Kapitel 64
Sie stolzierte betont arrogant umher. „Da kuckst du wie Eule, was?"
„Nein, eigentlich nicht! Ich weiß ja schon lange, wie brillant du bei allem bist, was du anpackst! Aber es macht mich schon stolz, wenn ich deinen BigBoss so reden höre!"
Lächelnd verbeugte sie sich vor ihm. „Merci beaucoup, amour de ma vie!" Sie ging Richtung Treppe. „Ich dusche dann mal!" meinte sie über die Schulter.
„Echt? Wir haben noch zwei Stunden Zeit!" gab Lukas lächelnd zu bedenken.
„Wir können ja auch mal was anderes machen als uns wollüstig in den Laken wälzen!" Sie sandte ihm einen tiefen Blick in seine glitzernden Bernsteinaugen.
Er machte einen Schritt auf sie zu, sie stieg eine Stufe hoch. „Und was schlägst du vor?"
„Fensterputzen?"
„Abgelehnt!" Ein weiterer Schritt, eine weitere Stufe.
„Vorhänge waschen?"
„Wir haben gar keine Vorhänge!" Ein weiterer Schritt, eine weitere Stufe.
„Auto waschen?"
„Du meinst, damit kriegt man Männer immer? Aber das ist blitzsauber!" Zwei blitzschnelle Schritte, jetzt hatte er sie!
„Büsche schneiden?"
„Küssen!"
„Rasen mähen?"
„Schmusen!"
„Haus anstreichen?"
„Liebe machen!"
„Überredet!"
Er zog sie in seine Arme, fing mit dem Knutschen an, trug sie die Treppe hinauf, ließ sie auf die Laken, die schon ordentlich verwurstelt waren, sinken. „Wo waren wir schnell wieder gerade?"
„Also, die Philosophen hatten wir durch!"
„Gott sei Dank!" stöhnte er und fing an, an der leckeren Anja herumzuknabbern.
Um zwölf wühlten sie sich wieder aus dem Bett. „Sag mal, damals haben wir aber schon auch mal was anderes gemacht, oder erinnere ich mich da falsch?" fragte sie lachend. „Früher, also vor dir, hatte ich auch mal die irrige Meinung, es gäbe bei Männern so etwas wie eine natürliche Obergrenze!"
Lukas ließ sich wieder ins Bett fallen, hielt sich den Bauch vor Lachen. „Natürliche Obergrenze! Ich geh kaputt! Aber ehrlich gesagt, hatte ich dich damals manchmal in Verdacht, du fütterst mich heimlich mit Viagra!"
Er japste nur noch. „Ich versteh auch nicht, was du mit mir machst! Oft habe ich gedacht: Heute habe ich es ausgereizt! Heute geht nichts mehr! Pustekuchen! Bis jetzt bin ich mit dir noch nicht an eine natürliche Obergrenze gestoßen! Und du, unersättliche Anja, wie schaut es bei dir aus mit der Obergrenze?" fragte er immer noch atemlos vor Lachen.
„Na ja, mir wird es schon oft zu viel, aber ich will dich halt nicht enttäuschen!" Ihre Augen blitzten schelmisch.
„Nein, nein, nein! Das würde ich merken, Süße! Aber, wenn ich es mal merken sollte, würde ich stocksauer!" Sein Blick war plötzlich sehr ernst geworden. „Das würdest du mir nie antun, oder? Dass du mit mir schläfst, ohne es wirklich zu wollen?"
Auch sie sah ihn ernst an. „Nein, Lukas, das würde ich nie machen, weil ich weiß, dass ich das nicht nötig hätte!"
„Gut! Sehr gut!" Er zog sie beruhigt noch ein letztes Mal in seine Arme, gab ihr dann einen Klaps auf den Po. „Los jetzt, lüsternes Weib! Du hast schließlich Nachwuchs zu versorgen!"
Sie sah ihn lächelnd an. Ihr verrückter, kaspernder, hübscher Junge mit dem manchmal losen Mundwerk, er war keinen Tag älter als 22 geworden, und sie war 28 wie damals, aber es störte sie nicht im geringsten!
Weil alles so unglaublich gut passte, weil sie natürlich eine Beziehung führen konnten, weil sie selbstverständlich ein Paar waren, ein Liebespaar – und auch die besten Freunde!
Sie flog unter die Dusche, flog in die Küche, sang den Lovesong im Radio mit, kochte Kaffee, schmierte trällernd ein paar Brote, liebte das Chaos, das in ihr Leben zurückgekommen war.
Sie hörte Lukas im Bad dasselbe Lied mitsingen. „If I lay here, if I just lay here, would you lay with me, and just forget the world! "
„Chasing cars", sie erinnerte sich, das hatten sie auf Fuerte gehört, als sie tanzen waren.
Es war der Rausschmeißersong gewesen. Er hatte ihr die heißen Worte ins Ohr geflüstert. An seinem Auto hatte er sie geküsst, wie damals vor ihrer ersten Nacht, vorsichtig, auf ihre Reaktion achtend, dann leidenschaftlicher, hungrig nach ihr, erregt, erregend.
„Ich möchte mit dir schlafen, schöne Lady! O Gott, ich möchte so wahnsinnig gerne mit dir schlafen!" hatte er gestöhnt. „Bitte, komm heute mit zu mir!" So hätte er sie bestimmt auch im Februar gefragt, aber da hatte sie die Initiative ergriffen, beim ersten Mal war sie schneller gewesen.
„Oder fahren wir zu dir, schöne Lady?
Er presste sie gegen die Autotüre, sie fühlte seine Erregung, verlor wieder einmal fast den Verstand vor Begehren. Irgendwie hatten sie dann die Finca erreicht, die sie eigentlich mit Sonja und Oliver bezogen hatte. Es wurde wieder einmal eine Nacht der Nächte, und sie beschloss, einen heißen Urlaubsflirt mit diesem hübschen Jungen ohne Wenn und Aber zu genießen.
„Hast du das Lied auch gehört?" fragte Lukas, als er in die Küche kam.
„Ja!" Ihre Augen strahlten ihn an, er hatte sich auch erinnert.
„Das war toll damals! Eine Nacht der Nächte, und du konntest nicht abhauen! Zu Hause wärst du bestimmt wieder einmal weg gewesen!"
„Anzunehmen!" gab sie zu.
„Aber auf der Insel hast du beschlossen, einen heißen Urlaubsflirt mit mir zuzulassen, und ich war nie glücklicher in meinem Leben!" Er nahm sie in den Arm. „Ich habe mir in Heidelberg die CD gekauft und sie tagelang in Dauerschleife gehört. Dann habe ich gemerkt, dass die Erinnerung mich umbringt und habe sie kaputt gemacht!"
„Ich habe sie noch! Ich habe sie zwar nicht kaputt gemacht, aber anhören konnte ich sie mir auch bald nicht mehr, hat zu wehgetan!"
„Nimmst du sie mit in den Urlaub?" bat er.
„Ja, ich such sie gleich raus!" Anja fand die CD schnell ganz hinten im Regal versteckt, wusste noch, dass sie sie aus den Augen hatte haben wollen. Dann schüttelten sie die Schwermut ab und holten ihre Superkids ab.
„Was machen wir heute?" fragte Chiara nach dem Imbiss.
„Heute bleiben wir mal zu Hause, morgen holt euch dann Onkel Peter oder Anna vom Kindergarten ab, dann dürft ihr bis fünf Uhr bei ihnen bleiben. Ist das Okay?"
„Ui fein!" Die Beiden freuten sich wirklich. „Können wir nicht dort schlafen?"
Anja sah Lukas an.
Er war zwiegespalten, einerseits war da das Glücksgefühl, seine Kinder in den Kindergarten zu bringen, andererseits gäbe es dann einen Tag und eine Nacht mit Anja, vielleicht in seiner Wohnung.
Er hob hilflos die Hände.
Entscheide bitte du! hieß das.
Am Glitzern in ihren Augen sah er, wie sie empfand. „Ich ruf mal an und frage!" schlug sie vor. In diesem Augenblick läutete das Telefon, es war Peter.
Und nicht zum ersten Mal dachte Anja, dass es womöglich mit dem Mann, den sie mittlerweile seit 20 Jahren kannte, auch eine Art Gedankenübertragung geben könnte.
„Hallo Anja, ich wollte nur fragen, ob die Kinder vielleicht bei uns übernachten könnten? Wir bringen sie dann am Donnerstag in den Kindergarten! Aber nur, wenn es Lukas recht ist!"
„Du wirst es jetzt nicht glauben, aber ich wollte dich gerade anrufen, weil die Kinder gefragt haben! Wir sind aber jederzeit über Handy zu erreichen! Haben sie noch Wäsche bei dir?"
„Ja, alles noch da, Wäsche, Anziehsachen, Bücher!"
„Okay, dann danke!"
„Wir haben zu danken!" sagte Peter. Es war Annas Idee gewesen, sie war ganz vernarrt in die Kleinen.
„Alles klar!" verkündete Anja und hatte das gleiche schlechte Gewissen wie Lukas, dass sie sich so freute. Zum Glück spürten die Kinder nichts davon.
„Wollt ihr was spielen?" fragte Lukas, um ein wenig gut zu machen.
„Jetzt nicht, wir wollen unsere neuen Hefte und Bücher anschauen, oder Chiara?" Die Schwester war einverstanden, sie verzogen sich nach oben.
Lukas sah Anja bedrückt an. „Ein bisschen komisch ist mir jetzt schon zumute, als ob ich meine Kinder abschieben würde!" gestand er. „Und dann ausgerechnete zu Peter!" Er hatte noch immer ein komisches Gefühl seinem Vorgänger gegenüber.
Sie strich ihm durch das dichte dunkle Haar. „Das brauchst du nicht! Ich habe sie eigentlich einmal pro Woche irgendwo geparkt, meistens am Wochenende, weil ich auch mal Zeit für mich brauchte. Manchmal in den Ferien waren sie ein paar Tage bei Sonja oder meinen Eltern. Sie werden selbstständiger dadurch, jeder liebt sie, es schadet ihnen gar nicht!"
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top