Kapitel 46

Mia wachte zuerst auf.
Erst wusste sie nicht, wo sie gelandet waren, aber da Hannes sie in den Armen hielt, war es ja auch egal. Sie schmiegte sich noch enger an ihn, fühlte seinen Körper, seine starken Arme, atmete seinen Duft.

Sie dachte an den Abend und die Nacht, spürte, wie schon wieder wahnsinniges Begehren in ihr aufstieg. Sie streichelte sein schönes Gesicht, die wunderbaren Lippen, den Bartschatten, der ihn vollkommen unwiderstehlich machte.
Als sich ihre Hände auf den Weg zu seinem Nacken machten, grinste er mit geschlossenen Augen. Seine heiße Mia, seine unersättliche Mia, die nach knapp drei Wochen in seinen Armen die Liebe liebte, immer mehr, genauso wie er.

Es wurde immer schlimmer, sie konnten überhaupt nicht mehr genug voneinander bekommen!
Gut, dass das Notfallpaket sehr großzügig bemessen war. Ein Kondom war noch übrig!
„Du bist wach?" fragte sie leise.
„Nein! Ich schlafe noch tief und fest! Und ich träume, dass ich eine wunderschöne Frau in den Armen halte, die mich gerade verführen will!" flüsterte er und streichelte ganz leicht ihren Rücken.
„Na, dann! Träum weiter!" Sie setzte fort, was sie begonnen hatte.

Sie wusste nicht, was sie mehr erregte, die Zärtlichkeiten, die sie ihm schenkte, oder die Zärtlichkeiten, die er ihr schenkte.
„Das ist das letzte!" stöhnte er, als er das Kondom aus der Verpackung nestelte. „Nur zu deiner Information!" Und dann hoben sie noch einmal gemeinsam ab, in einem Hotel mitten in der Stadt, etwa einen Kilometer von ihrer Wohnung entfernt!

Nach einer langen Kuschelzeit, ausgiebigem Nachknutschen, Nachschmusen sagte Mia:
„Wenn ich gewusst hätte, dass du so gut im Bett bist, dass das mit der Liebe so einfach sein kann mit einem Mann wie dir, hätten wir auch schon an diesem ersten Montag hier landen können!"
Puh! dachte Hannes. Mädchen, pass auf!
Er lachte leise. „Kurz hatte ich schon daran gedacht! Wenn du noch einmal meinen Nacken gestreichelt hättest, hättest du das mit dem nach Hause fahren vergessen können!"

Mia dachte eine halbe Sekunde lang daran, mit wie vielen Frauen er wohl schon hier gewesen war, schob den Gedanken aber schnell ins Ablagefach ihres Gehirns.
„Da wäre ich gespannt auf meine Reaktion gewesen, wenn du mir das vorgeschlagen hättest!" Sie musste kichern. „Wahrscheinlich wäre ich im Boden versunken! Oder?" Sie dachte nach. „Oder du hättest mich einfach noch einmal geküsst, wie nur du küssen kannst! Viel hat an diesem Morgen mitten in der Stadt sowieso nicht mehr gefehlt!"

Eine Weile hielten sie sich stumm im Arm, dachten an diese erste Nacht, als sie mit rasendem Herzen, zitternden Knien, kraftlos vor Begehren durch die Stadt gelaufen waren, in der keiner von ihnen wissen konnte, was aus diesem Treffen werden würde.
„Danke für dein Kompliment, süße Mia!" sagte Hannes schließlich.
„Kompliment? Dass du gut im Bett bist? Das ist nur eine Tatsache!"
Er lächelte sie verliebt an. „Na dann, danke für die Feststellung einer Tatsache!"

Sie lächelte verliebt zurück. „Beim ersten Mal dachte ich: Na, der gutaussehende Hannes zieht aber alle Register! Beim zweiten Mal: Schön, dass er sich noch einmal so viel Mühe gibt! Bei hundertsten Mal: Unglaublich, dass es immer noch schöner werden kann, wenn er mich liebt! Seitdem habe ich zu denken aufgehört!"
Hannes bekam einen Lachanfall, als sie so redete. „Zieht alle Register! Gibt sich Mühe!" machte er sie nach. Er konnte kaum noch sprechen vor Lachen. „Das hast du gedacht? Dass ich mir Mühe geben muss, dich zu lieben?"

Er bekam kaum noch Luft. „Und dass ich nicht genug davon bekommen habe, dich zu spüren, dich zu küssen, dich zu streicheln, dich zu fühlen, auf diese Idee bist du nicht gekommen? Dass es für mich das allerschönste war, dich zu lieben?"
„Damals? In der ersten Nacht? Bei Gott nicht!" Sie sah ihn ernst an, meinte, was sie sagte.
Dann wurde ihr Blick schelmisch. „Später, ja später kam mir dann schon der Gedanke, dass es dir auch gefällt!"

Hannes wischte sich die Lachtränen aus den Augen. „Na, da bin ich aber froh, dass dir später der Gedanke dann doch einmal gekommen ist!" Er drückte sie fest an sich, musste aber schon wieder lachen über ihre süße, unschuldige, offene Ausdrucksweise.
Sie knuffte ihn. „Du sollst mich nicht auslachen! Ich mache da Seelenstriptease, und du lachst dich kringelig!"

„Nein, Schönheit! Ich lache dich nicht aus! Ich lache über dich! Weil du dich so drollig ausdrückst! Und ein bisschen hast du ja auch Recht. Beim ersten Mal wollte ich dir schon die Angst nehmen, die du offensichtlich vor der Liebe hattest! Da wollte ich dir schon zeigen, dass es etwas sehr Schönes sein kann, mit einem Mann zusammen zu sein! Vor allem, dass es schön ist, mit mir zusammen zu sein, natürlich. Das erste Mal ist eben das erste Mal, das muss schon gut sein!"

Er lächelte sie zärtlich an, verwundert, wie offen er mit ihr sprechen konnte, dass auch er seine Seele nach außen kehren konnte! „Aber Mühe? Nein, Mühe musste ich mir nicht geben!"
Er streichelte sie liebevoll, bis er sich erinnerte, dass er ab jetzt vorsichtig sein musste. „Na, eines mehr hätten sie schon einpacken können!" seufzte er.

Sie überlegte eine Weile, ob sie eine bestimmte Frage stellen sollte, wagte es dann doch.
Irgendwie waren sie sich heute noch näher als sonst. „Du, Hannes? Soll ich eigentlich die Pille nehmen?"
Er sah sie ernst an. „Das musst schon du entscheiden, Mäuschen!" sagte er zärtlich. „Aber mir macht das mit den Kondomen nichts aus! Ich kenne es nicht anders!"

„Es ist nur, ich vertrage die Pille nicht so gut! Ich bin dann ständig müde, habe Kopfschmerzen, bin gar nicht ich selbst!"
„Also, warum fragst du dann? Glaubst du ich sage: Ja, nimm die Pille, auch wenn du dich dann schlecht fühlst?"
„Nein, aber es heißt doch immer, dass es für Männer besser ist ohne!" Hatte sie das jetzt wirklich gesagt?
„So, heißt es das? Wo heißt es denn das?" Er musste schmunzeln.

Jetzt wurde sie doch verlegen. „Naja, in Büchern, Filmen! Stimmt das nicht?"
„Nein Süße, das stimmt nicht! Das ist dummes Gerede von dummen Männern, die zu blöd oder zu faul sind, Kondome anzuwenden, die keine Verantwortung übernehmen wollen, die lieber alles auf die Frau abschieben. Kein Mensch kann mir glaubhaft machen, dass so ein dünner Gummi etwas an Gefühlen wegnimmt!"

Er wunderte sich auch, wie offen er mit einer Frau darüber sprechen konnte, die er noch nicht einmal drei Wochen kannte. „Ich habe immer Kondome verwendet, auch wenn die Frau versichert hatte, dass sie die Pille nimmt. Sagen kann man viel, und ich wollte nicht in die Babyfalle tappen!"

Er überlegte kurz, ob er sie jetzt verletzt hatte mit dem Hinweis auf die Vergangenheit, aber sie lächelte ihn an.
„Oder stören dich die Kondome?" Auf diese Idee war er noch gar nicht gekommen.
„Nein! Im Gegenteil!" Sie sagte die Wahrheit, sie fand es gut, es war eine sehr saubere Sache, aber das konnte sie nun wirklich nicht aussprechen.
Doch Hannes verstand schon, was das „im Gegenteil" hieß!

„Na, dann passt es doch, oder?" fragte er.
„Wie immer passt alles!" stimmte sie zu und küsste ihn vorsichtig.
Hannes sprang aus dem Bett, um zu duschen.
Vor der Badtüre blieb er stehen, ein Gedanke war ihm durchs Gehirn geschossen.
Er drehte noch mal um, setzte sich neben ihr ins Bett, nahm ihre Hand.

„Süße Mia, jetzt mal ehrlich. Wenn ich jetzt geantwortet hätte: Ja, super, nimm die Pille! Dann bin ich endlich die Kondome los! oder so etwas in der Art, hättest du dann das Zeug geschluckt, obwohl du weißt, dass es dir nicht guttut?"

Sie versuchte seinem Blick auszuweichen. „Wahrscheinlich schon!" gestand sie.
Hannes ließ sich auf den Rücken neben sie fallen, sah zur Decke, versuchte die Tränen in den Augen zu halten, versuchte den Kloß in seinem Hals hinunter zu schlucken.

Als er wieder reden konnte, sagte er: „Mia, bitte, du musst mir versprechen, du musst mir schwören, dass du nie so etwas vermeintlich mir zu liebe machen wirst! Dass du nie irgendetwas deinem Körper antun wirst, weil du glaubst, ich wollte das! Ich könnte nie irgendetwas wollen, was nicht gut für dich ist! Hast du das verstanden? Schwörst du?" Er sah sie ernst und bittend an.

„Ja, Hannes, ich schwöre es! Obwohl ich es ja nicht müsste! Ich weiß ja jetzt, dass ich über alles mit dir reden kann!"
„Über alles! Über wirklich alles! Und wenn ich für etwas bin und du dagegen oder umgekehrt, dann reden wir auch darüber, finden einen Kompromiss, fressen nicht irgendetwas in uns hinein, sondern reden darüber, ja?"
„Ja!"

„Das war heute schön, mit dir so offen zu sprechen! Wir können uns alles sagen, uns alles fragen, was wir auf dem Herzen haben. Wir müssen uns nichts verheimlichen. Wir waren vom ersten Tag an recht offen miteinander, aber heute habe ich noch mehr das Gefühl, dir sehr nah zu sein, verstehst du?"
Mia liefen die Tränen übers Gesicht, sie weinte vor Glück über die Worte dieses unglaublichen Mannes.

„Alles klar, Mäuschen?" Er wischte sanft die Tränen von ihren Wangen.
Sie strahlte ihn an: „Glasklar!"
„So wortkarg heute?" zog er sie auf.
„Alles hat seine Zeit! Nebensätze und Einwortsätze!"
Hannes zog sie lachend an sich. „Ich geh mal duschen! Vielleicht fallen dir ein paar Nebensätze ein, bis ich fertig bin!"
„Vielleicht aber auch ein Gedicht!" schmunzelte sie.

Er sah sich im Zimmer um. Auf dem kleinen Schreibtisch lagen ein Hotelblock und ein Kuli, er brachte ihr beides.
Mia schrieb mit roten Backen, bis er zurückkam.
Dann hielt sie ihm das Blatt hin. Er las zauberhafte Worte seiner zauberhaften Dichterin übers Reden, um etwas zu sagen, übers Reden, um nichts zu verschweigen, übers Reden, um sich in der Mitte zu treffen, übers Reden, das Nähe schafft, über Nähe, die Sicherheit schafft, Sicherheit über alles reden zu können, sich alles sagen zu können, offen sein zu können. Offenheit, die Vertrautheit bringt, Vertrautheit, die Glück bringt.

Es waren seine Gedanken, aus denen sie ein Gedicht gemacht hatte. Und er wusste, sie hatte ganz genau verstanden, was er ihr hatte sagen wollen.
„Wunderschön!" flüsterte er nur, strich ihr übers Haar. Er nahm sie fest in den Arm, hielt sie lange einfach so, in einem Zimmer in einem Hotel mitten in der Stadt, in das sie am frühen Morgen die Leidenschaft gespült hatte und in dem sie am späten Vormittag so viel Nähe gefunden hatten, weil ein Kondom zu wenig im Notfallpäckchen war.
Es waren noch keine drei Wochen vergangen, seit er sie auf dem Ball gesehen hatte, seit er sich verliebt hatte in ein Mädchen, von dem er nichts wusste als ihren Vornamen und ihre Telefonnummer.

Was war aus diesem Abend geworden!
Er hatte sich in der Vergangenheit schnell mal verliebt, ein paar Tage, ein paar Nächte, dann war es auch schon wieder vorbei.

Es wurde zu eng, zu verbindlich, schränkte ihn ein, forderte ihm zu viele Zugeständnisse ab.
Und immer störte bald irgendetwas: das Lachen zu laut, die Stimme zu schrill, der Blick zu bohrend, der Sex zu unruhig, die Küsse zu feucht, die Unterhaltungen zu oberflächlich, die Interessen nicht vereinbar, der Musikgeschmack konträr, zu flippig, nicht flippig genug, aber meistens fehlte ihm die Intelligenz bei einer Frau.

Er war immer respektvoll zu Frauen, keine konnte ihm vorwerfen, sie unfair behandelt zu haben. Aber wenn er gemerkt hatte, dass das Gefühl von seiner Seite nicht ausreichte, hatte er diese Beziehung auch wieder beendet.

Auf dem Ball ahnte er schon, dass Mia mehr sein würde für ihn.
Sie war so zuckersüß, als sie lachend durch die Halle wirbelte, den Männern den Kopf verdrehte wie ihm.
Sie war so anschmiegsam, als sie auf seinem Schoß in der Bar saß.
Sie war so unschuldig, als sie zurückwich, wenn die Zärtlichkeiten zu heiß für sie wurden.
Und sie war so wunderschön, alles an ihrem Gesicht war so harmonisch, die weichfließenden blonden Locken fast bis zur Taille, da musste ein Mann doch schwach werden!
Die beiden nächsten Tage litt er fast körperlichen Schmerz, weil er sie nicht wiedersehen würde.

Er hatte schon auch daran gedacht, dass er sie vielleicht nur deshalb so sehr vermisste, weil er sie nicht haben konnte!
Aber er fühlte, das war mehr!
Als er sie im ZAP wiedersah, nahm es ihm fast den Atem. Nach dem Spaziergang durch die Stadt war er verloren.
Ihre Stimme, ihre Aussprache, ihr dunkles, leises Lachen, ihr Humor, ihre Intelligenz, aber auch ihre Verletzlichkeit machten ihm klar, dass er sie lieben würde.
Nachdem er das erste Mal mit ihr geschlafen hatte, wusste er, dass er sie liebte.
Nach zwei Tagen wusste er, dass er sie nie wieder verlieren durfte.

„Woran denkst du denn?" fragte Mia, als er sie gar nicht mehr loslassen wollte. Sie genoss es sehr, so in seinen Armen zu sein, so aufgehoben bei diesem großen, kräftigen, gutaussehenden, netten, klugen, liebevollen, verständnisvollen Mann.
Sie hatte sich zurückgeträumt auf den Ball, ins ZAP, in ihr Haus, als sie das erste Mal mit ihm geschlafen hatte, in seine Wohnung, nach Italien, in die Bar gestern.
Wunderte sich noch immer, dass man in so kurzer Zeit so sehr lieben konnte.

„Woran ich denke, Schönheit? Woran glaubst du denn, dass ich denke?"
„An Fußball oder schnelle Autos?"
„Genau! Siehst du, du kennst mich schon sehr gut!" Er küsste sie auf ihr süßes Näschen.
„Ich habe an den Ball und die Zeit danach gedacht, wie schnell ich dich so sehr geliebt habe!"

„Ich auch!" gab sie lächelnd zu.
„Woran sollte wir auch sonst denken, wenn wir uns nach dieser Nacht in den Armen halten, als an unsere Liebe?" Er küsste ihr Haar. „Und jetzt geh duschen, Süße! Vielleicht bekommen wir dann noch irgendwo ein Frühstück!" bat er leise und zärtlich.
Engumschlungen gingen sie zur Rezeption hinunter. Als Hannes zahlen wollte, schob sie ihn zur Seite.
„Du warst mein Gast!" sagte sie lächelnd und legte ihre Karte auf den Tresen.

Der Portier lächelte die beiden an. Das Glück leuchtete aus ihren Augen, die Luft zwischen ihnen brannte.
„Und war alles in Ordnung, die Herrschaften?"
„Ja!" sagte Mia. „Die Kondome waren etwas knapp, aber sonst hat alles gepasst!"

Hannes grinste, und der Portier konnte einen Lachanfall gerade noch unterdrücken. Das hatte auch noch nie jemand bemängelt. Meistens waren von der Fünferpackung vier Stück übrig, hin und wieder drei, aber knapp waren sie noch nie gewesen. Die beiden schienen ja sehr hungrig gewesen zu sein in dieser Nacht! Er sah auf dem Meldeformular die Adresse.
Da hätten die zwei ja auch nicht weit nach Hause gehabt! dachte er und lächelte.

„Kann man bei Ihnen damit rechnen, immer ein Zimmer zu bekommen?" fragte Mia noch.
„Nun, am Wochenende könnte es mal eng werden! Aber unter der Woche ist es kein Problem!"
„Gut zu wissen!" Mia war erleichtert. Dann mussten sie halt die Donnerstage nutzen!

Hannes legte grinsend einen 100 Euro-Schein auf den Tresen. „Für die schönste Nacht meines Lebens!" flüsterte er dem Portier zu.
„Ich würde mich freuen, Sie wieder in unserem Haus begrüßen zu können, Frau..." Er sah im Meldeformular nach. „Frau Dr. Leissen und Herr Dr. Maybach."
Aha! dachte er. Da haben sich auch zwei gesucht und gefunden!

Die beiden, die sich nie gesucht, aber dafür gefunden hatten, gingen ins Restaurant gegenüber und frühstückten ausgiebig. Sie hatten viele Kalorien aufzufüllen!
„Mensch, ich muss den Anwalt anrufen, ob der Bastard unterschrieben hat! Das habe ich gestern vor lauter Glücklichsein glatt vergessen!"
„Das ist doch gut, wenn du den Bastard vor lauter Glücklichsein vergessen hast!" freute sich Hannes.

„Ja! Das ist sogar sehr gut!" Sie küsste ihn zärtlich. Sie tanzten schwindlig vor Glück zu ihrer Wohnung, die bis vor drei Wochen seine gewesen war.
Die mit einer Frau zu teilen er sich nie hätte vorstellen können, und die so sehr zu ihrer beider Wohnung geworden war.
Sie hängte sich gleich ans Telefon.
Der Anwalt hatte gute Nachrichten.

Thomas hatte alles klaglos unterschrieben, sich sehr einsichtig gezeigt. Er hatte ihm eine Wohnung und einen Job als Hausmeister in Berlin besorgt, einen Detektiv gefunden, der die Überwachung übernehmen wollte. Außerdem hatte er einen Brief für sie von Thomas bekommen, den er in ihren Briefkasten geworfen hatte. Sie holte die Post, öffnete das Kuvert und las, Hannes las hinter ihr stehend mit.

„Liebe Mia, ich werde das Angebot vom Anwalt annehmen und dann aus deinem Leben verschwinden. Ich habe dir sehr viele Jahre sehr wehgetan, was du nicht verdient hast. Ich habe der Clique gesagt, dass sie dich in Ruhe lassen. Dein Geld will ich nicht, ich bekomme einen Job!
Alles Gute Thomas."

„Er kann immer noch keinen Genitiv anwenden!" sagte sie nur, zerknüllte den Brief und warf ihn in den Müll.
Hannes nahm sie in die Arme. „Vielleicht hast du, haben wir jetzt endlich Ruhe!"
„Ich hoffe es!"
„Womit hast du ihn eigentlich so weit gebracht?" fragte er noch einmal.
„Das willst du nicht wissen!" wehrte sie ab. „Aber ich war sehr böse, sehr entschlossen, er hat jetzt sehr viel Angst vor mir!"

Hannes wusste, diese Informationen mussten reichen.
„So und jetzt: Vorwärts ever! Rückwärts never!" kommandierte sie. „Die Party morgen? Was müssen wir noch besprechen?" Sie setzten sich an den Esstisch.

„Also, süßes Miamäuschen! Folgenden Ablauf habe ich mir vorgestellt!" Er stockte, weil ihm auffiel, dass er schon wieder über ihren Kopf hinweg alles geplant hatte, wie bei der Fahrt nach Italien, der Verlobung. „Sorry! Wir hätten das vorher zusammen besprechen sollen, oder!"
„Quatsch! Erstens, wann hätten wir das machen sollen, zweitens liebe ich deine Überraschungen, vor allem, wenn sie so ausfallen, wie die Italienfahrt und die Verlobung, denn besser und schöner könnte mich im Leben niemand überraschen, als mein einzigartiger Hannes, die Liebe meines Lebens forever!"

Hannes lachte sie an, blieb aber brav auf seinem Stuhl sitzen. „Da sind ja auch die Nebensätze wieder!"
„Ja, wenn die Watte aus meinem Kopf ist, kommen sie ganz von selbst wieder!"
Seine Hand griff nach ihrer, ein bisschen Körperkontakt musste, wenn möglich, immer sein!

„Also, dann, so könnten wir es machen, wenn du einverstanden bist! Oben stellen wir ein paar Stühle auf, die sind in der Abstellkammer, dann führe ich eine kleine Präsentation vor, die alles erklärt mit der Hochzeit auf den Seychellen, dann laden wir alle ein, sprechen alles durch, es gibt ein Glas Champagner, in der Zwischenzeit baut der Catering-Service das Büffet hier unten auf, dann feiern wir!"

Sie lächelte ihn stolz an. „Und, was sollte ich da jetzt für Verbesserungsvorschläge haben?"
Er drückte ihre Hand, blieb noch immer brav auf seinem Stuhl sitzen.
Mia dachte einen Augenblick nach. „Und die Präsentation hast du gemacht?"
„Ja, natürlich!"
„Du hast eingescannt, formatiert, modifiziert, programmiert?" Ihre Augen fingen schon wieder an zu flimmern. „Und rasend schnell auf die Tasten eingehämmert, da drüben im Arbeitszimmer?"

„Ja!" Hannes schwanden schon wieder einmal fast alle Sinne, als er ihren Blick sah. „Und ein paar Bausteine zusammengeführt und Übergänge eingebaut und ein paar Bilder hochgeladen!" forderte er sie lächelnd noch weiter heraus.
Ihre Hand verkrampfte sich um seine, sie schloss die Augen, atmete tief ein. Mia, du bist verrückt! Lass doch mal die Finger von ihm!
„Ich glaube, ich bin eine Informatik-Fetischistin! Oder besser, eine Informatiker-Fetischistin!" stöhnte sie.

Und welcher Mann könnte bei diesen Worten auf seinem Stuhl sitzen bleiben? dachte Hannes.
Er stand langsam auf, ließ den Blick auf ihr. „Na, da könnte ich dir einen Fetisch anbieten!"
Sie öffnete die Augen, sah ihn mit glasigen Augen an. „Und was für einen hübschen! Ich nehme das Angebot dankend an!"

Und wieder landeten sie in ihrem zwei Meter breiten Bett, das einmal seines gewesen war, in einem Schlafzimmer, das er noch nie geteilt hatte, aber mit ihr seit drei Wochen teilte. Und sie ließ sich lieben von ihrem sexy Diplominformatiker, und wieder einmal merkte sie, dass es ihm keine Mühe machte, sondern dass es ihm höchste Lust bescherte, sie zu lieben, sie so zu lieben, wie er sie immer wieder liebte.


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top