Kapitel 23

Als sie vor der Wohnungstüre stand, hörte sie drinnen Hannes schmettern: „Mia, oh Mia, wie lieb ich dich!
Wie leuchten deine Augen, wie liebst du mich!"
Sie musste erst tief einatmen, bevor sie die Türe aufsperren konnte.
Als er den Schlüssel im Schloss hörte, flog Hannes ihr entgegen. „Meine süße Mia, meine wunderschöne Mia, meine herzallerliebste Mia ist wieder da!" sang er nach einer Phantasiemelodie. Er nahm sie in die Arme und drehte sich mit ihr im Kreis.

„So ein Vormittag kann aber elend lang sein ohne dich, Schönheit!" jammerte er.
„Wem sagst du das!" Sie legte erst einmal das ganze Gepäck ab.
„Na, Süße, ein schwerer Tag?"
„Nein, ging schon rum!" Dann küssten sie sich erst einmal ausgiebig.
„Kaffee?" fragte Hannes mitfühlend.
„Einen Liter, bitte!"
„Essen?"
„Nein, danke!"
Sie ließ sich erschöpft auf einen Stuhl fallen.

Mach langsam, Hannes, schalt er sich. Ein paar Computer zu warten ist nicht zu vergleichen mit fünf Stunden Unterricht mit dreißig Schülern in zwei Hauptfächern. Er kochte Kaffee, stellte zur Sicherheit ein paar belegte Semmeln aus der Kantine mit auf den Tisch.

Schweigend tranken sie den Kaffee, dann rauchten sie auf dem Balkon eine Zigarette. Sie waren vor ihrer gemeinsamen Zeit beide starke Raucher gewesen, aber auf mehr als zwei oder drei brachten sie es nicht mehr.

Dann erzählte Mia vom Gespräch mit ihrem Chef über die Vorstellung ihrer Mathebücher.

Hannes sah sie ungläubig an. „Wow! Mia Superstar!" sagte er stolz.
Sie lächelte ihn an. „Na ja, bayernweite Zulassung, das wäre schon ein Ding! Da gibt es nicht viele! Das schaffen nur die Supercracks auf dem Markt!"

Hannes sah sie liebevoll an. „So ist es recht, Süße! Hoch mit dem Kopf! Sei stolz auf das, was du geschafft hast." Sie nahm seine Hand, drückte sie fest. Es tat so gut, wenn er ihre Arbeit so ernst nahm, so hoch einschätzte!
Plötzlich sprang er hoch. „Wir machen eine Präsentation, die alle umhauen wird!"
„Wie, Präsentation?"
„Am Computer! Dann gehst du mit Laptop und Beamer da hin und machst sie platt!"

„Aha, alles klar! Ich verstehe nicht einmal Bahnhof!"
Hannes war nicht zu bremsen. „Zeig mir bitte die Bücher, süße Mia!"

Sie holte aus dem Flur die Tasche mit den gesammelten Werken. Er vertiefte sich sofort darin.
Sie legte sich müde auf das Sofa, bald fielen ihr die Augen zu.

Hannes zog sich ins Arbeitszimmer zurück, um sie nicht zu stören. Er nahm sich die Lehrwerke und Lehrerhandbücher vor. Schnell hatte er sich eingelesen, den Aufbau verstanden. Die Hauptthese, die sie seine Süße vertrat, war: Mathematik war nichts Abgegrenztes, Mathematik fand überall im Leben statt.

Die Bücher waren eigentlich selbsterklärend, gute Schüler würden kaum noch eine Lehrkraft brauchen, um den Stoff zu verstehen. Durch jede Jahrgangsstufe zog sich eine Geschichte, in der Sprache immer dem Alter der Schüler angepasst. Witze, Bastelanleitungen für Spiele und Rätsel lockerten den Stoff auf, Unmengen von abwechslungsreichen Übungen standen zur Verfügung. Immer wieder gab es Seiten zu den bereits bearbeiteten Themen als Auffrischung. Er fand alles genial!

Die Bücher waren fast doppelt so dick, wie die, die er kannte, boten aber viele Angebote zur Differenzierung.
Das war seine Süße! dachte er. Zahlen und Worte!

Er begann, die Hauptseiten der 5. Jahrgangsstufe einzuscannen, dann die des Lehrerhandbuches. Er fügte alles in das Präsentationsprogramm ein, das er selbst geschrieben hatte.
Als Hintergrundfarbe wählte er ein helles Saphirblau, wie ihre Augen, seltsamerweise hatte der Verlag auch diese Farbe für die Bücher gewählt.

Für die Schrift nahm er ein dunkles Blau, das sah nicht so hart aus wie schwarz. Dann probierte er verschiedene Übergänge und Effekte aus . Nicht zu viele, es sollte eine ruhige Präsentation werden. Nach einer Stunde war er mit Jahrgangsstufe 5 fertig, musste die Wirkung nur noch oben testen, wo der Beamer und die Leinwand aufgebaut waren.

Er schlich ins Wohnzimmer, Mia wachte gerade auf, räkelte sich, sah in ihrem Jeanskostümchen bezaubernd aus. Eigentlich wollte er ihr gleich sein Werk vorführen, beschloss aber dann doch, Zwischenstation auf dem Sofa zu machen.

Er musste doch endlich einmal diese wunderschönen Lippen küssen, dieses süße Gesicht streicheln. Und er musste doch auch einmal die schönen Beine entlang fahren, da war schließlich nichts dabei! Und dann konnte er auch gleich den Rest liebkosen, ausgiebig liebkosen, und weil sie mittlerweile sowieso schon im Bett gelandet waren, konnte er sie doch auch gleich lieben und sich von ihr lieben lassen, weil sie sonst beide verbrennen würden.

Glücklich kuschelten sie ausgiebig, sie erzählte von ihrem ersten Schultag, er von seinem ruhigen Vormittag mit nur einem Systemausfall, der aber bald behoben werden konnte.

Er erzählte auch, wie begeistert Niklas von ihr, ihrer Schönheit und ihrer Schlagfertigkeit gewesen war. „Jetzt hat er mir auch erklärt, was der Spruch sollte von der Frau, die nicht Niklas heißt!" lachte er.
„Das sage ich immer, wenn mich einer anbaggert: Ich heiße Ben, und du? Ich nicht! Da schauen sie erst blöd, aber dann begreifen sie meisten sehr schnell! Ich wusste natürlich nicht, dass er dein Kollege ist!"
Hannes lachte. „Das passiert ihm sicher auch nicht so oft, dass er so abblitzt!"

Dann standen sie doch mal auf und ließen sich die belegten Semmeln schmecken. Ein paar süße Küsse später führte er sie einen Stock höher und zeigte ihr die Präsentation. Mia war hin und weg. In erster Linie von ihrem supersexy Informatiker, in zweiter Linie auch, und am dritten Platz stand dann das, was er in einer Stunde geschafft hat.

„Und wie kommt mein Buch jetzt da an die Leinwand?"
„Ich habe die Seiten eingescannt, in meinem Programm formatiert, die Effekte und Übergänge eingebaut, das war's schon!"
Sie saß auf seinem Schoß, schloss die Augen, fing an, die Haut, die sie fand, zu liebkosen.

„Rede ruhig weiter! Erzähle noch ein bisschen von Beamern und Bits und Bytes und Modulen und Programmen und Scannern und Bausteinen und Links und vom Modifizieren!" Bei jedem Wort küsste sie eine erreichbare Stelle an seinem Körper. „Ich muss unbedingt noch mehr Informatikworte lernen!"

Er stöhnte auf bei den Berührungen ihrer Hände, ihrer Lippen, bei ihren Worten. „Kleiner Teufel mit den blonden Locken! Du machst mich verrückt! Du machst mich komplett verrückt!"
Er nahm sie an der Hand, taumelte mir ihr die Treppen hinunter. Markus war gerade auf dem Weg nach oben in sein Labor, das neben dem Büro lag. Die beiden stolperten mit verschleiertem Blick an ihm vorbei.
„Hallo!" brachte Hannes gerade noch heiser hervor.

Markus sah den beiden nach und grinste.
Na, da brennt die Luft aber wieder einmal gewaltig! dachte er. Hoffentlich steht das Haus in einer Stunde noch!
Hannes rächte sich bei seiner Schönen für die erlittenen süßen Qualen, und wider Erwarten stand das Haus nach einer Stunde noch. Es schien eine gute Bausubstanz zu haben, wenn es dieses Herzbeben überstanden hatte!

Hannes war wieder einmal fassungslos, was seine süße Mia mit ihm anstellte, welche Begierde sie in ihm wecken konnte, wie sehr er es genoss, diesem Begehren nachzugeben, wie groß die Befriedigung war, die er in ihren Armen fand.
Viel später löste er sich aus ihren Armen, strich ihr die Locken aus dem Gesicht, sah sie sehr, sehr zärtlich an.

„Ich koche mal Abendessen, süße Mia! Heute war die Perle endlich wieder einmal da, der Kühlschrank ist voll!"
„Ich bleibe lieber liegen, sonst muss ich am Ende noch helfen!"
„Ich würde nie zulassen, Liebe meines Lebens, dass du noch Hausarbeit machst nach deinem anstrengenden Tag!" flüsterte er.

Sie lächelte ihn an. „Anstrengender Tag? Na ja, der Vormittag vielleicht!"
Hannes sprang schnell aus dem Bett. Wenn er sie jetzt noch länger ansah und spürte, würde es ein sehr spätes Abendessen geben!
In der Küche machte er das Radio an. Jedes Liebeslied schmetterte er laut mit. „If i lay here!" hörte sie und „If i said you have a beautiful body" , "The power of love"

All die Lieder, bei denen sie in den letzten Monaten Tränen der Sehnsucht nach Liebe vergossen hatte, schmetterte der Mann an ihrer Seite nun, während er Abendessen für sie beide kochte.
Und sie musste ein paar Tränen vergießen, Tränen des Glückes, das sie überwältigte.

Dann stand sie doch einmal auf, schlüpfte in eine superenge Jeans und ein fast bauchfreies Oberteil. Sie wusste, sie war verrückt, aber sie war einfach verrückt nach ihm. Sie hatte auch keine Ahnung, warum sie so auf ihn reagierte, warum ihre Sehnsucht einfach nicht nachließ.

Wollte sie die letzten verlorenen Jahre nachholen? Aber dann gab sie das Grübeln auf.
„Es ist wie es ist! Ich liebe diesen Mann mit Haut und Haaren! Ich liebe seine Intelligenz, seinen Humor, die Art, wie er spricht, und ich liebe eben auch die Liebe mit ihm!" erklärte sie ihrem Spiegelbild.

Als sie in die Küche kam, warf er einen kurzen Blick auf sie, registrierte die engen Jeans, sah ihren süßen kleinen Nabel unter dem T-Shirt hervor blitzen und verschwand wortlos im Schlafzimmer.
Als er zurückkam, streifte er ihr einen Pulli von sich über.
„Nach dem Essen kannst du ihn wieder ausziehen!" Dann kochte er weiter. Schmunzelnd ging sie auf den Balkon und rauchte eine Zigarette, war glücklicher als je in ihrem Leben.
„Danke, lieber Gott!" flüsterte sie.

Hannes brachte ihr ein Glas Wein, rauchte eine Zigarette mit.
„Danke, lieber Gott!" dachte er.
Dann gingen sie engumschlungen zurück ins Warme, unwillig ließ er sie los, aber er musste fertig kochen.
Später saßen sie, eigentlich satt vor Liebe und Glück, am Tisch. Hannes hatte überbackene Schweinemedaillons mit Salat und frischem Baguette gemacht. Es schmeckte himmlisch. Mia konnte eigentlich nicht kochen, war immer eher eine Mikrowellenköchin gewesen. Umso mehr schätzte sie seine Kochkünste.

„Wieso kannst du so gut kochen?" fragte sie.
Er grinste. „Meine Mutter hat uns ein wenig zu Frauenverstehern erzogen!" Kaum waren die Worte raus, hätte er sie am liebsten rückgängig gemacht! So eine blöde Bemerkung! Musste er ausgerechnet jetzt von Frauen sprechen!
Doch sie reagierte anders, als er befürchtet hatte. „Na, da werde ich ihr einmal einen Dankesbrief schreiben!" sagte sie cool und sah ihm in die Augen.

Er verstand, dass sie die Probleme mit seiner Vergangenheit hinter sich gelassen hatte, dass die neue Mia selbstsicher genug war, an seine Liebe zu glauben, daran zu glauben, dass sie etwas ganz, ganz Besonderes für ihn war, dass sie die Erinnerung an alles, was vor ihr war, vollkommen ausgelöscht hatte. Er drückte dankbar ihre Hand, dankbar für ihre Liebe, für ihr Vertrauen.
Dann räumte er den Tisch ab und die Küche auf.

„Jetzt kannst du den Pulli wieder ausziehen!" scherzte er.

„Nein, den lass ich an! Der duftet so fein nach Hannes!" Sie setzte sich auf das Sofa und sah ihm zu. Sie fühlte sich, als wäre sie in einem wunderschönen Traum gelandet, denn so einen Mann konnte es in Wirklichkeit gar nicht geben. Er sang leise vor sich hin, schaute sie immer wieder schmachtend an, fühlte sich, als wäre er mitten im Paradies gelandet, denn so eine Frau konnte es auf Erden gar nicht geben!


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