Kapitel 46

Als der Lachanfall vorüber war, machte er erst einmal mit dem Küssen weiter. Und je mehr Chiara die Augen verdrehte, desto länger knutschten sie weiter. Das wäre ja noch schöner, wenn die Göre über ihr Liebesleben entschied! dachten sie und lächelten innerlich.

An der Schule liefen sie erst einmal dem Chef in die Arme. „Ah, Frau Berentz! Und die süßen Kinder sind auch einmal wieder da. Und das ist dann wohl der Herr Verlobte!" Der fünf Jahre verschwunden gewesen war! dachte er. „Kommen Sie doch schnell mal herein!" bat er Anja.

„Also, der Herr Stauner ist ja ordentlich sauer auf Sie! Aber das ist nicht so schlimm, der geht Ende des nächsten Schuljahres sowieso in Pension! Da müssen Sie nur noch die sechs Wochen durchhalten! Das wollte ich Ihnen nur sagen. Dann nochmals schöne Ferien!"

Anja bedankte sich und ging wieder hinaus, holte schnell ihre Sachen aus dem Fach im Lehrerzimmer, Lukas und die Kinder gingen mit. Er war damals öfter hier gewesen, wenn er sie abholte, oder wenn sie Mittagspause vor dem Nachmittagsunterricht hatte, ein paar heiße Küsse hatten sie hier ausgetauscht, ein paar sehr gefährliche Szenen hatte es hier gegeben!

Er lächelte vor sich hin.
Anja sah ihn zärtlich an. „Erinnerungen?" fragte sie nur.
„Oh ja! Heiße Erinnerungen!" flüsterte er ihr ins Ohr und küsste sie nur sehr schnell, um sich weitere Kommentare seiner Tochter zu ersparen.
Holger kam gerade aus dem Kopierraum. Er war lange in seinem Zimmer gesessen, hatte über Anja nachgedacht.

Wenn er ein bisschen forscher vorgegangen wäre bei seiner Werbung, hätte er die süße Kollegin in seinem Bett gehabt, bevor der andere zurückkam.

Und dann hätte der schlechte Karten gehabt! Er war stocksauer. Der haute fünf Jahre ab, als sie schwanger war, tauchte dann urplötzlich wieder auf, und sie sank in seine Arme, und wenn er dann genug auf Familie gemacht hatte, lief er ihr wieder davon, ließ sie mit gebrochenem Herzen zurück, der Volltrottel!

Vielleicht sollte er noch nicht so schnell aufgeben, vielleicht sollte er ihr die Augen öffnen, vielleicht ergab sich im Schullandheim die Gelegenheit dazu!
Er hatte wieder Hoffnung geschöpft, ging gutgelaunt in den Kopierraum, um vorzuarbeiten für die Zeit nach den Ferien.
Zu Hause wartete ja niemand auf ihn.

Als er in die Halle kam, lief er ihr und ihrer Familie fast in die Arme. Da ritt ihn der Teufel.
„Hallo, auch noch da, schönste Kollegin von allen? Und die süße Chiara!" Er nahm die Keine auf den Arm und küsste sie, obwohl sie sich sträubte. „Schön, dich wieder zu sehen!"

Dann wollte er auch noch Florian abknutschen, doch der hielt sich am Bein seines Vaters fest. So strich er ihm nur schnell über den Kopf. „Hallo, Florian!"
„Und das ist wohl der verschollene Vater?" Er beäugte den Konkurrenten argwöhnisch. Er sah verdammt gut aus, schien aber sehr jung zu sein.

Na, der hatte die Verantwortung mit Sicherheit schnell wieder satt.
„Holger!" Anja warnte ihn mit ihrem strengen Blick.
Aha! dachte Lukas. Das ist der verliebte Holger! Er sah gut aus!

„Und alles klar, Mäuse? Fahrt ihr jetzt mit der Mama und mir ins Schullandheim?" Er konnte nicht aufhören, den jungen Kerl herauszufordern.
Die Kinder sahen Anja verständnislos an. Lukas gefror das Blut in den Adern. Anja verstand! So viel zum Thema: Aber wir bleiben doch Freunde!

Sie tötete ihn mit Blicken, stieß mit dem Finger gegen seine Brust und sagte mit vor Wut eiskalter Stimme: „Das war nicht gut! Du suchst dir in den Ferien eine andere weibliche Begleitperson, und ich versuche umzubuchen!" Sie sah ihn noch eine Weile an, ihr Blick wurde traurig. „Mit der Auswahl meiner Freunde", sie betonte das Wort süffisant, „hatte ich wohl ein weniger glückliches Händchen!"

Sie nahm Lukas in den Arm, jeder hielt eines der Kinder an der Hand. Lukas musste aber noch etwas loswerden: „Und wenn Sie noch einmal eines meiner Kinder anfassen, werden Sie das bereuen!"

Normalerweise hätte er gesagt: „Bringe ich Sie um!" Aber vor den Kindern konnte er nicht immer alles sagen, was er wollte!

Im Auto versuchte Anja, sich bei Lukas zu entschuldigen. Aber der lächelte sie nur liebevoll an.
„Nein, Süße! Ich weiß schon, du hättest mich gefragt, du hättest es mit erzählt! Er ist halt einer, der nicht verlieren kann! Ist bei dir ja auch nicht leicht!"
„Aber du weißt, dass er verloren hat gegen dich? Eins zu einer Million?"
„Natürlich, Liebe meines Lebens! Und ich weiß auch, dass ich immer gewinnen werde!" Er zog sie zu sich, küsste sie sanft, wie nur Lukas küssen konnte.

Die Kinder lauschten angespannt, verstanden aber nur Bahnhof. Was sie allerdings verstanden, war, dass Mama den blöden Holger böse angeschaut hatte und den Papa lieb, und der Papa hat auch die Mama lieb angeschaut! Er war also nicht böse, dass der blöde Holger die Mama verliebt angeschaut hatte, und der Papa hatte irgendetwas gewonnen. Und gewinnen war auch immer gut.

„Ja, wie machst du das jetzt mit dem Schullandheim?"
„Ich rufe gleich beim Schullandheimwerk an und schaue, dass ich mit jemandem tauschen kann! vielleicht finde ich eine sechzigjährige Kollegin mit hundert Kilo für den Idioten! Ich hatte noch keine Zeit, Lukas, dir zu erzählen, dass ich zwei Wochen nach den Ferien fahre!"

„Das brauchst du mir doch nicht zu erzählen, Süße! Ich weiß doch, dass du mit deinen Vierten immer zwei Wochen fährst und mit den dritten eine Woche und immer zwei Wochen nach den Pfingstferien, wenn die Zeugnisse fertig sind!"

Anja saß ihn fassungslos an. Aber so war ihr hübscher Junge schon immer gewesen, alles was sie anbetraf, jede noch so unbedeutende Kleinigkeit, hatte er in seinem Kopf abgespeichert! Doch, dass er das auch in den fünf Jahren nicht vergessen hatte, war schon unglaublich, so unglaublich wie der ganze Mann!

„Und wenn ich die Kinder mitnehmen würde, wäre das in Ordnung?"
„Ja, natürlich Süße, das ist doch eine gute Idee! Ins Krankenhaus kann ich sie schlecht mitnehmen, und bevor Peter dann zwei Wochen neben mir schläft, weil er die Kinder hütet......!"

„Du Affe!" Sie boxte ihn auf den Arm.
„Das hat auch schon lange niemand mehr zu mir gesagt!" Sie waren zu Hause angekommen, er konnte sie in den Arm nehmen.
Du Affe! Wenn er zu albern war, sie absichtlich nicht zu verstehen schien, sie aufzog! Das war süß gewesen: Ein kleiner Boxer auf den Arm und dieses: Du Affe!

Sie konnte tatsächlich eine Tauschpartnerin finden. Eine Kollegin, die einmal an ihrer Schule gewesen war, gerade in Scheidung lebte, sehr interessiert an Holger war, hatte zufällig im selben Zeitraum das andere Schullandheim im Bayerischen Wald gebucht. Den Rest, das Gespräch mit Kindern und Eltern, musste sie dann nach den Ferien in Angriff nehmen. „So! Klappe zu! Affe tot! Jetzt sind Ferien!"

Lukas packte schon wieder die Erinnerung. Auch einer ihrer Sprüche. Das erste Mal nach der Scheidung ein halbes Jahr, nachdem er sie kennengelernt hatte. Er hatte darauf bestanden, sie zu dem Gerichtstermin zu begleiten. „Nicht, dass du es dir noch anders überlegst!" hatte er gesagt und es sehr ernst gemeint. Und? Was hatte seine doofe Anja geantwortet? „Das kann dir doch egal sein, ob ich geschieden bin oder nicht!" Bum, ein heftiger Magenschlag war das gewesen!

Nach der Scheidung war er mir ihr essen gegangen, in ein schickes teures Lokal, hatte seine schöne, freie Lady ausgeführt.
„Jetzt könnten wir eigentlich heiraten!" hatte er gesagt, und es in diesem Moment auch ernst gemeint. Nicht direkt als Antrag, aber von der Sache her schon.

Und? Was hatte seine doofe Anja geantwortet? „Natürlich, gleich den Nächsten, der mich dann verlässt! Und wohl schneller als der Erste!" Da hätte er eigentlich schon verstehen müssen, woher ihre Angst kam, sich an ihn zu binden!

Aber er war 23! Hätte er damals begriffen, wäre vieles leichter gewesen! Aber er hatte nur den Kopf geschüttelt wegen ihrer Verbohrtheit, war ein wenig beleidigt gewesen, aber schnell wieder ihrem Charme erlegen.

Nach dem Essen hatte sie dann gesagt: „So! Klappe zu! Affe tot!"
Das nächste Mal, als sie ihre Steuerunterlagen fertig hatte, wegen der Scheidung und dem Haus war es nicht einfach gewesen, und sie ihrem Vater, der eine Kanzlei hatte als Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, vorbeigebracht hatte. „So! Klappe zu! Affe tot!"

Er war damals auf der Suche nach einem neuen Steuerberater, sein bisheriger hatte aufgehört, mit den Mietshäusern brauchte er auch eine Beratung, hatte sie gefragt, ob er ihr Vater ihn noch als Klienten annehmen konnte. „Nein, danke! So viel Familienanschluss ist nicht gut!" Batsch, wieder ein Magenschlag! Er hatte dann hinter ihrem Rücken Sonja beauftragt, die Teilhaberin der Kanzlei war.

So waren die beiden Jahre gewesen: Er stieg mit ihr wochenlang einen Glücksberg hinauf, und jedes Mal, wenn sie knapp vor dem Gipfel waren, hatte sie ihn k.o. geschlagen und ein Stück hinunterrollen lassen, aber jedes Mal ein bisschen weniger weit!
Und jedes Mal hatte er sich wiederaufgerappelt, weil er diesen Glücksberg nur mit ihr hochsteigen konnte.
Mit allen anderen Frauen schaffte er nur immer ein paar Meter, wenn überhaupt!


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top