Kapitel 13
Er startete, fuhr aus dem Parkhaus . „Jetzt fahren wir noch schnell bei deiner Bank vorbei!"
„Was machen wir denn da?"
„Einmal dein Konto für ihn sperren lassen und zweitens Geld einzahlen, damit du aus dem Minus rauskommst!"
„Wieso Geld einzahlen? Woher soll ich das nehmen?"
„Von mir?"
„Never!"
„Ever!"
„Nein, Hannes!"
„Doch, Mia! Soll ich meine ganze Rede von gestern noch einmal halten?"
„Ich bekomme bald Gehalt!"
„Schön für dich! Ich auch! Und bis dahin willst du 19 Prozent Überziehungszinsen zahlen? Ich habe gedacht, du hast Mathematik studiert!"
„Ich kann auch vom Spargroschen was umbuchen!"
„Das hast du bestimmt als Festgeld angelegt!"
„Du bist eine Nervensäge, Dr. Hannes Maybach!" Sie sah beleidigt zum Fenster hinaus.
„Und du bist ein Sturkopf, Dr. Mia Leissen! Zwar ein entzückender Sturkopf, dafür aber ein besonders hartnäckiger!"
Sie lächelte zum Fenster hinaus.
„Ich habe gestern 10.000 Euro abgehoben, um sie mit dir auf den Kopf zu hauen! Mehr als eine Großpackung Kondome haben wir aber nicht geschafft! Dann gibt es das tolle Kleid und die Schuhe eben ein anderes Mal! Ich zahle heute das Geld auf dein Konto ein, und du kannst Terror machen, so viel du willst."
Mittlerweile schüttelte es sie vor Lachen.
„Du kannst einem aber auch das Hirn aus dem Kopf quatschen!"
Er lachte mit ihr. „Das Hirn aus dem Kopf quatschen, der Spruch ist gut. Wo hast du den her?"
Sie konnte kaum noch sprechen vor Lachen. „Aus meinem Hirn, bevor du es mir aus dem Kopf gequatscht hast!"
Als sie die Bank betraten, wischten sie sich immer noch die Tränen aus den Augen. Hannes hatte den Arm um seinen Clown gelegt.
„Guten Tag, Frau Dr. Leissen! Was kann ich für Sie tun?" begrüßte sie der Filialleiter.
Sie legte den Brief wortlos auf den Tresen. „Wie kann es sein, dass Sie dem Mann, von dem Sie genau wissen, dass ich mich von ihm getrennt habe, 4.000 Euro von meinem Konto aushändigen?" fragte sie mit einer Stimme, hart wie Glas.
„Er hat gesagt, er kommt in Ihrem Auftrag!" Sie durchbohrte ihn mit ihren Blicken.
„Na, das ist natürlich ein Grund! Er hat gesagt! Haben Sie vielleicht schon einmal etwas von einer unterschriebenen Vollmacht oder einem Anruf zur Absicherung eines Er hat gesagt! gehört?"
Der arme Mann wusste, dass er Mist gebaut hatte, aber der Ehemann war andererseits noch immer als Bevollmächtigter eingetragen.
„Dann streichen wir jetzt mal ganz schnell diesen Namen aus der Liste derer, die Zugriff auf mein Konto haben, damit er nicht morgen wiederkommt und etwas sagt, oder?"
„Das wäre das Beste, wäre es schon länger gewesen!"
„Da haben Sie sicher nicht Unrecht, wobei es meines Erachtens auch zu Beratungsaufgaben eines Filialleiters gehört, eine Kundin darauf hinzuweisen!"
Der Angestellte holte ein Formular, trug die Daten ein und legte es ihr zur Unterschrift vor.
„Und jetzt würde mich noch brennend interessieren, woher dieser besagte Herr die Information hatte, dass es ein Festgeldkonto gibt, das auf meinen Namen läuft und unter einem anderen Stamm angelegt ist, obwohl es doch ein Bankgeheimnis gibt, das mit Sicherheit auch für diese Filiale gilt?"
„Er hat gesagt, er soll Ihnen alle Kontoauszüge mitbringen!"
„Naja, dieses Thema hatten wir ja schon!" Sie schüttelte fassungslos den Kopf.
„Dann möchten wir noch Geld einzahlen!" Hannes ergriff das Wort, damit sie nicht wieder kneifen konnte. Er legte die 10.000 Euro auf den Tresen.
Vor der Filiale sagte Hannes: „Ungefähr 20!"
„Was: ungefähr 20?"
„Nebensätze!"
Sie sah ihn immer noch verständnislos an.
„Ungefähr 20 Nebensätze hast du dem armen Kerl um die Ohren geknallt!" erklärte Hannes lachend.
„Die hat er aber auch alle verdient! Jedes Mal, wenn ich da war, summste er mir die Ohren voll, aber er sollte lieber seine Arbeit machen! Weißt du, der hat zwar heute den Mund nicht aufgekriegt, weil du dabei warst, aber das ist einer, der einen mit Worten auszieht und mit seinem anzüglichen Lächeln!"
„Wie? Was hat er denn zu dir gesagt?"
„Ach, so Sachen wie: Ah, die hübsche Frau Doktor! Gut geschlafen? Und wieder alleine? Oder, wenn ich ein Rechnung vom Versandhandel bezahlt habe: Na, eine hübsche Wäschegarnitur gekauft für ein Date? Oder wenn ich einen Rollkragenpulli anhatte: Sie sollten aber mit Ihren Reizen nicht so geizen! und so Zeug halt!"
Hannes wollte noch einmal zu den Idioten zurückgehen, sie hielt ihn fest. Er holte tief Luft. „Warum hast du die Bank nicht gewechselt?"
„Ich hatte zu der Zeit genug um die Ohren! Außerdem war ich da auch noch nicht die, die du heute kennst!"
„Dann stell doch um auf online Banking!" Mittlerweile saßen sie im Auto.
Mia lachte: „Ich und EDV! Das passt zusammen wie Teufel und Weihwasser!"
„Echt jetzt?" Hannes lachte. „Es gibt etwas, was du nicht kannst?"
„Ich kann einen Computer einschalten und ausschalten, das war's. Ich hab nicht einmal einen! In der Schule leite ich zwar die Computer-AG, keine Ahnung warum. Wahrscheinlich können die anderen Kollegen nicht einmal so viel wie ich!"
„Da könnte ich dir aber Nachhilfe geben, meine schöne Studienrätin!"
„Warum meinst du, dass ich mir einen Informatiker geangelt habe?"
„Jetzt ist es raus! Also dann nach Hause zur ersten Nachhilfestunde!"
„Könnten wir nicht noch schnell bei diesem schrecklichen Haus vorbeifahren, mein Auto holen, meine Schultasche und was wir sonst noch transportieren können? Dann bräuchte ich nicht am Sonntag nochmal her!"
„Nichts lieber als das, süße Mia!"
Sie packten beide Autos voll. In Mias roten Mini, den ihre Eltern ihr zur Doktorarbeit geschenkt hatten, passte zwar nicht viel, in sein Sportcoupé auch nicht, aber für die erste Schulwoche wäre sie versorgt. Am Schluss nahm Hannes noch die beiden Urkunden von der Wand im Arbeitszimmer und holte ihre Doktorarbeit. Sie ließ sich von Gabi den Briefkastenschlüssel geben.
„Danke, dass du ihm von mir und Hannes erzählt hast! Das war sehr hilfreich für mich!" knallte sie ihr zum Abschied hin.
„Ja, das muss ja auch nicht sein, dass du ihn ausnimmst und selber einen Freund hast!" verteidigte sich die FastExSchwägerin.
Jetzt konnte Hannes nicht mehr den Mund halten. Alle griffen seine Süße an, von allen Seiten sollte sie einstecken.
„Mia nimmt ihn aus? Vielleicht sollten Sie sich einmal die Mühe machen, die Fakten kennenzulernen! Komm Süße! Fahren wir nach Hause!"
Sie mussten aber noch schnell bei der Post vorbei, einen Nachsendeauftrag stellen. Beim Ausfüllen musste sie plötzlich lachen. „Wo wohne ich eigentlich jetzt? Ich weiß noch nicht einmal, wie die Straße heißt!"
Hannes schüttelte sich vor Lachen. „Wir sind schon echt von der schnellen Truppe." Er gab ihr eine Visitenkarte. „Da, wenn du mal verloren gehst, dass der Finder weiß, wo er dich abgeben muss! Ich hoffe, er tut das auch und behält dich nicht einfach!"
Sie schrieb die Adresse ins Formular und gab es ab.
„Ach!" sagte der Schalterbeamte. „Meine schöne Frau Doktor zieht weg?"
Hannes lachte schon wieder. „Ja, und sagen Sie es bitte auch allen andern Männern im Ort: Die schöne Frau Doktor zieht zu mir in die Stadt und ist damit für die ganze Männerwelt auf immer und ewig verloren!"
Bei den Autos gab er ihr die Fernbedienung für die Garage. „Stell du dein Auto rein, ich tu mich leichter mit dem Abkratzen!" Da musste sie sich schon schnell mit einem Kuss bedanken!
Zu Hause räumten sie die Autos aus, Markus half ihnen ein wenig verwundert beim Hochtragen. Sie stellte ihr Auto in die Garage, Hannes parkte auf dem Hof.
„Du lässt dein Auto echt heraußen stehen? Da wird es aber nass und friert!" zog er seinen Bruder auf, der seinen Wagen immer wie einen Augapfel gehütet hatte.
„Soll ich dieses zauberhafte Wesen vielleicht am Morgen Eis kratzen lassen?" fragte er seinen Bruder und nahm sie in den Arm. „Übrigens wohnt meine Süße jetzt ganz bei mir! Die Ereignisse haben sich ein wenig überschlagen!"
„Oh, da ist der Hannes aber traurig!"
„Ja, total! Jetzt müssen wir auch ganz schnell nach oben, bevor mich der Schmerz dahinrafft. Und ich denke, es dauert drei Tage, bis meine Tränen wieder getrocknet sind!"
„Wenn dir die Taschentücher ausgehen, rufst du kurz durch. Und wenn dir was anderes ausgeht, kann ich dir auch aushelfen!" frotzelte Markus anzüglich.
„Von was anderem haben wir heute eine Großpackung gekauft, die reicht schon für drei Tage!" konterte Mia, und Markus verschlug es einen Moment die Sprache.
Lachend rannten Hannes und Mia die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf. „Du bist echt einmalig! Deine Schlagfertigkeit ist der Hammer!"
„Na, aber du bist auch nicht auf den Mund gefallen!" Sie liebte seinen Humor, seine Selbstsicherheit, sein Aussehen, seine Zärtlichkeit, seinen Stolz auf sie, die Art, wie er sie verteidigte, in Schutz nahm, oder in Kurzform : Sie liebte Hannes!
Plötzlich wurden ihre Knie ganz schwach, ihr Magen krampfte sich zusammen, ihr Herz begann zu rasen. „O mein Gott, Hannes, ich liebe dich so sehr! Ich kann es kaum noch ertragen, wie sehr ich dich liebe!"
Er küsste ihr schönes Gesicht tausend Mal. „Und ich liebe dich, süße Mia, ich liebe dich so sehr!" Sie hielten sich umklammert, fassungslos über die Gefühle, die über ihnen zusammenschlugen.
„Ist das normal, dass man innerhalb von so wenigen Tagen jemanden so sehr liebt?" fragte sie schließlich.
„Und woher sollte ich die Antwort kennen?" gab er zurück. „Aber ob normal, oder nicht, ich finde dieses Gefühl in mir wunderbar, unglaublich wunderbar! Ich finde es wunderbar, dich so zu lieben, dich so lieben zu dürfen! Ich finde es unglaublich wunderbar, dass es dich gibt, dass du hier bei mir bist, dass du hier bei mir bleibst!"
Er streichelte mit einem Finger ihre Lippen, ihre wunderschönen purpurroten Lippen, von denen er am Anfang gedacht hatte, die Farbe käme von einem Lippenstift. Aber sie ging auch nach vielen Küssen nicht ab.
Er küsste ihre riesengroßen saphirblauen Augen, in denen er schon auf dem Ball zu ertrinken drohte, er küsste ihre Wangen, ihre Haut war unglaublich zart, leicht getönt, er hatte am Anfang geglaubt, es sei Makeup, aber auch diese Farbe hielt allen Zärtlichkeiten stand, ihre unglaublich langen dichten Wimpern, ihre dunklen Augenbrauen, die die Augen noch größer erscheinen ließen und die in Kontrast zu ihren Locken in allen Blondtönen standen.
Er nahm wieder einmal jedes Detail ihrer Schönheit in sich auf und seine Knie wurden schwach. „Dass jetzt der liebe Gott gar so großzügig bei dir war, als er Schönheit verteilt hat?" flüsterte er. Und wieder schwemmte die Leidenschaft sie in einen Strudel aus Gefühlen, die befriedigt werden mussten.
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