Kapitel 10

Dann ließen sie sich ihr Frühstück schmecken.
„Ist Markus eigentlich auch noch Single?" fragte sie dann.
Hannes sah sie entsetzt an. „Was heißt da auch?"

Sie schlug sich auf den Mund. „Oh! Sorry!"
„Es gibt wohl keinen Mann, der weniger Single ist als ich! Also hüte deine Zunge!" verwehrte er sich.
Sie küsste ihn zärtlich.
„Nichts da! Damit ist deine Schuld nicht bezahlt! Da heißt es heute ordentlich Buße tun!" Er versuchte ernst zu bleiben. „Ist Markus auch noch Single! Ich glaubt's nicht!"
Sie lachte leise vor sich hin.
„Also, falls es dich interessiert, ob Markus, ganz im Gegenteil zu mir, noch Single ist, ja ist er!"

„Und wie kommt das, dass ihr beide bis vor kurzem noch Singles wart?"
„Na, ich musste auf dich warten, und Markus wird schon auch noch so was Feines finden wie ich! Vielleicht schicke ich ihn nächstes Jahr auf den Piratenball!" Das kurze, belanglose Intermezzo mit Caro hatte er ganz vergessen – und sie zum Glück auch.

Sie lächelte ihn süß an. „Oder wir schleppen ihn hin, so wie Carla und Robert mich!"
„O ja, wir gehen nächstes Jahr wieder hin, und dann setzen wir uns wieder in die Bar und verschmusen den ganzen Abend!" schlug er vor.
„Aber nur, wenn du dich schöner anziehst als dieses Mal!" Sie lachten und alberten noch eine Weile, dann zahlte Hannes und gab ein großzügiges Trinkgeld.

„Du Süße, könnten wir schnell das Programm abgeben?" fragte er vorsichtig.
„Soll ich da mit?"
„Ja, ich denke, du bist keine Frau, die man verstecken muss! Im Gegenteil! Kann ich gleich ein wenig angeben mit meiner schönen Frau Doktor!"
„Deiner alten Frau Doktor!"
„Oh! Oh! Das höre ich jetzt für den Rest meines Lebens!"
Ihm wurde der Inhalt seiner Worte gar nicht so bewusst, aber sie registrierte schon „den Rest meines Lebens", und es hörte sich gar nicht so schlecht an.
„Willst du weiter fahren?" fragte er am Auto.
„Bist du ein guter Beifahrer?"
„Schauen wir mal, ich bin noch nicht oft beigefahren!"
„Also, wagen wir es!" sagte sie lachend.

Sie mussten zu einem großen Verlag in der östlichen Peripherie. Der Cheflektor erwartete sie schon.
„Ah, Herr Dr. Maybach, Retter meines Lektorats!"
Hannes stellte sie vor: „Frau Dr. Leissen, Herr Dr. Stollberg." Wie er sie im Arm hielt, blieb kein Zweifel, wie sie zueinander standen.
Der Lektor lachte: „Eigentlich könnten wir die ganzen Titel weglassen! Da bricht man sich ja die Zunge! Ich bin Peter!"
„Hannes!"
„Mia!"
„Sind Sie auch Informatikerin?" fragte Peter Mia.
„Nein, ich bin Dr. der Germanistik!"
„Und Diplommathematikerin!" ergänzte Hannes stolz.

„Ach, und Sie sind Doktor der Mathematik und Diplominformatiker, das passt ja gut!"
„Ja, das passt sogar sehr gut!" sagte Hannes und küsste sie ein bisschen.
„Dr. der Germanistik! Also, wenn Sie mal einen Job suchen, wir brauchen immer gute Leute, die ordentlich Deutsch können! Worüber haben Sie promoviert?" Er konnte kaum die Augen von ihr lassen.
„Über den Wandel der deutschen Sprache im 20. Jahrhundert!"
„Das ist von uns veröffentlicht worden!" Der Lektor erinnerte sich. „Lief für ein Sachbuch sehr gut, Platz 1, vier Monate lang!"
Hannes hörte fasziniert zu. Schau, schau, seine Kleine! Auch noch Bestsellerautorin! Eigentlich war er im Moment ja überflüssig.

„Und haben Sie seitdem etwas geschrieben?"
„Nicht wirklich, nein. Einen Roman habe ich angefangen, aber ich weiß noch nicht, wohin er mich führt!" gab sie zu.

Peter war fasziniert von der kleinen klugen Schönheit. „Also, auf alle Fälle anbieten, wenn er fertig ist, mir gefällt Ihre Sprache, Ihre Ausdrucksweise!"
Und nicht nur das! dachte Hannes. Wenn ich deine Blicke so sehe!

Langsam wurde es ihm dann doch zu viel des Guten. Er räusperte sich, brachte sich wieder in Erinnerung, bevor der Kunde seine Kleine noch weiter mit Blicken auszog.
„Ah ja, Hannes, Entschuldigung, aber wenn die Fachsimpelei erst einmal anfängt! Also, dann gehen wir mal ins Rechenzentrum."

Hannes legte den Arm um sie, um die Besitzansprüche noch klarer zu machen. Er legte das Programm ein, erklärte die Bedienungsoberfläche.
Mia war fasziniert von ihrem Traummann und platzte fast vor Stolz, innerhalb kurzer Zeit hatte er sich vom verliebt albernden Mann in den kompetenten Diplominformatiker verwandelt.
Mit dem Programm konnten Manuskripte auf Fehler im Satzbau und in der Rechtschreibung überprüft werden. Der Probelauf begeisterte den Cheflektor.

„Perfekt, wie immer! Vielen Dank!" Sie gingen ins Büro. Er schrieb einen Scheck aus, Mia sah weg, die Summe ging sie nichts an. Dann gab er ein weiteres Programm in Auftrag, das Satzanfänge umformulieren konnte und eines, das Wortwiederholungen verbessern konnte.
„Und wenn Ihnen etwas einfällt, wie man aus schlechten Büchern gute machen kann, lassen Sie es mich wissen!"

Sie verabschiedeten sich, Peter hielt Mias Hand ein wenig zu lang, sah ihr etwas zu tief in die Augen. Hannes hatte es plötzlich sehr eilig. Auf der Straße sah er sie ganz genau an. „Gut, alles noch da!" sagte er erleichtert.
„Was ist los?" fragte sie lachend.
„Na, so wie der dich mit Blicken ausgezogen hat, hatte ich jetzt Angst, es fehlt das eine oder andere Kleidungsstück!"
Sie lachte, bis ihr die Tränen kamen. „Du spinnst, Hannes!"

„Ja, ja! Ich spinne! Ich mag Ihre Sprache, und was da unter dem T-Shirt ist, mag ich auch! Ich meine, ich kann ihn ja durchaus verstehen, ich mag das ja auch, was unter dem T-Shirt ist! Aber ich war zuerst da, basta! Ins nächste Programm baue ich ihm einen ganz gemeinen Fehler ein, der immer nur auftritt, wenn er es benutzt! Wenn Sie mal einen Job suchen, in meinem Bett wäre noch was frei!" Er wurde gar nicht mehr fertig.

Sie hielt sich den Bauch vor Lachen. Die Leute, die vorüber gingen, sahen sie belustigt an, das hübsche Paar! Er kasperte herum, sie lachte sich kaputt, lächelnd gingen sie weiter.
Er nahm sie in den Arm. „Ja, lach nur über einen verliebten, eifersüchtigen Hannes! Das nächste Mal ziehst du deinen Sicherheitsmantel an, den ohne Eingang, und den lässt du dann an, bis zum Hals zugeknöpft!"
„Hör auf jetzt, ich ersticke vor lauter Lachen!"
„Macht nichts! Dann mache ich Mund zu Mund Beatmung! Da bin ich sehr gut!"
„Das kann ich mir vorstellen!" japste sie.

„Ja, nur bei dir natürlich!"
„Jaja, nur bei mir! Weil du vorher so viel geübt hast!"

„Pf, von wegen! Ich habe noch nie eine Frau vor dir auch nur angeschaut, und wenn, habe ich es total vergessen!" Er küsste sie, als gäbe es kein Morgen mehr. „Und bei jedem Kuss von dir vergesse ich mehr!" Sie waren beide ein wenig taumelig, als sie zum Auto zurückgingen.

„Ich glaube, jetzt fährst du!" Sie gab ihm die Autoschlüssel.
Er grinste sie frech an. „Ist dir nicht gut, Mäuschen?"

„Doch, mir ist sogar sehr gut! Deswegen kann ich im Moment ja nicht fahren!"
Huh! dachte er. Mädchen, sei vorsichtig, was du sagst! Und vor allem, wie du es sagst! Er atmete tief ein und aus.
„Ich müsste noch schnell auf die Bank, Süße! Wenigstens hat er richtig bluten müssen! Das nächste Mal verlange ich das Doppelte, als Schmerzensgeld!"

„Fängst du schon wieder an! Ich hab noch Bauchweh vom letzten Lachanfall!"
Endlich fuhr er los. Im Radio lief ein Kuschelsong, er sang den ganzen Text mit, sah sie immer wieder schmachtend an. An jeder Ampel stahl er sich einen Kuss, bis die Autos hinter ihnen hupten, was ihn aber auch nicht störte. An der Bank hielt er ihr die Autotür auf. „Da brauch ich doch nicht mit!" Sie wollte keine Informationen, die sie nichts angingen.

„Ja, du wirst da in der Kälte sitzen bleiben!" Unwillig stieg sie aus.
Am Schalter wurde er von der Angestellten mit Namen begrüßt: „Guten Tag, Herr Dr. Maybach! Was kann ich für Sie tun!"
Er legte den Scheck auf den Tisch. „Und 10.000 nehme ich bitte mit!"

„Aber gerne, Herr Dr. Maybach!" sagte sie mit einem gekonnten Augenaufschlag.
Die Bankangestellte turtelte offensichtlich, übersah Mia geflissentlich.
Sie legte den Einzahlungsbeleg zur Unterschrift vor, berührte seine Hand wie zufällig, als sie ihm den Kugelschreiber gab.

Dann holte sie das Geld, zählte es langsam vor ihm auf den Tisch, bei jedem Schein ein tiefer Blick.
Mia musste grinsen.
Jetzt sind wir aber quitt! dachte sie.
Dann ritt sie der Schalk.
Sie hängte sich an Hannes' Arm. „Ach Schatzilein, dann können wir ja jetzt das tolle Kleid kaufen, oder?"

„Natürlich Liebling, und die Schuhe auch!" Er blinzelte ihr verliebt zu.
Er nahm das Geld, verabschiedete sich und ging schnell mit ihr hinaus, bevor der Lachkrampf begann.
Er nahm sie in den Arm, sie lachten sich erst einmal aus.
„Jetzt steht es aber 1:1!" sagte sie, als sie wieder Luft bekam. „Ach, Herr Dr. Maybach! Was kann ich für Sie tun!" Sie blinzelte und glupschte ihn an.
„Ich wüsste schon was, Frau Dr. Leissen!" Er küsste den süßen Clown leidenschaftlich. „Apropos! Da ist ein Drogeriemarkt! Ich bräuchte Nachschub! Kommst du mit?" Er grinste sie frech an.
„Logisch! Ich bin ja nicht ganz unbeteiligt am Großverbrauch!" haute sie ihm trocken hin.
Er erstickte fast an einem neuen Lachanfall.

„Also los!" Er glaubte ja, dass sie doch noch kneifen würde.
Aber sie schlang den Arm um ihn und ging ganz ruhig mit in den Drogeriemarkt, um mit ihm Kondome zu kaufen.
Am Stand schaute sie sehr interessiert die Auswahl an. „Was ist jetzt da der Unterschied? Welches ist deine Lieblingssorte?" Er biss sich auf die Fingerknöchel, um den Lachanfall zu verhindern. Das kleine Biest!

„Ja, ich muss das wissen! Vielleicht muss ich mal welche holen, die Perle wird ja mit Sicherheit keine Kondome für euch besorgen, oder?" Hannes verschluckte sich am unterdrückten Lachen, musste husten, lief rot an.
„Du brauchst doch nicht rot zu werden! Da ist doch nichts dabei!"
„Mia, bitte, hör auf, bitte! Ich kann nicht mehr!"
„Also, krieg ich jetzt eine Antwort? Was ist deine Lieblingsmarke!"
„Die hier!"

Mia las halblaut, was auf der Verpackung stand. „Love Sex. Ist das jetzt ein Imperativ oder fehlt einfach das Subjekt?"
Hannes konnte den Lachanfall kaum noch unterdrücken.
„Naturial feeling!" las sie weiter. „Das klingt gut! Aber wer will schon unnaturial feelen?"

Er konnte nicht mehr, lachte Tränen.
Zum Glück waren keine anderen Kunden in Hörweite.
„Na dann, nimm nur genug mit, falls wir eingeschneit werden!"
Hannes konnte nur noch japsen. „Meinst du, dass 50 reichen?"

Sie überschlug kurz. „Ja, für den Anfang!" Sie sah auf den Preis für die Großpackung. „Mein Gott sind die teuer! Das ist ja ein teures Vergnügen!"
„Bitte, Mia, sei gnädig!"
Lachend und engumschlungen gingen sie zur Kasse. Die Kassiererin lächelte über das schöne Paar, das sich beim Kondomstand halb tot gelacht hatte und jetzt mit einer Großpackung ausgerüstet von dannen zog. Sie hätte gerne gewusst, wie lange die 50 Stück bei den beiden reichten!

Vor dem Geschäft hob er sie hoch und drehte sich mit ihr im Kreis. „Du süßer Kobold! So viel gelacht wie mit dir in den paar Tagen habe ich sonst in einem Jahr nicht!" Er knabberte an ihrem Ohr. „Und jetzt muss ich dich leider auffressen vor lauter Liebe!" Er machte mit den Lippen weiter. Sie versanken in einem leidenschaftlichen Kuss.
„Lass uns nach Hause fahren, Süße, jetzt kann ich nicht mehr! Jetzt will ich dich endlich küssen, streicheln, lieben! Außerdem musst du noch Buße tun!"

Zu Hause zogen sie sich langsam gegenseitig aus, schenkten sich Küsse, Streicheleinheiten und Liebe.


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