, sperrte die Türe auf und wieder zu, nahm den Fahrstuhl in den fünften Stock, folgte wieder dem Wegweiser Hauptrechner, sperrte die letzte Türe auf und wieder zu.
Dann sah sie ihren sexy Informatiker, wie er arbeitete. Ein riesengroßer Raum, dutzende von Bildschirmen, auf allen blinkte Error. Hannes saß mit dem Rücken zu ihr, hämmerte auf die Tasten ein.
„Restart!" rief er Niklas zu. Die Bildschirme wurden schwarz, dann wieder grau, Error war wieder zu lesen.
„Verflixt und zugenäht!" schimpfte er. „Alles runterfahren! Wir müssen einzeln durchmessen! Dann booten wir den fat boy, und wenn es dann immer noch nicht läuft, hacke ich alles kurz und klein."
„Eine Hacke habe ich aber nicht dabei!" meldete sich Mia zu Wort.
Hannes riss es auf seinem Stuhl herum. Er sprang auf und lief zu ihr.
„Wow, die Süße ist schon da! Bist du geflogen, Engelchen?" Er warf ihr eine Kusshand zu, er war zu verschwitzt, um sie zu küssen.
„Niklas, Essen!" Keine Reaktion.
„Niklas, Mia ist da!" Er grinste sie an, als der Kollege um die Ecke geschossen kam. „Da kannst du auch Schlüsse draus ziehen, was ihn mehr interessiert!" flüsterte er ihr zu. Mia knuffte ihn.
Niklas stand vor Mia, noch verschwitzter als Hannes, er arbeitete ja auch schon ein paar Stunden länger. „Jetzt treffe ich endlich meine Traumfrau wieder, und kann sie nicht einmal begrüßen!" Er grinste sie an.
Hannes gab ihm eine Kopfnuss und schob Mia einen Burger hin.
„Danke, ich habe schon gegessen!" Er hob fragend eine Augenbraue. „Markus war da, wir haben uns was vom Thailänder bestellt!"
„Aha, kaum ist der Kater aus dem Haus...!" Er lachte sie an. „Schön scharf?" fragte er und grinste anzüglich.
„Du kannst probieren, wenn du kommst! Ich habe dir was aufgehoben!" Ihre Blicke versanken ineinander.
„Das ist gut, dass du mir was aufgehoben hast!" Er spielte gerne mit.
Niklas sah die beiden an. Also, wenn das mein Mädchen wäre, ich würde es nicht gerne sehen, wenn sie mit meinem Bruder zu Abend isst, kaum dass ich aus dem Haus bin! dachte er.
Jeder der beiden verdrückte drei Burger, eine Apfeltasche und trank eine Cola. „Den Rest heben wir als Mitternachtssnack auf!"
Mia verabschiedete sich. „Du kannst aber gerne noch bleiben, Süße!"
„Nein nein nein! Da fliegen schon wieder viel zu viele Bits und Bytes und Server und Festplatten durch den Äther, das ist gar nicht gut für mein Seelenheil!" Hannes lächelte, Niklas verstand nur Bahnhof.
„Soll ich dich noch runterbringen?" Er nickte fast unmerklich.
„Ja, bitte!"
Hannes ging schnell in den Waschraum, wusch sich das Gesicht, holte sich dann endlich einen Kuss, gab ihr einen Kuss als Dankeschön.
„Das war echt toll von dir, Schönheit, dass du gekommen bist! Aber ich weiß ja, auf mein Mädchen kann ich mich verlassen! Fahr vorsichtig! Und warte nicht auf mich, ja?"
„Ich warte schon auf dich! Aber im Bett!"
„Puh, heute ist sie aber zweideutig!"
„Gar nicht! Was du da wieder hineininterpretierst!"
Noch ein langer Kuss zum Abschied, und er fuhr wieder zu Niklas hinauf.
„Ui, das ging aber unerwartet schnell!" zog ihn der Kollege auf. „Du, macht dir das nichts aus mit Markus und ihr?"
Hannes lächelte. „Naja, ganz am Anfang, da waren seine Augen schon ein wenig fest an ihr gehangen, aber mittlerweile ist sie für ihn die kleine Schwester, die wir nie hatten! Und von ihrer Seite her habe ich überhaupt keine Bedenken, bei niemandem!"
Er sah den Kollegen ernst an.
Der grinste nur und machte sich ans Durchmessen der Geräte.
Schau' n wir mal, Herr Dr. Maybach, wie lange sie dich noch interessiert! Ich bin bereit! dachte er.
Hannes las so ziemlich genau seine Gedanken.
Den Rest der Nacht, während sie immer wieder auf das Herunterfahren, das Hochfahren, die Testläufe warteten, erzählte er seinem Kollegen in einer Kurzfassung seine und Mias Geschichte. Vom Kennenlernen und Verlieren, von Mias coolem Auftritt im ZAP, ihrem Ärger mit ihrem Ex, der Nichtscheidung, dem Angriff auf dem Schulparkplatz, der Verlobung, ihrem Roman, ihren Gedichten, ihren Titeln.
„So, lieber Niklas, wenn du jetzt noch immer glaubst, dass ich mich von dieser Frau je trenne, kann ich dir auch nicht mehr helfen!" fasste er schließlich zusammen.
Der Kollege war total überrascht. Er hatte in Mia ein hübsches, charmantes Mädchen gesehen, mit dem er gerne eine Zeit lang rumgemacht hätte. Aber eine Frau mit Doktortitel und Diplom, die fünf Sprachen sprach, Romane schrieb und Gedichte, eine Kolumne in der MZ, Schulbücher verfasste, war wohl eine Nummer zu groß für ihn. Und er sollte wohl auch den Rest der Männerwelt darüber informieren, dass sie nicht darauf warten sollten, dass sie wieder frei werden würde. Er kannte Hannes schon seit dem Gymnasium und merkte, dass seine Gefühle für Mia echt waren, tief und echt!
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