Kapitel 28
Mia genoss das liebevoll vorbereitete Frühstück, strahlte ihn an. „Daran könnte man sich gewöhnen!"
Hannes dachte an seine Gedankengänge der letzten Nacht. „Dann gewöhne dich doch einfach daran!" schlug er vor und lächelte sie zärtlich an.
„Nein! Ich möchte mich an nichts gewöhnen, was du für mich tust. Es soll immer etwas Besonderes bleiben."
Er nahm sie in die Arme. „Meine süße Philosophin!" Sie küsste ihn kurz auf die Wange, wollte sich auf den Weg machen. „Ich muss los. Ich möchte heute noch mit einer Schülerin sprechen vor dem Unterricht."
Er hielt sie fest. „Na, na, na, was war das denn? Küsschen für Onkel Hannes, oder was? Für einen ordentlichen Abschiedskuss wir schon noch Zeit sein, oder?"
Der Schalk blitzte in seinen braunen Augen, ließ die hellen Einschlüsse noch mehr leuchten. Er zog sie enger an sich. Zur Strafe küsste er sie extra lange. Mit weichen Knien stand sie vor ihm. „Und jetzt soll ich Auto fahren?"
Lächelnd stützte er sie, führte sie zur Türe und brachte sie zum Auto. „Fahr vorsichtig!" Da fiel ihr plötzlich ihr Date im Computerraum wieder ein. Sie ließ die Scheibe herunter. „Kommst du jetzt heute den Computerraum ansehen?"
Sie verabredeten sich ab 13 Uhr im Lehrerzimmer.
Danach hatte Hannes einiges zu organisieren für morgen. Zuerst rief er bei Mias Eltern an. Zum Glück war Professor Leissen am Telefon, nicht seine Frau.
Hannes stellte sich vor, Mias Vater war im ersten Moment erschrocken, befürchtete es, sei etwas passiert.
„Nein, nein!" beruhigte Hannes ihn. „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass morgen um 15.00 Mias Scheidungstermin ist. Und ich fände es toll, wenn sich danach die Familien treffen würden, um sich einmal kennenzulernen. Mia weiß nichts davon, ich würde sie gerne überraschen!"
Der Professor freute sich sehr über Hannes' Idee. „Aber wir könnten auch schon ins Gericht kommen, oder? Ich möchte mit eigenen Augen sehen, dass wir den endgültig los sind!"
„Natürlich! Ich werde auch da sein!"
„Gut, ich spreche noch mit meiner Frau, dann entweder um 15.00 im Gericht oder gegen16.00 in Bad Abbach! Soll ich Carla und Robert Bescheid geben?"
„Das wäre sehr nett! Dankeschön! Bis morgen dann!" Hannes legte erleichtert auf.
Professor Leissen lächelte. Heute hatte der junge Mann sich besser ausgedrückt als bei seinem Anruf am Sonntag. Er machte einen guten Eindruck, schien sich auch um Mia und ihre Angelegenheiten zu kümmern. Und wenn er wollte, dass die Familien sich kennenlernten, schien er außerdem mehr als eine kurze Affäre im Kopf zu haben.
Anschließend rief Hannes seine Eltern an. Seine Mutter hob ab. „Hallo Hannes, schön dass du noch lebst!"
„Sorry, Mamutschka, aber ich war in den letzten Tagen etwas beschäftigt!" Hannes lachte.
„Ja, ich habe schon von Markus von deiner Beschäftigung gehört. 1,60 groß, zierlich, sehr hübsch, sehr nett, sehr klug!"
„Genauso ist es, und ich bin wahnsinnig verliebt in sie!"
„Na, das hat aber gedauert, bis ich diesen Satz mal zu hören bekomme!"
„Dafür wirst du ihn in Zukunft so oft zu hören bekommen, dass du mich anflehen wirst, ihn nicht mehr zu sagen!" drohte er.
Dann bat er sie, morgen gegen 16.00 nach Bad Abbach zu kommen, um Mia und ihre Familie kennenzulernen.
„Na, da kommen wir natürlich gerne, wenn wir da dieses Wundermädchen zu Gesicht bekommen!"
Auch seine Mutter lächelte. Na endlich hatte sich mal einer ihrer Jungs ernsthaft verliebt. Und es schien sehr ernsthaft zu sein, wenn Hannes wollte, dass sich auch die Familien kennenlernen sollten.
Sie hatte die Zwillinge dazu erzogen, Frauen respektvoll und aufmerksam zu behandeln, und zwar in allen Bereichen.
Umso mehr enttäuschte es sie immer wieder, dass sie scheinbar keine Frau fanden, die sie länger als ein paar Wochen fesseln konnte. Gut, dieses Mädchen kannte Hannes auch erst ein paar Tage, aber es war das erste, das sie kennen lernen würden.
Dann bestellte Hannes einen Tisch im Restaurant und führte noch ein paar Telefonate. Nun musste er in ein paar Geschäfte, wieder nach Hause, einen Koffer packen, den er für eine weitere Überraschung seiner Schönen brauchte. Dann läutete er bei Markus, lud ihn für morgen ein, weihte ihn in seinen Plan ein. Zuletzt machte er sich noch einmal auf den Weg in die Stadt, brachte den Koffer zu einem Kurierdienst, holte eine Bestellung ab, bevor er zur Arbeit fuhr.
An der Schule suchte Mia nach Anita. Die Schülerin stand abseits der lachenden Gruppen.
„Anita, kommst du bitte mal mit?" Sie gingen ins Elternsprechzimmer.
Mia hatte sich einen Plan zurechtgelegt, um an das hübsche Mädchen heranzukommen.
Sie holte ihr Gedichtheft aus ihrer Tasche und las ihr ein Gedicht aus ihrer schlimmsten Zeit vor.
Anita hörte gebannt zu. Mia sah sie eine Weile stumm an.
„Diese Zeilen habe ich geschrieben, als ich psychisch am Ende war. Ich habe mit 18 einen Mann geheiratet, den ich nicht liebte. Daraufhin hat meine Mutter jeden Kontakt mit mir abgebrochen. Ich war sehr alleine, sehr verzweifelt, und niemand hat mir geholfen!"
Sie wartete ein paar Minuten, ihre offenen Worte sollten ihre Wirkung tun.
„Ich habe gestern dein langes Gedicht gelesen, und es hat mich sehr an meine Gedanken der Verzweiflung damals erinnert. Vom Stil her eine glatte Eins, aber der Inhalt ist zu traurig für eine 15jährige. Und ich habe mir gedacht, dass du vielleicht meine Hilfe annehmen möchtest."
Anita brach in Tränen aus, brachte aber kein Wort über die Lippen.
Mia ließ ihr Zeit. Schließlich brach es aus der Schülerin heraus. Schluchzend erzählte sie. „Meine Mama ist krank und muss heute ins Krankenhaus und dann bin ich mit Papa alleine, und er hat gesagt, dass ich doch sein liebes Mädchen bin, und ihm helfen muss, weil Mama doch zu krank ist, um lieb zu ihm zu sein. Er schaut mich schon eine Zeitlang so komisch an, aber Mama hat mich nie mit ihm alleine gelassen, hat mich immer gefragt, ob er mich angefasst hat. Er ist nicht mein richtiger Papa, er hat mich adoptiert, als er Mama geheiratet hat, da war ich fünf. Ich habe solche Angst!"
Mia nahm die Kleine in die Arme. „Du brauchst keine Angst mehr zu haben, Anita! Ich werde nicht zulassen, dass er dich anfasst!" Sie überlegte kurz. „Kann ich dich kurz alleine lassen? Ich muss mal telefonieren, okay?"
„Aber ich will nicht in ein Heim!" Die Schülerin war panisch.
„Anita, hör zu! Das, was dieser Mann vorhat, ist fürchterlich für ein Mädchen in deinem Alter. Aber er hat noch nichts getan, die Polizei wird nichts machen können, verstehst du das? Deshalb musst du in Sicherheit gebracht werden. Für eine Pflegefamilie bist du schon ein bisschen zu alt, und die Heime sind nicht mehr so, wie sie in Büchern oder Filmen beschrieben wurden. Das sind Wohngruppen mit mehreren Kindern, die fast wie Geschwister zusammenleben. Das ist die einzige Möglichkeit, dich in Sicherheit zu bringen, bis deine Mama wieder auf dich aufpassen kann, ja?"
Anita verstand die offenen und deutlichen Worte ihrer Lehrerin. Schließlich nickte sie zustimmend.
Mia lief zum Chef, berichtete, was sie erfahren hatte. Danach rief sie beim Jugendamt an. Die zuständige Mitarbeiterin zeigte sich sehr kooperativ, versprach zusammen mit einem Mitarbeiter mit der Schülerin in Anitas Wohnung zu fahren, um ein paar Sachen zu holen. Die notwendigen Papiere würde sie bis dahin besorgen, schließlich war Gefahr im Verzug.
Sie brachte Anita in ihre Klasse, erklärte ihr auf dem Weg dorthin alles. Mittlerweile war das Mädchen erleichtert. Zum Glück hatte Mia die Klasse ab 8.45 drei Stunden, konnte Anita ein wenig im Auge behalten
Mia war froh, dass sie die Arbeiten noch am Abend durchgelesen hatte, weiß Gott, was sonst heute noch passiert wäre. Der Vormittag lief reibungslos, der Leistungskurs Deutsch hatte sich gut vorbereitet, die Doppelstunde verlief sehr angenehm. Mia liebte die Diskussionen mit den jungen Erwachsenen, sie schärften ihren Geist und ihre Schlagfertigkeit.
Um 13.00 lief sie zum Lehrerzimmer, eine Minute später kam Hannes um die Ecke. Das Herz schlug ein paar Takte schneller, er sah so verflixt gut aus. Enge Jeans, braunes Sakko, helles Shirt darunter, die Jeans steckte in einer Art Springerstiefeln, was seeeeehr sexy aussah, und seine ewig langen Beine noch länger erscheinen ließ. Sie lehnte sich an die Wand, sah ihm lächelnd entgegen.
Er küsste sie auf die Wange. „Hallo, Onkel Hannes!" zog sie ihn auf. Um sie herum verließen Massen von Schülern das Haus.
„Ich kann dich auch niederknutschen, wenn du willst! Mir macht das nichts aus!" Er wollte nach ihrem Kopf greifen.
„Dann lernen die Kids wenigstens gleich, wie man richtig küsst!" schoss sie zurück.
„Du meinst, ich küsse richtig?"
„O ja, das meine ich!" Die Luft war schon wieder elektrisch geladen. Schüler kicherten, Schülerinnen sahen den hübschen Mann bei ihrer Lehrerin fasziniert an. Sie zog ihn ins Lehrerzimmer. Glücklicherweise war der Raum noch leer. „So jetzt lass mich meine Aussage noch einmal überprüfen!"
Er nahm sie in den Arm, trat den Beweis ausführlich an.
Die Türe öffnete sich, sie fuhren auseinander. Zum Glück war es Gregor. Er lachte laut. „Macht ruhig weiter!" Hannes trennte sich trotz der Aufforderung von seiner Süßen, begrüßte ihren Kollegen.
„Fängst du jetzt auch bei uns an?" zog der ihn auf.
Hannes lachte. „Gott bewahre! Der Lärmpegel würde mich innerhalb kürzester Zeit dahinraffen! Da sind mir meine Computer schon lieber!"
Gregor verabschiedete sich.
„Schauen wir schnell beim Chef vorbei?" fragte sie.
Hannes grinste. „Schon wieder auf den Prüfstand?"
„Da gibt es schon noch ein paar, bis du deinen TÜV-Stempel bekommst!"
Hannes lachte, bis die Tränen kamen. „Mädchen, wo holst du deine Sprüche denn immer her?"
Sie gingen ein paar Türen weiter zu ihrem Schulleiter.
„Ah, Frau Dr. Leissen!" Er freute sich immer, die junge Kollegin zu sehen.
Hannes tat es gut zu sehen, wie beliebt Mia war.
„Herr Dr. Wagner, darf ich Ihnen Herrn Dr. Maybach vorstellen?"
„Das ist also der junge Mann, der unsere Frau Dr. Leissen so strahlen lässt!"
Hannes gab ihm die Hand „Schön zu hören! Danke!" sagte er und lächelte seine Süße zärtlich an.
Er legte seinen Arm um sie, drückte sie an sich.
„Hannes würde sich gerne unseren Computerraum ansehen!"
„Ja bitte, nur zu! Das ist nett von Ihnen!"
Sie gingen zwei Stockwerke höher, sie schloss die Türe auf, Hannes trat ein, sah sich kurz um und bekam einen Lachanfall.
Er ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Süße, das ist kein Computerraum, das ist ein Computermuseum!" Sein Lachen steckte sie an. „Es ist ein Wunder, dass diese Antiquitäten noch laufen!" Er zog sie auf seinen Schoß. „Also pass auf, kleine schöne Studienrätin, ich besorge euch zwanzig Computer, einen Beamer, schließe euch alles an und installiere die neuesten Programme, okay?"
Sie streichelte seine Wangen, seinen Hals. „Sprich nur weiter!" Aber er ließ das Sprechen sein, machte lieber mit dem Küssen weiter. Als er wieder zu Atem gekommen war, wiederholte er sein Angebot. „Was meinst du, Mäuschen?"
„Aber wie sollen wir das mit dem Finanziellen regeln? Die Stadt rückt für so etwas sicher kein Geld heraus."
„Ich mache das schon. Vielleicht drücke ich es bei Siemens als Spende durch für eine kleine Pressemitteilung, wenn nicht, mache ich es auf meine Kosten. Aber ich möchte schon, dass du hier ordentlich arbeiten kannst." Er ging noch einmal herum, sah sich die Installation an. „ Wer hat denn das alles angeschlossen?" fragte er. „Das ist ja abenteuerlich! Der TÜV braucht da nicht kommen."
„Das war der EDV-Fachmann von der Stadt!"
„Fachmann? Aha!" sagte er nur lapidar. „Eigentlich dürftet ihr da gar nicht mehr arbeiten damit!"
„Gehen wir noch mal zum Chef, erklären ihm alles!" schlug sie vor. Aber zuerst mussten noch ein paar Küsse sein.
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