Aufgetauchte Ex-Freundin

Emma

Ich folge den blauen starken Augen des Gottes, der auf unserem Bett in T'Challas Palast sitzt und sich in unseren Schlafzimmer umsieht.

Thor Oddinson.

Ein Gott, der auf unseren Bett sitzt und das Wasserfarben Bild betrachtet, dass über Bettkopf angebracht ist. Ein Bild von Monet. Na ja. Eher eine Kopie eines seiner Seerosenbilder.

Ich habe Thor bis jetzt ein mal gesehen. Ganz kurz, bevor ich Steve aus seinem Metting gefischt hatte. Seine Oberarme sind stark. Riesig. Genau wie auch der Rest von dem Schönling.

Da wirkt das Bett unter ihm fast wie ein Schuhkarton. Klein und zerbrechlich.

Sein blondes Schulterlanges Haar hat er am Hinterkopf mit zwei Seitensträhnen verbinden, nach hinten frisiert. Doch durch die Reise in seinem Regenbogentransporter wirken sie jetzt ziemlich durch den Wind. Wortwörtlich.

Seinen Hammer steht zu seinem Füßen bereit - mit dem Griff nach oben.

Alles an ihn wirkt mächtig. Wie aus einer anderen Welt. Aber der Blick, den er auf das Kunstwerk gerichtet hat, erinnert mich an einen neugierigen Achtjährigen.

Verspielt, neugierig, wild und immer zu Lust auf ein Abenteuer.

Steve, der mit verschränkten Armen mit mir gegen die Tür gelehnt ist, betrachtet den Gott abschätzend. „Wie viele wollen noch her kommen?"

„Ein paar." murmelt der Gott gelangweilt zum Bild.

„Ein paar." echotet Steve die Worte leise nach und senkt den Kopf.
Längst hat er sich aus dem schönen Anzug geschält und trägt jetzt nur seine dunkelblaue Jogginghose, die nach meiner Definition mehr Lümmelhose als Sportbekleidung ist, so wie sie an seinen Hüften locker sitzt und eigentlich den Eindruck erweckt, sie würde sich gerne jeden Moment der Schwerkraft hingeben. Dagegen sitzt das graue Sport-T-Shirt eher eng und gibt eine deutliche Aussicht auf seine starken Oberarme.

Da komme ich mir in den roten Kleid fast schon overdressed für dieses private Meeting mit der Gottheit vor.

Wobei Peter Parker, der am Ende unseres Bettes steht und Thor anstarrt als sei er John Travolta, selbst noch in seinem schwarzen Smoking steckt.

Ausgerechnet ihn wollte Steve dabei haben, als Thor zu uns auf den Balkon gefolgen kam und sagte, er müsse dringend reden.

Über einige Avengers, den nun auch gerne sich uns anschließen würden. Jetzt, wo wir Stark abholen werden.

Schande über den, wer hier etwas Böses vermutet. ... Wie mich. Oder Parker. Oder Steve. Oder alle anderen, die davon wissen.

Ich beschließe Steves Pose nach zu amen und recke das Kinn ein Stück nach vorn. „Ausgerechnet jetzt, ja?"

Steves warnenden Blick liegt eher auf mir als er mir durch unser mentales Band hindurch spricht. Wir haben ihnen immer die Möglichkeit gegeben, zu uns zu kommen.

Ach, bitte. Mach mir keine Vorwürfe, dass ich deine Gedanken ausspreche.

Ich spüre ein warmes sanftes Zupfen am Ende unseres Bandes auf seiner Seite. Keine Anklage ohne Beweise, Sonnenschein.

Dazu braucht es erst mal Beweise. Und wenn ich sie nicht hole, wer dann?

Richtig. Niemand.

"Alle wissen,", beginnt der Gott, "dass Stark morgen abgeholt wird von euch. Von was allerdings die wenigstens wussten, mich inbegriffen, ist dass er Thanos zu euch geschickt hat. Klar, hat sich Stark seit dem Angriff auf Pepper seltsam verhalten, aber"

"Was heißt seltsam?" frage ich sofort nach.

Thor lässt die Schultern zucken wie ein Schulkind und zieht dabei die Unterlippe ein Stück weiter vor ohne uns anzusehen. „Na seltsam halt. Er ist rumgetigert. Hat kaum mehr geschlafen. War immer zu in seinem Tüftelraum und hat, nun ja, getüfelt. Nicht so wie sonst, wenn er die Nächte durchgebasteltet hat und versucht hat, so ein elektrisches Teil zu bauen, mit dem man, na ja Dosen oder so aufmacht. Nein! Das war mehr ein verbissenes Arbeiten, um unter allen Umständen, dass zu bekommen, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Wir haben ihn kaum mehr zu Gesicht bekommen und wenn wir mit ihm sprechen wollte, wollte er nicht."

Mich beschleicht das Gefühl, dass wirklich ein neunjähriger im Körper eines Adonises vor mir sitzt.

"Und ihr seit alle nicht auf die Idee gekommen, ihn eventuell aufzuhalten? Gerade wenn soviel los ist? Gerade wo er sein Kind verloren hat? Ich will mich ja nicht beschweren, Hammerjunge, aber dank ihm haben sämtliche Mutanten in den USA kein Zuhause mehr. Dank dieses Egozentrischen kleinen -"

Noch ehe ich weitere Details aus der Reihe Mr.Stark-und-ich-werden-keine-Freunde-mehr-Gründe auftragen kann, unterbricht mich Steve zugleich. "Wie viele wollen kommen?"

Der Blick des Gottes fällt auf mich. Er grinst selbstgefällig. Frech und jung. Vielleicht sogar ein wenig hungrig. "Nun ja. Ich führe keine Liste oder so. Mehr so eine Art vorausblickenden Ferngeist, der aufspüren kann, wer-"

Langsam reichts mir.

Vielleicht liegt es daran, dass mir die Füße in den High Heels anschwellen.
Vielleicht an den roten Kleid, dass sich allmählich wirklich eng an mir anfühlt und darum bete endlich von meinem Körper gerissen zu werden.
Oder es liegt daran, dass ich in diesem Augenblick viel lieber in dem Bett liegen würde, auf dem der Gott gerade sitzt und feixt wie ein Pfannkuchen in der Sonne Australiens. "Wer. Will. Kommen. Hammerjunge." knurre ich und stupse mich von der Tür ab und laufe auf den Blondschopf zu.

Gute Manieren hin oder her. Ich bin im verfluchten vierten Monat schwanger und könnte gerade für eine Portion Pommes töten. Oder zumindest mich aus Protest irgendwohin setzen und solange dort zu bleiben, bis man mir endlich die schlanken langen blonden Jungs in der Salzkruste bringt.

Doch meine aufgebrachte Art scheint wohl nur bei einem für Unbehagen zu sorgen. Und der sieht mich mit seinen Rehbraunen Augen panisch entgegen.

Thor lächelt mir mit seiner blütenweißen Unschuld entgegen. "Wisst Ihr, Lady Frost, dass Ihr mich stark an meine baldige Frau erinnert?"

Ich bleibe kurz vor ihm stehen und lege den Kopf schräg. "Ach was?"

"Meinen Sie damit, dass sie genau wie Ihre Frau hübsch und mutig ist? Frech und ein wenig forsch? Aber immer darauf bedacht, dass Richtige zu tun?" will Peter wissen und blickt uns begeistert entgegen. Schleimer.

Thor schüttelt erfreut den Kopf. "Oh nein! Ihr Name ist Enchantress. Sie ist eine blonde launische Frau. Ach was! Sie ist so stürmisch wie der eisiger Sturm auf Jotunheim. Sobald man in ihrer Nähe ist, erfriert alles. Sie ist tödlich und unberechenbar! Ja! Das eine Mal als ich sie traf, habe ich ihr nur den Rücken zugedreht, wollte nur etwas vom Boden aufheben und schon wollte sie mit ihren Dolch ausholen und mir hinterrücks in den Rücken stechen. Einfach so!" flötet er euphorisch.

Na Danke! Jetzt werde ich schon mit einer launischen Eishexe vergliechen. "Sicher, dass es sich hier um eine freiwillige Beziehung handelt?"

Stolz nickt der Gott mir als Antwort zu. "Sie ist ein großartiges Weib. Wir verliebten uns, als sie wieder versuchte mich im Schlaf zu ersticken. Das hatte sie schon viele Male versucht. Eigentlich war ich ihre Vorhaben leid,den Thron eigenhändig zu besteigen und wollte sie gerade den wilden Tieren zum Frass vorschmeißen. Aber als ich dann in ihre Augen blickte. In diese grünen Augen, die wie reinstes Gift in der Sonne schienen. Dieser Blick. Dieses wilde Knurren. Ich sage Ihnen, Lady Frost, es ließ die niedersten Gebiete meines Körpers anschwel-"

Ich hebe augenblicklich die Hände nach oben, um ihn zu zeigen, dass er aufhören soll und wirble zu gleich zurück zur Tür. "Schon gut! Ich hab's verstanden."

Grinsend blickt mir Steve entgegen. Spiel keine Spiele, die du nicht gewinnen kannst, mein Sonnenschein.

Mit einer eindeutigen Geste meiner Hand mache ich deutlich, was ich davon halte. Aber anscheinend ist es auch nur noch mehr Zündholz, dass ich ihn damit reiche.

Zurück an der Tür, lehne ich mich erneut dagegen und überlasse Steve das Wort.
Nachher werde ich noch von Thors Antrag um ihre Liebe hören. Dann will ich ganz sicher nicht wissen, welche Regionen da angeschwollen sind.

"Wer will nun kommen, Thor?" beginnt mein Mann das Spiel erneut.

Mit seinen kindischen Lächeln auf den vollen Lippen, legt Thor den Kopf schräg. "Hawkeye und seine Freundin Bobbi. Ein paar von den Agents. Die Frau, die wie das Quaken einer Ente heißt. Und die kleine Carter Agentin. Bruce, unser alter Kumpel würde auch gern kommen. Mit seiner Cousine und der Ameisenmann und seine Wespenfreundin."

Steve lächelt. Nur für einen kleinen Moment und nur bei einen Namen. Nur ganz kurz.
Aber so intensiv und freudig, dass sich etwas in meinen Magen regt.

Es ist kein oh-wie-schön-dass-sie-auch-herkommt. Nein.
Das ist das Lächeln, dass ich einst auf meinem Gesicht trug, als es Scott war, der Abends in mein Zimmer bei Eric hereingeschlichen kam und mich zu Charles brachte. Der mir geschworen hatte, nach unserer ersten intensiven Begegnung, dass er wieder zu mir kommen und mich mit zu den X-Men bringen würde. Weil er wusste, dass etwas zwischen uns war - und ich wusste es damals auch.

*

"Jetzt mach dir nicht ins Hemd wegen Sharon." versucht mich Natasha erneut zu trösten und stupst mich mit ihrer Schulter gegen meine an. "Rogers und sie sind Freunde. Vielleicht war da mal ein bisschen mehr. Aber das hat geendet, ehe es überhaupt richtig angefangen hat."

"Wow, Natasha", brumme ich finster und umfasse meine Tasse voll mit Kamillentee mit beiden Händen, „Du hast es echt drauf, Leute zu trösten!"

Inzwischen ist es tiefste Nacht in Wakanda und der einzige Stelle, die nach dem ganzen Balltheater noch offen hat, ist der Balkon am Speisesaal.

Die Nachtluft ist frisch. Aber nicht allzu kühl oder unangenehm, um eine Jacke tragen zu müssen.

Seufzend sehe auf das gelb-braune Wasser in meinen Händen herab. Unwillkürlich dringt ein Gedanke in mir auf. Eine Erinnerung, die ich selbst in Steves Gedächtnis einst gefunden habe.

Rogers und Barns wieder in einer Küche. "Du musst endlich mal von deinen Schreibtisch weg und raus gehen und Leute kennenlernen. Du sitzt Stunden am Tag da oben in deinem Büro oder stehst draußen auf den Plätzen und trainierst die Kinder. Es wird Zeit die Welt auch mal aus einem spaßigen Winkel zu sehen. Diese Sharon Carter hat dich doch erst letztens auf ein Date eingeladen. Geh doch mal mit ihr aus. Mediteran mag doch jede Frau."

"Warum dann der Blick? Ich meine, ich hatte eine leise Ahnung, dass irgendwas zwischen den beiden mal gewesen sein muss. Nichts intensives", dass hat er mir nun eindeutig nach unseren ersten Date klargemacht, "aber anscheinend irgendwas, was sich dennoch in seinen Kopf eingefressen hat."

Natasha zuckt mit den Schultern. Langsam richtet sich ihr Blick von mir auf die schwarze Nacht Afrikas. "Ich glaube, du musst dir darum keine Gedanken machen. Steve mag sie als Freundin. Er ist ein einziges Mal, auf ein kurzes Date mit ihr ausgegangen. In unserer Cafetaria. Wenn man es überhaupt Date nennen will. Er hat seine Mittagspause mit ihr verbracht. Für sie war es fast ein High Light, weil allerseits bekannt war, dass Rogers sich nur selten beim Essen in den Cafetaria blicken lässt und lieber Pause in seinem Büro macht, um weiter zu arbeiten. Aber er hat selbst schnell gemerkt, dass es nicht passt. Sharon ist die Großnichte von Peggy. Er fand den Gedanken befremdlich mit einer Familienangehörigen von seine ehemaligen Flamme etwas anzufangen. Außerdem sind Sharon und er Grund auf verschieden."

Meine Stimme ist so leise wie der Wind. "Was ist es dann?"

Natasha Schulter, die in ihrer schwarzen Lederjacke gut umhüllt ist, berührt erneut die meine. "Sie ist die einzige Person, die noch Kontakt mit Peggy hat."

Moment mal, was? "Peggy lebt?" platzt es sofort aus mir heraus. Dass ich damit wohlmöglich sämtliche Leute im Palast mit meiner schrillen Stimme geweckt habe, ist mir egal.

Ich kann förmlich spüren, wie mir die Luft aus der Lunge dringt. Wieso hat er mir das nie gesagt? "Aber Steve hat doch immerzu gesagt, dass er seine Liebe verloren hätte."

"Hat er auch. Zumindest in gewisser Weise.", erklärt Natasha in ihrer ruhigen rauen Stimme, "Margret Carter ist fast so alt wie Steve. Knapp an die Hundert. Vor etwa sieben Jahren wurde bei ihr Alzheimer entdeckt. Sie hat Stück für Stück ihr Gedächtnis verloren. Es muss um die fünf Jahre her sein, als sie zum ersten Mal Steve nicht mehr erkannte. Mit jeden Monat mehr wurde es schlimmer bis sie ihn bat, nicht mehr zu kommen. Steve wehrte sich mit Händen und Füßen dagegen. Es mache ihn nichts aus, sich um sie zu kümmern.
Aber sie machte ihn bald deutlich, dass es so besser sei. Sie habe ihr Leben gelebt, hat eine wunderbare Familie, einen Mann, mit den sie viele Jahre nach Steves Verschwinden im Eis, zusammenlebte und Kinder bekam. Er solle nun zusehen, dass er das gleiche erreichen soll. Für sie und für ihn selbst. Weil er es sich so sehr verdient hätte. Steve soll sie so in Erinnerung behalten, wie sie damals war.
Also brach er den Kontakt mit ihr ab. Nur wenige wissen heute noch, wie es ihr geht. Anscheinend ist sie inzwischen sehr bettlägerig geworden und erkennt niemanden mehr wirklich. Sie hat das Essen und Trinken verlernt. Sprechen fällt ihr schwer. Nur Sharon sieht sie ab und an und ist Steves einzige Möglichkeit noch, überhaupt etwas von Peggy in Erfahrung zu bringen."

Mein Mund fühlt sich staubtrocken an. "Das ist furchtbar." hauche ich ihr zu.

Sie nickt. "Aber das ist das Leben. Vor vielen Jahren wurde ihr angeboten, dass Serum sich zu injekzieren, dass man mir damals gab. Eine leichte Veränderung des Super Soldaten Serums, dass inzwischen viele der ehemaligen SHIELD Agents in sich tragen. Alles steigert sich. Die Alterung nimmt drastisch ab. Sie würde heute vielleicht noch wie eine Frau aussehen, die Anfang vierzig ist."

"Aber sie lehnte ab?"

Nat nickt trocken. "Sie hatte damals alles was sie brauchte. Ihre Familie. Ein Zuhause. Sie dachte, sie hätte Steve verloren und wollte ihr Leben leben. Noch gab es anfängliche Nebenwirkungen des Serums. Unfruchtbarkeit. Kopfschmerzen. Das war ihr das Ganze nicht wert."

Sie hatte geglaubt, er würde nicht mehr leben. Machte weiter und trug ihn all die Jahre weiterhin im Herzen. Sie bekam Kinder, mit einem Mann, den sie lernte auf die Art zu lieben, wie sie damals Steve. Es brauchte sicherlich seine Zeit, um all den Schmerz zu nehmen und Geduld. Nichts anderes wie bei ihm und mir heute.

Doch was, wenn man das Schicksal gewollt hätte, dass sich ihrer beiden Wege nie trennen sollten? Wenn der Mann, den Peggy einst heiratete und ich nur Ablenkungsfiguren sind und Steves und Peggys Weg noch viel weiter gehen soll?

Was, wenn ich der Schlüssel dazu bin?

Wenn ich meine Liebe, meine Zukunft mit ihn, aufgeben muss, um seine eigene ihn wiederzubringen?

Ich spüre die heißen Tränen in meinen Augen. Ich weiß nicht ob es richtig ist. Ob ich es wirklich sagen soll und darf.
Ob ich damit, nicht mehr ruiniere als heile.

Aber ich weiß, dass er es genauso für mich tun würde.

"Was ist, wenn ich ihr helfen könnte?"

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