Kapitel 2
Am Montagmorgen packte sie dann die Wut.
Von allen anderen Männern hatte er sie ferngehalten, und dann?
Irgendwann, als er ein Treffen ausmachen wollte, hatte er gesagt, heute ab halb zehn wäre er im ZAP.
Doch sie war noch nie alleine weggegangen, schon gar nicht in einen Club
Hatte abgelehnt.
Aber da hatte sie ja noch auf einen Anruf gehofft!
Na gut, mein Herr, dann wollen wir mal sehen.
Das macht kein Mann mehr mit mir.
Die Zeiten, in denen ich alles hinnehme, sind vorbei.
Ich will wenigstens eine Antwort auf meine Frage: „Warum das Ganze?"
Sie wunderte sich über sich, über ihren Mut, ihre Entschlossenheit.
Würde sie ihm wirklich nachlaufen, ihn zu Rede stellen?
Ja, sie musste es tun!
Sie musste lernen.
Sie musste lernen, wie Männer tickten.
Sie wollte eine Antwort.
Sie fuhr in die Stadt, kaufte sich ein Discotheken-Outfit, für ihre derzeitigen finanziellen Verhältnisse sündhaft teuer. Einen blauen Lederminirock, ein silbernes, sehr knappes Oberteil, eine lange Satinjacke, einen BH ohne Träger und ein sündiges Wäscheset, schließlich noch ein paar Overknee-Stiefel aus weichem Leder.
Dann fuhr sie nach Hause, legte sich ein paar Stunden hin. Um neun duschte sie, wusch die langen Locken, kenete eine Spülung hinein, cremte sich ein, föhnte die Haare, zog sich an. Ihr Spiegelbild übertraf ihre Erwartungen.
Na also, Mia, geht doch! sagte sie zu sich selbst.
Um die Verrücktheit zu komplettieren, bestellte sie sich ein Taxi, ließ sich bis vor die Türe der In-Disco fahren.
Ein hoher Preis für eine Antwort! dachte sie bei sich, aber sie hatte das graue-Maus-Dasein gründlich satt!
Und das Warten darauf, dass ein Traumprinz sie an der Türe ihres Hauses abholte, auch. Sie war 28 Jahre alt, nach 13 Jahren endlich wieder frei, sie war nicht hässlich, es waren Ferien.
Sie betrat den Club, es war voll, aber nicht zu voll.
Ihr Magen verkrampfte sich total.
Mein Gott, was machte sie hier?
Sie wusste nicht einmal, wie man sich in so einem Club benahm.
Was, wenn sie alleine rumstand, wenn Hannes nicht da war, wenn niemand sie beachtete?
Beinahe hätte sie wieder umgedreht.
Sie atmete tief ein, gab ihren Mantel an der Garderobe ab, ging zur Theke, bestellte sich einen Cuba-libre, bemerkte die Blicke, die ihr folgten, die an ihr kleben blieben.
Na, das tat schon einmal gut.
Sie sah sich um, wusste, dass sie Hannes nicht erkennen würde, musste darauf hoffen, dass er sie erkannte oder erkennen wollte, wenn er denn wirklich da war.
Sie taxierte die Gesichter der Männer um sie herum, ob sie eine Ähnlichkeit oder ein Zeichen des Erkennens ausmachen konnte, lächelte den einen oder anderen süß an, wurde mutiger.
Die Jungs lächelten zurück, ihr Selbstvertrauen stieg ein wenig.
Es dauerte nicht lange, bis sie der erste aufforderte, ein hübscher Blonder, der ziemlich bald ziemlich eng mit ihr tanzte.
Aha, dachte sie, die Männer gehen heutzutage richtig ran.
Als er sie küssen wollte, drehte sie aber den Kopf weg. Sie wurde bald abgeklatscht, wurde angetanzt, dann der nächste, der nächste.
Wow, das hatte sie noch nie erlebt, dass die Männer sie so wahrnahmen.
Kein schlechtes Gefühl.
Aber von Hannes keine Spur, er war sicher nicht unter ihren Tanzpartnern gewesen.
Sie stand an der Bar, um sich ein paar echt gutaussehende Jungs und Männer. Sie schäkerten, flirteten mit ihr, sie war schlagfertig, konterte Anmachen, tanzte wieder.
Na also, ging doch, Chancen hatte sie wohl noch! Immer wieder ging ihr Blick zu einem besonders gutaussehenden Mann, der an einer Säule lehnte, der sie unverwandt ansah, sie beobachtete, aber sich nicht zu ihr hin bewegte.
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