Kapitel 72

Der Freitag stand im Zeichen des Urlaubes. Die Kinder wurden früh wach, überlegten, dass ja Freitag war und sie deshalb die Eltern schon vor neun Uhr wecken durften. Sie stürmten ins Schlafzimmer. Das Licht brannte noch, beide Eltern schliefen, nackt, sich im Arm haltend. Anja zog schnell die Decke über sie beide.
„Warum habt ihr das Licht an! Warum habt ihr euch ausgezogen?" fragte Chiara.
„Oh! Oh! Es war sehr heiß heute Nacht. Und da war eine Mücke, die Papa fangen wollte!" erklärte Anja geistesgegenwärtig.

Lukas grinste. Seine Anja war nie um die richtigen Worte verlegen.
„Aufstehen jetzt! Wir müssen packen!" forderte die Kleine. Lukas sah auf die Uhr. „Es ist sieben, Mäuse!"
„Aber heute ist kein Samstag und kein Sonntag!" verteidigte Florian den frühen Überfall.
Die Eltern sahen sich lachend an. Es war schon ein wenig anstrengend, so intelligente Kinder zu haben.

„Also, geht duschen, Mäuse. Wir machen dann inzwischen Frühstück!" sagte Lukas. Die Kinder verschwanden im Bad, die Eltern nahmen sich lachend in die Arme. „Warum brennt das Licht?" fragte Lukas.
„Ich habe dich noch ein bisschen ansehen müssen, da bin ich wohl eingeschlafen!"
„Na, das ist ja sehr schmeichelhaft, dass du bei meinem Anblick einschläfst!" zog er sie auf.
„Du bist schon vorher weggepennt!" schoss sie zurück.

„Wahrscheinlich hat das Engelchen mir die letzten Kräfte geraubt heute Nacht!"
„Oh Oh! Der Herr Doktor wird ein kraftloser alter Mann!"
Lukas ließ sich lachend ins Bett zurückfallen. „Na, für die Frau Berentz braucht man schon eine besondere Kondition!"
„Ha! Bist du an deine natürlichen Grenzen gestoßen, Lover Boy?"
„Willst du mich testen, schöne Lady?"

„Gerne! Aber du hast den Keller noch immer nicht kinderfreundlich ausgebaut!"
„Und wann hätte ich das machen sollen? Du schleppst mich ja in jeder freien Minute ins Bett!"
„Jaaaa! Da ist es aber auch sehr schön, im Bett!"
„Stimmt! Im Bett ist es ganz außerordentlich schön!"
Sie hörten die Badtüre gehen. „Und? Was ist jetzt mit dem versprochenen Frühstück, Superdaddy?"

Er räkelte sich wohlig. „Heute bist du dran!"
„Na, wenn ich dran bin, gibt es heute Müsli für alle!"
Wie der Blitz sprang er aus dem Bett. „Okay! Überredet!" Er schlüpfte in seinen Slip und den Morgenmantel, ihr erstes Geburtstagsgeschenk für ihn, ein edles Teil aus schwerer Seide in einem ganz bestimmten Braunton, der Farbe seiner Augen, mit feinen Streifen in der Farbe der goldenen Einschlüsse. Wenn er den früher trug, trug er ihn meisten nicht lang! Sie wandte lieber den Blick zur Decke.

Er rannte nach unten, während die Kinder sich anzogen, taute Semmeln auf, machte belegte Brötchen für alle. Alles war besser, als eingeweichte Pappe essen zu müssen!
„Müssen wir heute kein Müsli essen?" fragte Florian glücklich.
„Mama hat heute ihren großzügigen Tag!" grinste er den Jungen an.

„Gott erhalte sie in diesem Zustand!" sagte sein Sohn trocken. Lukas musste sich schon wieder den Bauch halten. „Wo hast du den Spruch denn her?"
„Das hat Mama immer gesagt, wenn Chiara mal fünf Minuten den Mund gehalten hat!" erklärte er und lachte seinen tollen Papa an.
„Frühstück im Bett?" fragte Lukas seine Kinder. Mein Gott, seine Kinder! Immer noch machte ihn dieser Gedanke atemlos!
„Au, ja!" Die beiden stürmten nach oben. Lukas machte noch Kaffee, warme Milch und trug alles nach oben.

Anja hatte zwar ihr Nachthemd übergezogen, konnte sich aber noch nicht vom Bett trennen. Zu viele schöne, erregende, liebevolle Gedanken musste sie noch denken.
Die Kids kamen angestürmt. „Papa bringt Frühstück ins Bett!" riefen sie begeistert und sprangen neben sie, ließen sich abküssen und drücken. Lukas schleppte das Tablett nach oben, war wieder einmal dankbar für seine gut trainierten Armmuskeln.

Als er das Tablett stöhnend absetzte, meinte Anja: „Gut, dass ich einen so großen, kräftigen Papa für euch ausgesucht hatte!" Die Kinder kicherten.
„Und gut, dass der Papa zurzeit so gut durchtrainiert ist!" antwortete er eindeutig zweideutig.
„Warum bist du durchtrainiert?" fragte Chiara.
„Ah! Hm! Ich war in Heidelberg oft im Fitnessstudio!"

„Was ist Heidelberg?" Die Kleine ließ nicht locker.
„Eine furchtbare Stadt, ganz weit weg!"
„Warum warst du dann da?" Die Endlosschleife hatte ihn wieder in Griff.
„Weil da die Universität war!"
„Bei uns gibt es auch eine Universität!"
„Aber da gab es keinen Platz für mich!"

Chiara sah ihn ungläubig an. „Aber die ist ganz groß, unsere Universität!"
Lukas sah Anja hilfesuchend an, die betont uninteressiert zur Decke sah. „Aber, wenn man studieren will, muss man da hingehen, wo die wichtigen Leute einen hinschicken."
„Die sind doof, die wichtigen Leute, wenn sie dich nach Heidelberg schicken, wo wir doch hier eine große Universität haben!" Chiara hatte es voll erfasst.

„Ja, da hast du recht! Die sind superdoof!"
„Wenn ich die mal sehe, dann schimpfe ich mit ihnen, weil sie unseren Papa nach Heidelberg geschickt haben und nicht bei uns gelassen haben!"
Lukas hatte Tränen in den Augen. Die Kleine blickte eher durch als die Idioten von der Vergabestelle.
„Das machst du, Süße!"

Chiara sah zufrieden ihren Bruder an, der gar nicht geschimpft hatte mit ihr. Florian war stolz auf seine Schwester, die die Leute sicher schimpfen würde, die Schuld daran hatten, dass ihr Papa so lange weg war.
Dann ließen sich alle das Frühstück schmecken.
Danach hieß es, Koffer zu packen.

Chiara rannte hibbelig durch das ganze Haus, suchte nach Sachen, die sie unbedingt mitnehmen wollte. Riss Kleidungsstücke aus dem Schrank, bis nur noch Chaos herrschte. Florian räumte geduldig die Stapel an Shirts und Wäsche wieder ein, suchte seine Sachen sehr bedacht zusammen, zählte die Wäsche, die er brauchte, sorgfältig ab, wählte zu jeder Short ein passendes Shirt, räumte Chiaras Stapel wieder ein, weil sie noch ein Teil von unten herausgezogen hatte und machte es später auch noch ein drittes Mal. Lukas kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus, als er seinen süßen Sohn beobachtete.

Anja riss ihre Kleidungsstücke aus dem Schrank, bis Chaos herrschte, Lukas stapelte alles wieder neu, insgesamt dreimal. Er bekam einen Lachkrampf. „Da kann man jetzt gar nicht mit euch schimpfen! Das ist ja eindeutig genetisch bedingt, dass ihr beide so unordentlich seid!"
„Pah! Meine Tochter und ich bauen eben kreative Türme, und ihr Jungs langweilige Plattenbauten!"

Lukas konnte nur noch japsen. „Langweilige Plattenbauten! Hast du das gehört, Florian? Die unordentlichen Damen halten sich für kreativ und uns für langweilig!"
„Was heißt kreativ?" fragte Chiara.
„Schlampig!" antwortete Lukas
„Künstlerisch begabt!" antwortete Anja.

Später lagen sie auf der Terrasse, die Kinder hatten sich ein bisschen hingelegt.
„Hoffentlich haben wir nichts vergessen!" meinte Anja.
„Und wenn, können wir ja alles kaufen!"
„So, wie das zweite Mal, als wir da waren!"


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