Heilung
Emma
"Hättest du dir nicht wenigstens das Blut aus den Haaren wachsen können? Wenn sie aufwacht, wird sie denken, du warst es, der sich die Kugel eingefangen hat."
"Ich gehe duschen, wenn ich weiß, dass sie wach ist, Sam. Vorher lasse ich sie sicherlich nicht in dieser Wohnung alleine!"
"Ich bin doch da! Denkst du, Frosti-Girl hat bei den Angriff ihr Gedächtnis verloren und weiß nicht mehr, wer ich bin? Kein Sorge, Cap! Darauf bin ich vorbereitet und fast alle anderen auch, die mein Gesangsvideo bei sich noch auf den Handy haben!"
Ich habe das Gefühl als sei ich von einem Elefanten plattgetreten wurden.
Nicht mal unbedingt die Wunde an meiner Schulter schmerzt am meisten. Die scheinen sie mir ja gründlich betäubt zu haben. Es fühlt sich an, als hätte mein Körper ein Marathon gelaufen. Mehrfach. In High Heels. Rückwärts laufend.
Ich kann fühlen, wie mir ein heißes Stöhnen aus der Kehle dringt, ehe ich erschöpft die Augen öffne.
"Emma?" höre ich Steves Stimme in der Ferne.
Wo bin ich? Die Luft um mich herum fühlt sich so kühl an. Wie die aus meiner Wohnung damals bei den Avengers. Mit den leichten Geruch von Kaffee und dem charaterstarken Geruch der Bettwäsche.
Meine Augen versuchen meine Umgebung wahrzunehmen. Erst verschwommen, dann wird langsam alles ganz klarer. Dank des Lichtes aus dem Deckenlampen.
Tatsächlich liege ich auf dem ausziehbaren Sofa in meiner alten Wohnung bei Stark. Wie komme ich nur hierher?
Tausende Erinnerungen schießen mir auf einmal durch meinen Kopf
Ich höre das Klicken einer Pistole und erkenne im letzten Moment einen Mann, der hinter einen Busch hervorschoss und auf Stark zielte.
Es geschah alles so schnell. Die Entscheidung mein eigenes Leben und das meines Würmchens zu riskieren, für einen Mann, der uns eigentlich nie etwas Gutes wollte. Der uns aus unserem eigenen Land geworfen hat, aus Angst vor dem Unbekannten.
Aber ich tat es trotzdem. Weil ich glaube, dass er eine Chance verdient hat, um seine Fehler wiedergut zu machen. So wie ich sie damals auch bekommen habe. Mit Erik, mit Charles und mit Steve.
Dann war da Steve, der sich zu mir herumwirbelte. Er stand so nahe bei mir, aber als ich die Kugel spürte, die mein Fleisch drang, fühlte er sich so weit weg an. Als würden uns Welten voneinander trennen.
Dennoch konnte er mich fangen, ehe mich die Wucht der Kugel zu Boden bringen konnte. Sam schrie meinen Namen, während Bucky auch zu mir gelaufen kam.
Ich erkannt noch aus dem Augenwinkel, wie Logan seine Zigarre vor Wut auf den Boden donnerte und auf den Mann zu rannte, der Stark erschiessen wollte. Mit ausgestreckten Krallen. Ich hoffe, er hat ihn nicht zum Kebab-Spieß verwandelt.
Im Nachhinein betrachtet, hatte ich wohl doch lieber Erik anstatt Logan mitnehmen sollen.
Es ist nicht die erste Kugel, die ich mir eingefangen habe. Nur leider schmerzt es um einiges mehr, wenn jemand einen eine Kugel mit eigenen Fingern aus der Schulter holt, anstelle eines Mutanten mit Magnetenkräften.
Aus meinen Augenwinkel erkenne ich ihn. Steve.
Er stupst sich von der Wand ab und kommt auf mich zugelaufen.
Mein Blick fällt auf Steves Gesicht. Sein Haar ist zerzaust und hat roten Strähnen, so als wäre er sich mit den blutigen Händen mehrmals durchgefahren. Mit meinem Blut. Auch um das Gesicht herum erkenne ich blutige Spuren ... genau wie auf seinen dunkelblauen Captain Rogers Kampfanzug. "Hast du dich mit ein paar Jungs geprügelt? Ich habe nicht mal gesagt, eine Narbe pro Gesicht reicht mir?"
Er grinst, während er seinen Platz vor mir ein nimmt. "Scheint dir schon wieder besser zu gehen, oder?" Steve beugte sich über mich und gibt mir einen langen liebevollen Kuss auf die Stirn. „Wie geht es dir?"
"Wird besser. Wie geht es unseren Baby?"
Er lächelt leicht und streichelt mir mit seinem Daumen über die Wange. "Ihr habt es beide überstanden."
Sam tritt nun auch an mein Bett. Er grinste mir keck entgegen. „Ich glaube, bei Tony hast du jetzt endgültig Eindruck hinterlassen."
Bei dem Versuch neckisch zu lachen, spüre ich meine Knochen wieder. Der alt bekannte Schmerz um die Rippen und die Schulter. Ach, wie habe ich ihn vermisst!
"Tja.", säuselt Sam und verschränkt die Arme vor der Brust grinsend, "Sobald sie wieder mit ihrem Schimpf-ABC loslegen kann, weiß man, dass es Frosti-Girl wieder besser geht."
Stöhnend versuche ich mich auf die Ellenbogen zu richten. Doch ehe ich auch nur etwas erreichen kann, sind schon wieder Steves starke Arme um mich herum, die mir helfen mich auf dem aufgezogenen Sofa hinzusetzen. Ein seltsamer Duft nach Zigarre und nassen Hund kommt mir entgegen. Igitt, ich kenne den Geruch. Das sind benutzte Trainingssachen. Von Logan. Und er hat sie wohl mehr als ein Mal nur bei seinen täglichen Beleibtheitsübungen angehabt. "Warum trage ich Logans Sachen?" Und keine von Steve? Oder von mir?
Beim Allmächtigen stinke ich. Die Sachen müssen doch seit Wochen schon so faul herumliegen. Wie konnte die mir jemand anziehen, wenn die Klamotten quasie schon alleine reden und sich bewegen können?
Steve entgleiten die Gesichtszüge. "Dein Kostüm war vollgesaugt mit deinem Blut. Logan hat mir seine Klamotten angeboten."
Wann verdammt bin ich so sehr weggetreten, dass ich es nicht mal gemerkt habe, wie man mir die Kleider gewechselt hat? Sam deutet mit dem Arm hinter sich in Richtung Tür. "Ich kann mal Sharon oder Bobbi fragen, ob die irgendwas für dich haben."
Meine Augen verengen sich zu zwei Schlitzen. Ich kenne doch Steves Kumpel. Und seine Chance, die ihm jetzt quasi in den Schoß fällt, mir eins auszuwischen für die König Elsa-Nummer. "Wag es dir, mir irgendwas Pinkes oder Glitzerndes zu bringen und ich sorge dafür, dass die Königin Elsa Nummer nur das Vorspiel eines langanhaltenden Musicals war. Du kennst noch nichts von meiner Vorliebe für Abba."
"Emma!" tadelt Steve mich wie immer in seiner tiefen rauchigen Stimme.
Doch Sam scheint das weniger zu stören. Er grinst wie immer breit wie die Sonne. "Man hast du mir den knappe drei Stunden gefehlt, in der du Dornröschen gespielt hast. Deine Handfeger Attitüde habe ich schmerzlich vermisst."
"Ich gebe dir zehn Sekunden Vorsprung ehe ich dir in den Hintern treten werde! Dafür brauche ich die Schulter nicht!"
Steve stöhnt aufgebracht aus. "Hey! Keine Kraftausdrücke!"
Mein Blick verfängt sich mit dem von Steve. Ich grinse ihn frech entgegen. Wir spielen doch nur.
Mit einem dein-Ernst-?-Ausdruck auf dem Gesicht, funkelt mir mein Mann entgegen, ehe er Sam zur Tür hinaus bringt und ihn noch ein Mal versichert, dass ich all meine Worte nur so gewählt habe, weil ich wohl bis zum Hals voll mit Schmerzmitteln bin.
Als er zurück kommt, bleibt er direkt vor dem Sofa stehen und deutet mit der Hand Richtung Badezimmer. "Meinst du, du schaffst es ins Bad? Ich könnte wirklich eine Dusche vertragen." bietet er mir mit sanfter Stimme an.
Ich spüre sofort die Energie durch mich schießen.Eine warme Dusche mit Mr. Americas-bester-Hintern-aller-Zeiten? Wer wäre ich, wenn ich dieses Angebot ablehnen würde? "Eine heiße Dusche klingt fabelhaft." Auch, wenn ich noch nicht ganz weiß, wie ich das ganze bewerkstelligen soll. Meine Beine fühlen sich ja im Liegen schon wie Wackelpudding an.
Doch zwei starke kräftige Arme schlingen sich um meinen Rücken und meine Kniekehlen und heben mich hoch als wäre ich ein Tüte voll Federn.
Im Badezimmer angekommen, setzt mich Rogers auf den Klodeckel ab und macht sich sofort daran, Logans stinkende Sachen von mir zu entfernen. Dass selbst er bei dem Geruch von Logans Trainingssachen teilweise die Nase nach oben kräuselt, versucht er sich zwar nicht anmerken zu lassen, aber seine Schauspieltalente sind nicht unbedingt preisverdächtig gut. So sanft und präzise, es ihm möglich ist, zieht er mir die Sachen aus, sodass ich seine Hände kaum an mir spüre. Zu guter Letzt, schält er sich selber aus seiner dunklen Uniform mit den silbernen Streifen heraus und nimmt mich erneut hoch.
Ja, dieser Anblick wird meine Heilung ziemlich schnell beschleunigen. Sein Bauch ist perfekt definiert, und die darunterliegenden Muskeln sind von seinem aktiven Berufsleben deutlich gezeichnet. Während er sich aus seiner Kleidung schält, spannen sich seine Muskeln rhytmisch an und lösen sich wieder. Ich kann die Einkerbung an seinem Körper erkennen, die nur Menschen besitzen, die wirklich durchtrainiert sind. Zielführend wegweist das V an seiner Hüfte auf den kleinen Captain hin, auf dem ich mit all meiner Macht versuche nicht zu starren oder mir vorzustellen, was er -. Nein. Ich bin verletzt. Ich brauche Ruhe. Irgendwie. Oder doch nicht?
Nein! Nein. Zumindest für heute brauche ich Ruhe. Ich zwinge mich wieder zurück zu seinem Gesicht zu sehen und muss feststellen, dass er mich längst genauso ansieht. Ich kann nur schwer schlucken. "Um deinen Verband kümmere ich mich nachher." sagt er leise zu mir, indes er mich wieder hochnimmt.
Ein sanfter Schatten zieht sich um Steves Kiefer.
Mit einer Leichtigkeit öffnet er die kleine Duschkabine, die mehr für eine Person statt für zwei gemacht wurde und tritt ein.
Wir reichen gerade einmal so rein. Der Bewegungsspielraum ist ziemlich eingegrenzt. Sanft stellt mich Steve auf den Boden. Um mir aber noch genug Stütze zu geben, behält er einen Arm um mich herum und drückt mich leicht gegen sich.
Er betätigt die Dusche.
Warme Wasser ist eine unbeschreibliche Wohltat. Ich schließe meine Augen und genieße einfach nur die Tropfen, die über mich fallen und ihren Weg über meinen Körper bahnen.
„Dann machen wir dich mal sauber, Sonnenschein." murmelt Steve, schnappt sich den Badeschwamm und lässt ihn mit Duschgel aufsaugen.
Anscheinend ist tatsächliches alles für unsere Nacht hier vorbereitet wurden. Sogar mein Lieblingsduschgel, dass so wunderbar nach Zitronenkuchen riecht, ist hier. Ob da Stark seine Hände im Spiel hatte? Sei es drum.
Der sommerlich fruchtige Duft erfühlt die Luft. Ich atme tief ein um ihn in mich aufzunehmen. Es gibt keinen schöneren Duft, ausgenommen von Steves und den Geruch von frisch zubereiteten Pfannkuchen. Jedes mal ließ er mich an meine Kindheit erinnern. An den Geruch von Zitronenkuchen, wie ihn immer unsere Nachbarin gemacht hat. An schönen Sommertagen.
Behutsam nimmt Steve erst meinen linken und dann den rechten Arm und reibt sie mit dem Badeschwamm von oben bis unten voll. Ohne dabei meine verletzte Schulter zu beanspruchen.
„Ich weiß nicht, ob ich auf dich stolz oder unheimlich sauer sein soll." fängt er irgendwann an als er mit beiden Armen fertig ist.
Seufzend sehe ich zu ihn auf. "Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich habe den Schuss gehört und wusste, dass mir keine Zeit mehr bleibt mich zu verwandeln. Aber ich fühlte, dass ich ihn helfen musste. Also schupste ich Tony weg und sendete mein letztes Stoßgebet an den lieben Herren, dass es ein Streifschuss werden wird."
Unwillkürlich legen sich meine beide Hände auf mein Unterleib. Dort wo unser Baby liegt. Unser Baby, was fast gestorben wäre, wenn mich der Schuss nur wenige Zentimeter weiter getroffen hätte. Mein Baby.
„Ich bin die schlimmste Mutter auf diesen Planeten." Dieses Gefühl, dass sich so schwer und finster über mein Herz legt, wird anhalten, es wird mich wohl noch ewig verfolgen. Das weiß ich jetzt schon.
Ich kann das Brennen von Tränen in meinen Augen spüren. Meine Stimme zittert fast so sehr wie meine Beine. Jetzt wo all das Adrenalin nachlässt und Ruhe langsam einkehrt, werden meine Gedanken an das, was hätte passiert sein können, nur lauter. "Mich würde es nicht wundern, wenn das Würmchen jetzt schon eine schwarze List führt, auf der mein Name zuerst verzeichnet ist. Ich bin ja jetzt schon der perfekte Kandidat, genau so eine alte verbitterte Schachtel zu werden wie meine eigene Mutter."
Stevens Gesichtszüge werden sanft. "Mach dir deshalb keine Gedanken, Em. Sie wird dich so sehr lieben wie es ein Kind für seine Mutter nur kann."
Ich schniefe kurz auf. "Allzu dumm, dass ich keine Gedanken von Blutsverwandten lesen kann."
Mit seiner freien Hand streichelt er mir über die Wange. "Ich muss ihre Gedanken nicht lesen können, um zu wissen, dass es so ist, Sonnenschein. Sie kann sich keine bessere Mutter wünschen als dich."
Ich zuckte zusammen, als ich den kühlen Schwamm erneut auf meiner Haut spüre. "Danke, dass du dich um mich gekümmert hast, Steve. Um uns beide."
Er zuckt belanglos mit den Schultern und nimmt seine Putzarbeiter weiter auf. "'In guten wie in schlechten Tagen' schon vergessen?"
Ich seufze erneut. "Ehrlich gesagt, habe ich den Teil von dem Elvis Presley Imitator nicht wirklich verstanden, als er uns damals in seiner quitschgelben Kapelle getraut hat.", säusle ich und sehe zu meiner verwundeten Schulter hinüber, deren Verband mit dem Wasser bereits durchnässt ist, "Wahrscheinlich, weil er genauso betrunken vom Alkohol war als auch von der Tatsache, dass er den Captain America wirklich vor sich hat."
"Mhm, ich kann mich nur an den viel zu kurzes und enges weißes Kleid erinnern, dass du getragen hast und ich die Sekunden gezählt habe, bis ich es dir endlich ausziehen durfte." schnurrt er grinsend und schruppt mit dem Schwamm meinen Hals entlang. "Kannst du dich für eine Weile selbst auf den Füßen halten? Oder brauchst du noch ein bisschen Halt?"
Ich schüttle meinen Kopf. Inzwischen habe ich tatsächlich das Gefühl alleine stehen zu können. Seine blauen Augen suchen kurz Kontakt mit mir, bevor er sich meinem Rücken zu wendet. „Du hast nichts gemacht, was ich nicht auch gemacht hätte. Dir deshalb irgendetwas zu unterstellen, wäre nicht gerecht und fair."
Sorgsam wischt er mir mit den Schwamm meinen Rücken auf und ab. Gerade feste genug, um den stinkenden Geruch von mir zu entfernen, aber auch zugleich so sanft, dass ich kaum ins Wanken gerate.
Sobald mein Rücken auch fertig ist, geht er in die Hocke und macht mit meinen Beinen weiter. Ich kann sehen wie all das Blut sich mit den Wasser verbindet und im Abfluss verschwindet.
Er steht wieder auf, schnappt sich die zweite Flasche Shampoo und lässt einen ordentlichen Strahl der bläulicher Flüssigkeit sich in die Hand gleiten, bevor er anfängt mir die Haare zu säubern.
Seine Fingerspitzen massieren meine Kopfhaut. Nicht zu fest - nicht zu weich.
Ich werde fast zu Wachs unter seinen Händen. "Heilige Mutter Maria, hast du das irgendwo mal gelernt, so zu massieren?"
"Instinkt." ist seine knappe Antwort, ehe er den Duschkopf in die Hand nimmt und mir den Schaum vom Körper spült.
Für sich selber nimmt er sich nicht halb solange Zeit. Vielleicht auch, weil wir beide merken, dass es mit meiner Ausdauer zum Stehen noch nicht zu gut gestellt ist.
Kaum ist auch das letzte bisschen Schaum von ihm runter, stellt Steve die Dusche ab und hebt mich erneut hoch. Im Vorbeigehen schnappt er sich noch eine Haarbürste, die an Waschbecken liegt und die beiden Handtücher von der Stange und wirft sie sich um die Schultern.
Er setzt mich zurück auf das Sofa, bindet sich rasch ein Handtuch um die Hüften, was meiner Meinung nach komplett unnötig scheint, und fängt an, mein Haar trocken zu rubbeln und sie anschließend zu bürsten. Auch daran kann ich mich wirklich gut gewöhnen. Auch wenn mein Kopf in jede Richtung mitgezogen wird, in die er kämmt.
Kurz darauf folgt der Rest meines Körpers. Als alles getrocknet ist, beginnt er mit sachten zügigen Griffen den Verband zu wechseln und zu erneuern. Wieder habe ich nur das Gefühl, als würde er das schon sein Lebtag betreiben.
Am Ende sitze ich im Handtuch gehüllt da und sehe zu, wie er wieder in seine Boxershort schlüpft. Wenigstens hat er Unterwäsche. Im Gegensatz zu mir.
Ich schlüpfe zurück unter die Decke und sehe Steve dabei zu, wie er in die kleine angrenzende Küchennische läuft und nach den Wasserkocher Ausschau hält.
Kaum hat er alles aufgebaut und mit Wasser befühlt, hören wir auch schon ein Klopfen an der Tür.
Selbstverständlich geht ein letzter Blick von Steve auf mich, um sich fast schon selbst davon zu überzeugen, dass ich meinen nackten Körper brav unter der Decke versteckt habe.
Dann geht er zur Tür. Überraschenderweise ist Sam nicht alleine. Sharon begleitet ihn. Und ganz entgegen meiner Erwartungen, lässt er auch noch beide rein. Und das obwohl er selbst ja nur spärlich bekleidet ist.
Super.
Aber Sharon verschwendet kein Sekunde an ihn, sondern blickt direkt auf mich zu. Sie sieht mich mitleidig an. Unter dem Arm hält sie einen kleinen Berg frischer Wäsche. "Sam hat mich gebeten, was für dich rauszusuchen. Ich schätze mal, sie sollten dir passen."
Sharon hat mir Sachen rausgesucht? Freiwillig? Und das nachdem sie noch vor wenigen Stunden Steve in Gedanken noch so angeschmachtet hat? Wahnsinn.
Meine Stimme ist heiß, als ich ein leises Danke herauslasse und mit zusehe, wie sie den Berg an Sachen auf mein Bett legt.
"Brauchst du Hilfe beim Anziehen?" biete sie mir. Und so wie sie mir entgegen sieht, so rein wie ihre Gedanken sind, kann ich nur knapp nicken. Denn wenn ich Steve das auch noch machen lasse, werde ich meine Gesundheit wirklich schnell aufs Spiel setzen, als ich White Queen sagen kann.
"Ich habe noch ein paar ältere Sachen für dich gefunden, Cap. Stark hat ein paar von meinen und Buckys Sachen hier aufbewahrt."
Auch Steve bedankt sich. Allerdings schaut er Sam dabei nicht an, sondern ist nur fokussiert auf mich. Bist du sicher, dass du allein mit Sharon bleiben willst?, fragt er mich über unsere mentale Brücke.
Ich denke schon.
Und so schnappt er sich die Sachen, samt Sam, der sich wohl schon insgeheim gefreut hat, unbemerkt hier im Wohnzimmer mit uns bleiben zu dürfen und verschwindet mit ihm im Bad.
Ich rutsche ein Stück vor bis zur Kante des ausziehbaren Sofas und schlage die Decke weg, sodass ich nur noch im Handtuch vor Sharon sitze.
Sie lächelt mir matt entgegen, ehe sie mir auch schon den Rücken zudreht. "Sag einfach Bescheid, wenn ich dir bei was helfen kann."
Ich sehe die Sachen neben mir an. Ich habe keine Ahnung wie ich mit einem Arm überhaupt mir etwas überwerfen soll. Aber komplett nackt vor einer Frau zustehen, die ich kaum kenne, ist nun freilich keine Option.
Also muss ich den Slip und das Top wohl so schaffen. Den BH werde ich weglassen. Zumal das hier eindeutig nicht meine Größe ist.
Tatsächlich ist das erstere recht leicht, doch bei dem weiß gerippten Top mit den rot-schwarzen Streifen darauf bleibe ich etwas unterhalb der Brust doch hängen. Und trotz aller Schmerzmittel wird es allmählich schwer nicht anzufangen zu brummen. Also bitte ich sie nun doch um Hilfe.
Mit einigen wenigen Handbewegungen zieht sie mir das Top runter und bringt mich mit einer atemberaubenden Ausdauer in die Jeanshose und zieht mir behutsam die schwarze Strickjacke über.
Grinsend sieht sie mir entgegen als ich mich irgendwie versuche aufrecht wieder hinzusetzen.
"Die Sachen stehen dir gut."
"Sobald wir in Wakanda sind, werde ich sie dir gewaschen zurückgeben."
Mit einer einfachen Handbewegung macht sie deutlich, dass ich sie wohl auch gern behalten dürfte.
Sharon setzt sich neben mich. Ein leises Seufzen dringt zwischen ihren Lippen hervor. "Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mir gewünscht hatte, du seien zu können. Oder, dass Steve mich nur ein Mal so ansieht wie er es immerzu bei dir macht", beginnt sie und sieht zu Boden, "Alle waren am Anfang gegen dich und dachten, Tony sei verrückt, weil er sich eine der gefährlichsten Wesen zu sich nach Hause eingeladen hatte und dich zu einer von uns machen wollte. Du warst so dickköpfig und stur und nahmst von Anfang an kein Blatt vor dem Mund. Du hast Steves privates Training boykottiert, obwohl viele der Leute von uns ihr letztes Hemd darum geben würden, mit ihm ein Mal in ihrem Leben trainieren zu können. Und trotzdem war er Anfangs der einzige, der zu dir hielt. Und keiner wusste warum. Alle dachten, du hättest ihn mit deinen Kräften verhext und würdest ihn eines Tages dazu bringen ihn gegen uns zu stellen.
Aber wir mussten alle schnell bemerken, dass er es freiwillig tat. Dass er sich längst in dich verliebt hatte und alles aufgab, nur um dich zu beschützen. Und keiner wusste wirklich warum. Du hast nicht gerade den Eindruck vermittelt, zu der zahmen Sorte zu gehören - noch dazu war uns allen nicht klar, wie mächtig du sein könntest, wenn du es wirklich sein willst.
Aber seit vorhin verstehe ich endlich, was er so sehr an dir liebt."
Sharon sieht mich wieder an und lächelt zart. "Ich habe viel über dich in der letzten Zeit gehört. Dass du Thanos aufgehalten hast. Ihn überleben lassen hast, obwohl es so einfach für dich gewesen wäre, ihn zu töten.
Und du bist wie eine Löwin ans Steve Seite geblieben, als er so schwer verletzt war, obwohl du selbst Ruhe gebraucht hast.
Du hast den Mann verziehen, der dich einst betrogen hat und hast Tony versprochen ihn zu helfen, obwohl er euch so übel zugerichtet hat.
Aber am erstaunlichen finde ich es, dass du niemals aufgegeben hast, als ihr die Mutanten in Sicherheit bringen wolltet. Du bist deinen Prinzipien trau geblieben und standest unverrückbar an vorderster Front - obwohl es immer übler für euch aussah.
Vor dir sollte man keine Angst haben, sondern eher zu dir aufschauen. Du bist eine wahre Heldin."
Ich hebe meinen Mundwinkel an, obwohl mir die Tränen schon wieder bereit in den Augen stehen. "Ich würde nicht sagen, dass ich Scott verziehen habe. Ich glaube, eher müsste die Hölle einfrieren, als dass wir es unbeschadet in einen Raum miteinander aushalten könnten", scherze ich und kann mir zugleich die Träne schon abwischen, die ihren Weg nach unten findet. "Trotzdem Danke für deine Worte. Nicht jeder hätte den Mut gehabt, es mir so zu sagen."
"Kein Ding." flötet sie als auch schon wieder die Tür zum Badezimmer geöffnet wird.
Steve steckt in einer blauen Levis Jeans und darüber ein sportliches blaues T-Shirt, dass wieder mal deutlich seinen muskulösen Körper definiert. Er läuft zu uns bleibt genau dort auch stehen. "Alles gut bei euch?"
Ich nicke rasch und deute ihn an sich gern neben uns setzen zu können. Nur allzu gern nimmt er die Einladung entgehen und findet seinen Platz neben mir.
"Wenn wir alle so bereit aussehen und es unseren Frosti-Girl schon wieder besser geht, könnten wir ja vielleicht jetzt schon aufbrechen oder, Cap?" fragt Sam, der nun auch aus dem Bad kommt.
Steve zuckt mit den Schultern. "Nur, wenn es für euch alle Problem darstellt."
Wird es sicher nicht. Wahrscheinlich werde ich sowieso erst die Augen richtig zubekommen, wenn wir wieder unser Bett in Wakanda haben. "Klingt gut."
Sharon zuckt ihr Handy aus der Hosentasche. "Dann gebe ich kurz den anderen bereit."
Mein Blick fällt einen Moment kurz auf ihr Display. So nahe wie sie bei mir sitzt erkenne ich zwar im ersten Moment einen Mann als Bildschirmhintergrund, aber etwas in mir, scheint bei den Bild erwacht zu sein. Ich deute aus ihr Smartphone. "Wer ist der Mann?" frage ich höflich.
"Oh, das ist mein Großvater. Ich habe ihn kaum richtig kennengelernt. Er starb als Gefallener in Vorderster Front im zweiten Weltkrieg. Meine Tante Peggy hat mir so unendlich viel von ihm erzählt. Ich hätte ihn so gerne persönlich kennengelernt." Sie schließt das Programm um mir erneut ihren Großvater zu zeigen.
Ich erkenne ihn.
Nein. Ich kenne ihn.
Aber das - das ist unmöglich.
Ich schlucke fest und sehe ihn mir noch einmal an.
Die zurückgelten Haare, die blaugrünen Augen, die Grübchen.
Nein. Sogar die kleine Narbe auf seiner linken Stirnseite ist da.
Das ist Michael Carter - mein ehemaliger Lehrer.
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