Kapitel 10: Böses Erwachen

Das Klingeln seines Mobiltelefons weckte ihn. Mürrisch sah Steve Rogers auf die Leuchtanzeige des Weckers. Es war 9 Uhr. Er hasste dieses Ding! Smartphone wurde es genannt. Was war nur aus dem guten alten Telefon mit Wählscheibe geworden? Seinerzeit war man noch von einem freundlichen Fräulein am anderen Ende der Leitung mit der Person verbunden worden, mit der man gerne sprechen wollte. Heutzutage war man immer und überall erreichbar. Und dann noch dieses grässliche Whatsapp, zu dem ihn Wilson überredet und seither fast täglich mit immer dämlicheren Videos überflutet hatte. Er war zwar Captain America, aber war es denn zu viel verlangt ihn ein einziges Mal an einem ganz normalen Sonntag richtig ausschlafen zu lassen? Er zog sich die Decke über den Kopf. Das Klingeln war immer noch zu hören. Wer auch immer versuchte ihn zu erreichen, war ganz schön hartnäckig. Mit einem Seufzer gab Steve sich geschlagen. Er griff nach dem vibrierenden Höllending und war nicht überrascht, als er Wilsons Nummer auf dem Display sah.

„Wenn es nicht um eine Alieninvasion oder eine weltbedrohende Verschwörung geht, bringe ich dich um, Sam!", murmelte er in das Gerät.

Am anderen Ende ertönte Sams Lachen: „Tut mir leid, Cap."

Dann nahm seine Stimme einen ernsten Unterton an.

„Du musst unbedingt die Nachrichten einschalten!"

Wieder entfuhr Steve ein tiefer Seufzer. Was konnte schon so wichtig sein, dass er davon aus den Nachrichten erfuhr? Im Ernstfall waren es meist Natasha oder Sam, die sich zuerst mit ihm in Kontakt setzten, wenn sein Einschreiten erforderlich war. Schlaftrunken wankte er durch seine neue Wohnung im Washingtoner Stadtteil Georgetown. Seine alte Wohnung war, nun ja, nicht mehr bewohnbar und nach all dem Chaos in der jüngsten Zeit, war dieses Apartment die beste Option gewesen - wenn auch nicht die günstigste. Er war noch nicht einmal dazu gekommen alle Umzugskartons auszupacken. Und seine Habseligkeiten waren nun wirklich sehr überschaubar. Auf einem gläsernen Wohnzimmertisch lag die Fernbedienung.

„Welcher Sender?", grummelte Steve ins Telefon.

„CNN!"

Er wählte den Nachrichtensender. Im Hintergrund der blonden Newsroom-Sprecherin Poppy Harlow war das etwas unscharfe Standbild einer Überwachungskamera zu sehen. „Der Verdächtige hat auf seiner Flucht offensichtlich eine noch unbekannte Frau als Geisel genommen", erklärte Harlow. Die Einstellung wechselte zu einem Video. Es schien sich tatsächlich um die Aufzeichnung einer Überwachungskamera zu handeln. Darauf war ein Treppenhaus zu erkennen, durch das ein Mann eine Frau zerrte. Er trug eine dunkle Tasche bei sich. Vor ihnen lief ein großer Hund. Dann waren die drei auch schon aus dem Bild verschwunden. Stattdessen wurde ein vergrößertes Bild des Mannes gezeigt. „Der Mann steht in dringendem Tatverdacht mehrere Regierungsbeamte sowie Polizisten getötet zu haben. Er ist äußerst gefährlich und hat offenbar eine junge Frau in seiner Gewalt. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeiwache im District of Columbia sowie jedes Field Office des FBI entgegen."

Das Smartphone entglitt seiner Hand, als Steve ungläubig auf den Bildschirm starrte.

„Mein Gott, Bucky..."

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