Konzepte eines Soldaten
Emma
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wirbelt Grey auf ihrem Platz herum.
Natashas Ansprache hat gesessen. Besser als jede Diamantenfaust.
Selbst auf Charles Lippen bildet sich für den Hauch einer Sekunde Fassungslosigkeit, ehe er sich wieder fängt und mild lächelt. "Ms. Romanoff hat Recht, Jean. Alle, die wir hier sitzen, verfolgen das selbe Ziel. Freiheit für die Mutanten. Freiheit für uns. Sodass wir wie jeder andere Mensch auch leben können, wie wir es wollen."
"Dafür brauchen wir aber einen Plan." knurrt nun Logan und nippt an seiner Zigarre. Es wundert mich, dass er Natashas spitze Bemerkung so einfach hingenommen hat. Es sogar mit einem halben Lächeln abgetan hat.
Wobei ...
Er selbst hatte mir bereits vor einigen Jahren schon verraten, ein Auge auf Jean geworfen zu haben. Scott sollte bei uns beiden also auf der selben Stufe stehen.
Und Jean klar zu machen, dass es weit bessere Männer auf dem Markt gibt, kann nicht schaden.
Charles lehnt sich in seinem weißen Rollstuhl zurück und presst die Fingerspitzen in seinem Schoß aneinander. "Vorschläge?"
Stille kehrt ein.
Bis sich Steves Stimme erhebt. "Drei Tage haben Sie gesagt, ja? Es wird eng, aber nicht unmöglich. Wir müssen Gruppen bilden. Eine, die größte von allen, die sich mit den Schülern und denen, die bereit sind zu fliehen, darauf vorbereitet. Die Lager ausfindig macht und nach den nächsten Grenzen der nächsten Staaten Ausschau hält. Wir brauchen genügend Vorräte. Außerdem muss sie in Erfahrung bringen, wen Stark noch auf seiner Seite haben könnte. Die Avengers, ja. Aber ich weiß auch, dass er in gutem Kontakt mit den Inhumans steht. Carol Danvers geht Hand in Hand mit den Guardians of the Galaxy. Außerdem war T'Challa lange Mitglied der Avengers und bringt immer noch Vorräte zu ihnen. Wir müssen die Seiten klären und wissen, wer im Ernstfall hinter uns steht.
Eine andere Gruppe muss sich um die kümmern, die uns folgen wollen, aber nicht können. Amerika ist, im Verhältnis zum Rest der Welt, klein. Wenn wir die losschicken, die über Teleportationsfähigkeiten verfügen und sie zu uns bringen. Babys, Kleinkinder, Alte, Verletzte, Versteckte. Wir müssen in Erfahrung bringen, wie viele Neugeborene es die Tage gibt, die unter das neue Gesetz fallen könnten. Wenn Sie, Professor, das mit Ihrer Maschine herausfinden würden, würde uns das ein großes Müh an Arbeit erleichtern."
Augenblicklich nickt Charles ernst, ohne nur mit der Wimper zu zucken.
"Eine weitere Gruppe sollte sich damit beschäftigen, die zu besänftigen, die genau diese Lage zu ihrem Vorteil nutzen würden. Wie ein Angriff des Hellfire Clubs. Wir können nicht jeden auf den rechten Weg bringen, aber wie wir bereits diskutiert haben, zählt jeder einzelne. Wichtig ist, dass sie aber in freien Stücken zu uns kommen, damit es zu keinen falschen Eindrücken kommt.
Dann bräuchten wir einige, die sich für den Ernstfall vorbereiten müssen. Wir brauchen eine kampfbereite Truppe. Für alle Fälle. Die uns zumindest im Notfall beschützen kann.
Eine letzte Mannschaft kümmert sich dann um Stark und den Präsidenten. Jemand muss mit ihm reden. Jemand muss der Welt da draußen klar machen, dass von euch keine Gefahr ausgeht. Zumindest nicht mehr als auch von den Avengers. Schwarze Schafe gibt es immer. Aber wir müssen klar stellen, dass Freiheit dieser Tage wichtiger ist, als der gläserne Mensch. Wichtiger als Angst aus Hass zu schüren und Unschuldige einzubuchten.
Wenn wir das haben, sind wir auf alles vorbereitet."
Logan sieht begeistert aus. Zu welcher Gruppe er will, steht wohl bereits so fest wie die Ebbe von der Flut abgelöst wird. "Klingt gut, Flagen-Mann."
"Ororo, Bobby, Romeo und Scott kümmern sich um die Recherche von Grenzen, Lagern und unseren Feinden und Verbündeten.
Kurt, Ms. Pryde und Ms. Grey suchen sich weitere, die über Flugfähigkeiten oder Teleportationsfähigkeiten verfügen und bringt alle Hilflosen zu uns.
Emma, Mr. Rasputin und Nat werden sich auf die Wege machen und die überreden, von denen eine mögliche Gefahr ausgehen könnte.
Logan, Raven und Mr. Eisenhardt bilden die Kämpfer aus, so gut es uns die Zeit ermöglicht.
Mr. McCoy, Sie, Charles und ich werden versuchen mit Tony und dem Präsdidenten zu reden."
Ich bin sprachlos.
Wie lange hat sich Steve diesen Plan schon zurecht gelegt? Und woher weiß er all die Namen von uns? Wahnsinn. Dieses Soldatengen in ihm ist wahrlich umwerfend.
Niemand widerspricht den Vorschlägen von Steve. Im Gegenteil.
Sofort bilden sich die ersten Grüppchen und beraten sich.
Ich bin platt.
Auch nachdem Steve und ich beide das kleine Zimmer, in dem sonst die frisch gebügelte Wäsche aufbewahrt wird, verlassen haben, bin ich immer noch von seinen Fähigkeiten beeindruckt.
Grinsend schließt mein Supersoldat die Tür hinter uns. "Meinst du, den anderen wird auffallen, dass wir ihre sauberen Sonntagstischdecken zerknittert haben?"
Pustend überkreuze ich die Arme vor der Brust. "Die Falte meines Hinterns wird wohl deutlich genug darauf zu sehen sein. Aber ich gehe davon aus, dass wir hier weg sein werden, ehe sich der nächste Sonntag nähert. Nachher halten sie dich doch nur für ein Lüstling, der seine Braut im Bügelzimmer ran nimmt."
Steves Wangen, die durch unsere Liebelei von vor wenigen Minuten immer noch deutlich gerötet sind, strahlen. "Hoffen wir, dass es dennoch nicht zu diesem Fall kommen wird. Ich weiß nicht, wie wir uns von all den anderen abkapseln sollen, wenn wir erst einmal auf der Flucht sein sollten."
Tja. Mal ebenso in den nächsten Wald marschieren, wenn die Lust über Steve und mich kommt, wird nicht drin sein. Ganz davon zu schweigen, wenn wir im selben Zelt schlafen sollten.
Vielleicht noch mehr Anreiz für meinen Soldaten, sich bei Stark um ein gutes Wort zu bemühen.
Und wenn nicht?
"Was ist, wenn wir Ororos Angebot annehmen? Wakanda ist immer noch eine bessere Lösung als die Wälder von Kanada oder die der USA." Ganz davon zu schweigen, dass mir dann das Campen erspart bleiben würde
Steves Blick wird trüb, als er die Klinke der Tür loslässt und zu mir sieht. "Sicherlich wäre es eine vorübergehende Lösung, Sonnenschein. Aber wir können nicht darauf vertrauen, dass T'Challa uns wirklich alle auf unbestimmte Zeit aufnimmt. Ja, er ist der Mann von Ororo und der Vater ihres Sohnes. Aber auch ehemaliges Mitglied der Avengers und Verkäufer von Vibranium an sie. Er hat einen guten Draht zu Tony. Ansonsten würde er nie dieses kostbare Metall an ihn verkaufen. Sicherlich wird er genauso seine Frau in Sicherheit haben wollen wie ich dich, aber du musst davon ausgehen, dass es ihn im Prinzip nichts angeht. Ororo kann jederzeit nach Wakanda reisen und dort leben. Dort droht ihr keine Gefahr. Dagegen könnte es ganz anders aussehen, wenn rauskommt, dass er hunderte von heimatlosen und strafverfolgten Leuten beheimatet."
Ich lasse mich gegen die Wand sacken. "Ja." gebe ich ungern zu.
Wieder einmal hat er Recht. Wenn wir wirklich nach Wakanda reisen würden, würde es eine immense Last für das Königspaar bedeuten.
Wir sind kurz davor Gesetze zu brechen. Vielleicht sogar Landesverrat zu begehen. T'Challa könnte gar nicht anders, als uns in seinem Land festzunehmen. "Und wenn wir davor schon wenigstens ein paar Kinder zu ihm schicken? Sie können ja schlecht bestraft werden, bevor die neuen Gesetze rauskommen."
Nickend deutet mir Steve, ihm aus dem Keller der Schule ins Erdgeschoss zu folgen. "Das sollten wir auf jeden Fall tun, sobald wir das Go von Ororo haben."
Seufzend halte ich ihm Schritt. "Wenigstens die Jüngsten von uns brauchen ein ordentliches Dach über den Kopf. Viele der Kinder die hier leben, wurden von ihren Eltern verstoßen oder können nur hier leben, weil ihre Eltern glauben, dass es hier wirklich eine Schule für hochbegabte Kinder ist. Es wird ein riesiger Schock werden, wenn das Ganze erst einmal in den Nachrichten breit getreten wird. Wir nehmen Eltern ihre Kinder weg."
Kurz blickt Steve zu mir, ehe er mit mir gemeinsam die Treppen zum Erdgeschoss besteigt. "Umso wichtiger, dass wir endlich ein Zeichen setzen, dass es keinen Unterschied mehr zwischen ihnen gibt. Wir sind alle eins."
Wir sind eins. Ich bleibe stehen. Auf den letzten Stufe der Treppe. Keine Sekunde später Steve auch. Seine tief blauen Augen mustern mich.
"Was ist mit dir? Stört es dich, für was mich die anderen halten?" Am liebsten würde ich mir auf die Zunge beißen. Doch ich muss es wissen.
Ich weiß, dass Steve hinter mir steht. Aber was sieht er in mir? Die Mutantin, mit den verletzten Rechten? Oder das einsame verlassene Mädchen aus Boston?
"Es ist mir egal, wer oder was du bist, Em. Ob du Inhuman bist oder Mutant. Ob du grüne Haut hast, oder dir lange Ohren wachsen. Für mich spielt es keine Rolle. Auch nicht, was die anderen von dir denken."
Ich trete zu ihm. Den Blick starr gerichtet auf seinen. "Was bin ich dann für dich?"
Wieder taucht dieses schelmische Grinsen auf. So als sei meine Frage, die überflüssigste der Welt. Liebevoll legt sich seine Hand an meine Wange an. "Für mich bist du die Frau, für die es sich zu kämpfen lohnt. Die Frau, die es geschafft hat, mich aus meiner eigenen Gefangenschaft zu befreien und die mich glücklich macht. Du brauchst keinen Namen, Emma. Du bist einfach nur du. Egal, ob deine Kräfte angeboren sind oder ob man sie dir auf welchen Weg auch immer, gegeben hat."
Ach, diese blöden Tränen. Wie auf Kommando schießen sie mir wieder in die Augen. "Allein dafür sollte ich dich eigentlich wieder in die Bügelkammer ziehen und dich dort den Rest des Tages nicht mehr rauslassen, mein Hübscher."
Er grinst. Nein.
Er strahlt. Wie meine Sonne.
Wie meine eigene wärmende Sonne zu meiner eigenen frostigen.
"Klingt unheimlich erfüllend, Sonnenschein. Aber ich schätze unser Alibi, nur kurz eine Runde ums Haus laufen zu wollen, ist schon längst hinfällig. Außerdem sollten wir zusehen, wie wir dafür sorgen können, dass uns keine Nächte in freier Wildbahn bevorstehen."
Schade.
*
Wenn ich im Leben zwei Dinge nicht mag, dann sind das Camping im Freien und körperliche Ertüchtigung wie Sport. Wobei es selbstverständlich Ausnahmen wie die Bügelkammer gibt.
Denn ein wahres Problem von körperlicher Ertüchtigung ist es, dass man am ganzen Körper Schweiß überströmt ist.
Und genau dieses Problem taucht urplötzlich auf meiner Haut auf, als Nat erzählt, wen genau ich davon überzeugen soll, Stark und seine Anhänger zu verschonen.
Ich kann förmlich spüren, wie mir der Schweiß über die Stirn ringt als mir die Spionin ein gelben kleinen Klebezettel über den Meetingtisch schiebt.
Darauf steht in deutlich Druckbuchstaben zwei Worte. Hellfire Club.
"Du bist die einzige, die weiß wie die Abläufe dort sind."
Hellfire Club. Zwei Worte und mein Herz rast schneller als beim sportlichen Training mit Rogers. "Falls du es vergessen hast, ich habe Shaw dazu gezwungen sich den Daumen abzubeißen. Hätte mich Eric dort nicht rechtzeitig rausgezogen, hätte er heute nicht mal mehr sein bestes Stück! Ich stand kurz davor die ganze Bude in die Luft zu jagen. Ich schätze, das Hausverbot, das ich dort habe, ist noch mein kleinstes Problem!" erwidere ich und versuche meine Hände unter dem Tisch in Fäusten ruhig zu stellen.
Selbst in Diamantenform zittern sie wie Espenlaub.
Natashas Stimme wird leiser. Vielleicht auch, weil Eric, Charles und Steve nur wenige Stühle von uns weiter weg sitzen. Dass sie längst unserer Unterhaltung lauschen, muss ich der russischen schwarzen Witwe nicht zwei Mal sagen. "Aber du bist gut in dem, was du bist. Du kannst eine Macht und Aura von dir geben, die alle daran zweifeln lässt, auf welcher Seite du inzwischen stehst. Gut, Böse. Böse, gut.
Shaw arbeitet seit Monaten nicht mehr dort. Die Stelle des Black King ist frei. Genau wie die, des White King. Wenn du es schaffst, die letzten Mitglieder dieses Clubs von dir zu überzeugen, könntest du sie ohne irgendwelchen Machtmissbrauch dazu bringen uns zu folgen."
"Ich weiß nicht." Nein, das tu ich ganz und gar nicht. Überhaupt nicht. Der Hellfire Club ist eine kompliziertere Sache als sie zunächst für den Außenstehenden wirklich wirkt. Mehr als nur ein Stripp Club.
Doch Natasha lässt nicht locker. "Die White Queen ist momentan Monet St. Croix. Ihr Vater ist der reiche und exzentrische Botschafter Cartier St. Croix. Er ist reich. Er ist monegassisch und ehemaliger Präsident mehrerer Konzerne. Ihre Mutter ist Königin in Sarajevo in Bosnien. Stehen sie auf unserer Seite, ist vieles gewonnen, Em. Viele der Kinder könnten in ihr Reich und Asyl beantragen. Außerdem wäre die Macht, die du durch den Hellfire Club als Black King bekommen würdest utopisch. Du hattest immer Macht, Em. Aber du hast sie verloren mit diesem Schwein Shaw. Jetzt ist er weg und du kannst wieder die Macht einnehmen."
Macht.
Black King. Eine Rolle, die anders als der Name vermuten lässt, sowohl einer Frau als auch einen Mann gehören kann.
Damals hatte ich mich im Club vom Black Bishop, dem niedrigsten Rang im Club, hoch zum White Bishop und noch weiter zur White Queen gearbeitet.
Nur der Black King und der White King standen noch über mir.
Ihre Macht ging weit über den Club hinaus. Geschäfte liefen. Illegale. Legale. Unsere Tänzerinnen wurden unter der Hand für viele Millionen Dollar weitergegeben. Genau wie Alkohol, Drogen und einige andere krumme Sachen, von denen ich mich damals schon fern hielt.
Es glich damals einem eigenen Staat. Nein. Eher einer eigenen Monarchie, die vom Hellfire Club durch ganz New York ging. Und dabei gibt es den Club in einigen anderen Städten auch noch. Fast nur geführt von Mutanten.
"Wir bräuchten einen White King.", sage ich kleinlaut, "Wenn diese Monet White Queen ist, kann sie mich als ihren Black King ernennen. Aber ich bräuchte jemanden, der noch über mir steht. Der das alles kontrolliert und ausführt."
Nat grinst finster. "Ich kenne da jemanden, der eh noch eine Rechnung mit denen offen hat." sagt sie und blickt in die Richtung der drei Männer.
Nur einer von ihnen sieht ihr sofort entgegen. Als hätte er nur auf sein Stichwort gelauert.
Erik.
Ich glaube, mich laust der Affe.
Doch ehe ich etwas erwidern kann, fällt mir Natasha erneut ins Wort. "Steve ist unbrauchbar für sowas. Er kann eine Arme befehligen aber keine Lakein. Wir brauchen jemanden mit einer düsteren Seite, der gewillt ist, sie unter bestimmten Voraussetzungen zu zeigen. Der sein Volk mit straffer Hand führt und ihnen jemanden zeigt, der einem Herrscher gerecht werden kann. Ich habe für solche Spielchen keine Zeit. Aber dein jung gewordener Freund da drüben schon. Und er vertraut dir. So wie du ihn, nicht?"
Irgendwie schon, ja. Aber Erik als White King?
Mächtig ist er ja. Und, gnade Gott, hat er auch eine mehr als düstere Seite an sich.
Doch kann er auch zugleich die Fürsorge eines Vaters zeigen
Dennoch.
"Es ist die einzige Lösung, Em. Du und Erik werdet euch heut Abend los machen und in den Club gehen."
Bilder Quelle:
http://eternalroleplay.tumblr.com/post/166891502982/christina-wolfe-gif-pack
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