🤍¡°• homeless •°¿🗝

,,Du bist immer noch hier?" ertönt eine Stimme und sofort hebe ich meinen Blick und erblicke Key. Mit hochgezogener Augenbraue lasse ich von der Mülltonne eines Restaurants ab und gehe aus der Gasse hinaus und zu ihm. ,,Was willst du Key?" frage ich und der ebenfalls Obdachlose schaut zu mir. Seinen richtigen Namen kenne ich nicht doch die wenigsten Obdachlosen vertrauen irgendwem ihren richtigen Namen an. ,,Sei nicht so Vorlaut kleiner, ich versuche dir lediglich das Leben zu retten." ,,Wieso das?" frage ich und augenblicklich antwortet er: ,,Es wurden wieder zwei Leichen gefunden." ,,Und? Was willst du mir damit jetzt sagen?" frage ich verwundert nach und der Ältere verdreht die Augen. ,,Die anderen wollen in den Bezirk Gamcheon wo es sicherer sein soll. Du solltest auch mitkommen."

Seit ich nach Busan kam höre ich davon das immer mehr Obdachlose von den Straßen weggeschnappt werden. Egal ob jung oder alt, sie werden weggeschnappt und nie wieder gesehen werden, zumindest nicht lebendig, einige von ihnen wurden wenige Wochen später jedoch Tod aufgefunden. Die Jüngeren vergewaltigt und missbraucht, die Älteren nur mit einen Kopfschuss.

,,Da gibt es ja noch weniger essen." erwidere ich und Key stöhnt genervt aus. ,,Dort waren die Leute noch nicht. Hör zu Kleiner ich kann dich echt gut leiden und will nicht das du mit 16 schon an irgendeinen Pädophilen Kreis gelangst." ,,Ob ich nun Verhungere oder durch diese Leute sterbe macht keinen Unterscheid mehr." erwidere ich und Key seufzt. ,,Du besiegelst damit dein Schicksal." ,,Ihr aber doch auch. Key geht ihr nach Gamcheon so werdet ihr alle irgendwann verhungern."

,,Komm kleiner. Lass uns ein Stück gehen." sagt der Ältere. ,,Hyung, wieso?" ,,Stell es nicht in Frage und komm." ,,Ich werde nicht mit euch nach Gamcheon gehen."

Es mag ein komisches Bild sein wie zwei Obdachlose durch die belebten Straßen Busans gehen. Von so vielen Menschen kriegen wir mitleidige Blicke, ab und zu sogar auch Geld doch meistens sind es nur die Blicke. ,,Wir kennen uns schon ein Vierteljahr und ich hab das Gefühl dich nicht wieder zu erkennen." ,,Wieso? Weil meine Haare länger geworden sind, ich dreckiger bin und mehr stinke als am Anfang?" Er lacht und legt einen Arm um mich was seine Pfanne am Rucksack zum klappern bringt. ,,Ich mag dich JK doch das meine ich nicht. Als ich dich aufgeschnappt habe warst du so verängstigt, permanent am weinen und überhaupt nicht für die Straße gemacht doch jetzt, 3 Monate später lebst du dein Leben alleine auf der Straße." ,,Ich muss." erwidere ich und zucke mit den Schultern. ,,Und gleichzeitig bist du soviel kälter geworden. Hör zu, ich will mich hier nicht auftun als dein Vormund oder ähnliches doch als die Person die dich sozusagen in das alles hier eingeführt hat mache ich mir Sorgen. Denk immer dran du schmeißt dein ganzes Leben weg wenn du jetzt diesen Fehler begehst und dich aufgibst."

,,Ich hab dir doch schon einmal erzählt wieso ich hier bin." ,,Das hast du doch Jk du bist noch so jung, ich verstehe das es hart für dich gewesen sein muss was deinen Eltern passiert ist doch diese Menschen die dich in ein Heim gesteckt haben wollten nur dein bestes. Sie sind nicht die bösen und es ist ein unglaublich egoistisch die Chance auf ein gutes, erfülltes Leben nicht zu nutzen." ,,Ich will darüber nicht reden." erwidere ich doch der Obdachlose schüttelt nur den Kopf und sagt: ,,Du wirst es bereuen Jk." ,,LASS mich damit bitte in Ruhe. Ich will davon nichts hören, ich habe mich entschieden." ,,Es gibt immer einen Punkt im Leben an dem man noch einmal die Chance bekommt sich zu entscheiden. Vielleicht ist dieser Punkt für dich jetzt. Wir sind ganz unten doch du hast die Chance wieder nach oben zu kommen. Denk darüber nach wenn ich dich schon nicht dazu überreden kann mit uns zu kommen."

Am Nachmittag sprach ich noch mit Key darüber und jetzt sitze ich mal wieder am Strand und denke über seine Worte nach.

Es gibt Menschen die sich Sorgen um mich machen doch ich kann einfach nicht zurück. Gehe ich ins Heim so fühlt es sich so an als ob die Wände mich zerquetschen würden, ich will nirgendwo anders sein als bei meinen Eltern. Ist das so schwer zu verstehen? Ein Kind will bei seinen Eltern sein, wieso verstehen die Leute das nicht? Ein Wind kommt auf der mich frösteln lässt und ich meine zerlöcherte Jacke enger um mich schlinge. Abends ist es unglaublich kalt, auch im Sommer, ich will mir gar nicht ausmalen wie es erst im Winter werden wird. Wie schön es wäre dann wieder am Kamin mit Mama und Papa zu sitzen ...

Wie es ihnen wohl geht?

Sie sind nicht einmal 100km von mir entfernt und doch wirken sie so unendlich weit weg von mir. Ich will doch einfach nur wieder zu ihnen und das nicht nur übers Wochenende sondern immer. Ich will von der Schule nach Hause kommen und zu Hause essen, will meine Freunde in meinem Zimmer treffen, ich will mit ihnen Filmabende machen oder auch einfach mal nur miteinander kochen. So wie früher, als wir eine Familie waren.

Irgendwie haben wir es doch immer geschafft, wieso jetzt nicht mehr?

Wissen sie überhaupt das ich seit 4 Monaten vermisst werde oder bin ich ihnen mittlerweile egal? Stumm fließt mir eine Träne die Wange herunter und ich verfalle in meine eigenen Gedanken zurück, ich will doch einfach nur bei ihnen sein.

Mama sagte immer zu mir das wir es irgendwie schaffen würden und darüber denke ich jeden einzelnen Tag nach. Ich wache in irgendeiner Gasse auf einem Karton auf, suche mir etwas zu essen in den Mülltonnen auf Hinterhöfen von Restaurants, klaue mir Sachen aus irgendwelchen Läden wenn nicht irgendwo etwas herum liegt und muss zusehen nicht von irgendwelchen Leuten die es lustig finden Obdachlose zu verprügeln und zu entführen erwischt zu werden. Und dann ist dort noch die Polizei welche mich immer noch wieder aufgabeln kann und mich dann zurück ins Heim bringt. Doch selbst vor diesem Ärger wenn ich erwischt werde habe ich tierische Angst. Alle werden enttäuscht von mir sein wenn ich wieder zurück komme.

Ja vielleicht habe ich mein Leben weggeschmissen doch irgendwie schaffe ich es, irgendwie muss ich es schaffen...

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