Übung unter Profis
Steve
Emmas große blaue Augen sehen mich entgeistert und zugleich neugierig an. Sie ist halb auf das Bett gestürmt, als sie ihre Vermutung, dass ihre mutierten Gene in mir Wirkung zeigen, veräußert hat. Nun schwebt ihr Kopf nur wenige Zentimeter vor meinem. Jede meiner Bewegungen wird dabei genaustens von mir beobachtet.
Aber wirklich verändert fühle ich mich ganz und gar nicht. Müde bin ich. Was aber sicherlich an dem langen Tag liegt und auch der Tatsache geschuldet sein wird, dass ich seit zwei Monaten kaum mehr ein Auge zubekomme, seit Ophelia auf der Welt ist.
Und dennoch ...
"Hörst du noch irgendwas? Irgendwelche Gedanken außerhalb des Raumes?" fragt sie und blickt mich mit der Neugierde einer voyeuristischen Katzen an.
"Kann ich das einfach ... so?" Nicht, dass ich wüsste, wie ich das vorhin überhaupt gemacht habe. Ich würde ja bis jetzt davon ausgehen, dass ich einfach jemanden habe reden hören.
Sie nickt vorsichtig. "Zu Beginn kannst du nicht einfach so die Gedanken filtern. Das ist hartes Training all die Stimmen um dich herum abzuschalten. Also müsstest du alles hören. Zumindest alles, was im Umkreis deiner Kräfte ist."
"Und das ist wie weit? Momentan höre ich nämlich nichts." Nicht mal eine einzige Stimme außer die von Emma.
Emma neigt den Kopf noch ein Stück weiter zur Seite und scheint für einen Moment selbst die Lage um uns herum abzutasten. Ehe sich ihr Blick wieder klärt, vergehen ein paar Sekunden. "Du kannst nichts hören?" fragt sie fast ungläubig. Doch ich nicke von meiner Lage vor ihr nur.
Ich ziehe eine Braue nach oben. "Dann hat es nicht funktioniert?"
"Doch. Es scheint sogar ziemlich gut zu funktionieren." Sie schüttelt nur langsam den Kopf, fast so als müsste sie selbst begreifen, was hier eigentlich vor sich geht. "In unserem Abteil ist niemand. Nicht einmal vor ein paar Stunden war hier jemand. Der Typ, den du gehört hast, ist einen Wagon hinter uns. Und du hast auch nicht alles gehört, was er gesagt hat. Sondern nur das, was du wirklich gebrauchen wolltest." Ein zartes Grinsen breitet sich über ihr Gesicht. So spontan und umwerfend, dass ich glücklich sein kann zu liegen. "Du bist ein kleines Naturtalent, mein Hübscher.", schulterzuckend fügt sie hinzu: "Zumindest müssen wir uns jetzt keine Sorge machen, dass dich die Stimmen verrückt machen werden."
Naturtalent. Na sowas.
Doch bevor ich den Gedanken überhaupt zu Ende denken kann, zieht mich Emma mit einem kräftigen Ruck vom Bett auf und zerrt mich zum Fenster. Als wir anbekommen sind, schlingt sie den Arm um meine Hüfte, zieht mich näher an sich heran und legt den Kopf an meine Brust. Sofort verstehe ich. Auch wenn wir hier keine Kameras haben, sind wir immer noch nicht sicher, ob wir auch wirklich alleine sind. Viel zu lange haben wir schon keinen Kontrollbesuch bekommen. "Üben wir." murmelt Emma, und auf einmal meine ich zu hören, wie ihre Stimme emotionsloser und härter wird.
Wird sie langsam nervös? Oder ist es die Angst vor dem Unbekannten.
"Der Typ, den du vorhin gehört hast, im nächsten Wagon. Finde ihn und sag mir, welches seine liebste Erinnerung an seine Frau ist." murmelt Emma und schließt die Arme noch ein Stück fester um mich herum.
Erschrocken sehe ich zu meiner Frau hinunter. "Emma, ich weiß nicht mal, wie man Gedanken liest und jetzt willst du, dass ich in seinen Erinnerungen krame?"
Sie nickt ernst an meiner Brust. "Und mir sagt, was ich wissen will."
Wie soll ich das nur schaffen? Hätte ich nicht mit etwas einfacheren beginnen können? Vielleicht damit, überhaupt etwas zu hören?
Wieder ist da ihr Flüstern, das tiefer und weiter in mich hineindringt, als ich denken kann. Ein Kribbeln durchzuckt mein Rücken, als ihre süße tiefe Stimme raunt: "Stell dir einen Mann vor deinem geistigen Auge vor. Forme aus deiner Energie Sensoren und lasse sie wie Arme zu ihm gleiten. Bis tief hinein in seine Gedanken und Erinnerungen."
"Wie?" hauche ich.
"Stell dir deine Kraft wie eine Art Energie vor, die du beliebig verformen und weitern kannst. Sie ist tief in dir drin. Schließ die Augen für einen Moment."
Ich folge den Worten meiner Frau und schließe die Augen.
"Fühl es in dir. Es liegt in deiner Mitte. Tief in dir drin." Ihre Hand an meinem Rücken bewegt sich vor zu meinem Bauch. Kurz über den Bauchnabel bleibt sie stehen. Sanft streichelt sie über den Stoff meines T-Shirt. Ihre Wärme kann ich dabei bis tief in meine Muskeln spüren.
Ich versuche es. Versuche meine Mitte zu finden. Dort wo ihre Hand liegt.
Doch da ist nichts. Keine Wärme. Keine zusätzliche Energie. Nichts. Seufzend lasse ich die Schultern sinken und öffne die Augen wieder. "Ich spüre da nichts. Da ist keine Energie. Rein gar nichts, was ich bewegen kann."
"Sie ist ein Teil deines Instinktes, Steve.", erklärt sie leise und sieht zu mir auf, "Sie reagiert automatisch. Wahrscheinlich brauchst du nur Anreiz für deine ersten Versuche." Mit dem Arm, der noch um meine Hüfte liegt, zieht sie mich noch fester an sich heran, während sie das Gesicht zurück an meine Brust legt. Zart kitzelt ihr kühler Atmen den Stoff meines T-Shirts. Wieder ist da schlagartig dieses warme Gefühl, dass sich sofort von meinem Kopf entlang meiner Wirbelsäule ausbreitet. Ich lasse den Kopf in den Nacken fallen.
Diese Hand, die bis gerade eben noch an meinem Bauch lag, beginnt sich zu bewegen. Immer höher und höher. Mir entfährt ein leises sehnsuchtsvolles Stöhnen. Gott sei Dank ist niemand da außer uns, um irgendeinen von unserem Glück wissen zu lassen.
"Sag mir, was ich denke. Versuch die Gefühle, die ich in dir wecke, zu benutzen. Schaffe eine Verbindung." Ihre Worte sind so leicht wie Morgennebel, während sie mich in einen Zustand versetzt, aus dem ich am liebsten nie verschwinden will.
Dieses Gefühl, das nur mit ihr so einmalig ist. Die mir das Gefühl von Heimat gibt. Von Freiheit. Von Geborgenheit und absoluter Liebe. Dieses Gefühl, dass durch meinen ganzen Körper fährt, wenn sie nur den Raum mit mir teilt und sich zuletzt in meinen Bauch sammelt.
Dieses Gefühl von Schmetterlingen im Bauch.
Es ist dieses Gefühl. Ja. Das muss es sein.
Meine Hand legt sich an ihre linke Schläfe, während ich meine Augen wieder schließe, um meine Konzentration noch besser zu schärfen. Benutz das Gefühl, was ich in dir wecke.
Es fühlt sich warm und innig an, als meine innere Hand nach eben diesen Gefühl in mir greift und es sanft umfasst und ... formt. Zu zwei Fühlern, die ich langsam in Richtung meiner Hand lenkt und in ihren Kopf eindringen lasse. Zuerst spüre ich eine Barriere. Fest und hart. Wie Adamantium. Vorsichtig taste ich nach dieser Wand. Klopfe kurz dagegen. Blitzschnell taucht eine kleine Lücke auf, durch die ich schlüpfe kann, als würde sie nur für mich in ihren Kopf Einlass gewähren.
Bilder erscheinen. Ich sehe hunderte von Bildern vor meinem geschlossenen Augen. Bilder von ihr und mir. Bilder von Ophelia. Bilder von Ororo und T'Challa. Cordelia, wie sie auf einen Sonnenstuhl faul herumliegt und genüsslich an einem Glas Eistee schluckt.
Ich höre ihre Stimme. Nur kurz darauf entsteht vor mir eine Szene, die kurz vor Ophelias Geburt passiert war.
Wir beide im Bett. Es ist Nacht. Es war eine Nacht, in der wir viel miteinander sprachen und uns über die Zukunft unterhielten. Über die Ängste vor der Geburt. Über die riesige Verantwortung die Ophelia mit sich bringen würde. Über das neue Leben als Eltern und alle Rechte und Pflichten, die es mit sich bringen würde.
Doch es gab nichts, vor was wir Angst haben mussten. Denn wir haben einander. Mehr brauchten wir nicht. Und auf uns würden wir uns immer verlassen können.
Ihr Gesicht ist gebettet an meiner Brust. Unsere Hände ineinander verschlungen, liegen wir beide mit geschlossenen Augen da. Genießen die Nähe des anderen. Ich liebe dich, Sonnenschein, murmle ich träge in ihren Haarschopf hinein, der direkt an meinen Mund liegt. Es war das erste Mal, dass ich es so frei zu ihr sagte. In dieser entspannten Lage. Es fühlte sich einfach in dieser Situation so richtig und wichtig an. Sie grinste zufrieden. Wie praktisch. Ich dich nämlich auch.
Ich löse mich von dieser Erinnerung und tauche sogleich in die nächste Strömung an Gedanken ein. Einfache zusammenhangslose Sätze.
Es fühlt sich so richtig an mit diesem neuen Pullover. Auch wenn er vielleicht am Ende doch nicht ganz so günstig war, wie ich Steve glauben lassen hab. Ich muss unbedingt die Rechnung wegwerfen, bevor er sie findet und mir wieder einen Vortrag über Verschwendung hält.
Gott, wie ich seinen Duft liebe.
Vergiss nicht einen Termin für die nächste Kinderuntersuchung für Ophelia zu machen.
Ich muss mir dringend wieder die Nägel machen lassen. So brüchig waren sie lange nicht mehr gewesen.
Wenn Scott mich noch einmal bittet, ihm was von unserem Weichspüler zu leihen, kratze ich ihm die Rechnungssumme von dem Zeug in den Rücken mit meinen Diamantnägeln.
Ohje, ob die Kratzer auf Steves Rücken von unserer letzten Nacht überhaupt schon geheilt sind? Vorsichtig war ich ja nicht gerade. Vielleicht doch keine Diamantnägel beim Sex mehr.
Wenn Sharon noch einmal so auf den Arsch meines Mannes schaut als gehöre er ihr, lasse ich sie nach Budapest reisen. Ohne Rückfahrticket. Und Jean kann gleich hinterher. Als würde ich nicht merken, dass sie mir immer wieder heimlich die Hochzeitskleidzeitungen aus dem Briefkasten angelt.
Moment, was? Egal. Darum muss ich mir nachher selbst Gedanken machen. Jetzt nicht.
Es ist ein wahrer Komplex, den ich vor mir habe. Aber wie soll ich ihre Gedanken lesen?
Vorsichtig distanziere ich mich von ihren Gedanken und versuche meine Sensoren anders auszurichten. Mit dem gezielten Willen, nach ihren Gedanken zu mir, versinke ich erneut in ihrem Kopf.
Und tatsächlich.
Ich kann ihre Gedanken hören.
Zu allem.
Wieder spezifiziere ich meine Antennen und suche gezielt nach dem Gedanken, den sie über mich hat. Fast so ähnlich wie die Arbeit mit einer Suchmaschine.
Je präzisere ich werde, desto genauere Antworten finde ich.
Und das, was ich finde, lässt mich nach Luft schnappen.
Wie habe ich nur so einen Menschen verdient? Nach all dem, was ich getan habe? Leute haben mich als Verräterin, Schurkin, Gewissenslose, Schlampe und Manipulörin beschimpft. Und ihm ist das alles egal. Er sieht nur mein wahres Wesen. Ohne all meine Vorgeschichten.
Er gibt mir so vieles. Nimmt mir die Angst vor allem und jeden. Er macht mich stark.
Unterstützt mich mehr, als es jemals jemand für mich getan hat.
Erst durch ihn weiß ich jemanden vertrauen zu können. Er hat mich vor so vielen gerettet. Niemand kann jemals mein Herz so zum schlagen bringen wie er. Ich liebe jede Stelle an ihm. Seinen Duft, wenn ich morgens neben ihm wach werde. Die kleine Narbe über seine Braue. Den kleinen Leberfleck an seinem Kinn. Selbst seine helle Narbe, die quer über seine Wange läuft, habe ich bereits lieben gelernt. Einfach, weil sie mir verdeutlicht, dass er überlebt hat. Dass er Thanos überlebt hat.
Wie er jedes Mal schmunzelt, wenn ich mit den Augen rolle bei unseren Alltags-Sonntag-Diskussionen. Ich liebe diese kleinen Momente, wenn wir beieinander liegen und er sanft in mein Ohr murmelt, wie sehr er die Röte meiner Wangen liebe. Die Momente, wenn er mit Ophelia schlafend im Wiegestuhl sitzt und so friedlich aussieht. Ich liebe das Gefühl, das sein Lächeln in mir erzeugt. Sein strohiges Haar, wenn es ihm wild um die Ohren hängt, wenn er über mich gebeugt ist und mich liebt. Wie er mich dabei mit seinen festen starken Armen packen kann und mir das Gefühl von Heimat gibt.
Ergriffen öffne ich meine Augen und sehe in die meiner Frau, deren Herz wohl das reinste und loyalste auf Erden ist. Ihre Gefühle sind mir gegenüber so mächtig und treu erlegen, dass ich kaum begreifen kann, wie das möglich sein kann. Mich auf ihr wahres Inneres blicken zu lassen, muss nicht einfach für sie gewesen sein, weshalb ich umso ergriffener bin, dass sie es dennoch für mich getan hat.
Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, dennoch versuche ich ihr ein liebevolles Lächeln zu schenken. "Scheint so, als hätte ich noch nicht vollkommen deine Liebe zu mir durch mein lautes Kauen beim Essen verschwinden lassen."
Sie nickt. Und meine Fühler, die immer noch in ihrem Kopf sind, erkennen, dass der Kloß in ihrem Hals, sie hindert überhaupt etwas zu sagen.
Ich löse die Hand an ihrem Kopf und lege sie ihr an die Wange. Mit dem Daumen wische ich eine kleine Träne ab, die ihr aus der dem linken Augenwinkel fließt. Meine süße zerbrechliche Emma.
Ich löse die Verbindung zu ihrem Kopf und bin fast schlagartig froh darüber, als wieder Stille in meinem Kopf einzieht.
Innig umschlossen stehen wir noch eine Weile da und lauschen den Atem des anderen, ehe wir uns lösen und einander ansehen.
Emma ist die erste von uns, die wieder zurück zu sich findet und keck grinst, fast so als würde sie nur einen Schalter in ihrem Kopf umlegen müssen, um wieder in ihre alte unwiderstehliche Art zu wechseln. "Dann üben wir jetzt mal deine mentale Wand hochzuziehen und mich aus deinen Kopf zu werfen."
"Und wie?"
Plötzlich spüre ich sie. Emmas Sensoren, die sich zu spitzen Klauen formen und sich in meinen Geist und meinen Körper bohren und mich festhalten. Wortwörtlich. Nicht einen Zeh kann ich mehr bewegen. Nichts. Problemlos könnte sie nun meine Gedanken steuern oder mich Schmerzen fühlen lassen. Zieh deine Wand hoch. Wenn wirklich ein mächtiger Telepath kommt, kann er dich mit einem einzigen Gedanken zu seinem Sklaven machen - oder dich gar zerstören. Du wirst dich nicht an deine Freunde, an Ophelia oder mich erinnern können. Nur seine oder ihre Befehle sind alles, was du noch kennst. Bis jetzt habe ich deine Gedanken geschützt. Aber jetzt musst du es selbst machen. Wand hochziehen und schubs mich raus.
Fein. Nur wie?
Wieder forme ich meine Sensoren und stoße sie gegen Emmas spitze Klauen, die sich fest um meinen Kopf gekrallt haben. Erst ganz sacht, doch nichts tut sich. Also forme ich meine Sensoren selbst zu Klauen und heble sie unter Emmas. Auch wenn das eine gefühlte Ewigkeit dauert. Aber es funktioniert.
Jetzt ist es deutlich einfacher Emmas Klauen zu entfernen. Auch wenn ich jede einzeln entfernen muss.
"Gut.", surrt sie zufrieden, "Es muss dir wie das Atmen leichtfallen, sie oben zu lassen. Immerzu. Auch im Schlaf. Und jetzt mentale Wand hoch!"
Wand hoch. Super.
Wieder greife ich auf meine Sensoren zurück, forme sie wie Emma zu einer hohen starken Wand. Aus massivem Adamantium.
Emmas Klauen kratzen erneut an. Nicht einmal sanft, sondern wirklich darauf bedacht, meine Schutzmauer niederzureißen. Sie verzieht dabei nicht einmal eine Braue.
Ich will mir nicht mal vorstellen, was sie könnte, wenn sie wollte. Oder müsste.
Wahrscheinlich würde es nur einen Wimpernschlag dauern, bis sie den Geist eines Menschen zerstört hätte. Einfach beeindruckend. Wenn auch auf negativen Weg.
"Gut." wiederholt sie. Dieses mal aber deutlich freundlicher. "Und jetzt zu deiner Diamanthaut. Versuchen wir die mal."
Ich trete sicherheitshalber einen Schritt von Emma weg. Man weiß ja nie.
Etwas ändert sich in Emmas Blick. Das Lächeln nimmt immer mehr ab, bis sie wieder so ernst und besorgt wirkt, wie am Anfang unserer Reise hier im Zug. "Du solltest vorher ein paar grundlegende Dinge wissen, Steve, bevor wir damit weitermachen."
"Welche? Bin ich mir dann selbst der beste Freund?" frage ich grinsend zurück, um sie wenigstens ein Hauch von Lächeln zu entlocken. Und für einen kleinen Moment scheint es auch zu funktionieren.
Doch dann wird sie erneut ernst. "Dein Körper wird in seiner Diamantenform nahezu unermüdlich sein, weil es nichts gibt, was dich müde machen wird. Du wirst weder Essen noch Trinken brauchen. Und auch Emotionen, Schmerzen, Empathie für andere werden in dieser Form betäubt sein für dich. Hitze und Feuer werden dir nichts mehr anhaben können und auch atmen ist in dieser Form vollkommen unnötig. Allerdings - und das musstest du ja selbst schon bei mir beobachten, bist du immer noch anfällig für gewisse Kraftstärken. Zugegeben sie müssen wirklich verdammt hoch sein, oder jemand muss mit einer Diamantenpatrone auf dich schießen, aber es ist tendenziell möglich.
Aber selbstverständlich auch, dich genauso wieder zusammenzusetzen wie bei mir."
Emotionslos? Ich habe Emma doch noch nie im meiner Nähe emotionslos erlebt. Sicherlich kühler und rationaler als sonst für mich war sie immer dabei menschlich. "Hab' dich noch nie emotionslos in der Diamantenhaut gesehen. Wie hast du das geschafft?" Schließlich kann ich mich bestens an den ein oder anderen Tag erinnern, in der sie nur in ihrer Diamantengestalt vor mir auf dem Bett lag und bereit für mich war. Das war alles andere als gefühllos.
Ein halbes Lächeln taucht auf ihrem Gesicht auf, ehe sie seufzt. "Du bist immer noch du, auch wenn sich vieles anders anfühlen wird. Und bis ich dich kannte, war es mir absolut Jacke wie Hose, wie ich in diesem Zustand handle. In den meisten Fällen brauchst du diesen Körper nur, wenn es wirklich zum Kampf kommt oder du wirklich dafür sorgen willst, dass niemand in deinen Kopf sehen kann. Dann musst du rational bleiben - und das wird dir sicherlich auch bekannt vorkommen aus deiner Zeit als Soldat. Aber es gibt immer noch Dinge, die mächtiger sind als das beste Diamanten-Betäubungsmittel. In meinem Fall bis du es. Bei dir in der Nähe fühle ich alles. Oder zumindest wesentlich deutlicher als sonst." Mit einer Kinnbewegung deutet sie auf meinen Arm. "Versuch es. Es ist so einfach wie atmen. Befehl es einfach deinen Körper." Und kaum ist das letzte Wort gefallen, ist sie bereits verwandelt.
Nun gut. Ich seh zu meinem Arm herab. Denke dabei nur an die Diamantgestalt. Und tatsächlich. Es ist nur ein einziger Atmenzug den es braucht.
Es fühlt sie wie eine Gänsehaut an, die meinen Arm erfasst, ehe er funkelt wie ein Diamant.
Beeindruckend.
Emma grinst zufrieden. "Wenn du vorher schon mit deinem Muskelschmalz ein halben Bus anheben konntest, sollte es mit dieser Form kein Problem mehr sein, einen ganz problemlos in die Höhe heben zu können.
Wahrhaftig. Je höher ich die Form auf mich ziehe, umso stärker fühle ich mich. Das nenne ich mal Power-Up.
Und auch mit ihren Vorwarnung hat sie recht. Ich fühle tatsächlich kaum noch etwas. Nicht mal den Drang Atmen zu müssen. Es fühlt sich wirklich alles betäubt an.
Doch eines scheint immer noch so greifbar wie zugleich wunderschön.
Mit meiner Hand greife ich nach Emmas Diamantwange, lege sie sacht an sie. Sie ist genauso kühl wie ich. Und dennoch kann ich das gleiche Funkeln in ihrem Blick erkennen wie in meinem. "Wir schaffen das, Sonnenschein."
Seufzend nickt sie zu mir auf und lässt die Diamantenform sich zurückziehen. "Gibt keine andere Option, Captain."
Auch ich verwandle mich zurück. Genau rechtzeitig. Denn urplötzlich schwingt unsere Türe auf.
Timeon steht grinsend vor uns. Beide Arme hat er von seinem Körper ausgestreckt. Über ihnen liegen Kleidungsstücke. "Ihr beiden habt eine Verabredung mit uns. Wir bitten euch, in dieser Garderobe zu erscheinen. In einer halben Stunde in Wagon fünf. Eure Schuhe stehen vor eurem Raum." Weiter sagt er nichts. Emma, die ihn fast das Kleidungsstück aus der Hand reißt, bleckt wütend die Zähne. Ich könnte schwören, Flammen in ihren Augen lodern zu sehen. "Ach? Mitten in der Nacht? Seltsamer Zufall, wenn der scheiß Zug zum stehen gekommen ist, was Timmyboy?"
Doch er achtet nicht auf sie und reicht mir den Anzug. Ich muss nicht einmal näher hinschauen, um zuerkennen, dass es sich dabei um eine Kopie meiner alten blauen Uniform mit den silbernen Streifen handelt, die ich nach meinem Ausstieg als Captain America getragen habe. Nein, das ist sicherlich kein Zufall.
Als Timeon wieder aus unseren Zimmer gegangen ist, faltet Emma knurrend das Stück Stoff auseinander und hält mir eine nun wirklich knappe Version eines goldenen Badeanzuges vor die Nase. "Mein Phoenix-Five Kostüm", brummt sie, "Dafür wird Nør bluten!"
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