Kapitel 63: Partynacht
Es war ein eigentümliches Gefühl im Aufzug neben Steve zu stehen. In wenigen Sekunden würden sie einen Raum voller Menschen betreten, von denen er gerade einmal eine Handvoll überhaupt mit Namen kannte. Noch seltsamer, ja beinahe grotesk, mutete allein die Vorstellung an, dass er, der einstige Winter Soldier, Hydras fleischgewordene Vision der emotionslosen Tötungsmaschine, heute wie selbstverständlich an einer von Tony Starks Partys teilnehmen sollte.
So als wäre nichts geschehen, als wären die vergangenen Jahrzehnte binnen weniger Wochen hinfällig geworden, als würde er dazugehören, trotz allem. Einfach so.
Bereits am Vortag hatte Stark angekündigt, dass er die Rückkehr seiner Lebensgefährtin von einer mehrwöchigen Geschäftsreise an diesem Samstagabend mit einer kleinen Party feiern wollte. Eine Party, bei der Freunde und Geschäftspartner des Multimilliardärs zu Hauf zugegen sein würden und die zwangsläufig mit einer wahnwitzigen Technikdemonstration des Gastgebers enden musste, zumindest wenn man Steves Worten glauben konnte. Dessen Mienenspiel wirkte trotz aller vorherigen Beteuerungen ebenfalls alles andere als begeistert, seit er ihn vor wenigen Minuten in seinem Apartment aufgelesen hatte.
Kein Wunder, sie steckten beide in zweifelsohne verflixt teuren schwarzen Anzügen, die einen eleganten Kontrast zu ihren blütenweißen Hemden bildeten. Wahrscheinlich waren diese von ein paar bedauernswerten Mitarbeitern des Hausherrn im Schweiße ihres Angesichts irgendwo in letzter Minute aufgetrieben und in ihren Apartments platziert worden, garniert mit einer kleinen Nachricht von Tony, der sie höflich aber bestimmt daran erinnerte, dass an diesem Abend ein verpflichtender Dresscode herrschte, an den sich auch Teamkollegen und etwaige Gäste zu halten hatten. Sogar Buckys Füße steckten in auf Hochglanz polierten schwarzen Lederschuhen, die alles nur nicht bequem waren, während er sich zum wiederholten Mal fragte, wie um alles in der Welt Starks Angestellte seine Schuh- und Kleidergröße so verdammt richtig hatten einschätzen können.
„Schon seltsam, also ich meine das Ganze hier. Wenn's dich tröstet, Buck, ich hab mich an solche Events auch nie richtig gewöhnen können, oder an die Klamotten", durchbrach Steve die Stille.
Ein kurzer Seitenblick verriet Bucky, dass er sich den amüsierten Unterton in der Stimme seines Begleiters nicht eingebildet hatte, denn dieser bedachte ihn nun seinerseits mit einem etwas bemühten, doch ehrlichen Lächeln.
„Du hast den ganzen Tag wohl auch nichts von Becca gehört, oder?", wechselte Steve unvermittelt das Thema, während die Digitalanzeige des Lifts weiter nach oben zählte. „Anna war ja gestern regelrecht elektrisiert, als sie von der Party erfahren hat. Hoffen wir mal, dass sich ihre heutige Shoppingtour auszahlt. Immerhin hatte sie ja gestern Abend noch diese fixe Idee, dass sie und Becca unbedingt das perfekte Outfit für die Party des Jahres finden müssen. Tja, und Patrick war bestimmt auch mit vor der Partie. Der durfte wieder den Packesel spielen, nehme ich an, der Ärmste."
„Kann mir Schlimmeres vorstellen."
Bucky zuckte ungerührt mit den Schultern, bewies mit seiner gemurmelten Antwort einmal mehr eindrucksvoll, wie schrecklich untalentiert er in zwanglosem Smalltalk war, selbst wenn es sich bei seinem Gesprächspartner um seinen alten Freund Steve Rogers handelte.
„Stimmt, du hattest ja früher auch nie Probleme, mit zwei Frauen gleichzeitig fertig zu werden", kam Steves unerwarteter Konter, gepaart mit einem leichten Rempler an seinem kybernetischen Arm.
Bucky schwieg, starrte auf die Spitzen seiner viel zu schicken Designerschuhe. Sein Gedächtnis war mittlerweile so weit zu ihm zurückgekehrt, dass er sich recht gut an jenen Abend auf der New Yorker Weltausstellung erinnern konnte, auf den Steve gerade so dezent angespielt hatte. Wie genau er damals die beiden hübschen Damen für ein Doppeldate mit sich und seinem schüchternen Freund hatte breitschlagen können, entzog sich jedoch seiner Kenntnis. Er wusste nur noch, dass es für ihn letztlich ein Abend mit einer Frau an jedem Arm geworden war.
Allein die Vorstellung war für ihn nunmehr absurd und es wollte ihm einfach nicht in den Kopf, dass er und dieser charmante, vielleicht von sich selbst etwas zu sehr eingenommene Mann in Ausgehuniform ein und dieselbe Person sein sollten. Ihn verband kaum noch etwas mit diesem James Buchanan Barnes, erst recht nicht, wenn es darum ging, wie man sich am besten in Gegenwart des schönen Geschlechts benahm.
Und nicht zum ersten Mal fragte er sich in den letzten 24 Stunden, wie der Bucky von damals wohl reagiert hätte, wenn er an einem Abend wie diesem auf Starks Party eingeladen wäre und einer Frau wie Rebecca gegenüberstünde. Bestimmt würde er sich weitaus besser schlagen als jener Mann, der sich aus den kümmerlichen Resten von Steve Rogers einstmals bestem Freund zusammensetzte.
Die Gewissheit, für immer dazu verdammt zu sein, fehlenden Puzzelteilen seines Selbst hinterherzujagen, bohrte sich in solchen Momenten wie ein giftiger Stachel in sein Herz. Vielleicht hatte Steve aufgehört, seinem Kindheitsfreund und Kampfgefährten nachzutrauern, als er begriffen hatte, dass das Schicksal ihm eine weitere Chance in der Gestalt eines neuen so anderen Buckys geschenkt hatte. Vielleicht war es für Steve tröstlich, in ihm einen Teil seines alten Freundes wiederzufinden, nachdem er bereits so viele Weggefährten von damals verloren hatte.
Aber für ihn würde es nicht reichen. Er wollte mehr sein als das. Die Vorstellung, bis zu seinem Lebensende ein fehlerhaftes Mosaik zu bleiben, das zwar nach und nach durch wiederentdeckte Splitter vervollständigt wurde und dennoch nie wieder dem ursprünglichen Muster gleichen würde, diese Zukunftsaussicht ließ bittere Galle in Bucky aufsteigen. Trauer und Wut waren seine stetigen Begleiter, weil er zwar eine zweite Chance bekam, aber trotzdem das Gefühl hatte, auf ewig hinter seinem alten Selbst zurück zu bleiben, immer nur die zweite Wahl, nichts als ein fehlerhafter Wiedergänger zu sein. Eine schlechte Kopie. Er machte sich nichts vor, hätte Steve die Möglichkeit und er könnte sich zwischen dem Bucky von früher und der jetzigen Version seines Freundes entscheiden, seine Wahl würde ihm wohl nicht sonderlich schwerfallen. Und Becca? Würde sie nicht auch jederzeit den selbstbewussten redegewandten jungen Mann in schicker Ausgehuniform dem wortkargen ehemaligen Killer mit der futuristischen Armprothese vorziehen?
Natürlich standen in der Realität weder Steve noch Rebecca vor einer solchen Wahl, doch eine hartnäckige Stimme in seinem Kopf flüsterte ihm unentwegt zu, dass Steve nur seine Gesellschaft suchte, weil der andere Bucky für immer verloren war, dass Becca seine Nähe nur zuließ, weil sie sein früheres Selbst nie kennengelernt hatte. Er konkurrierte in seiner eigenen kruden Gedankenwelt mit einem Mann, der vor mehr als 70 Jahren gestorben war und Bucky wusste, dass er diesen Kampf nur verlieren konnte.
„Tut mir leid, Buck." Steves Hand fand sich in der bereits so vertrauten Geste auf seiner Schulter wieder, riss ihn aus seinen trübsinnigen Überlegungen. „Manchmal vergesse ich, dass so verdammt viel Zeit zwischen damals und heute vergangen ist, dass wir nicht mehr die Jungs von früher sind."
Bedauern und Mitgefühl sprachen aus Steves blauen Augen, schmerzten Bucky mehr als es jede unüberlegte Äußerung tun konnte.
„Schon gut, Steve", entgegnete er, darauf bedacht, seiner Stimme einen festen Ton zu verleihen.
Er überzeugte nicht einmal sich selbst damit.
„Wir sind hier unter Freunden, Buck." Erneut konnte er das Lächeln aus Steves Worten heraushören. „Lass uns einfach das Beste aus dem Abend machen. Becca wird da sein und ihr wird es guttun, seit langem mal wieder unter ganz normalen Menschen zu sein, eine unbeschwerte Zeit mit Freunden zu verbringen. Das wird uns allen guttun, glaub mir."
Auch wenn Bucky bezweifelte, dass Becca sich in einem überfüllten Raum mit zahllosen unbekannten Gesichtern wirklich entspannen oder gar amüsieren konnte, brachte er Steve zuliebe ein leichtes Nicken zustande. Er konnte es der Telepathin nicht verübeln, wenn sie schnellstens wieder Reißaus nehmen würde in Anbetracht eines Menschenauflaufs wie ihn sein Begleiter prophezeit hatte. Dieses beklemmende Gefühl kannte er schließlich selbst zu Genüge. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Vergangenheit genau in jenen scheinbar leichten Augenblicken die düstersten Schatten warf und die Angst vor den eigenen Unzulänglichkeiten, die Furcht vor dem Scheitern, gleich einer meterhohen unüberwindbaren Mauer vor sämtlichen Erwartungen und guten Vorsätzen aufragte, jeden Gehversuch in ein neues Leben so unendlich schwer machte.
Steve meinte es gut, wie immer. Er ahnte ja nicht, dass sich eine simple Party für Menschen wie Becca und ihn in die Hölle auf Erden verwandeln konnte. Manchmal genügte nur ein einzelner Satz, eine einzige im Grunde unverfängliche Situation, die eine ganze Kettenreaktion an Déjà-vus produzierte, die sie an Orte zurückreisen ließ, die sie am liebsten für immer in der Vergangenheit versunken wüssten.
Als das Pling-Geräusch des Aufzuges ihre Ankunft auf dem Partydeck ankündigte, atmete Bucky ein letztes Mal tief durch und folgte dann der breitschultrigen Gestalt seines Freundes durch die aufgleitenden Türen. Gegen seinen Willen stockte er kurz darauf in seiner Bewegung. Steve hatte nicht übertrieben, als er von einer ausladenden Feier gesprochen hatte. Die verschiedenen Ebenen des Partydecks, die Bucky bisher nur praktisch menschenleer und von musealer Stille erfüllt kennengelernt hatte, waren von einer Vielzahl von Gästen bevölkert, allesamt in feiner Garderobe und bester Feierlaune. Stimmengewirr, Gelächter und Gläserklirren drangen an seine Ohren, in denen schlagartig das Blut zu rauschen begann. Untermalt wurde die ohnehin bereits erdrückende Geräuschkulisse von sanften Klängen, die aus allen Ecken des weitläufigen Raumes wie ein Windhauch über die Köpfe der Anwesenden schwebten und wohl eine gediegene Atmosphäre erzeugen sollten. Bei Bucky verfehlte die Musik ihre Wirkung gänzlich. Stattdessen war er mit sich und der Welt wie sooft dieser Tage vollkommen überfordert. Die aufkommende Panik lähmte nicht nur sein Denkvermögen, sondern auch seine Glieder, umfasste mit eisigen Krallen seine Kehle, schnürte ihm die Luftröhre zu.
Atmen, er musste verdammt nochmal atmen!
Er war im Avengers Tower, er war bei Steve! Sie waren in Sicherheit. Becca war in Sicherheit, hier konnte ihnen nichts passieren, diese fremden Menschen wollten ihm nichts Böses und er wollte ihnen nichts Böses.
Wie eine Beschwörungsformel wiederholte Bucky ein ums andere Mal die Worte in seinen Gedanken. Solange, bis sein Herzschlag sich wieder verlangsamte, solange, bis er sich selbst und seiner eigenen Wahrnehmung wieder trauen konnte. Er bemerkte erst, dass er noch immer wie angewurzelt unweit des Aufzuges stand, als sich Steve suchend zu ihm umblickte. Das traurige und gleichzeitig wissende Lächeln, als sein alter Freund die wohl offenkundige Angst in seinen Augen entdeckte, glich einer kräftigen Ohrfeige, riss Bucky schließlich aus seiner Apathie. Zittrig stieß er die Luft durch seine Nasenlöcher, schloss dann mit trotzigen Schritten und knappem Nicken zu seinem Begleiter auf.
„Schön, dass ihr es einrichten konntet", ertönte kurz drauf eine nur allzu bekannte Stimme und Bucky und Steve sahen sich keinem Geringeren denn Tony Stark gegenüber, der einen dunkelhäutigen Mann im Schlepptau hatte, der sich per Handschlag als Lieutenant James Rhodes vorstellte.
Es dauerte nicht lange, bis auch Sam Wilson den Weg zu ihnen gefunden hatte und die drei Männer waren innerhalb kürzester Zeit in eine so intensive Diskussion mit Steve vertieft, dass sie nicht einmal zu bemerken schienen, als Bucky sich still und heimlich an die Bar zurückzog, um dem Trubel zumindest für gewisse Zeit zu entgehen.
Er lehnte an der Theke und ließ seinen Blick über das Meer namenloser Gesichter schweifen, in der Hoffnung goldblondes Haar in der Menge zu erspähen. Wieder und wieder fixierte er die Tür des Fahrstuhls, hoffte und fürchtete zugleich jenen Moment, in dem sie sich öffnen und den Blick auf das Objekt seiner Begierde freigeben würde.
Bucky begriff ja selbst nicht, was an diesem Abend anders war, warum er die Gegenwart von Rebecca einerseits herbeiwünschte und ihn andererseits der Gedanke an ihre Nähe zusehends nervös machte. Die vergangenen Tage hatten sie doch ebenfalls beinahe ununterbrochen Seite an Seite verbracht, hatten gemeinsam meditiert oder im Stillen die Anwesenheit des jeweils anderen genossen. Ein heiß-kalter Schauer fuhr über seine Wirbelsäule, wenn Bucky daran dachte, wie sie sich mit jedem weiteren Tag Stück um Stück näherkamen, wie er Becca in seinen Armen hielt, wie sie sich küssten, mal zärtlich, mal stürmisch, wieder und wieder, ausgehungert, zwischen ihren Ängsten und Sehnsüchten gefangen. Er war längst süchtig nach ihren Berührungen, ihrer Stimme, ihrem Geruch, gierte wie ein Junkie nach dem Rausch seiner ganz persönlichen Droge.
Trotzdem fehlte ihm der Mut, all das mit Worten auszudrücken, was er für diese Frau empfand, ja, wenn er sie nach einem langen Abend zu ihrem Apartment begleitete, verwandelte er sich ein ums andere Mal in einen stammelnden Idioten, der schnellstens das Weite suchte, um nicht Dinge zu tun oder zu sagen, die er am nächsten Tag womöglich bereuen würde.
Es war die Angst, nicht genug zu sein, nicht der Richtige zu sein, die ihn immer wieder davon abhielt, seine letzten Unsicherheiten vor Rebecca abzulegen.
Dabei liebte er sie so sehr, dass es schon wehtat, das hatte er in den vergangenen Wochen begriffen. Aber zugleich suchten ihn stets die bohrenden Zweifel heim, wenn er sich nachts allein unruhig in seinem Bett hin und her wälzte und an Schlaf nicht zu denken war. Die kleinen leisen Stimmen in seinem Kopf malträtierten ihn Stunde um Stunde, flüsterten ihm düstere Gedanken ein, während er manchmal bis zum fahlen Morgengrauen an die Decke seines Schlafzimmers starrte.
Rebecca hat mehr verdient als dich, deinen zerrissenen Körper und deine verstümmelte Seele. Sie hat so viel mehr verdient als den Schatten eines toten Mannes.
„Na, was darf's denn sein?"
Buckys Kopf schnellte herum. Einmal mehr war er in seiner eigenen Gedankenwelt versunken, hing so sehr seinen Grübeleien nach, dass er alles um sich herum ausblendete. Hinter dem Tresen grinste ihn Patrick an. Die Ärmel seines schwarzen Hemdes waren lässig hochgekrempelt. Tätowierungen überzogen seine Unterarme, verschnörkelte Muster auf blasser Haut.
„Dein säuerliches Gesicht schreit ja geradezu nach einem Scotch! "
Ohne Buckys Antwort abzuwarten, tauchte er unvermittelt hinter der Theke ab, nur um nach wenigen Sekunden zwei bauchige Gläser schwungvoll auf die schwarze Oberfläche vor sich zu knallen. Mit hochgezogener Augenbraue zückte er eine Flasche mit bernsteinfarbener Flüssigkeit, füllte jeweils einen guten Schuss in die Gläser.
„Hier, austrinken!", waren seine nächsten Worte in einem Befehlston, der keine Widerrede zuließ.
Bucky lag bereits ein passender Kommentar auf der Zunge, aber das verspielte Funkeln in den Augen seines Gegenübers ließ ihn innehalten und seinen Protest unausgesprochen hinunterschlucken. Schweigend leerten die beiden Männer ihre Drinks.
„Der geht auf's Haus", verkündete Patrick augenzwinkernd und füllte die Gläser ein weiteres Mal auf.
„Witzig", knurrte Bucky, bevor sich die Flüssigkeit wie ätzende Säure ihren Weg durch seine Kehle brannte.
Als er sein Glas vor sich abstellte, schenkte Patrick ohne zu fragen nach.
„Falls du nach Becca Ausschau hältst, die hab' ich noch nicht gesehen. Wahrscheinlich wird sie gerade von Anna überredet, ein Paar dieser gemeingefährlichen High Heels anzuziehen. Für die Dinger braucht man einen Waffenschein, wenn du mich fragst. Ich hab' sowieso noch nie verstanden, warum sich die Weiber damit abquälen. Als würden wir Kerle uns allen ernstes für das Ende ihrer Beine interessieren."
Da er nichts erwiderte, spendierte Patrick mit einem herausfordernden Grinsen einen weiteren Scotch.
„Hat Stark dich als Barkeeper engagiert?", fragte Bucky nach einer Weile schließlich mehr aus Verlegenheit, weil ihm das anhaltende, selbstgefällige Schmunzeln des Mannes zuwider war und ihm nur allzu deutlich vor Augen führte, wie unterentwickelt seine eigenen Konversationsfähigkeiten doch waren.
„Mister Stark veranstaltet eine Party, ich bin Barkeeper. Klassische Win-Win-Situation, würd' ich sagen."
Bucky blieb eine Antwort erspart, denn ein paar andere Gäste traten nun an die Theke und beanspruchten die volle Aufmerksamkeit seines Gesprächspartners. Er schien in seinem Beruf recht geschickt zu sein, zauberte in Windeseile ansehnliche Cocktails, während er mit einem Mann über das letzte Spiel der New York Mets fachsimpelte, um anschließend mit zwei Frauen zu flirten, die seine frechen Sprüche mit mädchenhaftem Kichern quittierten. Bucky starrte derweil in das Glas vor sich, aus dem ihm der Whisky golden entgegen leuchtete.
„Also, was genau ist das zwischen Becca und dir eigentlich, hm? Ich meine abgesehen von der Tatsache, dass ihr euch quasi gegenseitig mit Blicken auszieht?"
Die Frage traf Bucky so unvorbereitet, dass sein erster Reflex ein wütendes Schnauben war, gepaart mit einem Blick, der einen langsamen, qualvollen Tod versprach.
„Verstehe, dann hast du ihr also immer noch nicht gesagt, was Sache ist." Patrick schüttelte mit gespielt betroffener Miene den Kopf, gänzlich unbeeindruckt von der feindseligen Haltung des anderen Mannes. „Echt, ihr Leute aus dem letzten Jahrhundert seid ganz schön kompliziert. So wird das ja nie was."
„Ich wüsste nicht, was dich das -"
„Oh, aber das geht mich eine ganze Menge an, Mr. Metallarm", fiel ihm der Barkeeper ins Wort. „Ich hab schon erkannt, was Becca für ein Goldstück ist, da wusstest du noch nicht mal ihren Namen. Aber hey, du bist ein Supersoldat, der beste Kumpel von Captain America, wie soll ich Normalo dagegen anstinken?"
Kurzzeitig verfinsterte sich der Ausdruck seiner grünen Augen, doch es dauerte nur wenige Wimpernschläge und das schelmische Grinsen kehrte in Patricks Züge zurück. Diese Gefühlsschwankungen verwirrten Bucky noch mehr als die Tatsache, dass Beccas Freund wohl in ihrer Unterhaltung kein Blatt vor den Mund nehmen würde. So viel Ehrlichkeit erforderte eine gehörige Portion Mut. Mut, um den Bucky den Rotschopf in diesem Augenblick aus tiefster Seele beneidete, auch wenn dieser nicht wusste, worüber er da so vorschnell urteilte.
Menschen wie Patrick ahnten ja nicht, wie dieses neue und so fremdartige Leben für Becca und ihn war. Sie hatten keinen blassen Schimmer, was sie durchgemacht hatten, wie viel Kraft es sie kostete, selbst die alltäglichsten Dinge zu bewältigen, die simpelsten Gespräche zu bestreiten. Patrick kannte weder ihn noch Becca gut genug, um zu begreifen, dass sie die Nähe des anderen einerseits liebten, andererseits aber auch nichts mehr fürchteten, als sich diesem einen Menschen gänzlich zu öffnen. Ein selbstbewusster Mann wie der Barkeeper, der mit beiden Beinen im Leben stand und mit seinem jungenhaften Charme und einer entsprechend großen Klappe mühelos zwei Frauen gleichzeitig um den Finger wickelte, konnte unmöglich nachvollziehen, wie es sich anfühlte, wenn man sich selbst und seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse mit jedem Tag neu erforschte. Er machte sich keine Vorstellung davon, wie sehr Bucky sich danach sehnte mit der Frau, die er liebte, eine gemeinsame Nacht zu verbringen, wie stark der Wunsch war, sich endlich wieder selbst zu spüren und wie sehr er sich zugleich fürchtete, das Falsche zu tun, wie tief sich die Angst zu versagen, zu verletzten, in seine zerrüttete Seele hineingefressen hatte.
„Ist schon okay, ich bin längst drüber weg." Patrick zwinkerte ihm spitzbübisch zu. „Ich hab' schon lange, bevor du mit deinem unwiderstehlichen Huskyblick aufgetaucht bist, geschnallt, dass das mit Becca und mir nie funktionieren würde. Keine Konkurrenz meinerseits, du kannst also aufhören mich anzuschauen, als wolltest du mir sämtliche Finger gleichzeitig brechen."
Darauf erwiderte Bucky nichts. Was sollte er auch sagen? Wahrscheinlich hatte sich sein Gegenüber ohnehin bereits eine Meinung über ihn gebildet, ganz gleich, ob er ihn nun als Konkurrenten ansah oder nicht. Ein vielsagendes Schweigen breitete sich auf ein Neues zwischen ihnen aus.
Irgendwann lehnte sich der Barkeeper mit einem tiefen Seufzer über die Theke zu Bucky und sah ihn mit ungewohnt ernster Miene an.
„Mensch, Kumpel, mach es dir und ihr doch nicht so schwer." Auf einmal sprachen Mitgefühl und Sympathie aus seinen grünen Augen und ein fast schon trauriges Lächeln umspielte Patricks Mund. „Also, wenn ich du wär, dann -"
„Glaub mir, du willst nicht ich sein", brachte Bucky im Flüsterton hervor.
„Ach komm schon, selbst ein Eisklotz wie du müsste doch irgendwann mal merken, dass Becca nur Augen für dich hat, dass sie förmlich zu strahlen anfängt, sobald du mit deiner miesen Laune um die Ecke kommst. Keine Ahnung, wie du das anstellst, aber ich würde verflucht nochmal mein rechtes Ei dafür geben, dass mich irgendwann ein Mädel so anschaut, wie Becca es bei dir tut."
Bei Patricks letztem Satz und der einhergehenden, leider recht bildhaften Vorstellung rümpfte Bucky angewidert die Nase, ließ den Barkeeper aber weiter seinen kleinen Monolog aufsagen.
„Himmelherrgott, ihr seid zusammen mehr als hundert Jahre alt, führt euch aber auf wie zwei verklemmte Teenager!" Patrick fuhr sich genervt durch die Locken und musterte sein Gegenüber mit einer Mischung aus Verzweiflung und Belustigung. „Meine Fresse, bei diesem ewigen Rumgeeiere wird man ja beim Zuschauen schon selbst ganz hibbelig. Also, wenn ich dir mal einen Tipp so von Mann zu Mann geben darf -"
Seine Ratschläge blieben ihm im Hals stecken. Patricks Augen wurden stattdessen groß wie Untertassen, als er urplötzlich einen Punkt hinter dem Rücken seines Gesprächspartners fixierte. Irritiert wandte sich Bucky wie in Zeitlupe um, die Stirn noch immer in ärgerliche Falten gelegt, weil er es langsam satthatte, ständig die Moralpredigten anderer Leute über sich ergehen lassen zu müssen.
Seine aufkommende Wut verpuffte binnen eines Wimpernschlages. Zum zweiten Mal an diesem Abend rutschte ihm das Herz in die Hose. Es war sein Glück, dass er noch immer an der Bar stand, denn so krallten sich die Finger seiner kybernetischen Hand regelrecht in die Theke, weil seine Beine auf einmal die Konsistenz von Wackelpudding annahmen. Seine Atmung glich wohl der eines Marathonläufers beim Endspurt in Richtung Zielgerade und dennoch wichen seine Augen nicht für eine Sekunde von dem Bild, das sich ihm gerade bot.
„Heilige Scheiße, Barnes, vergiss was ich eben gesagt hab. Wenn du heute Abend nicht Nägel mit Köpfen machst, kann ich für nichts garantieren", hörte er Patrick hinter sich in dunklem Tonfall raunen, aber im nächsten Augenblick blendete er den Mann auch schon wieder aus.
Becca war da.
Sie musste gerade eben zusammen mit Anna eingetroffen sein und stand nun etwas unschlüssig neben ihrer Freundin zwischen den übrigen Partygästen. Er hatte keine Ahnung, wie Becca den Tag mit Anna verbracht hatte, was er aber mit Sicherheit sagen konnte, war, dass das Ergebnis ihrer gemeinsamen Shoppingtour definitiv atemberaubend war.
Becca trug ein trägerloses Kleid, das knapp über ihren Knien endete. Die Farbe konnte er aus der Entfernung nur auf ein dunkles Blau schätzen. Davon abgesehen, war das nur eine Randnotiz, denn er war viel zu sehr damit beschäftigt, zu beobachten, wie eng sich der Stoff an ihre Hüften schmiegte, wie gekonnt er ihren Körper umschmeichelte, jede noch so unbewusste Bewegung zu einer unschuldigen Verlockung machte. Bucky bewunderte, mit welcher Eleganz sie auf den hochhakigen Schuhen balancierte, fühlte sich ungewollt an ihre erste Begegnung in dem dunklen Park in Washington erinnert.
Fast schon schämte er sich dafür, dass er Becca so unverhohlen anstarrte, dass seine Augen wieder und wieder ihre schlanken Beine entlangwanderten, dass seine Finger verräterisch zuckten, jedes Mal, wenn sie ihren Kopf leicht drehte und ihre Haare wie flüssiges Gold in ungewohnten Locken um ihre Schultern tanzten. Und sein Magen zog sich krampfend zusammen, als sie ganz zaghaft an ihrem Sektglas nippte, eine so unscheinbare, alltägliche Geste, die Buckys Kehle dennoch in Sekundenschnelle zu Staub werden ließ. Das Verlangen, diese Lippen auf seinem eigenen Mund zu spüren, katapultierte seinen Puls in astronomische Höhen.
Er war drauf und dran sie eigenhändig zurück in den Fahrstuhl zu schleifen, um sie auf dem Weg zu seinem Apartment besinnungslos zu küssen. Die Bilder, die sich mit einer so plötzlichen Vehemenz in sein Gehirn drängten, einen gefährlichen Reigen aus Tagträumen und wilden Fantasien lostraten, waren alles andere als keusch. Wahrscheinlich lief er gerade knallrot an, zumindest glich sein Kopf mit einem Mal einer Glühbirne kurz vor dem Durchbrennen. Unruhig trat er von einem Bein auf das andere. Eine Gänsehaut kletterte über seinen kompletten Rücken empor und er wollte am liebsten aus seiner Haut fahren, weil sein gesamter Körper bis zum Bersten verkrampft, unerträglich überhitzt war.
Die prüfenden Blicke einiger männlicher Partygäste registrierte er zähneknirschend. Er hatte gute Lust, jeden dieser Kerle in den Boden zu stampfen, der es wagte, seine Augen so ungeniert auf Erkundungstour zu schicken. Wenn er es recht bedachte, würde er an diesem Abend am liebsten jedem anderen Mann ein Veilchen verpassen, der weniger als zwei Meter von Becca entfernt stand und zulange in ihre Richtung schaute. Bucky wappnete sich dafür, innerhalb einer Sekunde von seinem Platz an der Bar loszuspurten, um sich zwischen Becca und einen potenziellen Verehrer zu drängen, beäugte die männlichen Gäste mit schmerzhaft zusammengepressten Lippen und galoppierendem Herzen.
Erleichtert atmete er auf, als sich auf einmal Tonys Freundin und Maria Hill zu den beiden Frauen gesellten, lachend mit ihnen anstießen und sie binnen weniger Augenblicke in ein Gespräch verwickelten. Vor allem Pepper Potts, die selbstbewusste Geschäftsführerin von Stark Industries, verbreitete mit ihrer ungezwungenen Art offenbar gekonnt gute Laune und Beccas Freundin Anna hing geradezu an ihren Lippen, sobald die rotblonde Frau etwas zur Unterhaltung beitrug. Es dauerte nicht lange und Steve und die anderen stießen zu den vier Frauen hinzu. Stark umarmte seine Lebensgefährtin etwas übermütig von hinten, drückte dem überraschten Opfer einen spielerischen Kuss auf die Lippen, bevor er seinen Arm besitzergreifend um ihre Taille schlang. Etwas betreten verfolgten Steve, Maria Hill und Becca die Szene, während sich Anna und Sam Wilson scheinbar ganz köstlich über das Gebaren des Multimilliardärs amüsierten.
„Oh Mann, ich bin definitiv im falschen Gewerbe gelandet. Im nächsten Leben will ich auch Avenger werden", seufzte Patrick hinter ihm.
Den Barkeeper hatte Bucky vollkommen vergessen, aber ihm stand ohnehin nicht der Sinn danach, auf dessen überflüssige Kommentare einzugehen, zumal sich Becca und die anderen genau in diesem Moment in Richtung Bar auf ihn zu bewegten.
„Schau mal, wen wir gefunden haben, Buck", verkündete Steve strahlend das Offensichtliche, als Becca mit leicht geröteten Wangen vor ihm zum Stehen kam.
Bucky brachte keinen Ton heraus, ärgerte sich innerlich schwarz, als er Tonys Playboy-Lächeln auf sich spürte und daraufhin wie ertappt den Blick senkte. Patrick hingegen schien keine derartigen Hemmungen zu haben, überschüttete seine ehemaligen Arbeitskolleginnen mit einem wahren Feuerwerk an Komplimenten. Irgendwann orderte Wilson eine Runde Tequila für alle und innerhalb der nächsten Stunden blieb es nicht nur bei der einen Runde. Die Stimmung wurde immer ausgelassener, sie scherzten, lachten, genossen den gemeinsamen Abend. In der Zwischenzeit schwoll die Musik mehr und mehr an. Die rockigen Töne, die nun aus den unsichtbaren Boxen strömten, gestalteten das Reden zusehends schwieriger. Nicht, dass Bucky sich hierüber beschweren konnte, immerhin stand er nun schon eine gefühlte Ewigkeit stumm wie ein Fisch und steif wie ein Brett neben Steve, während dieser sich sehr angeregt mit Anna unterhielt. Wieder und wieder suchten seine Augen Beccas, aber mehr als das ein oder andere schüchterne Lächeln hatten sie noch nicht mit einander getauscht.
„Oh mein Gott, ich liebe diesen Song", schrie Anna, als markante Gitarrenriffs ein neues Lied einleiteten. „Cap, wir gehen jetzt tanzen. Keine Widerrede."
Ein überrumpelter Steve Rogers wurde von der Brünetten an der Hand gepackt und unter halbherzigem Protest dorthin geschleppt, wo sich bereits einige Pärchen zu den Klängen der Musik gemeinsam bewegten.
„Das muss ich mir aus der Nähe ansehen", kam es wie aus der Pistole geschossen von Tony, der seinerseits Pepper vor sich her in Richtung Tanzfläche schob, gefolgt von einem breit grinsenden Sam Wilson und Maria Hill, die sich der Gruppe kopfschüttelnd anschloss.
Bucky und Becca blieben allein zurück, beobachteten stumm, wie Anna ihre Arme um Steves Hals schlang und selig lächelnd zu dem größeren Mann aufschaute. Sogar Stark wirbelte irgendwann mit seiner Pepper über das Parkett, während Wilson etwas ungelenk versuchte Hill anzutanzen, die seine Bemühungen mit einem stoischen Gesichtsausdruck erduldete. Scheinbar hatten ihre Freunde beschlossen, ohne sie Spaß zu haben. Selbst Patrick, die irische Nervensäge, war auf einmal wie vom Erdboden verschluckt, als Bucky einen kurzen Blick über seine Schulter warf.
„D-du willst nicht tanzen, oder?", brachte Bucky schließlich hervor.
„Bloß nicht. Die Schuhe bringen mich ja so schon fast um. Ich weiß sowieso nicht, welcher Teufel mich geritten hat, diese Höllendinger anzuziehen."
„Sollen wir aufs Außendeck?", schlug Bucky vor, biss sich dann aber verunsichert in die Innenseite seiner Wange, weil Becca ihn etwas überrascht musterte. „Wir könnten frische Luft schnappen und du könntest deine Schuhe loswerden."
„Klingt nach einem großartigen Plan!"
Ihr strahlendes Lächeln schickte elektrische Impulse quer durch seinen Körper. Dass sie ihn spontan an der sicherlich schweißnassen Hand fasste und hinter sich an den übrigen Gästen vorbeilotste, beruhigte den Tornado in seinem Innern auch nicht wirklich. Seine Augen klebten regelrecht an ihrer Rückseite. Wippend bewegte sich ihr Hintern in dem enganliegenden Kleid vor ihm hin und her. Bucky schluckte schwer, schuldbewusst huschte sein Blick nach oben, als er bemerkte, dass er sich soeben keinen Deut besser aufführte, als die gaffenden Männer, denen er zuvor noch ihre vorwitzigen Nasen hatte brechen wollen.
Endlich erlöste ihn die kühle Nachtluft von seiner süßen Folter. Auf der Außenplattform war deutlich weniger Betrieb als im Innern des Towers. Überall waren sofaähnliche Sitzinseln aufgebaut und schnell hatten sie ein etwas abgelegenes Plätzchen gefunden, auf dessen weichen Polstern sich Becca kurz darauf mit einem wohligen Seufzer niederließ, der Buckys gesamten Unterleib zum Kribbeln brachte.
„Ich könnte ein wenig Hilfe gebrauchen." Mit rosa leuchtenden Wangen streckte ihm seine Sitznachbarin unbewusst verführerisch einen zarten Fuß entgegen. „Ich befürchte, dass, wenn ich mich selbst runter beuge, eine Naht von dem engen Mistding aufreißt. Ich glaub, das ist das mit Abstand unbequemste, unpraktischste Kleid, das ich je getragen habe."
Zögerlich umfasste er mit seiner metallischen Hand ihre schmale Fußfessel, nestelte mit zittrigen Fingern an dem dünnen Riemchen, das den High Heel an Beccas Fuß fixierte.
„Mir gefällt dein Kleid", murmelte Bucky und ertappte sich dabei, wie er nach erfolgreichem Öffnen den Schuh in der einen Hand festhielt, während der Daumen seiner menschlichen Hand federleicht über Beccas Fußrücken streichelte. „Du siehst wirklich hübsch aus, Becca."
Ihr Lachen riss ihn aus seinem beinahe hypnotischen Tun. Etwas zu abrupt ließ er den Fuß los, doch Becca schien sich an seinem Verhalten nicht weiter zu stören, hielt ihm stattdessen kichernd den anderen noch beschuhten Fuß unter die Nase.
„Wenn du wüsstest, wie sehr mich Anna heute wegen dieser Party gequält hat. Zuerst sind wir stundenlang durch New York geirrt. Ich weiß gar nicht mehr, in wie vielen Läden wir waren, wie viele Kleider ich anprobieren musste. Wir waren sogar noch in einem Beautysalon. Du glaubst nicht, was die dort mit den Kundinnen für Sachen anstellen. Da gibt's zum Beispiel kleine Fischchen, die die Hornhaut von Füßen abknabbern. Kannst du dir das vorstellen, du hältst deine Füße in ein Aquarium und dann kommen diese Tierchen geschwommen und nagen an dir rum."
Bucky wusste nicht, ob er bei der Vorstellung lachen oder angewidert dreinschauen sollte. Letztlich verzog sich sein Mund zu einem amüsierten Grinsen und er spürte wie die Anspannung, die seinen Körper den gesamten Abend versteift hatte, allmählich von ihm abfiel.
„Und das kitzelt wirklich abartig, kann ich dir sagen. Gott, ich wäre fast gestorben."
Nun stimmte Bucky sachte in ihr Lachen ein, ergriff derweil ihren Fuß, um den Verschluss des verbliebenen High Heels zu lösen. Als er ihren zweiten Fuß befreit hatte, streichelte er in langsamen Bewegungen über ihre samtige Haut, fuhr mit seinen Fingern von ihren Zehen bis zu ihrem Schienbein hinauf und wieder hinab.
„Die Viecher haben einen guten Job gemacht."
„Ja", prustete Becca los, „im Vergleich zum Brazilian Waxing war das ja auch ein echter Spaziergang!"
Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, biss sich Becca auf ihre Unterlippe, so als habe sie etwas Falsches gesagt.
„Brazilian Waxing?", bohrte Bucky stirnrunzelnd nach, denn das war wieder so eine neumodische Erfindung, die er nicht kannte und ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was Wachs mit einem südamerikanischen Land zu tun haben könnte.
„Äh, ja, also, das ist - ähm, naja, da wird -", druckste Becca auf einmal herum, errötete wie wild unter seinem Blick.
Etwas zu forsch entzog sie ihm den Fuß, den er noch immer festhielt und strich sich in einer verlegenen Geste eine blonde Locke aus der Stirn.
„Ist ja auch egal. Die Fische waren jedenfalls lustiger. Als wir dort endlich fertig waren, ging es in meinem Apartment weiter. Anna hat mir mit ihrem blöden Lockenstab fast die Ohren versengt, aber sie war der Meinung, ein langweiliger Pferdschwanz wäre eine Beleidigung für das heutige Event." Becca lächelte mild, während sie von ihrem Tag berichtete. „Natürlich musste ich ein paar ihrer High Heels anziehen. Ich frag mich, wo Anna diese Mörderteile bloß immer auftreibt. Ich hab zumindest immer eine Heidenangst, dass ich mir in den Haken die Knöchel breche. Aber weißt du was, das war mir im Grunde alles egal. Ich hab mich nämlich noch nie so wohl in Annas Nähe gefühlt wie heute. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass wir jetzt echte Freunde werden können, ohne all die Lügen und Geheimnisse. So wie du und Steve."
Echte Freunde, so wie er und Steve.
Buckys Blick glitt gen Himmel. Die ersten Sterne zeichneten sich am nachtblauen Firmament ab, kaum zu sehen, weil die Lichter der Großstadt ihre Umgebung zu jeder Tages- und Nachtzeit erhellten.
Noch vor wenigen Stunden hatte er Steve, dem er so viel zu verdanken hatte, insgeheim unterstellt, dass er für ihn immer nur die zweite Wahl bleiben würde, dass er ihm niemals seinen alten Freund aus Kindheitstagen ersetzen konnte. Nun fühlte er sich von Beccas Worten daran erinnert, dass sich Freundschaften im Laufe eines Lebens auch verändern konnten, weil Menschen sich weiterentwickelten, annäherten oder entfremdeten. Er sollte wohl endgültig diese ungesunden Vorwürfe und Zweifel loswerden, was die innige Freundschaft zwischen Steve und ihm anbelangte. Vielmehr sollte er ihre zweite Chance als das zu schätzen lernen, was sie tatsächlich war: Ein Neustart. Für sie beide.
„Weißt du, ich hatte ganz schön Angst vor heute Abend, Bucky", vernahm er erneut Beccas Stimme, dieses Mal so leise, dass sie mehr einem Flüstern glich.
Sie rieb sich über ihre nackten Arme, fröstelte in der zunehmend kalten Oktobernacht. Ohne lange darüber nachzudenken, streifte Bucky sein Jackett ab, rückte näher zu ihr, um den Stoff über ihre Schultern gleiten zu lassen. Gerade als er seine Hände entfernen wollte, umfasste sie seine menschliche Hand und übte sanften Druck aus. Ihr Lächeln war bezaubernd und schwermütig zugleich.
„Wovor fürchtest du dich, Becca?"
Sein Daumen strich über ihren Handrücken, langsam und stetig zog er Kreis um Kreis auf ihrer kühlen Haut.
„Hast du nicht auch jedes Mal diese Angst, dass, wenn etwas Gutes in deinem Leben passiert, es sich im nächsten Augenblick in etwas Schreckliches verwandelt? Ich hatte heute einen der schönsten Tage meines Lebens, dieser Abend, diese Party sind wunderschön. Ich hab Spaß wie lange nicht mehr, viele nette Leute sind um mich herum. Und was mache ich? Ich zerbreche mir den Kopf darüber, was passieren könnte, was mit Menschen wie Anna, Pat oder Steve geschehen könnte. Ich weiß, das ist total verrückt und irrational, aber ich hab so entsetzliche Angst davor, dass etwas Furchtbares passiert, weil ich gerade so glücklich bin. Ich fürchte mich davor, dass das hier alles nur ein Traum ist, bloß ein Hirngespinst. Dass das alles nicht real ist, dass du nicht real bist, dass -"
Bevor sie weitersprechen konnte, beugte sich Bucky zu ihr und verschloss ihren Mund mit seinem. Wie eine Ertrinkende klammerte sich Becca an ihn, erwiderte den Kuss mit einem unterdrückten Seufzen. Noch immer hielt er ihre Hand, verschränkte seine Finger mit ihren und führte sie an seine Brust, wo sein Herz in wildem Rhythmus pochte.
„Ist das real genug für dich, Becca?", hauchte er an ihre Lippen, brachte etwas Abstand zwischen ihre Gesichter, um ihr tief in die Augen zu schauen.
Der Anflug von Tränen glitzerte in dem schönen Blau, bevor sie ihre Lider senkte und ihn nun ihrerseits wie zur Antwort stürmisch küsste.
Im Innern des Towers erreichte Starks Party wohl gerade ihren Höhepunkt. Die Musik war mittlerweile so laut, dass sie sogar bis auf die Außenplattform gut zu hören war. Eine rockige Männerstimme sang zu melodischen Gitarrenklängen, sprach Bucky mit jedem neuen Vers tief aus der Seele.
You got me spinning, spinning around
I don't know if I'm up or I'm down
I'm coming back to you tonight
My pulse is racing, I'm out of control
My body's aching, it's taken it's toll
I'm coming back to you tonight
Als sie sich erneut voneinander lösten, war er um eine kontrollierte Atmung bemüht und auch Becca schien um Fassung zu ringen, blickte auf ihre Hände, die immer noch ineinander verschlungen waren. Sein Jackett war von ihrer Schulter gerutscht, offenbarte den Blick auf ihre nackte Haut. Das eingebrannte rote Sternsymbol auf ihrem rechten Oberarm war trotz des gedämpften Lichtes gut zu erkennen. Langsam fuhr Bucky mit seiner menschlichen Hand die wulstigen Konturen nach. Unter seiner federleichten Berührung zuckte Becca kaum merklich zusammen. Der erstaunte Laut, der ihrem leicht geöffneten Mund entwich, wurde von der Musik verschluckt und mit jedem weiteren Vers hämmerte Buckys Herz kraftvoller gegen seinen Brustkorb.
My heart is pounding, I need you so much
My body's yearning, I long for your touch
I'm coming back to you tonight
I can't wait a minute longer
Every second the feeling get stronger
Coming back to you tonight
„Wie eigenartig, dass uns dieses Symbol schon miteinander verbunden hat, lange bevor wir uns kennengelernt haben", murmelte Bucky mehr zu sich selbst und strich gedankenverloren über das Brandzeichen. „Sie haben uns damit markiert wie Versuchstiere, haben deine Herkunft verhöhnt und meine Armprothese wie mit einer Seriennummer bei industrieller Produktion gekennzeichnet. Als ich begriffen habe, wofür der rote Stern steht, habe ich ihn gehasst, so wie ich meinen künstlichen Arm gehasst habe, wie ich mich selbst gehasst habe. Wenn ich ihn nun aber an dir sehe, Becca, dann sagt er mir, dass wir zusammen mehr sind als das, was sie aus uns machen wollten, dass wir zusammengehören."
„Bucky."
Eine einzelne Träne verirrte sich aus ihrem Auge, als Becca ihn anlächelte. Für einen Herzschlag geisterten ihre Fingerspitzen über seine Wange, fanden dann den Weg in seine Haare. Sanft zog sie ihn zu sich. Ein weiteres Mal trafen ihre Lippen in einem nun fast schon verzweifelt intensiven Kuss aufeinander.
„Komm."
Ohne weiter nachzudenken, nahm er Becca an der Hand, zog sie mit sich. Völlig perplex schaffte sie es gerade noch, ihre Schuhe vom Boden aufzusammeln, bevor er sie zielstrebig an den nun deutlich spärlicheren anderen Gästen vorbeiführte. Aus dem Augenwinkel sah er Tony, der eine Traube von Zuschauern um sich geschart hatte und ein eigenartiges metallisches Ding über deren Köpfen in der Luft kreisen ließ, während er wie ein Wasserfall irgendwelche technischen Daten herunter ratterte. Weiter entfernt am Rand der noch immer gut gefüllten Tanzfläche konnte er Steves unverkennbare Gestalt ausmachen. Im Takt der Musik schmiegte sich Anna an seine Brust. Er hatte sein Kinn in ihren braunen Haaren vergraben, schien seine Umgebung in diesem Moment komplett auszublenden.
Bucky blieb nicht viel Zeit, dieses friedliche Bild zu betrachten.
Kaum glitten die Fahrstuhltüren vor ihnen auf, da schob er sich und Becca bereits ins Innere des Aufzuges, hämmerte das richtige Stockwerk in das Touch Panel, bevor er sich wieder seiner Begleitung zuwandte.
Becca stand schwer atmend vor ihm. Wild umrahmten ihre Locken das leicht gerötete Gesicht, schrien geradezu danach, dass er seine Finger darin vergrub. Zwei rasche Schritte später und er presste sie mit seinem gesamten Körpergewicht gegen die Wand des Fahrstuhls. Seine Hände verfingen sich in ihrem Haar. Ungestüm legte sich sein Mund auf ihre so warmen und unvorstellbar weichen Lippen, ließ nur von diesen ab, um die zarte Haut unterhalb ihres Ohrs hinab zugleiten und mit verlangenden Küssen zu bedecken. Beccas süßes Keuchen und ihre Hände, die sich haltsuchend in den Stoff seines Hemdes krallten, machten ihn schier wahnsinnig. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals etwas gleichzeitig so Verwirrendes wie Erregendes gehört zu haben.
Als das Ankunftssignal ertönte, riss sich Bucky widerwillig von ihr los, nur um Becca kurzerhand in seine Arme zu heben. Ein überraschter Laut kam über ihre Lippen, ging in ein samtiges Lachen über, in das er nur zu gerne einstimmte. Ihre nackten Beine baumelten hilflos in der Luft, als sie ihre Arme um seinen Nacken schlang. Irgendwo auf dem Weg mussten ihr die Schuhe abhandengekommen sein, wie ihm erst jetzt auffiel, aber weder Becca noch Bucky scherten sich um den Verlust, als er sie vor der Tür ihres Apartments absetzte und aus fiebrigen Augen musterte. Ihr Mund war leicht geschwollen von seinen Küssen, das Blau ihrer Augen erinnerte ihn an den Morgenhimmel über den Wäldern der Benfield Lodge.
Sie mussten beide den Verstand verloren haben, anders war nicht zu erklären, was urplötzlich mit solcher Intensität in sie gefahren war.
„Becca, wenn ich gehen soll, dann sag es mir."
Seine Stimme klang wie die eines Fremden, ähnelte mehr einer Kampfansage denn einer Bitte, so rau und dunkel dröhnte sie in seinen eigenen Ohren. Ihre Antwort kam wortlos doch prompt in Gestalt eines langen leidenschaftlichen Kusses. Dann waren sie schon durch die Tür, taumelten eng umschlungen zur Couch, die in der Mitte des Raumes verheißungsvoll auf sie wartete.
Er begrub ihren zierlichen Körper unter sich, schnappte zwischen hitzigen Küssen immer wieder nach Luft. Der Saum ihres Kleides war nach oben gerutscht. Seine Finger gruben sich in ihre Oberschenkel, hinterließen Abdrücke in ihrem zarten Fleisch, die wohl noch am nächsten Tag zu sehen sein würden. Becca wimmerte gegen seinen Mund und das war der Moment, in dem sein Gehirn zumindest kurzzeitig wieder seinen Betrieb aufnahm. Mit beiden Armen stemmte er sich von ihr weg, betrachtete die Frau unter sich mit schweren Atemstößen.
„Hab ich dir wehgetan, Becca?"
Eine Welle von Panik erfasste ihn bei der Vorstellung, dass er ihr womöglich Schmerzen zugefügt hatte, dass er in seinem blinden Wahn eine Grenze überschritten hatte, deren Missachtung er sich niemals verzeihen würde.
Was hatte er sich nur dabei gedacht, so über sie herzufallen? Was musste sie nun von ihm denken, nachdem er sie wie ein Besessener vor den Augen der anderen Gäste zum Aufzug geschleppt hatte, barfuß, die Haare bereits zerzaust und die Lippen gerötet von ihren heftigen Küssen? Hatte er so wenig Selbstbeherrschung, so wenig Kontrolle über sich und seinen Körper, dass er sich in ihrer Gegenwart in ein triebgesteuertes Tier verwandelte? Die Scham brannte heiß auf seinen Wangen, als er realisierte, dass sich seine Erektion gegen die Innenseite ihrer Schenkel drückte.
„Bucky." Ihre Hand umfing seine Wange, zwang ihn dazu in ihre hellen Augen zu sehen. „Du hast mir nicht wehgetan, ganz im Gegenteil. Ich bin nicht aus Glas, weiß du. Ich zerbreche nicht, wenn du mich berührst. Wenn du etwas gegen meinen Willen tun würdest, glaubst du dann wirklich, ich hätte nicht die Möglichkeiten, um dich in hohem Bogen aus meinem Apartment zu befördern?"
Ihr verschmitztes Lächeln brachte Regionen seines Körpers zum Kribbeln, von denen er nicht einmal ahnte, dass ein paar Worte einen solchen Effekt auf sie haben konnten.
„Es tut mir leid, Becca. Ich-ich weiß nicht, was mit mir los ist, warum ich so eine gottverdammte Katastrophe bin."
Bucky war schon im Begriff sich frustriert von ihr zu rollen, als Becca seine Arme umfasste und ihn bestimmt an Ort und Stelle festhielt. Unendlich zart strichen ihre Lippen über seinen Mund, wanderten weiter zu seinem Ohr. Ihr Atem fuhr gleich einer warmen Windböe über seine Haut, jagte ihm eine Gänsehaut nach der nächsten über den Rücken.
„Ich liebe dich, Bucky", wisperte Becca, während sie abwechselnd kleine Küsse auf seinem Hals verteilte und ihre Zähne frech an seinem Ohr entlang streifen ließ. „Ich liebe dich, du dummer, starrsinniger Kerl."
Er riss sie so stürmisch an sich, dass sie unter der plötzlichen Last aufkeuchte. Dieser Kuss war nicht so wild wie die vorherigen, weniger überhastet und unkontrolliert. Er war voller Hingabe und Vertrauen, voller Liebe und Zärtlichkeit.
„Ich liebe dich", stieß Bucky immer dann aus, wenn ihre Lippen voneinander ließen. „Gott, Becca, ich liebe dich so sehr, so sehr."
Mit fahrigen Händen machte sie sich an seinem Hemd zu schaffen. Auf halbem Weg riss Buckys Geduldsfaden. In rekordverdächtigem Tempo löste er die verbliebenen Knöpfe selbst, zog sich das nunmehr lästige Kleidungsstück vom Leib. Vergeblich versuchte er im Anschluss den Reißverschluss ihres Kleides zu öffnen, gab ein frustriertes Knurren von sich, das Becca zum Lachen brachte. Er rutschte ein wenig von ihr weg, damit sie sich aufsetzen konnte, um selbst an den Verschluss an ihrem Rücken zu gelangen. Hektisch half Bucky ihr schließlich dabei, sich aus der engen Hülle zu schälen.
Dann traf Haut auf Haut, Mund auf Mund und ein Stöhnen kroch aus seiner Kehle, als Beccas Hand über seinen Oberkörper und dann zwischen seine Beine wanderte, ihn in quälend langsamen Bewegungen dort berührte, wo sein Verlangen heiß pochte. Als er es kaum noch aushielt, packte er ihr Handgelenk, zog es an seinen Mund und verteilte Küsse auf ihren Fingerknöcheln. Dann ließ er sie los, schickte seine eigenen Hände zuerst etwas zögerlich, dann immer fordernder auf Reise, um den wundervollen Körper unter sich zu erkunden. Ihren trägerlosen BH löste er ohne ihr Zutun, aber Becca schien ohnehin zu sehr in ihren eigenen Empfindungen gefangen zu sein, sah ihm unter schweren Lidern dabei zu, wie er ihre nackten Brüste zuerst mit seinen Augen und dann seinen Händen liebkoste. Brennend fanden ihre Lippen zu einem weiteren Kuss zusammen, ihr Unterleib rieb in kreisenden Bewegungen an seinem Schritt und Bucky glaubte, er würde schon allein dadurch zu einem erlösenden Höhepunkt kommen. Dass er im Eifer des Gefechts wohl etwas zu grob geworden war, merkte er erst, als Becca unter der knetenden Massage leicht schmerzerfüllt aufstöhnte.
„Entschuldige", raunte er heiser, küsste zuerst ihre empfindlichen Brustwarzen, um sich dann erneut auf einen wilden Tanz mit ihrer Zunge einzulassen.
Seine Hand glitt zwischen ihre Schenkel, jagte ein Zittern durch Beccas Körper. Sie wimmerte gegen seinen Mund, während seine Finger sanfte Kreise auf feuchten Stoff pressten. Als es ihr irgendwie gelang, seine Hose zu öffnen und sein Glied mit sanftem Druck zu umschließen, hätte er beinahe aufgeschrien. Ihre Küsse wurden immer hastiger, immer unkonzentrierter, während sie einander auf so sinnliche Weise berührten.
Buckys Kopf war wie leergefegt, alle zermürbenden Gedanken, alle nagenden Zweifel und bösartigen Stimmen waren in diesem Augenblick verstummt. Da war nur das Gefühl ihres Körpers unter ihm, der mit seinem ganz ohne Worte kommunizierte.
Er hatte vergessen, wie sich Sex anfühlte, hatte vergessen, wie es war mit jemandem auf so intime Weise zusammen zu sein. Bucky wusste nicht einmal mehr, mit wie vielen Frauen er in seinem früheren Leben geschlafen hatte. Aber zum ersten Mal seit langer Zeit war es ihm herzlich egal, dass er sich an Teile seiner Vergangenheit nicht erinnern konnte.
Das hier war so viel besser, als alles, was er sich jemals in seinen kühnsten Fantasien hätte ausmalen können. Das hier waren er und Rebecca, Becca, die ihn liebte, trotz all seiner schrecklichen Fehler, all seiner unentschuldbaren Verbrechen. Er war es, der ihr diese herrlichen Töne entlockte, der sie keuchen und stöhnen ließ, selbst wenn sie heute Nacht nicht bis zum Äußersten gingen. Es war sein Name, der über ihre Lippen kam, als sie sich ihm in zuckender Erregung entgegen bog, um danach kraftlos zurück auf die Couch zu sinken, ihre Hand, die ihn wenig später zum Explodieren brachte.
Er liebte sie mit jeder Faser, die ihm von James Buchanan Barnes geblieben war. Und endlich verstand er auch tief in seinem Herzen, dass das für sie genug war, dass Becca nicht den Menschen liebte, der er einmal gewesen war und unmöglich noch einmal sein konnte, sondern den Mann wollte, der er jetzt war.
Sie wollte ihn. Bucky.
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