Kapitel 58
Oben im Studio bewunderte sie die Bilderwand, in der Mitte der Brief der Kinder, darum herum die ganzen Bilder von ihr aus den beiden Jahren. Sie nahm ihren hübschen Jungen, ihren schönen Mann fest in den Arm.
Ja, sie war hübsch gewesen damals, hatte sehr jung ausgesehen, heute nahm sie das wahr, heute, da die Komplexe weg waren.
Er küsste sie vorsichtig, konnte ihre Gedanken lesen. „Siehst du, ich habe schon damals gesehen, wie schön du bist!" flüsterte er in ihr Ohr.
„Wir haben eine hübsche Mami, oder Papa?" rief Chiara.
„Die hübscheste überhaupt auf der ganzen Welt!" antwortete Lukas.
Anja wischte sich eine Träne von der Wange.
„So, kommt jetzt! Die Pfannkuchen warten!" presste sie hervor.
Die Kinder flitzten nach unten, deckten den Tisch. Die Erwachsenen kamen ein paar Küsse später nach. Lukas staunte über die gefüllten Pfannkuchen. „Eine Frau, die kochen kann, ist schon was wert!" stellte er lächelnd fest.
Nach dem Essen spielten sie ein paar Runden „Mensch ärgere dich nicht".
„Ah, darf ich heute mitspielen? Das ist aber nett!" frotzelte sie.
Florian gewann alle Spiele. Mit seiner Ruhe, seinem Überblick über alle Steine, war es für ihn ein Leichtes.
Dann kuschelten sich alle noch auf das Sofa, mittlerweile ein Ritual, küssten und schmusten sich noch einmal kräftig ab. Sie brachten die Kleinen ins Bett, küssten sie noch einmal kräftig ab, konnten sich kaum trennen von den beiden Süßen und ihrer überwältigenden Liebe zu diesen Kindern einer unglaublichen Verbundenheit, die fünf Jahre überdauert hat. Arm in Arm gingen sie hinunter, beider Augen waren feucht.
Lukas nahm seine Gitarre und spielte und sang leise auf der Terrasse sein Lied für sie. Sie lagen auf den Liegen, hielten sich an den Händen, rauchten, tranken ein Glas Wein.
„Bringst du sie morgen in den Kindergarten?" fragte Anja.
„Natürlich! Die ganze Woche! Das ließe ich mir niemals nehmen!" antwortete er glücklich.
Sie streichelte zart sein Gesicht, sein hübsches Gesicht, sein schönes Gesicht.
Sie war vom ersten Tag an, als sie ihn im Alex gesehen hatte, vernarrt in seine Schönheit, musste ihn immer wieder ansehen, hübscher, schöner als er war kein anderer Mann, kein anderer Junge!
Alles in diesem Gesicht war perfekt, nichts zu groß oder zu klein, aber am dominierensten waren seine Augen, diese wahnsinnigen Bernsteinaugen! Dazu seine perfekte Figur, seine Größe, seine langen Beine, sein breiter Brustkorb, die schmalen Hüften, seine Muskeln, sein Sixpack! Er schmeichelte einfach ihren Augen, vom ersten Tag an.
„Hast du eigentlich deinen Ohrring noch?" fragte sie aus der Erinnerung an früher heraus.
Er lächelte sie an. „Ja! Willst du, dass ich ihn wieder für dich trage?"
Sie lächelte zurück. „Ja, das wäre schön!"
Sein Herz tanzte. „Du hättest nichts dagegen, wenn der Junge von damals ab und zu noch auftauchen würde?"
„Nein, ganz im Gegenteil!"
„Mit all seinen Verrücktheiten?"
„Gerade mit seinen Verrücktheiten!"
Na, das kannst du haben Süße! dachte er glücklich. Schon bald wirst du eine meiner Verrücktheiten zu spüren bekommen!
„Das ist gut, Schönheit! Das ist sehr gut! Ich dachte schon, ich müsste jetzt ein ganz vernünftiger Mann werden!"
Er stand auf, ging nach oben. Als er zurückkam, trug er den Ohrring, den Silberring am Zeigefinger, das Lederband am Arm und die schwere Panzerkette um den Hals. Die Zeit war zurückgedreht worden, sie hatte das Gefühl, er war gerade angekommen mit einer roten Rose in der Hand, hatte lässig am Türstock gelehnt, als sie auf sein Läuten geöffnet hatte.
Sie strich über den breiten Reif an seinem Zeigefinger.
Sie hatte das immer sehr sexy gefunden!
Kein Mensch trug einen Ring so!
Aber bei Lukas war alles immer ein wenig anders gewesen!
Lukas musste lachen, als eine Erinnerung in ihm aufstieg. Sie sah ihn fragend an.
„Der Ring!" begann er zu erklären. „Ich hatte ihn an den Zeigefinger gesteckt, weil ich mir die Hände gewaschen hatte und der Ringfinger noch feucht war. Aber dann hast du so süß darüber gestreichelt, deine Augen haben ein wenig geflimmert, da habe ich gedacht: Aha, das gefällt ihr! Und von da an habe ich ihn am Zeigefinger getragen."
Anja sah ihn ungläubig an. Aber die Geschichte gefiel ihr! Sie erinnerte sich noch gut an diesen Tag, als er am Tag nach der ersten Nacht zu ihr gekommen war, an das Gefühl der atemlosen Verliebtheit in ihr.
„Ich bin immer noch sehr verliebt in dich, Lukas! Weiß du das?" gestand sie schon wieder leicht heiser.
Das klang gut!
Verliebt!
Sie war verliebt!
Sie war verliebt in ihn!
Das klang nach jung sein, nach verrückt sein, nach Prickeln, nach Leidenschaft!
„Wir werden ein Leben lang verliebt ineinander sein, nicht wahr? Und wir werden uns immer wieder neu ineinander verlieben, oder meine Süße?" Seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
„Ja, Lukas! Ich kann gar nicht anders, als mich immer wieder in dich zu verlieben! Ich sehe dich so gerne an, ich bin vernarrt in dein Gesicht, deine Figur!"
Er zerschmolz vollkommen.
Er war nicht eitel, nicht im Geringsten, oder vielleicht ein ganz kleines Bisschen?
Aber wenn die Liebe seines Lebens ihm sagte, dass sie ihn gerne ansah, sollte er sich da wehren? Sollte er das Ganze abtun, übergehen?
Nie im Leben!
Er genoss es, ihr zu gefallen, hatte immer sein Möglichstes getan, ihr zu gefallen, sah zu gerne das Glitzern in ihren Augen, wenn sie ihn ansah!
Ihm ging es ja nicht anders!
Er konnte doch selbst von Anfang an kaum den Blick von ihr wenden!
Konnte sich nicht satt sehen an ihrem perfekten Gesicht, ihrer perfekten Figur, ihren Wahnsinnslocken!
Warum sollte eine Frau nicht die gleichen Rechte haben wie ein Mann?
Warum sollte eine Frau nicht auch gerne etwas Attraktives zu Hause haben wollen?
Sie hatten es beide immer genossen, wenn ihnen die Blicke gefolgt waren, wenn sie als schönstes Paar durch die Stadt gelaufen waren, in der Disco getanzt hatten, auf einem Ball zusammen aufgetaucht waren, essen gegangen waren.
„Wenn wir einmal eine Nacht kinderfrei haben, könnten wir doch wieder unser Anmachspiel spielen!" schlug er lächelnd vor.
Anja lachte in Erinnerung an prickelnde Erlebnisse.
Sie waren getrennt in einen Club gegangen, sie als erste.
Sie hatte geflirtet, mit anderen Männern getanzt, alle Annäherungsversuche abgeblockt, war an der Bar gestanden, umgeben von Verehrern, als er kam.
Sie hatte ihn angesehen, er hatte sie aufgefordert, sehr eng mit ihr getanzt, sie zärtlich geküsst, sie zurück zu ihrem Platz gebracht.
Andere hatten sie zum Tanz geholt, wollten Küsse, wollten mehr, viel mehr!
Sie hatte sich ihrer erwehrt, dann war er wieder gekommen - heiß, sehr heiß – ihn hatte sie geküsst, von ihm hatte sie sich Zärtlichkeiten gefallen lassen, mit ihm hatte sie den Club schließlich engumschlungen verlassen.
Die anderen hatten dumm gekuckt, nicht verstanden, was da abgelaufen war.
„Da hast du hunderte von Herzen gebrochen!" erinnerte er sich schmunzelnd.
„Aber ein wenig fies war das Ganze schon immer!" Im Nachhinein hatte sie fast ein schlechtes Gewissen.
„Ja, so ist das Leben! Der Beste gewinnt den Jackpot!"
„Und der Beste warst du?" Anja lächelte ihn an.
„Natürlich! Der Beste für dich war immer ich! Von Anfang an!" stellte Lukas selbstsicher fest.
„Da kann ich dir heute nicht einmal widersprechen!" stimmte sie lächelnd zu.
Die vielen Erinnerungen hatten sie wieder einmal kräftig angeheizt. Seine Küsse waren so leidenschaftlich wie damals, als er sie nach ihrem Spiel nach Hause, zu sich nach Hause abgeschleppt hatte.
Und die Liebesnacht danach war so unendlich, so verrückt, so grenzenlos, so erfüllend wie damals. Nur lief sie ihm nicht mehr weg, wie damals so oft!
Nie wieder würde sie ihm nach einer heißen Liebesnacht weglaufen, nie wieder würde er seine Wohnung demolieren und wieder aufräumen müssen, weil sie Angst vor zu viel Nähe, Angst vor der Liebe hatte!
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