Kapitel 31: Gemeinsam

Er hatte ihn begraben. Wallenstein. In der Wiese hinter der Benfield Lodge. Mit bloßen Händen hatte er das Loch ausgehoben. Wie im Wahn hatte er die Erde beiseite geschaufelt, hatte erst aufgehört, als genug Erdreich neben dem Grab angehäuft war. Die monotone Tätigkeit half ihm die Kontrolle zu behalten. Kontrolle war wichtig, unabdingbar, denn in seinem Innersten tobte ein Sturm aus Gefühlen, der ihn jeden Moment mit sich zu reißen drohte. Schmerz, Wut, Trauer, Angst, all diese Emotionen waren ihm bis vor Kurzem fremd gewesen. Der Winter Soldier war frei von derlei menschlichen Empfindungen gewesen. Eine Maschine, eine Waffe fühlte nichts, dachte nichts, sie funktionierte nur. Bucky war diesen starken Gefühlen zum ersten Mal, seit er wieder eigenständig denken konnte, ausgesetzt und ihre Wucht zwang ihn in die Knie. Er saß einfach nur da, starrte eine Ewigkeit auf den leblosen Körper des Tieres, den er in die Aushöhlung vor sich gelegt hatte.

Wallenstein sah so lebendig aus, als würde er bloß schlafen und jeden Augenblick aufspringen, um eine wilde Jagd rund ums Haus einzuläuten und sich dann anschließend zu Becca und ihm zu gesellen. Wenn Bucky die Augen schloss, dann konnte er ihn fast noch auf der Holzterrasse liegen sehen, den Kopf zufrieden schnaufend im Schoß seiner Menschenfreundin abgelegt. Es war ein schönes Bild, ein friedliches Bild.

Und auch er hatte hier Frieden gefunden. Gegen alle Widrigkeiten war dieser fremde Ort innerhalb kürzester Zeit zu weitaus mehr als einem Versteck für ihn geworden. Die Benfield Loge war ihr kleines abgeschlossenes Reich gewesen, jenseits der lauten, bedrohlichen Welt.

Jetzt war alles verloren, unwiederbringlich zerstört.

Vor ihm lag Wallenstein. Abgeknallt, beseitigt wie ein störender Fremdkörper. Er selbst hatte das arme Tier von seinen Qualen erlösen müssen und auch wenn er wusste, dass er das Richtige getan hatte, hasste er sich nicht weniger dafür.

Und Hydra hatte Becca in ihrer Gewalt. Er wusste noch nicht einmal, ob sie überhaupt noch am Leben war. Die Logik sprach zwar dafür, dass sie die Telepathin lebend brauchten, doch die Ungewissheit ließ ihn verzweifeln. Beinahe hysterisch bedeckte er den toten Hund mit Erde. Bucky ertrug den Anblick des Tieres keine Sekunde länger. Erst als das Grab seines toten Freundes vollständig aufgefüllt war, ließ er von seinem Tun ab. Er sah an sich herab. Blut und Dreck hafteten an seinen Unterarmen. Selbst seine metallische Armprothese hatte ihren sonstigen Glanz eingebüßt.

Er hatte versagt.

Wallenstein hatte er nicht retten können und Becca war unerreichbar für ihn. Seine eigene Unfähigkeit brachte ihn fast um den Verstand und auch dafür hasste er sich. Hatte er wirklich geglaubt, dass sie sich vor einem übermächtigen Gegner wie Hydra in einem etwas abgelegenen Ferienhäuschen ewig verstecken konnten? Er hatte sich so sehr nach Normalität gesehnt, dass er arglos geworden war. Er hatte sich so sehr von ihrer Nähe einnehmen lassen, dass er nachlässig geworden war. Becca war verloren und es war seine Schuld.

Plötzlich legte sich ein Schatten über die Wiese neben der Lodge. Ein futuristisch anmutender Militärjet schwebte mit gedrosselter Geschwindigkeit über seinen Kopf hinweg. Hydra musste zurückgekehrt sein. Diese Art von Flugzeug hatte er schon einmal gesehen und nichts Gutes würde dem lärmenden Ungetüm aus Metall entsteigen. Ihm blieb nur eine Möglichkeit, auch wenn alles in ihm sich dagegen sträubte.

Flucht.

Bucky hatte genug vom Davonrennen, dennoch blieb ihm keine Alternative. Er musste hier weg. Nicht um seinetwillen, sondern für Rebecca. Wie sollte er ihr helfen, sie befreien, wenn er selbst in Gefangenschaft geriet oder an diesem Ort sterben würde? Damit wäre niemandem gedient. Zudem war er weder gerüstet für anhaltende Kampfhandlungen, noch war seine derzeitige körperliche und mentale Verfassung besonders vielversprechend, falls es zu einer Auseinandersetzung kommen würde. Zwar trug er eine Pistole und ein Messer immer bei sich, aber ein schneller Rückzug in die Wälder erschien ihm in Anbetracht seiner derzeitigen Lage die klügere Wahl zu sein.

Also stürmte er in den angrenzenden Wald, versuchte so viel Abstand wie möglich zwischen sich und seine Verfolger zu bringen. Hier war das Terrain unübersichtlich, hier hatte er bessere Chancen gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner, sollten sie ihn doch einholen. Über den Baumwipfeln vernahm er das laute Jaulen der Triebwerke, als sich der Jet erneut in Bewegung setzte. Er verfluchte das verdammte Mistding. Offensichtlich verfolgten sie ihn nun auch in der Luft. Zu Fuß konnte er so ziemlich jeden Verfolger problemlos abschütteln, aber ein verdammtes Flugzeug war eine ganz andere Geschichte! Trotzdem musste er es einfach versuchen. Er musste weiterlaufen, so schnell er konnte.

Während er abwechselnd Baumstämmen und umgestürzten Baumriesen auswich, fragte er sich wieder und wieder, warum in aller Welt Hydra doch zurückgekehrt war. Es ergab überhaupt keinen Sinn. Zuerst entführten sie Becca, erschossen ihren Hund und hinterließen ihm eine Warnung in Form einer beschissenen Nachricht auf einem Blatt Papier, nur um Stunden später mit einem verdammten Kampfjet wiederzukommen?

Er kam neben einem dicken Baumstamm zu einem Halt. Heftig atmend scannte er seine Umgebung. Als in seinem Sichtfeld ein Mann auftauchte, schaffte Bucky es gerade noch rechtzeitig sich lautlos hinter dem Stamm zu positionieren, bevor sein Verfolger weiter in seine Richtung rannte. Er zog das Messer, das er vor einer gefühlten Ewigkeit einem der Betrunkenen abgenommen hatte, die Becca im Park belästigt hatten, und das er seither immer bei sich trug. Der Andere schien allein zu sein. Wie hatte er ihn überhaupt so schnell einholen können?

Als Schritte nur wenige Meter von seinem Versteck entfernt abrupt zum Stehen kamen, übernahmen einmal mehr die antrainierten Instinkte des Winter Soldiers. Sein Verfolger konnte gar nicht schnell genug reagieren, da hatte er ihn bereits gegen einen Baumstamm geschleudert. Er legte sein ganzes Körpergewicht in den Angriff und kollidierte hart mit der Schulter des Mannes. Der Typ schien von der zähen Sorte zu sein. Jedenfalls konnte er sich auf seinen Beinen halten, doch Bucky nutzte den Überraschungseffekt und setzte seine Attacke fort. Sein Metallarm schoss nach vorne, das Messer fest im Griff seiner Faust. Aber der tödliche Stahl sank nie in den Hals seines Gegners. Sein Arm wurde abgeblockt. Wütend rammte er seine Rechte in die Magengegend des Anderen. Dabei vernachlässigte er seine eigene Deckung und kassierte seinerseits einen schmerzhaften Tritt in den Oberkörper, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und rückwärts taumeln ließ.

Er hob seinen Blick, sah sich seinen Angreifer zum ersten Mal genauer an. Und was ihm seine Augen da weismachen wollten, war vollkommen unmöglich. Er kannte ihn. Er kannte den Mann, der nur wenige Meter von ihm entfernt stand. Meerblaue Augen spiegelten sein eigenes Erstaunen wider. Das Messer entglitt seiner Hand. Er machte ungewollt einen Schritt nach hinten.

„Steve?", flüsterte er tonlos.

Beim Klang seines Namens zuckten die Mundwinkel des Blonden, doch es breitete sich kein Lächeln in seinem Gesicht aus. In seinen Augen sah er für den Bruchteil einer Sekunde Zweifel, gefolgt von Schmerz.

Bucky stand einfach nur regungslos da.

Er hatte mit allem gerecht, wirklich mit allem. Aber nicht mit diesem Mann, nicht mit Steve Rogers, den er noch vor wenigen Wochen hatte umbringen wollen. Er war sein Auftrag gewesen, sein letzter Auftrag bevor er sich aus Hydras Klauen befreit hatte. Irgendwie hatte Steve es bei ihrem Kampf auf dem Helicarrier geschafft den Winter Soldier verstummen zu lassen und war stattdessen zu Bucky durchgedrungen. Ein Satz hatte genügt, um sein Bewusstsein aus dem dunklen Ort hervorzuholen, an den Hydra all seine Erinnerungen und Gefühle für so viele Jahre verbannt hatte.

„Wir stehen das gemeinsam durch bis zum Ende."

Die Worte hallten in diesem Augenblick erneut in seinem Innersten wider. Es waren so vertraute Worte und doch kamen sie damals aus dem Mund eines Fremden. Er hatte Steve nicht gekannt. Er kannte ihn immer noch nicht, den Mann, der schweigend vor ihm stand und ihn mit wachsendem Erstaunen musterte. Steve schien mit der Situation mindestens so überfordert zu sein wie er selbst und erst ein Geräusch aus einem Headset, das er trug, riss ihn aus seiner Erstarrung.

„Alles in Ordnung, es ist Bucky", antwortete Steve in gedämpftem Tonfall einem unbekannten Gesprächspartner.

Bei seinen Worten verengten sich Buckys Augen zu Schlitzen. Alle Muskeln seines Körpers spannten sich schlagartig wieder an.

„Warum bist du hier?"

Die Frage kam ihm unvermittelt über die Lippen und selbst in seinen eigenen Ohren klang seine Stimme hart und feindselig.

„Bucky, ich -", setzte sein Gegenüber an, aber er fiel ihm ins Wort.

„Warum?"

Er spie die Frage geradezu aus und er konnte die Wut und Verzweiflung nicht länger aus seiner Stimme heraushalten.

„Ich will euch helfen. Wir wollen euch helfen."

Steve machte einen Schritt auf ihn zu und hob in einer beschwichtigenden Geste beide Hände, als wolle er ein verschrecktes Pferd bändigen, das kurz davor stand endgültig durchzugehen.

„Ihr seid zu spät", entgegnete Bucky nur kühl, nachdem er seine plötzlich aufkommenden Emotionen, so gut es ihm irgend möglich war, wieder unter Kontrolle gebracht hatte.

„Was ist passiert?"

Er kannte diesen Blick in Steves Gesicht. Der Blonde sah seine blutverschmierten Hände, seine dreckige Kleidung und zählte wohl eins und eins zusammen. Er hatte keine Ahnung. Er verstand ihn nicht im Geringsten. Traute er ihm etwa zu, dass er der Frau etwas antun würde? War er also immer noch das Monster in Steve Rogers Augen? Das Monster, das den Platz seines ehemals besten Freundes eingenommen hatte? Im Grunde konnte er ihm diese Annahme nicht einmal verdenken.

„Sie haben Rebecca", schlussfolgerte Steve schließlich, als Bucky ihn schweigend anstarrte und seine Augen weiteten sich. Aufrichtige Sorge spiegelte sich in ihnen. Und es waren diese ehrlichen Augen, die Bucky schließlich davon überzeugten, dass von diesem Mann, der in einem früheren Leben einmal wie ein Bruder für ihn gewesen war, keine Gefahr für ihn ausging.

„Dann ist uns dieser Mann zuvorgekommen", murmelte Steve mehr zu sich, doch seine Worte alarmierten Bucky.

„Welcher Mann?", platzte es aus ihm heraus, wenngleich er mit aller Macht versuchte die Ruhe zu bewahren.

„Ein Hydra-Agent hat Angela Benfield überfallen."

Nun war es an ihm Steve mit weitaufgerissenen Augen anzustarren. Hydra hatte Mrs. Benfield aufgespürt? Das war also die einfache Antwort auf die Frage, wie sie es geschafft hatten, sie so schnell in der Lodge ausfindig zu machen.

„Ist sie -"

„Sie lebt."

Erleichterung. Unendliche Erleichterung breitete sich in Bucky aus. Nicht, weil ihm irgendetwas an der Frau lag, er kannte sie schließlich nur aus Erzählungen, sondern weil der Gedanke, dass Becca eine weitere liebgewonnene Bezugsperson verloren haben sollte, auch für ihn selbst unerträglich war. Sie hatte stets mit so viel Respekt und Wärme von ihrer englischen Freundin gesprochen. Der Tod der älteren Lady hätte die Telepathin sicherlich noch härter getroffen als der ihres geliebten Hundes.

„Angela hat ihrem Angreifer unter Folter von diesem Ort erzählt", fuhr Steve schließlich fort.

War Steve etwa geschockt von Hydras brutalem Vorgehen? Was hatte er von dieser abscheulichen, menschenverachtenden Organisation denn erwartet? Steve hatte nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, was sie mit Rebecca machen würden, was sie ihr vielleicht schon in diesem Moment antaten. Körperliche Schmerzen waren noch das Harmloseste, was die Telepathin zu erwarten hatte. Allein der Gedanke daran, dass jemand Hand an sie legen würde, dass ihr jemand wehtun würde, ließ Buckys Körper vor unbändiger Wut erzittern.

Wieder schien Steve über sein Headset kontaktiert zu werden und Bucky versuchte aus dem einseitigen Teil der Unterhaltung schlau zu werden.

„Gut, wir treffen uns an der Lodge", verkündete er schließlich und ließ dabei sein Gegenüber keine Sekunde aus den Augen.

Was ging nur in diesem Moment in Steves Kopf vor? Glaubte er denn, er würde wieder weglaufen, wieder vor ihm und der Welt fliehen? Das hatte er schon einmal getan, aber seine Vergangenheit holte ihn dennoch jeden Tag Stück für Stück weiter ein. Er hatte das Davonlaufen satt.

„Bucky, du musst mit uns kommen. Wir -"

„Damit ihr mich einsperren könnt?", fiel er dem Mann ins Wort.

„Niemand wird dich einsperren", ließ Steve Rogers mit einer so plötzlichen Vehemenz verlauten, die Bucky in Erstaunen versetzte.

„Niemand sperrt dich ein, Bucky", wiederholte er schließlich mit sanfterer Stimme, aber nicht weniger Nachdruck, und machte erneut einen Schritt auf ihn zu. „Bitte Buck, du musst mitkommen."

„Ich muss sie finden!"

„Was?"

Steve legte seine Stirn in Falten.

„Rebecca. Ich muss sie finden", verkündete Bucky mit einer Absolutheit, die ihn selbst überraschte.

Doch auch Steve Rogers versetzte ihn einmal mehr in Erstaunen, denn ein schiefes Lächeln breitete sich bei seinen Worten in seinem Gesicht aus und dann tat er etwas, womit Bucky niemals gerechnet hätte. Er streckte auf einmal die Hand nach ihm aus.

„Dann lass mich dir helfen, Bucky. Wir finden Rebecca. Gemeinsam."

+++

Den Weg zurück zur Benfield Lodge bestritten sie schweigend. Nicht nur Bucky schien mit dem plötzlichen Aufeinandertreffen überfordert zu sein und so war jeder tief in seine eigene Gedankenwelt versunken. Steve warf ihm zwar den ein oder anderen prüfenden Seitenblick zu, so als wolle er sich vergewissern, dass Bucky immer noch an seiner Seite war, doch das war zugleich die einzige Interaktion zwischen ihnen. Er selbst verbarg seine Zweifel und Ängste hinter einem beinahe gleichgültigen Gesichtsausdruck. Diese stoische Miene behielt er bei, als sie schließlich vor dem Jet ankamen, der auf der Wiese hinter der Lodge gelandet war.

Dort wurden sie bereits erwartet.

Zwei Männer und eine Frau standen in der Nähe des Flugzeuges. Für Bucky waren sie Fremde. Einer der Männer hatte dunkelblondes Haar. Jede von Buckys Bewegungen erfasste er mit seinen aufmerksamen Augen und er konnte ihm regelrecht ansehen, wie er sich für alle erdenklichen Angriffsszenarien gedanklich eine passende Strategie zurechtlegte. Hatte der Typ tatsächlich Pfeil und Bogen im Anschlag? Und Bucky hatte geglaubt, er würde aus einer anderen Zeit stammen. Die Rothaarige nickte Steve knapp zu und bedachte ihn dann mit einem kühlen, kalkulierenden Blick. Sie trug zwar keine sichtbaren Waffen, aber er erkannte sofort, wenn ein selbstsicherer Kämpfer vor ihm stand und nur auf die richtige Gelegenheit wartete, um präzise und todbringend loszuschlagen. Der Dritte im Bunde war ein dunkelhäutiger Mann, der bei seinem Anblick nervös sein Gewicht von einem Bein auf das andere verlagerte.

Wer war diese merkwürdige Truppe?

So unterschiedlich die Drei auch waren, eine Sache schien ihnen gemein zu sein. Sie waren allesamt nicht begeistert ihn neben Steve zu sehen. Die Ablehnung, die ihm in diesem Moment entgegenschlug, war beinahe greifbar. Bucky verübelte es ihnen nicht im Geringsten. Offenbar schien auch sein Begleiter die aufkommende Anspannung zu bemerken, denn er beschleunigte seine Schritte und stellte sich in einer fast beschützenden Haltung vor ihn, als sie vor der Gruppe zum Stehen kamen. Erstaunlicherweise war es der Dunkelhäutige, der von allen am unruhigsten schien, und dennoch als Erster das Wort ergriff.

„Wo ist Rebecca?"

Seine dunklen Augen bohrten sich vorwurfsvoll in Bucky, doch anstatt seinen Blick zu senken, bedachte er ihn seinerseits mit einem eisigen Ausdruck in den Augen, der seine Wirkung auch in diesem Fall nicht verfehlte. Rasch wandte der Mann seinen Blick zu Steve.

„Und ist das da ein verdammtes Grab?", mischte sich auf einmal auch der Bogenschütze ein und Bucky sah nicht einmal in die Richtung, in die er mit seiner Waffe deutete.

„Wallenstein", murmelte Bucky und Steve schien der Einzige zu sein, der ihn gehört hatte.

„Rebeccas Hund?", wollte Steve wissen, als er sich mit einem irritierten Gesichtsausdruck zu ihm umdrehte.

Bucky nickte ihm schweigend zu.

„Du hast ihren Hund umgebracht?", stieß der Dunkelhäutige auf einmal fassungslos aus.

Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, fand der Mann sich auf dem Boden wieder. Bucky hatte sich binnen eines Herzschlages auf ihn gestürzt und drückte ihm mit seinem Metallarm auf die Luftröhre.

„Ich habe ihn erlöst", brachte Bucky zwischen wütend zusammengepressten Zähnen hervor und wurde im nächsten Moment von Steve von seinem Freund heruntergerissen und unsanft auf den Boden befördert.

„Ganz ruhig, Brauner", vernahm er die Stimme des Bogenschützens über sich.

Ein Pfeil und der Lauf einer Pistole waren bereits auf Buckys Kopf gerichtet und sowohl der Bogenschütze als auch die Rothaarige schienen nur darauf zu warten die jeweilige Waffe abzufeuern.

„Es reicht", erklang Steves nun ebenfalls wütende Stimme.

Er half gerade dem Mann auf die Beine und bedachte zuerst Bucky und dann der Reihe nach alle anderen Anwesenden mit einem mahnenden Blick.

„Geht's wieder, Sam?", wandte er sich dann mit nun besorgter Miene an den Dunkelhäutigen und dieser nickte zwar, schüttelte dann aber offenbar peinlich berührt den helfenden Arm ab.

„Hier herrscht eindeutig Testosteron-Überschuss", kommentierte die Frau das Geschehen, während sie mit einem amüsierten Schmunzeln ihre Waffe wieder hinter ihrem Rücken im Bund ihrer Hose verstaute.

Steve warf ihr einen säuerlichen Blick zu, den die Rothaarige jedoch gekonnt ignorierte. Stattdessen wandte sie sich erneut an Bucky.

„Was genau ist passiert?"

Langsam kam er wieder auf seine Füße und sah sich mit vier Paar fragender Augen konfrontiert.

„Hydra ist passiert", erwiderte Bucky. „Den Hund haben sie angschossen und Becca -"

Seine Stimme versagte. Was sollte er sagen? Dass es seine Schuld war, weil er nicht da gewesen war? Dass er sich nicht einmal erklären konnte, wie sie es geschafft hatten, Rebecca ohne Gegenwehr zu überwältigen? Dass es ihm, der so viele Menschen auf dem Gewissen hatte, bei dem Gedanken an die letzten Momente mit dem sterbenden Hund jedes Mal aufs Neue das Herz brach? Dass der Gedanke an Rebecca und das, was sie in diesem Augenblick durchleben musste, ihn beinahe den Verstand kostete?

Ein Druck auf seiner Schulter riss ihn aus seinem tranceartigen Zustand. Steve hatte ihm die Hand aufgelegt. Ihre Blicke trafen sich. Bucky war es auf einmal, als würde er in Beccas Augen sehen, so starke Erinnerungen beschwor der Ausdruck in Steve Rogers Augen in ihm herauf.

Mitgefühl und Wärme blickten ihm aus meerblauen Augen entgegen.

„Wir finden sie, Buck!"

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