Teil 18 * Die Bücher 14

Liebste Marie,

irgendwie kann ich das alles nicht verstehen! Wir hatten zwei Nächte und ein paar Stunden am Tag, und doch kann ich dich nicht aus meinem Kopf bringen!
Ich habe Paul immer ein wenig aufgezogen, mit seiner Besessenheit von dir. Heute verstehe ich ihn besser.

Er hat fast ein Jahr mehr oder weniger mit dir verbracht, hatte viel Zeit, mit dir zu sprechen, zu lachen, mit dir zusammenarbeiten.
Gut, er hat nicht mit dir geschlafen, zu meinem größten Glück, aber das ist ja auch nicht vorrangig.

Wenn ich wählen könnte, dich für immer an meiner Seite zu haben oder Sex mit dir zu haben, würde ich die erste Möglichkeit wählen.
Eine Zeitlang zumindest! (Grins)

Ich kann mich schon noch an die Qualen der ersten Nacht erinnern, das darfst du glauben!
Da bin ich schon wirklich über mich hinausgewachsen!
Mein Freund hat ganz schon gemault, das darfst du mir auch glauben!

Als ich mich ins Bett gelegt habe, und du so nah an mich herangerutscht bist, habe ich sicher zehn Minuten lang das Atmen vergessen.
Aber dann war ich einfach glücklich, dass du da warst, und ich habe nicht weiter nachgedacht, warum es mir so sehr genügte, dich im Arm zu halten.
Es war einfach so!

Wenn ich nur das noch einmal erleben könnte!
Diese erste, so unglaublich vertraute Nacht!
Diese Nacht, in der du mir so sehr vertraut hast.

Es war ja schon ein bisschen leichtsinnig von dir, aber du wusstest eben wirklich nicht, wie Männer ticken!
Diese Nacht, in der auch ich mir so sehr vertraut hatte, dass ich ein gegebenes Versprechen halten kann, also einer Frau gegenüber!
Das war mir sehr wichtig!

Es gibt da so einen Song von Michele – ja lach nur! Ich kenne eine Menge deutscher Schlager mittlerweile – da geht es um ein Paar, das sich einmal im Jahr in Paris für eine Nacht trifft. Selbst damit wäre ich im Augenblick zufrieden! Wenn mir eine Fee versprechen würde, dass ich dich im nächsten Februar eine Nacht lieben dürfte, könnte ich mein Leben wieder lieben.
Hätte ich ein Ziel!

So, die Quali-Prüfungen sind geschafft, bis auf das Inklusionskind haben alle bestanden. Mein Chef war hin und weg, das hatte es noch nie gegeben!
„Aber du warst ja auch dauernd in der Schule! Das hat sich wohl ausbezahlt!" hat er gemeint.

Okay, ich habe wirklich viel gearbeitet, bin immer sehr spät aus dem Schulhaus gekommen, aber den wirklichen Grund kennen nur wir beide.
Aber es tut auch gut, etwas geleistet zu haben. Indirekt bist natürlich du daran schuld, aus zweierlei Weise.

Ob du ein wenig stolz auf mich wärst?
Ich glaube schon.
Heute habe ich noch was Blödes gemacht. Ich fahre ja morgen zwei Wochen ins Schullandheim, habe plötzlich Panik bekommen, so weit weg von dir zu sein. Ohne lange nachzudenken, bin ich um 12.15 zu deiner Schule gefahren, in der Hoffnung, dass du bis um ein Uhr Unterricht hast und ich wenigstens einen Blick auf dich werfen könnte.

Euer Hausmeister hat mich sehr aufmerksam beobachtet, als ich da in meinem Auto auf dem Parkplatz saß.
Es kamen eine Menge Leute aus der Türe, doch du warst nicht dabei. Die Stellplätze leerten sich, bis auf einen Wagen: Ein knallroter SLK.

Ich habe gegrübelt, ob du so ein Auto fahren würdest, also passen würde es ja schon! Genauso eines würde ich für dich kaufen, wenn ich die Gelegenheit bekäme!
Ich bin ausgestiegen, um durch die Fensterscheiben zu sehen, ob irgendetwas auf dich hindeutet.

Doch da hat mich der Hausmeister angeblafft, ich sollte endlich verschwinden.
Kurz habe ich überlegt, ob ich ihn nach dir fragen kann, aber er hat mich angesehen wie einen Serienfrauenmörder, da habe ich es lieber gelassen.

Aber ein bisschen besser habe ich mich doch gefühlt, als ich zu Hause war. Ich war dir nah, ich habe es gespürt!

Natürlich hatte ich nicht überlegt, was passieren würde, wenn du wirklich aus dem Schulhaus gekommen wärst!
War ein ziemlich dummer Plan! Wahrscheinlich hättest du mich vor deinen Kollegen zusammengestaucht, oder, noch schlimmer, mich geflissentlich übersehen!

So, jetzt fange ich mal langsam an zu packen. Ich muss sicher noch das eine oder andere Teil besorgen, weil mir alles ein wenig zu weit geworden ist. Anderseits hält sich meine Eitelkeit in Grenzen seit der Zeit mit dir.
Marie, ich hoffe es geht dir gut!
Ich hoffe aber auch, dass du mich ein kleines bisschen vermisst!

Nicht so sehr, wie ich dich, denn das tut verdammt weh!
Aber, dass du dich vielleicht mit ein paar guten Gefühlen an die schönen Stunden erinnerst.
Ich liebe dich!

Niklas

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

Hallo, Niklas!

Heute ist etwas Seltsames passiert. Der Chef hat mich gebeten, etwas aus deiner Schule abzuholen. Ich habe die totale Panik bekommen und extra lange in meinem Gruppenraum herumgetrödelt, weil ich hoffte, dass du dann schon weg wärst.

Um halb zwei wollte ich dann los, da hat mir unser Hausmeister erzählt, dass sich ein junger Mann auf unserem Parkplatz herumgetrieben hat, und dass er in mein Auto geschaut hat.
Leider gehört der Herr Müller zu dem einen Prozent von Männern, die ganz und gar nichts von Autos verstehen, deshalb konnte er mir auch nicht sagen, was für eines der Mann gefahren hat.

Die Nummer hatte er sich aber notiert, aber damit konnte ich nichts anfangen.
Er hat den Kerl beschrieben, es könntest durchaus du gewesen sein!

Hast du nach mir gesucht?
Nach Monaten?

Da ist mir eine schreckliche Idee gekommen!
Was, wenn du krank warst, also schlimm krank und deshalb von mir wegwolltest?
Ich bin losgerast, zu deiner Schule, habe die Papiere im Sekretariat abgeholt.
Dann musste ich die Sekretärin fragen, ohne lange nachzudenken: „Arbeitet der Herr Ebeling eigentlich noch hier?"

Sie sah mich verwundert an. „Der Niklas? Unser Superstar? Natürlich! Soll ich ihm einen schönen Gruß von Ihnen ausrichten?" Ihr Blick war etwas anzüglich. Ich bin wohl nicht die erste, die nach dir gefragt hat, und sicher auch nicht die letzte!

Wortlos bin ich gegangen, aber ich war auch erleichtert, dass es dir gut zu gehen scheint!
Ich musste zehn Minuten im Auto warten, bevor ich losfahren konnte. So nah war ich dir schon lange nicht mehr, wie auf diesem Parkplatz. Dein Auto stand nicht da, vielleicht hast du aber ein neues.

Zu Hause hat dann Benni auf mich gewartet, hat einen fürchterlichen Tanz aufgeführt, weil ich so spät gekommen bin.

Er hat sich extra frei genommen, um die Kinderzimmereinrichtung mit mir zu kaufen.
Eigentlich hatte ich das ja mit Sophie und Harald geplant, für die großen Ferien, aber er hat nicht nachgegeben.

„Triffst du dich eigentlich heimlich mit dem Schönling?" keifte er. „Oder läufst du ihm nach?"
„Klar! Ich stehe jeden Tag mit einem Plakat vor seiner Schultüre, auf dem steht: Ich will ein Kind von dir!" antwortete ich.
„Zuzutrauen wär's dir!" Er wurde wieder ganz zu dem alten Charmebolzen.
„Herzlichen Dank auch!" brachte ich nur hervor.

Also sind wir los, haben Möbel gekauft. Alles furchtbar gediegen und altbacken, so gar nicht mein Stil. Und natürlich alles in Blau! Ich hoffe ja schwer, dass es ein Mädchen wird! Dann schaut er blöd!
Ich glaube, lang haut das nicht mehr hin! War eine blöde Schnapsidee!

Ich schmeiß ihn einfach wieder raus und die beschissenen Möbel hinterher!
Ich kann das! Ich bin ja schwanger, da sind Gefühlsausbrüche erlaubt, oder?

Marie - die noch mehr durcheinander ist als sonst!


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top