Kapitel 27
Dann wurde es zum Glück Zeit zu gehen, bevor ihn die Rührung wieder übermannte.
Ein vor Stolz platzender Vater ging mit zwei wunderschönen, hinreißenden, blitzgescheiten Kindern an der Hand die Straße hinunter zum Kindergarten. Nachbarn sahen ihn überrascht an.
War der Lukas wieder da? Es schien so! Es war das Thema bei den Gartenzaungesprächen. Lukas, der nach Hause gekommen war und der seine Kinder in den Kindergarten brachte. Sie freuten sich unheimlich für Anja, und sie freuten sich auch auf das Wiedersehen mit dem humorvollen Jungen, der sie mit seinen Albernheiten oft zum Lachen gebracht hatte, der sie aber oft auch mit seiner Klugheit überrascht hatte, der bei Gartenfesten zur Gitarre gesungen hatte, der schwer verliebt war in die hübsche Anja, ohne aber in einer Beziehung mit ihr zu leben.
Sie hatten nie verstanden, warum die beiden sich getrennt hatten, hatten aber auch nie nachgefragt.
Die Kindergärtnerin öffnete die Türe. „Na, ihr beide, euch habe ich schon vermisst! Warum kommt ihr denn heute so spät?" Sie musterte den attraktiven Mann genau, dem Florian so ähnlich sah.
„Das ist unser Papa!" Dieses Mal war Florian schneller.
Lukas stellte sich vor. „Dr. Sieber! Ich bin der Vater!"
Aha! dachte die Erzieherin. Und wo warst du in den letzten fünf Jahren?
„Sehr erfreut!" sagte sie. „Ich bin Katrin! Kommen Sie doch bitte herein!" Die Kinder liefen zu den Freunden, um zu erzählen, dass ihr Papa gekommen war, der lange an der Universität gewesen war, dass sie jetzt Eltern hatten.
Katrin führte Lukas ins Büro, holte die Karteikarte der Kinder, las nach.
Unter Erziehungsberechtigte war neben Anja eingetragen: Vater Lukas Sieber.
„Ihr Geburtsdatum, bitte, zur Sicherheit!"
Er nannte es. „Ja, in Ordnung! Sie sind als Erziehungsberechtigter eingetragen, neben Anja!"
Lukas konnte es kaum fassen! Seine Süße hatte ihn wirklich zurück erhofft! Hatte geglaubt an ihre Zukunft!
Katrin sah die Rührung in den Augen des jungen Mannes. „Es sind tolle Kinder! Anja hat das sehr gut hingekriegt!"
„Ja, das hat sie!" Er konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Ich wusste nichts von ihnen!" stieß er hervor. „Ich habe sie am Samstag geschenkt bekommen!"
Die Erzieherin legte ihm wortlos ein Taschentuch hin. Lukas benutzte es dankbar und erzählte kurz von ihnen beiden.
„Na, dann wird ja jetzt alles gut! Ich freue mich für Anja! Sie ist ein feiner Kerl!" Sie trug den Doktortitel noch in die Karteikarten ein, steckte sie wieder in den Kasten.
„Ja, das war sie immer schon! Aber eben auch ein Sturkopf!" Er konnte schon wieder lachen bei seinen Worten.
Er sah noch schnell in die Gruppe. Sofort war er umringt von neugierigen Kindern, die den neuen Papa der Zwillinge schon genau begutachten wollten.
„Der ist aber hübsch!" stellte ein kleines Mädchen fest.
„Den kannst du aber nicht heiraten, weil der heiratet meine Mama!" warnte Chiara sicherheitshalber.
„Dann heirate ich den Florian! Der schaut genauso aus!"
Der so Umworbene verdrehte die Augen. „Mädchen! Was die nur dauernd mit dem Heiraten haben?"
Lukas lachte wieder einmal Tränen, verabschiedete sich von den zwei Süßen und von den Erzieherinnen.
„Ich hole sie dann um halb eins ab!" sagte er und konnte den Augenblick nicht erwarten.
Dann ging er glücklich nach Hause und fuhr glücklich in die Stadt, er hatte einiges zu erledigen.
Als erstes musste er zum Autohaus. Er stornierte den Auftrag für das Nachfolgemodell seines Sportwagens, den er vor eine paar Wochen unterschrieben hatte, wollte dafür einen großen Familien-SUV bestellen. „Aber Herr Dr. Sieber! Wie kommt es denn zu diesem Sinneswandel?" fragte der Verkäufer amüsiert.
„Ich habe Zwillinge bekommen!" antwortete Lukas stolz.
„Na, herzlichen Glückwunsch! Wann denn?"
„Vor fünf Jahren und am Samstag!" antwortete er kryptisch.
Der Verkäufer sah ihn seltsam an. Na, die jungen Leute musste man jetzt auch nicht immer verstehen.
Einen Wagen konnte er direkt haben, innerhalb von zwei Stunden könnte er zugelassen werden, Lukas machte das Geschäft fest. Der Verkäufer war zufrieden, der SUV war um einiges teurer als das Sport-Coupé. Lukas bestellte noch zwei Kindersitze für Fünfjährige, die besten, die es gab, bat um ein Wunschkennzeichen R- CF 99 oder R-FC 99 und Zulassung auf seine neue Adresse.
Er unterschrieb eine Vollmacht und eine eidesstattliche Erklärung, dass er sich so schnell wie möglich ummelden würde. Sein Wagen wurde in Zahlung genommen. Er ließ ihn gleich stehen, fuhr mit dem Bus in die Stadt. Er besorgte, was er sich vorgenommen hatte, konnte es in einer Stunde wieder abholen.
Dann kaufte er im teuersten Kindergeschäft Jeans für seine beiden Hübschen, die Größen hatte er sich beim Herauslegen heute Morgen aufgeschrieben, ein paar T-Shirts, ein paar Sweat-shirts, ein Kleid für Chiara, einen Pulli für Florian.
Er zog weiter in die kleine Boutique, in der er damals immer die Sachen für Anja gekauft hatte. Er hatte sicherheitshalber nachgesehen, ob sie noch die gleiche Größe trug, war sich ziemlich sicher, hatte sich auch nicht geirrt.
Er hatte sich auch ihre Sachen angesehen, damit er wusste, was sie schon hatte. Er kaufte ein Jeanskostüm, wie das, das sie beim ersten Treffen, getragen hatte, eine blaue Lederjacke, ein paar Sommerkleider, für sich nahm er zwei enge Jeans mit und ein paar Shirts in den Farben, bei denen ihre Augen immer begonnen hatten zu flimmern, schließlich noch einen braunen Ledermantel.
Schwer bepackt ging er zum ersten Geschäft, das er aufgesucht hatte zurück, holte die Bestellung ab, fuhr mit dem Bus zum Autohaus zurück.
Das Auto war fertig, er bezahlte mit seiner No-Limit-Karte, lud alles ein und fuhr glücklich in sein neues Zuhause. Unterwegs hielt er nur noch an, um eine rote Rose zu kaufen.
So, dachte er, jetzt habe ich Nägel mit Köpfen gemacht!
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