Kapitel 14. Unsere Blutlinie

Marie

Mit gebeugter Haltung stand ich neben unserer Königin und linste heimlich nach oben, um mir das Spektakel selbst ansehen zu können.

Vor unserer Königin stand Sophia, sie trug ein teures und sehr elegantes Kleid und nahm sich, meiner Meinung nach, schon viel zu lange zu viel heraus. Wie konnte jemand nur so dumm wie eine Gans sein, sich mit der Königin zu vergleichen und als Konkurrentin zu versuchen, den König für sich zu gewinnen. Anscheinen hatte Sophie nicht wirklich das Wissen, das sie hätte haben sollen, um hier zu überleben.

Wir wussten alle am Hofe, dass Sophie seit paar Wochen das liebste Spielzeug seiner Majestät, dem König war und dass sie es genoss, da sie aktuell mehr Macht hatte als normale Dienerinnen und Zofen haben sollten. Dennoch, allein dass Sie es mit der Königin aufnahm, ließ mich erzittern.

„Ist Sie auf den Kopf gefallen?" flüsterte auf einmal eine Dienerin hinter mir und schaute genervt Sophie an.

„Sie wird niemals den Platz der Königin einnehmen, das ist unmöglich" kam es von der anderen Dienerin zurück.

Ich nickte leicht und schaute wieder nach vorne.

Natürlich würde Sophie niemals den Platz der Königin einnehmen können. Die Königin stammt aus einer hochangesehenen Adelsfamilie, ihre Blutlinie war etwas Besonderes, das kann auch deutlich an Ihrer Hautfarbe und Haarfarbe erkannt werden. Allein deswegen würde der König die Königin niemals ersetzen.

„Es muss frustrierend sein, nicht zu wissen, was der eigene Ehemann so anstellt" kam es hochnäsig von Sophie und sie versuchte dabei auf die Königin herabzuschauen, als wäre sie etwas Besseres.

„Ich weiß genau, was mein Ehemann tut und auch diese Zeit wird vorüber gehen" erwiderte die Königin und ich wusste, dass sie gerade versuchte mit erhobenem Haupt vor Sophie zu stehen, obwohl sie verletzt war.

Sophie fing an zu lachen und schob hochnäsig ihr Haar nach hinten „Redet euch das nur ein, aber der König wird mir gehören" grinste sie und kam der Königin näher „Womöglich erwarte ich bald ein Kind und wenn dieses Kind ein Junge wird, wird er euch fallen lassen" flüsterte sie gehässig.

Ich spürte, wie die Königin ihren Körper bei diesen Worten anspannte, weshalb ich schwer schlucken musste.

„Euch ist bewusst, dass ich ebenfalls ein Kind von seiner Majestät erwarte und bei mir sind es nicht nur Spekulationen" erwiderte die Königin dennoch ruhig.

Wieder fing Sophie an zu lachen „Ich habe von meiner Wahrsagerinn erfahren, dass es eh ein Mädchen sein wird. Daher werdet ihr mir nicht länger im Weg stehen" zischte Sophie die Königin an und schubste sie beiseite, als sie an ihr vorbei ging.

Die Königin stolperte zur Seite, da sie mit so etwas abartigem nicht gerechnet hatte. Ich, als ihr Zofe und die anderen Dienerinnen fingen sie auf und sorgten dafür, dass sie nicht zu Boden fiel.

„Unverschämtheit!" hörte ich in den Reihen der Dienerschaft sagen. Das Verhalten von Sophie ging eindeutig zu weit. Ich verstehe wirklich nicht, weshalb der König das nicht sah.

Traurig schaute ich die Königin an, die sich langsam wieder erhob und sich bei uns bedankte, ich konnte erkennen, dass es ihr schlecht ging.

Sie tat mir leid.

Elisabeth

Mit Tränen in den Augen schaute ich dieser Schlange hinterher. Ich atmete tief ein und blinzelte meine Tränen weg.

Ich durfte keine Schwäche zeigen und muss als Königin stark bleiben. Dennoch, als sie sagte, dass ich eh nur ein Mädchen bekommen würde, stach sie mit diesen Worten direkt in mein Herz.

Ich würde auch ein Mädchen über alles lieben, aber ich wusste, dass Levi einen Erben brauch und wenn diese Schlange wirklich ein Kind erwarten sollte und dies ein Junge sein wird, dann kann Levi dafür sorgen, dass das Bastard Kind der Kronprinz wird.
Natürlich nur so lange, bis ich, die Königin einen Erben hervorbringe. Aber die Mutter eines Kronprinzen stand fast auf gleicher Höhe, wie die Königin.

„Lasst uns gehen" sagte ich zu meiner Zofe, Marie und meinen Dienerinnen.

Sie durfte auf keinen Fall einen Jungen bekommen! Das darf ich nicht zulassen.

4 Monate später

„Pressen eure Hoheit, Pressen!" sagte Marie zu mir und hielt meine Hand.

Ich presste, wie es von mir verlangt wurde und schrie dabei, da ich noch nie in meinem Leben solche Schmerzen hatte.

Wieder bekam ich die Anweisung zu pressen und ich presste und presste.

Bis ich endlich das Schreien von meinem Baby hörte. Ich sackte zusammen und spürte, dass ich komplett erschöpft war. Ich hätte nicht erwartet, dass eine Geburt so anstrengend sein konnte.

„Eure Hoheit, ich gratuliere euch zu eurem Kind" hörte ich die Schwester sagen und sah sie lächeln. Aber irgendetwas stimmte nicht, ich bemerkte doch die komischen Blicke auf mir.

„Was... ist es?" fragte ich mit zittriger Stimme und versuchte mich aufzusetzen, aber Marie drückte mich zurück ins Bett.

„Es ist ein Mädchen, eure Hoheit" antwortete mir die Schwester, die mir auch kurz darauf diesen unschuldigen Engel auf die Brust legte. Sofort fing ich an zu heulen, es tat mir so leid, dass ich dieses Kind in diese ungerechte Welt hineingeboren habe. Sie würde nie wirklich von ihrem Vater geliebt werden, solange kein Erbe vorhanden ist.

„Sie hatte recht..." flüsterte ich und drückte mein Kind noch mehr an meine Brust.

„Wer eure Hoheit?" fragte Marie verwirrt.

„Sophie... sie hatte recht, ich habe nur ein... Mädchen..." schluchzte ich und schaffte es nicht, den Satz zu Ende zu bringen.

Die Augen meiner Zofe Marie weiteten sich und sie legte sofort ihre Hand auf meinen Kopf und strich sanft drüber „Eure Hoheit, ihr habt eine wunderschöne Tochter bekommen, sie wird euer Ebenbild sein und im ganzen Reich wird ihre Schönheit bekannt sein. Und ihr seid noch jung, ihr werdet einen Erben bekommen" versuchte sie mich aufzubauen, weshalb ich etwas lächeln musste.

Doch dieses Lächeln verschwand, als Levi mein Zimmer betrat. Die Schwestern und Dienerinnen, hatten soweit alles sauber gemacht und halfen mir, mich etwas aufzusetzen. Ich wusste, dass ich tiefe Augenringe hatte und von der Anstrengung verschwitzt war. Dennoch versuchte ich wie eine Königin zu wirken und wollte nicht zu sehr zeigen, dass ich unglaublich fertig war.

„Eure Hoheit" hauchte ich und neigte mein Kopf. Seid den letzten 4 Monaten hatten Levi und ich uns distanziert. Ich musste zwar gerade auch an seine Worte denken, dass er wieder öfter mein Bett besuchen würde, wenn unser Kind geboren ist, aber gerade glaubte ich nicht mehr daran. Es war zu viel passiert und allein der Gedanke, dass Sophie wirklich ein Kind erwartete, brach mir das Herz.

„Königin" kam es mit tiefer Stimme von Levi und kam mir näher. Meine Diener und die Schwestern, verneigten sich und verließen automatisch das Zimmer und schlossen die Tür.

Nun war ich alleine, mit dem Mann, den ich eigentlich liebte und dem Kind, dass keine schöne Zukunft beschert wird, wenn Sophie einen Jungen gebären sollte.

Levi setzte sich zu mir ans Bett und strich mir sanft ein paar meiner weißen Haarsträhnen beiseite. Er musterte mich und dann das Kind, dass auf meiner Brust lag und zu schlafen schien.

„Es... es ist ein Mädchen, eure Hoheit" brachte ich endlich heraus und hatte schreckliche Angst, was er nun tun würde.

„Das weiß ich" antwortete Levi ruhig und nahm seine Hand von mir. Er zeigte mir mit seinen Armen, dass er unser Baby halten wollte, weshalb ich ihm zögerlich das Kind überreichte.

Levi schob die Decke, in der unsere Tochter eingewickelt war, etwas beiseite und musterte sie „Sie wird genauso schön werden, wie du" hauchte er und schien nicht komplett von seiner Tochter abgeneigt zu sein.

„Levi... bitte verzeih mir... ich.." wollte ich gerade beginnen und stand den Tränen nahe. Ich bin jetzt einfach über meinen Schatten gesprungen und habe ihn mit dem Vornamen angesprochen.

„Shhhh, du brauchst dich nicht entschuldigen" begann Levi zu sprechen und küsste seine Tochter sanft auf die Stirn, bevor er wieder aufschaute und mir direkt in die Augen.

„Ich werde so oft in dein Bett kommen, bis du einen Erben hervorbringst. Ob du das willst oder nicht, interessiert mich nicht" sprach er nun mit einem bedrohlichen Unterton.

Ich erzitterte und starrte ihn mit großen Augen an. Das bedeutet, er würde mich zwingen, die Beine für Ihn aufzumachen, auch wenn ich es nicht will.

„Solltest du dich wehren, werde ich andere Seiten aufziehen. Damit du lernst, was deine Aufgabe als meine Frau ist" sprach er weiter und übergab mir unsere Tochter wieder.

Als er aufstand, beugte ich mich automatisch nach vorne und griff nach seinem Ärmel.

„Wieso?... Wieso tust du das? Du hast doch Sophie... reicht das nicht, wenn sie einen Erben bekommt?" fragte ich verzweifelt, da ich schreckliche Angst davor hatte, was Levi alles mit mir anstellen würde, sobald ich wieder bereit war, ein Kind zu empfangen.

Er entzog sich gewaltsam aus meinem Griff und schaute wütend auf mich runter „Bist du verblödet! Denkst du allerernstes, dass ich einen Bastard als meinen Erben anerkenne!? Ich habe dich nicht nur wegen deiner Schönheit geheiratet! Du stammst von eine der höchsten und reinsten Adelsfamilien ab, nur ein Junge, der von uns beiden stammt, wird mein Nachfolger sein können. Was glaubst du, was die Adligen mit dem Bastard Kind tun werden, wenn ich tot bin? Sie werden ihn zerreißen und seine Leiche auf die Straße schmeißen! Nur ein Adliger mit unserem Blut, hat den Respekt und die Macht von den Adligen, die ihn umgeben. Unser Kind wird diese Macht brauchen, um den Thron zu besteigen!" brüllte er mich an.

Erst als er fertig war, bemerkte ich, dass ich aufgehört hatte zu atmen. Unsere Tochter hatte sofort angefangen zu weinen, aber selbst das blendete ich aus.

Ich stand unter Schock. Ich habe nicht erwartet, dass er mich so anschreien würde und das es so wichtig war, dass der nächste Erbe unser Blut innehaben musste.

Levi fuhr sich durch die Haare und richtete sein Hemd, bevor er wieder begann zu reden „Also, erfülle deine Pflicht und schenke England einen Prinzen. Erst dann werde ich dich vollwertig akzeptieren" sprach er nun ruhiger und ging Richtung Tür.

Immer noch unter Schock, saß ich da und starrte ins Nichts.

„Konzentriere dich auf deine Genesung und komme zu Kräften, dann werde ich dich wieder besuchen" verabschiedete sich Levi und verschwand.

Ich saß da, meine Tochter schrie und ich konnte nicht reagieren. Ich fühlte rein gar nichts mehr.

„Eure Hoheit..." hörte ich einige sagen, die langsam wieder mein Zimmer betraten.

Irgendwann nahm man mir auch meine Tochter aus den Armen und übergab sie der Amme. Als Königin durfte man seine Kinder nicht stillen, das übernahm die private Amme für mich.

Langsam wurde es ruhiger und ich wurde gefragt, ob ich baden gehen möchte. Ich nickte nur und es wurde begonnen alles vorzubereiten. Als die Badewanne fertig war, halfen sie mir aufzustehen und zogen mich aus, langsam glitt ich in das Wasser.

Obwohl das Wasser heiß war, zitterte ich und plötzlich konnte ich es einfach nicht mehr halten. Die Tränen rollten mir über die Wangen und ich zog meine Beine an meinen Körper und legte meinen Kopf auf meine Knie ab.

„Eure Hoheit" flüsterte Marie und langsam nahm ich wieder meine Umgebung richtig wahr, meine Zofe und meine Dienerinnen, hatten womöglich alles mitangehört und schauten mich daher so bemitleidenswert an.

Ich nahm ihnen das nicht Böse, ich war selbst schuld, dass ich keinen Erben dem König schenken konnte. Es tat nur dennoch weh, dass Levi anscheinend nicht dasselbe für mich empfand, wie ich für ihn. Und der Gedanke daran, was mich bald erwarten würde, ließ mich wieder erzittern.

Er würde mich so lange besuchen, bis ich wieder schwanger bin.

Mein Körper verkrampfte sich und zum ersten Mal, seit ich in diesem Schloss bin, bereute ich aus tiefsten Herzen, dass ich je Königin geworden bin.

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