Deine Probleme sind meine Probleme
Etwa ein halbes Jahr später
POV Remus
Leise stand ich auf. Die anderen schliefen tief und fest. Vorsichtig öffnete ich die Tür, die mal wieder viel zu Laut war.
"Fuck" , murmelte ich.
Langsam ging ich den Gang entlang. Mein Kopf dröhnte. Der Vollmond erleuchtete unheilvoll das gesamte Schloss.
Madame Pomfrey wartete vor dem Krankenflügel.
"Remus, da bist du ja. Deine Augenringe... Armer Junge. Lass uns losgehen."
Ich nickte schwach.
Schweigend liefen wir zur Hütte. Vor der Weide blieb Madame Pomfrey plötzlich stehen.
"Du musst es nicht machen, aber mir wurde ein neuer Trank zugetragen. Er schwächt die Agressionen von Moony, solange du an jemanden oder etwas denkst, den du liebst."
Zögernd nahm ich das Fläschchen entgegen. Ich hatte wirklich keine Lust, meinen Freunden den Grund für neue Narben oder meine Aufenthalte im Krankenflügel mal wieder mit tausenden Ausreden zu verschleiern.
"Du musst es vor der Verwandlung einnehmen und dann daran denken."
Dankbar nickte ich. Madame Pomfrey umarmte mich kurz und ging dann zurück.
Erschöpft ließ ich mich auf den kleinen Stuhl in der Hütte sinken. Der Mond leuchtete den kleinen Raum komplett aus.
Plötzlich spürte ich das gewohnte Zucken meiner Muskeln, dass an meinem linken Arm begann.
Hektisch kippte ich den Trank hinunter. Mir fiel auf, dass mir nichts einfiel.
"Über Liebe denkt man viel nach, aber wenn jemand dich fragt, was du liebst, wirst du nicht überlegen" , sagte meine Mutter immer.
War ich lieblos? Hektisch überlegte ich weiter. All die Bücher mochte ich schon gerne, aber es schien nicht das richtige zu sein.
Mein Blick fiel auf die Schrauben am Regal, die das Mondlicht reflektierten. Ich analysierte immer die Hütte, wenn ich auf meine Verwandlung wartete. Sie waren silbergrau, aber sie mit der Dunkelheit und in Kombination mit dem weißen Mondlicht erinnerten mich an irgendwas.
Nach der Nacht
Ich öffnete die Augen. Madame Pomfrey war über mich gebeugt und hatte ihren Zauberstab erhoben.
"Was machen sie?" , fragte ich verwirrt.
"Nur die übliche Untersuchung nach der Vollmondnacht. Ich mache es meistens direkt hier, falls gefährliche Wunden entstanden sind."
Etwas panisch überlegte ich. Ich konnte mich sonst nie an diesen Moment erinnern.
"Alles ok."
"Was?!"
"Ein paar Schrammen, aber nicht offensichtlich und sonst ist alles gut."
Erleichtert richtete ich mich auf. Die üblichen Blutflecken in meinem Pulli waren ausgeblieben.
Aber an was hatte ich gedacht?
Madame Pomfrey verabschiedete mich.
"Der Trank ist sehr vielversprechend. Nicht mal ich sage, dass du im Krankenflügel bleiben muss."
"Danke."
Immer noch verwirrt von der ausgesprochen ruhigen Nacht schlich ich zurück. Die Tür war erneut laut, aber ich schaffte es hinein. Drinnen allerdings stieß ich fast mit Sirius zusammen, der mich ungläubig anstarrte.
"Remus?!"
"Äh... Hi?"
"Wo warst du?!"
"Das... das kann ich dir nicht sagen."
"Ist das dein Ernst?!"
"Sorry, Pads."
Ich wollte mich an ihm vorbeischieben, aber Sirius hielt mich am Arm fest. Wie bei jeder dieser Berührungen kribbelte mein ganzer Körper.
"Wir sind deine Freunde, Remus. Du kannst uns vertrauen."
"Ich weiß."
"Wieso erzählst du mir dann nicht einfach von deinem kleinen Geheimnis?"
"Es ist zu groß. Tut mir leid."
Pads fing an zu schmollen. Das folgende waren die drei Stufen der viel zu süßen Gesichtsausdrücke, um mich von irgendwas zu überzeugen oder mich alternativ verrückt zu machen.
"Du bist gemein."
"Bin ich nicht."
"Doch."
Jetzt ließ er theatralisch den Kopf hängen.
"Nein. Ich verstehe, dass du es wissen möchtest, aber es liegt nicht an dir, dass ich es dir nicht erzähle." , versuchte ich konstruktiv zu diskutieren.
"Trotzdem. Ich würde nie irgendwas von dir verraten."
"Ich weiß."
Pads setzte seinen Hundeblick auf. Stufe 3. Ich atmete tief durch und dachte daran, dass er mich nie wieder so ansehen würde, wenn ich ihm den Grund meines Ausflugs verraten würde.
"Bitteeeee, Remiiiiii."
Remi. Das war gemein. Aber ich mochte den Spitznamen.
"Nein. Tut mir leid, Sirius."
"Ok."
Er starrte mich mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Enttäuschung ein. Das war kein neuer Blick. Das wahr ehrlich. Und es brach mir das Herz.
"Gute Nacht, Remus."
Ich schlich in mein Bett.
Sirius ignorierte mich seit gestern. James war misstrauisch, und Pete einfach nur verwirrt. Und ich fühlte mich furchtbar. Er wollte nicht von mir abschreiben, er lieh sich nicht mal was zum schreiben von mir. Das zog er tatsächlich durch.
Nach fast einem Monat hatte ich mal wieder meine übliche Vor - Vollmond - Phase. Ich hatte starke Kopfschmerzen, schlechte Laune und war wegen der kalten Temperaturen auch noch erkältet. James versuchte immer noch, den Grund für Sirius schweigen herauszufinden.
Ich war nervöser als sonst. Das würde mein erster Vollmond ohne Madame Pomfrey sein.
Sie hätte mich niemals alleine gelassen, aber halb Hogwarts lag mir hohem Fieber im Krankenflügel. So hatte sie seit ein paar Tagen selbst eine Grippe.
Sie hatte mich nur unter tausenden Ermahnungen gehen lassen. Ich hatte den Trank, meinen Zauberstab für Notfälle, und wenn ich nicht morgens rechtzeitig in den Krankenflügel kommen würde, würde sie nach mir suchen.
Im Moment schlich ich mal wieder aus dem Dorm. Die Situation mit Sirius belastete mich zusätzlich. Alle schliefen. Langsam lief ich nach draußen. Ich fand es doch ein bisschen beunruhigend, ohne Madame Pomfrey die Nacht zu verbringen. Aber ich konnte nicht mehr zurück.
Vorsichtig betrat ich die Hütte. Der Mond leuchtete sie wie immer komplett aus. Erneut hatte ich keine Ahnung, an was ich denken sollte. Fieberhaft überlegte ich, als das Mondlicht den Verschluss der Flasche anleuchtete. Er war silbern mit vielen scheinbar sinnlosen Linien, die darauf eingeritzt waren. Plötzlich fiel mir etwas ein.
Ich wachte verwirrt auf. Ich lag im Gras. Hektisch tastete ich mich ab. Kein Blut, nur ein paar Schürfwunden. Leichte Kopfschmerzen. Erstaunlich.
Erleichtert, aber auch leicht ungläubig machte ich mich auf den Rückweg. Als ich kurz vor dem Tor war, stellte sich plötzlich jemand in meinen Weg. Erschrocken taumelte ich ein Stück rückwärts.
"Remus?!"
"Pads?!"
"Also doch."
"Was zur Hölle machst du hier?!"
"Nachsehen, was du mir verschweigst."
"Ist das dein Ernst?!"
"Was denn?!"
"Du spionierst mir nach?!"
"Ehrlich gesagt, ja."
"Privatsphäre?!"
"Remus, du siehst aus, als würde es dir, grob gesagt, beschissen gehen, und als dein... bester Freund macht es mich wahnsinnig, dir nicht helfen zu können."
"Ich - ich.."
"Nein, ernsthaft. Ich glaube dir, dass dein Geheimnis ziemlich groß ist, aber wir kennen uns inzwischen. Ich bin nicht der, der dich für irgendwas verurteilen würde."
Sirius sah mir tief in die Augen. Ich musste schlucken.
"Pads, das weiß ich alles, wirklich. Aber wenn ich nicht gleich umziehen könnte, wenn ich es dir verrate, würdet ihr euch immer so unendlich viele Sorgen machen, und es sind meine Probleme. Ich kann euch nicht damit belasten."
"Tust du nicht. Ich will dir einfach nur helfen können."
"Ernsthaft?"
Ich haderte. Eine Hälfte von mir wollte Pads unbedingt die Wahrheit sagen, aber meine andere Hälfte wollte an der Sicherheit festhalten, in der ich mich wog, indem ich tagtäglich meine Freunde belog.
"Du musst es mir nicht sagen. Aber ich denke, Probleme werden kleiner, wenn man sie jemandem erzählt."
Er hatte Recht. Jedenfalls aus Logik. Niemand, der es nicht selbst herausgefunden hatte, wusste es.
"Okay."
Ich atmete tief durch.
"Es fällt mir schwer es auszusprechen, also was könnten Vollmond und viele Narben bedeuten?"
Sirius starrte mich an. Eine ganze Weile. Mir wurde unwohl. Plötzlich schien er einen Geistesblitz zu haben.
"Remus, erklär mich bitte nicht für verrückt, aber könnte es sein, dass du... ein Werwolf bist?"
Ich konnte nur nicken. Jetzt war es raus.
Ich wollte gerade irgendwas von mir geben, als Sirius mich in den Arm nahm.
"Tut mir leid, dass ich dich gedrängt habe" , flüsterte er.
"Schon gut." , flüsterte ich zurück.
"Du bist toll, Remus. Dafür kannst du wahrscheinlich nichts, und es macht für mich keinen Unterschied."
"Danke." , schniefte ich.
Zu zweit gingen wir zurück. Kurz vor dem Dorm hielt Pads mich zurück.
"Moony, kann ich dich was fragen?"
"Moony?!"
"Äh... Ich finde den Spitznamen süß."
"Es ist so, dass ich so den Wolf nenne."
Sirius sah etwas panisch aus.
"Ich finde ihn auch süß."
Ich lächelte ihm schnell zu. Aber wenn Sirius den Namen mochte, mochte ich ihn auch.
"Also, kann ich dich was fragen?"
"Klar."
"Wie ist das passiert?"
Ich atmete tief durch.
"Mit 4. Fenir Greyback, er ist ein Werwolf, hat mich gebissen. Seitdem habe ich jeden Monat einmal diese Phase. Deshalb bin ich auch erst seit diesem Schuljahr hier. Madame Pomfrey hilft mir immer, aber dass war der erste Vollmond ohne sie. Sie ist krank und ich habe es nicht übers Herz gebracht, sie mitten in der Nacht zu wecken. Natürlich war es auch abgesprochen."
Sirius starrte mich schon wieder an.
"Mit 4" , wisperte er.
Ich nickte.
"Du kannst nichts dafür und trägst aber nur die Nachteile."
Stille.
"Das - das hast du nicht verdient, Moony. Das hat niemand verdient."
Wieder Stille.
"Remus, kann - kann ich dich noch was fragen?"
"Ok."
"Ich hatte diese für mich irre Vermutung schon bei unserem ersten Treffen. Deine Narbe"
Ich drehte schnell meinen Kopf weg.
"Nein, hör auf. Ich finde sie wunderschön, und... ehrlich gesagt ziemlich cool."
Ich lächelte.
"Also, meine ach so tollen Eltern haben uns irgendwann mal Mythen lernen lassen. Bevorzugt Griechisch. Remus stammt aus der griechischen Mythologie, wie du wahrscheinlich weißt. Er wurde von einer Wölfin gerettet und aufgezogen. Es hat wahrscheinlich nichts miteinander zu tun, aber die Kombination hat mich auf diesen verrückten Gedanken gebracht. Dann deine Phasen, deine Müdigkeit und die Aufenthalte im Krankenflügel immer nach Vollmond."
"Wow. Das ist... Echt witzig."
Ich lächelte wieder. Etwas unschlüssig blieben wir stehen.
"Moony?"
"Ja?"
"Woher die Narbe? Ich meine, im Moment siehst du nur etwas erschöpft aus, aber sonst..."
Ich atmete tief durch.
"Das ist erst das zweite Mal so glimpflich verlaufen. Normalerweise kratzt Moony sich, und ich habe dann Wunden und Schrammen, und sie werden zu Narben, und alle starren mich an, weil sie sehen können, was für ein Monster ich bin und..."
Mir traten Tränen in die Augen. Sirius drückte mich an sich. Ich war überrascht.
"Du bist kein Monster, Remus. Du bist wundervoll, und du bist nicht schuld daran, ok?"
Ich lächelte, obwohl ich immernoch Tränen im Augenwinkel hatte. Im gleichen Moment fiel mir etwas ein.
"Ich sollte eigentlich direkt nach der Nacht in den Krankenflügel kommen" , flüsterte ich bemüht leise, obwohl ich ziemlich nervös war.
"Dann los!"
Sirius deutete den Gang entlang. Er selbst blieb unsicher stehen.
"Du, Remus, soll ich... hier warten oder dürfte ich dich begleiten?"
Etwas überrascht nickte ich.
"Gerne."
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