Das Problem mit den Männern und dem heißen Wasser
Emma
Das Wasser ist warm als ich mich seufzend in die volle Badewanne sinken lasse und den Kopf gegen das Keramik anlege.
Ah! Genau das habe ich jetzt gebraucht.
Warmes Wasser und ein Hauch von Lavendel in der Luft.
Die milchig Glastür wird geöffnet.
Ich spähe mit einen halbgeöffneten Auge zum Eingang. Mit bereits nackten Oberkörper und nur noch in seiner dunklen Jeans gekleidet, tritt mein Mann ein. Unverschämt gutaussehend wie immer. Er öffnet den obersten Knopf seiner Hose. „Peanut schläft tief und fest. Ich hab ihre Tür offen gelassen. Falls sie was braucht, werden wir es hören."
Ich nicke notierend und schließe mein Auge wieder.
Das Rascheln von Kleidung ist zu hören. Bis ich etwas an meinen Bein spüre. „Verdammter Mist! Emma, das Wasser ist kochend heiß!" schnauft Steve plötzlich und sein Fuß ist urplötzlich wieder aus dem Wasser heraus.
„Warm. Es ist warm." schnurre ich zurück.
„Brühend heiß! Du verbrennst dir doch alles dadrin!"
Ich grinse breit. „Komm rein und mach dir selbst ein Bild von."
Ich kann ein leises Brummen hören. Wenn sich dieser Mann wirklich wie ein Kleinkind verhält, dann beim Duschen. Was für mich gerade so lauwarm ist, lässt Steve schon schon schreiend aus der Dusche springen. „Kannst du wenigstens ein wenig kühles Wasser einfließen lassen? Sonst kann ich da erst rein, wenn deine Haut schon längst verschrumpelt ist."
„Aber es ist so gemütlich warm!"
„Ich kann auch noch aus der Küche ein bisschen Brühe, Möhren und Hühnerbrust holen, wenn du mich darin kochen willst."
Seufzend öffne ich wieder beide Augen.
In seiner nackten Gestalt, die Arme vor der Brust verschränkt, steht Steve vor mir und sieht wartend zu mir herab. „Wusste nicht, dass Captain Rogers solche Angst vorm Wasser hat."
Komm jetzt rein. So heiß ist das Wasser nicht!, flüstere ich direkt in seine Zentrale hinein. Direkt als Befehl. Denn wenn ich ihn jetzt irgendwo brauche, dann hier bei mir.
Seufzend steigt er ohne weiter zu Knurren in die Wanne, setzt sich mir gegenüber, während der Wasserpegel bis kurz vor dem Rand aufsteigt. „Wehe, du hast mich manipuliert." funkelt er mir finster zu. Mit einer gezielten Handbewegung greift er nach meinen linken Fuß und nimmt ihn zwischen seine beiden Hände. Mit beiden Daumen beginnt er meine weiche Haut zu massieren.
Ich grinse. „Würde ich nie tun, mein Hübscher."
Steve hebt amüsiert beide Brauen in die Höhe und setzt den Fokus auf meinen Fuß. Er baut einen wohltuenden Druck aus, der mir einen sanften Seufzer entlockt.
„Wie gehts dir?" fragt er irgendwann als er mit meinen ersten Fuß fertig ist und den rechten in die Hände nimmt.
Ich öffne wieder die Augen, die mir längst schon wieder zugefallen sind. Eigentlich liegt mir eine freche Antwort auf der Zunge, doch Steves sanfte tiefblaue Augen, die beobachtend auf mich gerichtet sind, lassen kein Platz dafür. „Besser seit wir hier sind."
Er nickt nachdenklich und legt meinen Fuß nach Steves zweiter Behandlung nun auch wieder zurück ins Wasser. Ich kann fühlen, wie ihm noch weitere Fragen auf der Zunge brennen, doch er scheint mir Zeit geben zu wollen. Wofür auch immer.
Er deutet mit einer winkenden Bewegung auf sich. „Komm schon her, Sonnenschein."
Ohne zu zögern rutsche ich zu ihm rüber. Setzt mich zwischen seine Beine und lehne mich mit dem Hinterkopf an seine starke Brust an. Steve große Hände schlingen sich dicht unter meinen Brüsten entlang und halten mich an ihn gedrückt. Ein sanfter Kuss fällt auf mein Haaransatz.
Allmählich entspannen sich meine letzten angespannten Glieder.
Ach, so könnte es immer sein.
Ohne ein Wort zu sagen, sitzen wir da. Für eine kleine Ewigkeit. Bis sich Steves Hände zu bewegen beginnen. Eine fährt meinen Bauch herab, erkundet meine Hüfte, weiter zu meinen Beinen, die zwischen seinen liegen.
Die andere gleitet nur ein Stück weiter höher, nur so weit, bis sie meine Brust gänzlich umschlossen hat.
Ich könnte schwören, dass das Badewasser sogleich um zehn Grad gestiegen ist.
Ein vertrautes Ziehen in meiner unteren Mitte, prescht meine längst verstaubte Leidenschaft mit einem Schlag wieder an die Oberfläche. Ich lehne den Kopf an seine Schulter, entblöße den empfindlich langen Teil meines Halses für ihn, den er sogleich als stumme Einladung entgegen nimmt und zu küssen beginnt.
Ein heißes Stöhnen entrinnt mir. Ich schließe die Augen und spüre umso deutlich wie Steves Hand an meinen Bein zurückfährt, zu jener pochenden Stelle, die sich nach seinen Berührungen so sehnt.
„Nichts sieht schöner an dir aus, als wenn sich deine Wangen so rot verfärben, Sonnenschein." brummt er in seiner tiefen rauchigen Stimme in mein Ohr hinein. Meine Nackenhaare richten sich fort nach oben.
Und bevor ich beschließe aus diesem kleinen verliebten Spielchen ein Spiel zwischen zwei Liebenden zu machen, drehe ich mich zu ihm und zeige ihn auf meine eigene Art, wie wichtig er mir ist.
*
Meine Haarspitzen sind noch feucht als Steve und ich in den Thronsaal treten. Die immer noch schlafende Ophelia in Steves Armen interessiert es allerdings herzlich wenig, ob sich alle Augen der Anwesenden X-Men und der ehemaligen Avengers auf sie richtet sind. Das einzige, was sie braucht ist der warme Brustkorb ihres Vaters, der sie besser wärmt als es alle anderen Decken und Pullis je tun könnten. Glückliches kleines Ding.
Peggy, die ihre Haare inzwischen ein Stück hat wachsen lassen, sodass sie ihr über die Schultern fallen, läuft zielgerichtet auf uns zu. Ihre rotbemalten Lippen formen sich zu einem herzlichen Lächeln als sie vor Steve stehen bleibt und die Hände einladend nach Ophelia offen hält. „Ophelias Patentante meldet sich zum Dienst. Her mit ihr."
Steve grinst zu ihr herab und bewegt den gut eingepackten schlafenden Knäul von Tochter vorsichtig in seinen Armen, um ihr anzukündigen, dass ein Wärmeentzug vor der Tür steht. Schlaftrunken öffnet Phelie kurz die tiefblauen Augen und erkennt die nicht mehr ganz so fremde Peggy vor ihr.
Und auch wenn ich Peggy inzwischen als gute Freundin ansehe, kann ich Ophelia gänzlich verstehen als sie begreift, dass sie sich von der schönen warmen Brust ihres Vaters trennen muss, die sie so liebt.
„Komm schon, Peanut. Zeit um neue Kontakte zu knüpfen. Deine Mutter und ich haben einen vollen Terminkalender." murmelt Steve und übergibt die knäckernde Ophelia an Peggy, die sie sogleich in ihre Arme nimmt, wie Steve in die Horizontale legt und leicht schaukelt. Doch zufrieden scheint sie nicht zu sein. Seufzend stelle ich mich neben Peggy und streichle meiner grummelnden Tochter mitfühlend über dem Bauch. „Wenn irgendwas sein sollte, kannst du jederzeit Bescheid geben. Momentan faucht sie alles und jeden an, der nicht nach ihrem Vater oder mir riecht. Selbst vor ihrem Kinderbett macht sie nicht Halt!"
Peggys sanfte weiche Stimme kichert neben mir auf. „Macht euch keine Sorgen. Ich zeige eurer Kleinen ein wenig die Gärten des Palastes und dann kommen wir gleich wieder her. Sie wird gar nicht die Zeit haben, euch zu vermissen. Falls sie nicht eh gleich wieder einschlafen wird."
Das sieht Ophelia allerdings anders. Ihr grimmige Miene geht immer mehr in Richtung eines anstehenden Dammbruches. Suchend blickt sie sich nach ihrem Vater um, in dessen Armen sie inzwischen wohl häufiger schläft als in ihrem sündhaft teuren Bett. Hilfesuchend streckt sie die Arme nach ihm aus und sieht ihn mit Tränengefüllten Augen entgegen.
Ein voller Treffer in unsere Herzen.
„Wir kommen zu recht. Ich habe das doch selbst alles schon zwei Mal durchgemacht."
Steve und ich nicken fast Zeitgleich. Ihm ist es wohl genauso anzusehen wie mir, dass es wirklich nicht leicht fällt, sich von dem kleinen Wurm zu trennen. Erst recht, wenn sie uns förmlich nach Hilfe anbettelt. Sie ist doch noch so klein und hilflos.
Der kleine Wurm, der Steves wunderschöne ozeanblaue Augen hat, die gleiche Nase und den selben starken Blick. Der kleine Wurm, mit meinen vollen Lippen, meiner starken Bindung zu allen warmen Dingen und meinen naturbraunen Haar - für das ich mich schon das ein oder andere Mal rechtfertigen musste. Denn nur die wenigstens hier kennen mein kleines färbendes Geheimnis, den ich einmal im Monat, seit meiner „Trennung" von Michael nachgehe.
„Ihr seht aus, als würdet ihr eher anfangen zu heulen als eure Tochter. Mein Zeichen zum Aufbruch. " scherzt Peggy und dreht sich kurzerhand von uns weg. Einfach so. Einfacher kalter Entzug.
Meine Ophelia.
Ein übler Schmerz kriecht mein Herz auf. Erdrückender, schwer und schmerzzerreißender als jeder Liebeskummer auf dieser Welt. "Sie kommt wieder, Sonnenschein." Steves Arm legt sich tröstend um meine Schulter und zieht mich zu sich heran. Ich sehe zu ihm auf - und kann fast den gleichen Blick in seinen Augen wiedererkennen, wie in meinen. Er spürt den gleichen Schmerz wie ich - wie muss es sich dann erst für ihn angefühlt haben, als er nur so wenige Tage nach Ophelias Geburt losziehen musste? Wieder einmal kann ich sein Vorhaben, nur noch von Zuhause aus zu arbeiten, absolut nachvollziehen.
Die Diskussionen über die bevorstehende Zeit durchlaufen alle Stadien, die es nur gibt. Es beginnt ruhig, jeder wirft Ideen ein. Später wird es ernster. Es wird hitzig diskutierte und argumentiert.
Steve und ich halten uns weitestgehend zurück. Geben nur ab und an unsere Meinung ab. Steve ist mehr damit beschäftigt, sich einen Überblick über all die Unterlagen zu verschaffen, die wild verstreut auf den Tisch liegen, der sich hinter den beiden metalischen Thronen befindet.
Ich stehe neben ihn und sehe mir das wilde Umher von Blättern mit an. Vermisstenanzeigen. Statistiken über die Verbrechen in den letzten Monaten. Auswertungen. Urteile. Private Schreiben von Journalisten und Bürgern. Überall ist der Hass auf die Kindern und letzten endes auch auf uns spürbar.
Vor allem eine Schlagzeile sticht mir sofort ins Auge. Ich sehe meinen Kopf neben einer dicken schwarzen Überschrift. Ich will sie greifen, bekomme noch aus dem Augenwinkel mit, wie Steve es verhindern will, aber ich bin schneller.
Es ist ein Bild, das irgendwann in New York geschossen worden sein muss. Wahrscheinlich an dem Abend, an dem Steve und ich uns mit Charles und Raven getroffen haben. Es war kurz vorm Eintritt in die Bar. Wir beide stehen vor dem Eingang, eng umschlungen. Mein Blick zu ihm aufgerichtet, auf mein Lippen ein freches Grinsen. Steve sieht zu mir herab, lächelt halb und sieht mir tief in die Augen.
Darüber die Schlagzeile: 'Ist unser Nationalheld längst Opfer einer Telepathin geworden, die einst mit dem Schurken Magneto und Sebastian Shaw zusammengearbeitet hat?'
Natürlich. Natürlich kann so etwas nicht mit rechten Dingen zu gehen. Liebe zwischen Menschen und Mutanten.
Seufzend lege ich das Blatt zurück. Solche Dinge ernst zu nehmen, sie vielleicht an sich heran zu lassen, ist das Schlimmste, was man machen kann.
Doch immerzu als Feindin dargestellt zu werden, macht auf Dauer auch nicht glücklicher. Wobei es mich fast schon wütender macht, dass die dämlichen Pressefutzis Erik und Shaw auf eine Stufe stellen.
Genau dieser Ansicht scheint Steve auch zu sein, denn er gibt mir nur einen aufmunternden kurzen Kuss auf die rechte Schläfe. Simpel, einfach und dennoch genau das, was ich brauche. Zu wissen, dass ich nicht alleine bin. Dass nichts davon der Wahrheit entspricht.
Wir studieren noch ein wenig weiter. Doch man braucht nicht die hellste Kerze auf der Torte zu sein, um den Status unserer Lage der Kids herauszufinden. Die unsere mit eingeschlossen.
"Sie versprechen, den Kindern zu helfen. Doch statt sie zu trainieren und ihnen zu helfen, mit ihren Kräften klarzukommen, werden sie entweder zu sehen, wie sich die Kinder selbst töten oder sie werden ein nach den anderen mit diesen neuartigen Infusionen die Kräfte rauben."
"Ja, genauso sieht es aus."
"Und aller Welt freut es!" Wut macht sich in meinem Bauch breit. Haben die Menschen den gar nichts gelernt? Ich deute auf ein Blatt, das mit einem Diagramm gefüllt ist, was über die Hälfte des Papiers einnimmt. "Zwei Prozent. Zwei Prozent aller kriminellen Handlungen werden in New York und Umgebung von Mutanten begangen. Zwei Prozent und die schließen Selbstmord und Beihilfe zur Selbsttötung mit ein! Der einzige Arsch, der überhaupt dafür zu bestrafen sein sollte, ist Shaw." Ich ziehe ein weiteres Blatt hervor, auf dem Sebastian Shaws Gesicht in der linken Ecke des Blattes abgedruckt ist. "Ja, es gibt Arschlöcher unter uns, aber die gibt es überall, sie-"
Steves Blick wird ernst. "Es gibt kein ihr und wir. Nur ein uns. Und genau das müssen wir endlich alle begreifen."
"Was willst du machen? Unser Baby der vereinigten Nation vorstellen und zeigen, dass sie harmlos ist?"
"Ophelia bleibt hier. Bei uns. Auch wenn ich den Glauben an die Menschheit nicht verliere, bin ich mir durchaus der Risiken bewusst."
"Und was dann?" will ich wissen.
Doch außer einen schweren Ausatmen, einmal Arme vor der Brust verschränken und zu den anderen Leuten sehen, bringt mir Steve keine Antwort ein.
Wahrscheinlich, weil er genauso anhnungslos ist wie ich. ... oder doch nicht? Mich überkommt schlagartig ein seltsames Gefühl in der Bauchgegend.
Stevie?, frage ich vorsichtig in seinen Kopf hinein.
"Wir werden gar nichts tun, außer Warten."
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