Kapitel 24
Als alles wieder blitzte, kuschelte er sich zu ihr auf das Sofa.
„Duhu, Hannes?" fing sie an. Ihm wurde schon wieder ganz anders, wie sie seinen Namen aussprach, fast ein wenig wie eine Französin, das H mehr angedeutet als ausgesprochen, was vielleicht an ihrer Zweisprachigkeit lag.
Sie sprach auch sonst alles ein bisschen anders aus, deshalb wollte er ihr auch immer so gerne zuhören, das wurde ihm eigentlich jetzt erst bewusst.
„Das mit der Präsentation ist echt super, ich habe das gar nicht so richtig gewürdigt!"
Er musste lächeln, küsste ihr Haar. Dafür hast du mich richtig gewürdigt! dachte er.
„Und das kann ich dann auch vorführen, ist das nicht zu schwierig?"
„Nein, süße Mia, das ist nicht zu schwierig! Wir üben das vorher, die Geräte kann ich dir aufbauen, und wenn du unsicher bist, kann ich auch die Präsentation vorführen, du erklärst, und ich drücke die Schalter!"
„Das würdest du tun?" fragte sie.
„Ich würde alles für dich tun!" sagte er nur, und sie wusste, dass es stimmte. Eine Weile saßen sie in stummer Zweisamkeit nebeneinander.
„Das mit deinem französischen Vater ist schon praktisch, dass du da perfekt Französisch sprechen gelernt hast. Was sprichst du sonst noch für Sprachen?"
„Na, Englisch mussten wir ja lernen in der Schule. Anstatt von Französisch habe ich dann Spanisch genommen, Italienisch als Wahlfach und Latein natürlich."
Hannes musste leise lachen. „Natürlich! Fünf Sprachen sind ja wirklich nur natürlich!"
Er drückte sie kopfschüttelnd an sich. „Und wie gut sprichst du das alles?"
„Ach, ganz gut! Während des Studiums habe ich mir ein paar Kröten mit Übersetzungen verdient. Am schlechtesten bin ich in Englisch, das andere sind ja sehr verwandte Sprachen."
„Na, das passt ja, in Englisch bin ich ganz gut, weil das ja die EDV-Sprache ist!"
„Wieder etwas, das passt!" stellte sie fest und lächelte ihn an.
„Wir sammeln ganz schön viel Passendes, oder?" fragte er und lächelte sie an. „Und was kannst du nicht?"
„Oh, eine ganze Menge! Ich kann keine Computer bedienen, nicht kochen, nicht Klavier spielen, überhaupt kein Instrument, ich kann nicht zeichnen, nicht stricken oder nähen, und seit einer Woche kann ich auch nicht mehr aufhören zu lächeln."
„Schon wieder etwas, das wir gemeinsam haben!" Er streichelte sanft ihr Gesicht. „Ich möchte ein Liebeslied für dich singen, Schönheit! Komm mit!"
„I wonna know, what love is, and i want you to show me." Er sang mit seiner tollen Stimme, spielte am Klavier dazu, sie sang leise mit, der Text passte perfekt zu ihren Gefühlen.
„Singen kann sie also auch noch, meine süße Mia!" flüsterte er.
Um zehn Uhr klingelte plötzlich seine Armbanduhr. Hannes nahm die Liebe seines Lebens in den Arm. Er fasste in die Tasche seiner Jeans, holte eine Kette heraus mit einem Anhänger: Ein Herz aus Weißgold mit einem großen Saphir in der Farbe ihrer Augen.
Er war am Morgen vor der Arbeit bei einem Juweliergeschäft vorbei gefahren und hatte genau gefunden, was er suchte.
Er machte die Kette an ihrem Hals fest. „Heute vor einer Woche ist die schönste Frau der Welt ins ZAP gekommen, um eine Antwort von mir einzufordern." sagte er leise. „Und die Antwort, die ich ihr heute geben möchte ist: Ich werde dich ewig lieben, süße Mia. Und ich danke dir ewig, dass du gekommen bist, um für immer in meinem Leben zu bleiben!"
Er küsste sie liebevoll und zärtlich. Er liebte diese Frau bis zum Wahnsinn, er war stolz auf sie, er war stolz auf sich, weil sie ihn liebte.
Mia sah das Herz an, küsste es, ihre Augen füllte sich mit Tränen, sie schmiegte sich an ihn.
„Danke, Hannes! Danke für alles, was du für mich bist!" Er küsste seine Schöne, küsste die Tränen weg, die die Wangen hinabrollten.
„Und was bin ich für dich?" flüsterte er.
„Das Leben! Die Welt!" flüsterte sie zurück.
Mehr geht nicht! dachte Hannes glücklich. Damit bin ich zufrieden! Sie hielten sich noch eine ganze Weile fest, fanden keine Worte mehr, hatten aber auch alles gesagt. Sie genossen einfach das Gefühl vollkommener Vertrautheit. „Komm, gehen wir schlafen, süße Mia! Morgen um sechs ist die Nacht zu Ende!"
Sie kuschelten sich eng aneinander, die Leidenschaft schwieg im Moment, sie fühltenLiebe, unglaubliche Liebe.
Der Tag begann wieder wunderschön an der Seite ihres Traummannes.
Der Schultag ging schnell vorbei.
Die neunte schrieb einen Probeaufsatz zum Thema Fasching.
Sie stellte es den Schülern frei, welches Genre sie wählen wollten. Sie machte das gerne, Hauptsache war, sie schrieben, aber dem einen lag eher die Erlebniserzählung, dem anderen die Fantasiegeschichte, einer versuchte sich an Gedichten oder Liedtexten, sie sollten einfach herauslassen, was in ihnen war.
Es hatte eine Weile gedauert, bis Mia die Kollegen von ihrem Prinzip des freien Schreibens überzeugen konnte, aber einer nach dem anderen hatte es ausprobiert, und mittlerweile waren alle begeistert, was ab der Neunten in den Schülern steckte.
Ende letzten Schuljahres hatte Mia die besten Arbeiten kopiert und als Geheft den Eltern zum Kauf angeboten. Der Erlös kam der Schulbücherei zugute, die Mia auch verwaltete. Die Erziehungsberechtigten waren ebenso überrascht, was ihr Nachwuchs zustande gebracht hatte.
Um Viertel nach Zwölf lief sie zu ihrem Auto.
„Na, Mia, schon wieder so eilig unterwegs?" zog sie Gregor auf, ein Kollege um die 40, der anfangs ihr größter Kritiker gewesen war, mittlerweile aber ihr größter Fan war.
Ihre Kompetenz hatte ihn restlos auf ihre Seite gezogen.
Er war glücklich verheiratet, schätzte aber ihre Freundschaft sehr.
„Keine Zeit mehr für einen Plausch mit Kollegen?"
Mia sah ihn lächelnd an. „Es gibt keinen Grund mehr, nicht nach Hause zu wollen!" erklärte sie.
„Bist du den Idioten endlich los?"
„Am Donnerstag ist Scheidungstermin!"
„Na, da kannst du dann aber ein Fass aufmachen!"
„Zwei, Gregor, mindestens!"
„Und, gibt es einen neuen Prinzen für unsere Prinzessin? Du strahlst so! Ich denke mal, das gilt nicht mir!" scherzte er.
Sie plänkelten oft in diese Richtung, er war ein ausgesprochen gut aussehender Kollege, manch einer hatte anfangs schon bestimmte Vermutungen gehegt. Aber selbst Mona, seine Frau hatte Mia gern, wusste, dass die beiden einfach nur gute Freunde waren.
„Ja, den gibt es wirklich!" Sie erzählte ein wenig von ihrem Hannes, natürlich keine Details, nur, wie verliebt sie waren.
„Das freut mich für dich, Mia! Du weißt, du hast es verdient, glücklich zu sein?"
Mia lächelte ihn dankbar an. Er hatte viel für die Stärkung ihres Selbstbewusstseins getan in den letzten Jahren.
„Na, dann flieg mal nach Hause. Er wird schon sehnsüchtig auf dich warten!" Gregor sah ihr noch nach, wie sie mit ihrem roten Mini vom Parkplatz fuhr.
Er konnte noch immer nicht verstehen, wie diese tolle Frau an so einen Ehemann hatte geraten können.
Aber ab Donnerstag war das Problem dann wohl endlich Vergangenheit.
Und so strahlend wie sie aussah und von ihrer neuen Liebe erzählte, hielt die Zukunft etwas viel Besseres für sie bereit. Dann fuhr er zu seiner Mona und den beiden Kindern nach Hause. Seine Frau würde sich freuen, wenn er ihr von dem neuen Mann in Mias Leben berichtete.
Hannes erwartete sie sehnsüchtig. Eine Viertelstunde war sie schon zu spät. Er hatte Panik, dass etwas passiert war, schalt sich einen Idioten, konnte aber seinen Beobachtungsplatz am Fenster nicht aufgeben.
Endlich fuhr ihr Auto in den Hof. Er erwartete sie an der offenen Wohnungstüre, beschwingt kam sie die Treppe heraufgelaufen, direkt in seine Arme.
„Hallo, Süße! Du bist spät dran heute!" konnte er sich nach einem langen Kuss nicht verkneifen.
Sie sah auf die Uhr. „Spät? 20 Minuten?" Sie wunderte sich über seine Worte. „Ich habe mich ein wenig mit Gregor verplaudert!" erklärte sie.
Ein kleiner Stich in seinem Herzen.
„Gregor?"
„Ja, ein Kollege und guter Freund!" Noch ein kleiner Stich.
„Ein guter Freund?"
„Ja, Hannes! Ein guter Freund, ein glücklich verheirateter Freund, ein glücklicher Familienvater mit einer ganz reizenden Frau!" Seine Eifersucht rührte sie ein wenig, aber er musste auch verstehen, dass es mit Sicherheit keinen Grund dafür gab.
„Nicht eifersüchtig sein, mein Traummann! Wer sollte dir denn das Wasser reichen können?" fragte sie und sah ihm tief in die Augen, diese wunderschönen Augen.
„Entschuldige, süße Mia! Das muss ich mir ganz schnell wieder abgewöhnen, diese Eifersucht ist echt blöd!"
„Stimmt!" konnte sie nur zustimmen. Lachend küsste er sie. Sie gingen ins Zimmer, er ließ Kaffee durch die Maschine. Auf dem Esstisch lag eine Bankkarte und der Durchschlag eines Überweisungsträgers. „Was ist das denn?" fragte sie, als Hannes mit den Tassen kam.
„Deine Kreditkarte no Limit und die Überweisung der Hälfte meines Geldes vom Girokonto auf deines, wie gewünscht! Für die restlichen Konten habe ich Bankvollmacht für dich eintragen lassen!" Er sah sie vollkommen unschuldig an.
Jetzt musste sie direkt lachen! Sein Dackelblick, mit dem er sie ansah, als könnte er kein Wässerchen trüben, als hätte er gerade gesagt: „Draußen scheint die Sonne!"
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