Von irgendwoher kommt ein Licht welches uns den Schlaf raubt und uns doch irgendwie Sicherheit verleiht. Es nimmt uns das Zeitgefühl doch kann ich so zeitgleich die Augen für wenige Stunden schließen und einfach so in meine Gedanken abdriften.

Wir sind schon eine ganze Weile hier unten weswegen ich mittlerweile kaum noch eine Regung zeige wenn jemand der Männer vorbei kommt. Wir kriegen mittlerweile regelmäßig etwas zu Essen und sogar Unterwäsche und andere Hygieneartikel doch es macht die Sache hier dennoch nicht besser. ,,Guten Morgen, wie geht es euch?" ertönt wieder mal die gut gelaunte Stimme von Hope. Jeden Tag kommt er vorbei und bleibt für etwa eine halbe Stunde hier eh er wieder geht. ,,Los, umziehen." sagt er und verwirrt richte ich mich auf. Für jeden von uns hat er einen Stapel Klamotten, bestehend aus einer grauen Hose, einem schwarzen T-Shirt, Socken, sowie auch Schuhe.

,,Vergiss es." ist das einzige was ich sage und während ich schon wieder dabei bin meine Augen zu schließen doch plötzlich ertönt ein Klicken und erschrocken reiße ich meine Augen auf und sehe zu dem Mann der eine Waffe auf Bambam richtet. ,,Los zieh dich um, sonst passiert deinen Freunden etwas." droht er und augenblicklich richte ich mich auf. Er lehnt sich locker und lässig an den Gitterstäben und doch ist sein wütender Blick ebenso wie die Pistole in seinen Händen alles andere als locker. Schluckend bleibe ich einige Meter vor ihm und vor den Klamotten stehen.

Ich kann mich nicht vor ihm umziehen ...
Sonst bin ich heute Abend oder Morgen Tod.

Zögerlich schaue ich zu ihm und drehe mich dann zu Bambam und Yugyeom um, die mit den neuen Klamotten auf ihren Feldbetten sitzen und ängstlich zu mir gucken.

Ich kann nicht.

Ich kann nicht.

,,Worauf wartest du Kookie?" fragt Hope grinsend. Tief atme ich ein und aus eh ich meine Augen schließe und im nächsten Moment mein Shirt ausziehe. Ich höre sein entzücktes Keuchen und hebe meinen Blick um zu ihn zugucken. Sein Blick jedoch ist dem schwarzen Rosen Tattoo an meinem Oberarm und meiner Schulter gewidmet. ,,Sieh einer an. Da meint das Schicksal es wohl nicht gut mit dir." raunt er mit dunkler Stimme. Grinsend senkt er die Pistole und lehnt sich näher ans Gitter. Seine Augen strahlen nahezu während er noch immer mein Tattoo betrachtet, er schaut sogar noch auf die Stelle nachdem ich schon lange das Shirt anhabe und man nur noch den Ansatz davon sehen kann. Schnell ziehe ich mir auch die anderen Sachen an und gehe wieder auf meinem Platz während ich ihm keines Blickes mehr würdige. ,,Zu Schade." Ist das einzige was ich noch von ihm höre eh er geht und ich meine abgehackte Atmung wieder etwas kontrollieren kann.

,,Jungkook? Was meint er?" fragt Yugyeom plötzlich und traurig gucke ich zu ihnen. Werden sie mich danach noch immer mögen oder verachten? Vorsichtig setze ich mich gerade auf den Vorsprung und lasse meine Füße herunter baumeln um zu den beiden gucken zu können. ,,Was wollt ihr wissen?" frage ich mit einem müden lächeln und die beiden schauen sich Unsicher an.

Haben sie Angst vor mir?

,,A-Alles, wer du bist, wieso wir hier sind und woher du so viel über diese Männer weißt." ,,U-Und ... w-was es mit deinen Tattoo auf sich hat. Wieso hast du es überhaupt vor uns geheim gehalten?" Tief atme ich ein und aus. Sie sind meine Freunde sie werden keine Urteile haben doch das ist auch nicht meine Angst. Tief im inneren weiß ich das sie nicht Urteilen werden, vielmehr würden sie mich bemitleiden doch das wovor ich mich eigentlich fürchte ... ist darüber zu reden.

,,Ich komme aus einem kleinen Dorf in der Nähe von Busan." Schon nach dem ersten Satz stoppe ich und beginne traurig zu lächeln während mir auch schon eine Träne über die Wange läuft. Ich habe solange nicht mehr an meine Heimat und meine Familie gedacht das es sich jetzt fast so anfühlt über etwas nie dagewesenes nachzudenken. Ich sollte mich Schämen ...

,,Meine Mom erkrankte eines Tages schwer und mein Vater erlitt einen Unfall was es beiden fast unmöglich machte sich um mich zu kümmern weswegen ich ins Heim musste... und genau das war letztendlich mein Untergang. Ich bin abgehauen und hab mich einige Zeit auf der Straße durchgeschlagen." ,,Ohh Gott du warst Obdachlos? Wie alt warst du da?" fragt Yugs geschockt und kurz überlege ich. ,,Ich glaube 15." erwidere ich und beide schauen schockiert zu mir. ,,Habt ihr schon mal etwas von den Obdachlosen Morden gehört?" frage ich hingegen beide überlegen einige Zeit. ,,Das muss locker schon 5 Jahre her sein." meint Bambam und ich nicke. ,,Eben."

Kurz ist es still bis bei Yugs der Groschen fällt und er erschrocken sagt: ,,Ohhh Gott sag nicht du wurdest" Er bricht ab noch bevor ich etwas dazu sagen kann, weswegen ich lediglich nicke und seine Augen sich vor Schock weiten. ,,A-Aber ... was ist passiert?" ,,Die Mafia griff Menschen von der Straße auf um sie für sich arbeiten zu lassen. Es ist der einfachste Weg, Menschen die Obdachlos sind haben keinen und niemand vermisst sie. Die, die noch zu etwas zu gebrauchen waren wurden als Soldaten benutzt, Frauen kamen oft zu reichen Mafiosos nach Hause um dort den Haushalt zu schmeißen, sich um die Kinder zu kümmern oder in der Küche zu kochen und die, die nach etwas aussahen wurden zu Objekten. Machte man nicht das was sie wollten brachten sie einen um und legten die Körper wieder zurück auf die Straße." ,,D-Du wurdest zum Objekt?"

,,Die Männer entführten mich von der Straße und zwangen mich, mich zu prostituieren. Dies ist die Bedeutung des Tattoos und der Grund wieso ich es niemanden zeigen konnte. Rosen stehen für so vieles, meistens für Liebe oder auch den Tod doch in dieser Szene, in der Mafia, stehen sie für Prostitution." ,,N-Nein du" ,,Bist eine Nutte? Ja allerdings das war ich." sage ich kalt und beginne ironisch zu lachen. Wie einfach es mir doch über die Lippen kommt...

,,Man brachte mich in eine riesige Villa wohin am Abend reiche Mafia Mitglieder kamen um sich zu amüsieren. Es war das reinste Luxus Resort und wir waren das absolute Highlight. Jeden Tag musste ich mit Männern schlafen welche ein Teil der Mafia waren. Ob nun der Don, Capos oder auch nur einfache Soldaten die es sich leisten konnten. Egal ob Männer oder Frauen, sie alle kamen um uns zu benutzen." ,,Versteckst du es deswegen? Weil du dich nicht daran erinnern willst?" ,,Sieht jemand das der Tattoo so bin ich Tod, Hope kennt es nun weswegen man mich zurück bringen wird oder ich wegen Verrates getötet werde." Bitter lache ich. Jedes Jahr an meinem Geburtstag fixierten sie mich und stachen das Tattoo nach so das die schwarze Tinte nie seine Intensität verliert, jedes Jahr durchlitt ich Höllenquallen. ,,Ich habe kein Geld um es mir weglasern zu lassen also bleibt mir nichts anderes übrig doch wie du siehst war dies umsonst."

,,Ich meinte nicht das du eine Nutte bist Jungkook." sagt Yugyeom leise und ich schaue zu ihm. ,,Ich weiß Yugs." erwidere ich und lächle ihn sanft an als er seinen Blick wieder mir zu wendet. ,,Du bist in die Gewalt der Mafia geraten und weißt deswegen so viel oder?" ,,Ja. Ich bin jedoch nicht der Grund wieso wir hier sind. Daran ist leider Jimin schuld, V sah uns als potentielle Gefahr an und ließ uns einsperren." ,,Es erklärt so vieles." durchbricht Bambam abermals die Stille. ,,Wieso hast du uns nie etwas gesagt?" ,,Ich hatte Angst, nicht eurer Reaktion sondern darüber zu reden aber wahrscheinlich ist dies alles der Grund wieso es mir so ziemlich egal ist was mit mir passiert."

------------

Jungkook's Vergangenheit wurde aufgedeckt, suprise wer hätte mit sowas gerechnet? Allerdings ist dies nur die Spitze des Eisberges.

Jedoch verkündet das Kapitel für heute das Ende der Lesenacht, ich hoffe sie hat auch gefallen :)