Kapitel 15. Geborene Königin
4 Wochen später
Elisabeth
Mit dem Blick auf meine wunderschöne Tochter, Grace Elisabeth Ackerman, dachte ich über die letzten Wochen nach.
Levi hatte mich wirklich in Ruhe gelassen und gab mir die Zeit, mich von der Geburt zu erholen.
Letzte Nacht kam er das erste Mal in mein Bett. Ich dachte er würde mich einfach dazu zwingen und schnell seine Aufgabe erledigen, aber dessen war nicht so. Levi ging liebevoll mit mir um und sorgte mit seinen Berührungen dafür, dass es mir nicht zu stark weh tat, als er in mich eindrang. Womöglich war er nur so zärtlich, da ich mich noch nicht wirklich gegen ihn wehrte. Es war nicht so, dass ich aufgegeben hatte, es lag eher daran, dass mir in den Wochen, in denen ich Levi nicht sah, bewusstwurde, welche Aufgabe ich zu erfüllen hatte.
Genau, es war eher eine Akzeptanz gegenüber meinen Pflichten, weshalb ich mich Levi hingab und nichts weiter dazu zu sagen hatte.
Dennoch, ich kannte mich selbst und das würde nicht auf ewig so weiter gehen. Ich war keine Puppe, die man kurz im Bett benutzen konnte und dann wieder ignorieren konnte. Ich würde irgendwann nicht mehr so handzahm sein, ich wollte nur selbst schauen, wie lange ich es wohl noch durchstehen würde.
Ich seufzte und kam gedanklich wieder im hier uns jetzt an.
Ich saß draußen im Garten und meine Tochter lag im Kinderbett und schaute neugierig in der Gegend herum.
Überraschender Weise durfte ich den Namen meiner Tochter selbst bestimmen, weshalb ich sie nach meiner Mutter benannte und sie daher ihren ersten Namen Grace bekam. Der zweite Name war mein Name und bedeutete mir sehr viel. Meine Tochter würde meinen Namen weitertragen, auch wenn ich ihr nicht mehr als das geben konnte.
Sie war nun 4 Wochen alt und ihre Neugierde überraschte mich immer wieder aufs Neue. Sie war eine kleine Entdeckerin. Ich musste lächeln, als ich sie beobachtete und beugte mich nach vorne, um ihr sanft über den Kopf zu streicheln.
Erst als meine Zofe, Marie zu mir kam und mir ins Ohr flüsterte, dass Sophie auf den Weg zu mir war, schaute ich von meiner Tochter auf und erblickte diese abartige Schlange.
Sie war nun im zweiten Monat schwanger und war selbstverständlich übervorsichtig. Sie ging komischerweise davon aus, dass sie den nächsten Thronerben in sich trug und schien nicht zu wissen, dass Levi ihren Sohn niemals als Erben anerkennen würde.
Ich hatte mich entschieden zu schweigen und abzuwarten. Natürlich wollte ich es mir nicht entgehen lassen persönlich dabei zu sein, wenn sie davon erfuhr, aber ich wusste auch, dass es nicht meine Aufgabe war, es ihr mitzuteilen.
Mit einem arroganten Blick kam sie auf mich zu und blieb vor mir stehen. Ihr blick ging zu meiner Tochter und dann wieder zu mir „Die arme kleine, sie wird es nicht leicht haben" merkte sie gespielt besorgt an.
Ich verzog mein Gesicht und legte meine Hand auf das kleine Bäuchlein meiner Tochter „Sie ist immer noch die Tochter von unserem König und somit eine Prinzessin" merkte ich angespannt an.
Sophies Blick glitt zu mir und sie strich sich sanft über den Bauch „Nun ja, genieße die Zeit, die du noch als Königin hast. Sobald mein Sohn geboren wird, wird hier einiges anders laufen" merkte sie an und bedrohte mich.
Sie tat mir schon langsam leid.
Dachte ich und musste schmunzelten. Ich weiß nicht, ob Levi das mit Absicht tat, oder einfach nicht riskieren wollte, dass Sophie das Kind vor Schock verliert, wenn sie die Wahrheit erfahren würde, aber ich musste zugeben, dass mich das hier amüsierte.
„Das werden wir ja sehen, wie der König sich entscheiden wird" sagte ich nur mit einem ruhigen Ton, dass Sophie gar nicht gefiel. Mir war bewusst, dass sie mich provozieren wollte, aber das würde ich nicht zulassen.
Sie verzog das Gesicht und drehte sich zu ihre Diener herum, die sie seit neusten besaß „Wir gehen!" zischte sie und lief davon.
Ich schaute ihr nach und seufzte Kopf schüttelnd.
„Eure Hoheit, wieso sagt ihr dieser Schlange nicht die Wahrheit, dass das Kind, wenn es wirklich ein Junge sein sollte, nicht vom König als Thronfolger anerkannt wird?" fragte mich Marie verwundert.
Ich schaute zu meiner Tochter und ließ sie meinen Finger mit ihrer kleinen Hand ergreifen und lächelte „Weil das nicht unserer Aufgabe ist und es ist doch viel schöner als Zuschauer an einem Ereignis teilzunehmen, satt mittendrinn zu sein" erklärte ich und erhob mich.
Ich nahm meine Tochter auf den Arm und schaute Marie an „Bitte bereite einen Tee vor und lade ein paar Adelsdamen ein, ich würde gerne morgen Vormittag mit ihnen gemeinsam Tee trinken" bat ich Marie und ging mit meiner Tochter Richtung schloss Eingang.
„Ja, eure Majestät" hörte ich Marie noch sagen. Als ich am Eingang ankam, erkannte ich am Toreingang, dass viele Bürger sich versammelt hatten und aufgewühlt schienen.
Verwundert ging ich einfach in die Richtung und übergab dabei meine Tochter, ihrer persönlichen Zofe. Sie nahm sie entgegen und schaute mich an, um auf meinen Befehl zu warten.
Ich küsste meine Tochter noch einmal auf die Stirn und nickte dann der Zofe zu „Bring sie bitte in meine Gemächer und lass sie von der Amme füttern" befahl ich und die Zofe verbeugte sich kurz, bevor sie mit meiner Tochter und zwei Dienerinnen verschwand.
Allein meine Tochter hatte eine Zofe und mehrere Dienerinnen bereits, da fragte ich mich wirklich manchmal, ob Levi unsere Tochter hasste oder doch liebte.
Ich schob den Gedanken erst einmal beiseite und ging zu der Menge, die sich vor unseren Schlosstoren versammelt hatten.
„Die Königin!!" hörte ich plötzlich jemand rufen und die Menschen schauten mich überrascht an und verneigten sich. Ich musterte die Menschen und konnte mich manchmal immer noch nicht daran gewöhnen, wie die Menschen auf mich reagierten.
„Eure Hoheit, wir bitten um Gnade!" rief jemand aus der Menge.
Ich verstand nicht ganz, was los war, weshalb ich zu den Wachen schaute „Öffne das Tor" befahl ich.
„Aber eure Hoheit..." wollte er mir widersprechen.
„Ich sagte, öffnete das Tor" wiederholte ich nun mit etwas mehr Nachdruck.
Der Soldat nickte zögerlich und gab den Befehl weiter, wodurch kurz darauf das Tor aufging, und ich hinaustrat.
„Beschützt die Königin!" rief der Soldat, dem ich den Befehl erteilt hatte und wollte sich vor mich stellen, aber ich legte sanft meine Hand auf seine Rüstung und schüttelte den Kopf „Ich benötige keinen Schutz, mein Volk würde mir nie etwas antun" sprach ich.
„Ein Engel..." hörte ich eine ältere Dame sagen und erst jetzt bemerkte ich, wie mich alle anschauten.
Ich lächelte meinen Volk an und ging an dem Soldaten vorbei und ging auf die Menschen zu, ich nahm von der älteren Dame die Hand und legte meine andere Hand auf ihre „Könnt ihr mir bitte in Ruhe erzählen, was passiert ist, dass ihr euch alle hier versammelt habt?" fragte ich und lächelte sanft.
„Eure Hoheit, wir bitten bei dem König um Gnade. Durch den Sturm vor ein paar Tagen ist bei vielen die erste Ernte zerstört worden. Wir haben kaum noch etwas essen und haben Angst zu verhungern. Ich bete zum Heiligen Christus Jesus um eure Gesundheit und auch um die Gesundheit der Prinzessin, aber bitte helft uns" flehte sie uns an und die anderen nickten.
Ich schaute durch die Menge und wusste nicht, dass der Sturm, der vor ein paar Tagen über unser Land zog, so viel Schaden angerichtet hatte „Für wie lange hätte die Ernte euch ernährt?" fragte ich.
„4 Wochen, oder?" fragte die ältere Dame und die anderen nickten „Genau, wir ernten immer so, dass ein Teil geerntet wird und der andere Teil noch 4 Wochen benötigt, um geerntet zu werden. Daher benötigen wir essen für 4 Wochen, bis dahin wird unsere andere Ernte, die nicht vom Sturm beschädigt wurde, bereit sein." Erklärte ein etwas jüngerer Mann.
Als ich ihn anschaute, wurde er rot und schaute zu Boden.
Ich nickte verstehend und ignorierte das Verhalten des jungen Mannes. Ich drehte mich zu den Wachen herum, die am Tor standen und so aussahen, als würden sie bereit sein alle zu töten, wenn mich nur einer unangemessen berühren sollte.
Ich seufzte innerlich und schaute die Wachen ernst an „Wie viel Weizen haben wir in unseren Speichern?" fragte ich bestimmend. Da ich wusste, dass wir immer etwas mehr Weizen zur Verfügung hatten, um schwierige Zeiten zu überstehen und das galt auch für das Volk, zumindest war das meine Meinung.
Die Wachen schauten sich gegenseitig an und waren verwundert, weshalb ich so etwas fragte.
„Ich bitte um eine Antwort!" sagte ich nun streng. Können die mich auch ernst nehmen! Ich war die Königin und nicht ein dummes Ding, dass keine Ahnung hatte.
„Eure Majestät, wir können das doch nicht..." versuchte der Soldat mein Vorhaben zu stoppen.
Ich hob eine Braue „Ihr wollt also, dass das Volk hungert, während wir genug zu essen haben?" fragte ich nun aufgebracht.
Ich wusste, wie die Menschen hinter mir die Wachen anstarrten.
Der Soldat starrte die Menschen an und dann mich und atmete angespannt aus, bevor er sich verbeugte „Eure Majestät wir haben genug Vorräte, um das Volk für 2 Wochen zu ernähren. Die nächste Lieferung von Weizen, wird genau in zwei Wochen bei uns eintreffen, bis dahin können wir das Volk noch einmal für 2 Wochen ernähren" antwortete er endlich auf meine Frage.
Ich nickte „Also gut, ruft alle zusammen und beginnt mit der Verteilung. Jeder von Ihnen bekommt eine angemessene Menge an Weizen!" rief ich laut, damit es auch jeder hörte.
„Ja, Eure Majestät!" riefen die Wachen begannen mit den Vorbereitungen.
Die Menschen um mich herum, fielen auf ihre Knie und verneigten sich so tief, dass ihre Stirn den Boden berührten „Wir danke euch, Eure Majestät!" riefen sie erleichtert und dankbar.
Ich lächelte und war froh, dass ich wenigstens meine Pflichten bei meinem Volk erfüllen konnte.
Levi
„Eure Majestät! Eure Majestät!" rief ein Soldat und kam in den Saal hereingerannt. Ich war gerade dabei ein Gespräch mit den Adligen zuführen, da wir womöglich meine Tochter mit einem Prinzen vermählen werden, um eine Allianz zwischen unseren Ländern zur besiegeln.
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und trank meinen Tee, als er vor mir stehen blieb und sich verbeugte. Ich stellte meine Tasse auf den Tisch zurück und seufzte „Erhebt euch und sagt, was passiert ist" forderte ich ruhig.
Der Soldat erhob sich und schluckte schwer „Eure Majestät, ihre königliche Hoheit, die Königin hat befohlen den Weizenspeicher zu öffnen und Weizen an das Volk zu verteilen" teilte er mir außer Atem mit.
„Was hat die Königin getan?!" fragte ein Adliger geschockt.
Ich verkrampfte meine Hand um meine Tee Tasse und erhob mich.
Natürlich standen die Adligen ebenfalls sofort auf und verbeugten sich „Ich werde mir das Ansehen" sagte ich nur und folgte dem Soldaten. Mit meiner Dienerschaft und dem Soldaten kam ich draußen an und schaute mir an, was die Königin getan hatte.
„Wir haben auf den Befehl der Königin ein Stand aufgebaut und verteilen nun Weizen an das Volk, eure Majestät" erklärte der Soldat. Ich schaute mich um und erkannte, dass sich eine ganze Menge Menschen vor meinen Toren versammelt hatten.
„Was ist der Grund dazu?" fragte ich und schaute den Soldaten an.
„Anscheinend hat der Sturm, der vor ein paar Tagen übers Land zog einige Felder zerstört, weshalb ein Teil der Ernte nicht mehr zu gebrauchen ist" erklärte der Soldat.
„Und wieso hat niemand von euch mir mitgeteilt, dass sich mein Volk wegen diesem Ereignis vor meinen Toren versammelt hat?" fragte ich den Soldaten mit ruhiger Stimme weiter.
„Eure Majestät, wir dachten nur, dass das Volk ... also... das ..." wollte sich dieser Idiot herausreden, weshalb ich ihm mitten in den Bauch trat, so dass er nach hinten stolperte und zu Boden fiel.
In dem Moment machte ich auf uns Aufmerksam und das Volk, dass gerade Weizen von uns erhielt, erkannte mich. Natürlich verbeugten sich alle vor mir „Eure Majestät" riefen sie einheitlich.
„Nichtsnutz!" zischte ich den Soldaten noch an, während ich auf den Stand zu ging. „Fahr fort, bitte nimmt euch so viel wie ihr braucht" befahl ich wieder mit einer ruhigen Stimme.
„Gott schütze euch, Eure Majestät!" riefen sie mit einem Lächeln und die Soldaten fuhren mit der Verteilung fort.
Ich schaute mich um und erkannte meine Königin, die gerade mit einem Soldaten diskutierte.
„Eure Hoheit, wir sollten nicht zu viel Weizen an das Volk verteilen" hörte ich den Soldaten sagen.
„Das hast du nicht zu entscheiden! Befolge meinen Befehl und widerspreche mir nicht" erwiderte Elisabeth mit einem strengen Unterton.
„Aber eure..." wollte der Soldat wieder widersprechen, bis er mich hinter Elisabeth erkannte und sich sofort verbeugte „Eure Majestät" sagte er nur ehrfürchtig.
Wie in Zeitlupe, drehte sich Elisabeth zu mir herum. Ihr weißes Haar glänzte in der Sonne und ihre wunderschönen Augen weiterten sich, als sie mich erblickte. Sie sah in der Sonne aus, wie ein Engel, sie war wirklich wunderschön.
„Eure Hoheit" sagte sie und verneigte sich leicht.
Ich verschob meine Gedanken beiseite und mir wurde wieder bewusst, dass wir aktuell keine gute Beziehung zueinander hatten, weshalb sie mich nicht einmal mehr mit meinem Vornamen ansprach.
„Meine Königin, bitte erhebt euch" sagte ich und schaute dann den Soldaten an „Befolgt die Befehle der Königin, ohne widerrede. Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass ein Soldat der Königin widerspricht, schlage ich euch den Kopf ab!" zischte ich nun. Der Soldat, der immer noch verbeugt war, sagte nur „Ja, eure Majestät" und ging schnell davon.
Ich schaute wieder Elisabeth an, die mich mit ihren Augen musterte, als hätte sie nicht erwartet, dass ich hinter ihr stehen würde.
„Ich danke euch" sagte sie nur und wollte gehen, aber ich packte sie am Handgelenk und schaute unsere Diener an „Lasst uns allein" befahl ich. Die Diener verbeugten sich und nahmen Abstand.
„Was habt ihr vor?" fragte Elisabeth und schaute mich mit so einem Blick an, als wäre es ihr unangenehm mit mir allein zu sein.
Irgendwie verletzte mich dieser Ausdruck, aber ich durfte auch nicht nachlässig sein. Der König war für so vieles Verantwortlich und eine Königin, die keinen Sohn bekommen konnte, war in Gefahr. So lief die Welt nun einmal und ich wollte nicht, dass Elisabeth irgendwann in Gefahr ist.
„Elisabeth, woher wusstest du, dass das Volk Weizen benötigt?" fragte ich sie.
Sie entzog sich meinem Griff und stellte sich wieder aufrecht hin. Sie strich sich sanft über ihr Kleid und achtete darauf, dass sie mit gehobenem Haupt vor mir stand. Sie war wahrlich eine geborene Königin.
„Ich habe mit diesen Menschen gesprochen. Das solltet ihr vielleicht auch öfter tun" hielt sie mir meine Unfähigkeit vor.
Ich verzog mein Gesicht und nahm mir vor meine Soldaten besser zu erziehen. Ich hatte keine Ahnung, dass mein Volk am Verhungern war, normalerweise, wird einem König mitgeteilt, wenn sich Menschen vor den Toren versammeln. Da haben eindeutig die Soldaten versagt und das würde ich noch klären.
„Du hast recht, ich hätte aufmerksamer sein sollen" kam ich ihr entgegen und stimmte ihr zu.
Ihre Augen weiteten sich wieder, als hätte sie auch damit nicht gerechnet. Doch sie riss sich schnell wieder zusammen und schaute mich emotionslos an.
Das gefiel mir nicht. Sie hatte sich in den letzten Wochen stark verändert und zeigte kaum noch ihre Emotionen.
Ich seufzte und wollte wieder ihre Hand ergreifen, aber sie ging paar Schritte zurück, so als wollte sie nicht, dass ich ihr näherkam. Und als ich erkannte, dass sie jemanden hinter mir anstarrte, drehte ich mich herum und sah Sophie, die gerade auf uns zu kam.
Die hat mir gerade noch gefehlt.
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