Jeongins POV

Meine Leben in dem Hyunjin vorkam, hatte sich soeben verändert. Bisher war er nur mein Hyung, ein talentierter Tänzer, der einen in den Bann reißen konnte. Er war sehr sensibel, hatte aber ein großes Herz, welches er uns oft zeigte. Wenn er lachte dann konnte man nur mitlachen. Mit ihm konnte man stundenlang reden und sich verstanden fühlen. Das war mein Leben bisher mit Hyunjin.

Doch sie drehte sich um 180 Grad. Hyunjin hatte sich in mich verliebt.

Sein langes, blondes Haar ragte aus der Decke, in der er sich eingekuschelt hatte. Leicht hob und senkte sein Körper sich. Sein Duft wehte zu mir über. Wie schnell kann sich ein Bild eines Menschen ändern, wenn er einem seine Gefühle erzählte. Er war immer noch Hyunjin, nur jetzt spürte ich da diese Veränderung zwischen uns. Ich liebte Hyunjin nicht so wie er mich, doch irgendwie betrachtete ich ihn anders. Es passierte einfach. So betrachtete ich seinen einschlafenden Körper, während meine Augen selber auch schwerer wurden. So betrachtete ich ihn auch, als wir am nächsten Morgen alles aufräumten und gemeinsam essen, wenn wir irgendwelche Spiele spielten und auch dann als wir wieder unser Leben als Idol nachgehen und stundenlang tanzten und unsere Stimmen übten. Ich konnte den Blick nicht von Hyunjin lassen und fragte mich, in welchem Licht er mich sah. Ob er auch in dem gleichen Licht sah, welches für mich anfing zu scheinen, als er von seinen Gefühlen erzählte. Hyunjin hatte bisher nichts mehr dazu gesagt und behandelte mich nicht anders, nur weil ich seine Gefühle nicht erwiderte. Er tat so, als würde der Kuss nicht existiert haben und ich fragte mich, wie schmerzhaft es für ihn war.

Die Erkenntnis, dass Hyunjin was für mich fühlte, lies mich Hyunjin auf eine andere Art sehen, die für mich bisher nicht sichtbar war. Sein Lachen hörte sich anders an, die Weise wie er sprach oder wie er sich verhielt, wie er sein langes Haar zurückstrich, wenn es ihm in die Stirn fiel, die Art wie er sein Gesicht verzog, wenn er etwas Leckeres aß, wie er unseren Tanzschritten eine persönliche Note gab.

Hyunjin war schön, doch für mich wurde Hyunjin anders schön.

Immer öfters tauchte der Kuss in meinen Gedanken auf. Ich fragte mich, wie es sich anfühlen würde, hätte ich meine Lippen nur länger auf seinen gelassen. Die Frage wurde so stark, dass ich mich nicht mehr zurückhalten konnte. Als wir unsere Probe für heute beendeten, folgten meine Augen Hyunjin, der sein verschwitztes Haar nach hinten strich und heftig ein und ausatmete. Chan lobte uns und die anderen fingen an ihre Sachen einzusammeln, um wieder zurück nach Hause zu gelangen. „Hyunjin?", fragte ich ihn. Hyunjin drehte den Kopf zu mir. „Ja?"

„Kannst du kurz warten?" Er sah mich ängstlich an. Vielleicht denkt er gerade, dass ich ihn auf unseren Kuss ansprechen will. Sein Ausdruck war voller Qual und Schmerz, es hatte ihm mehr weh getan als gedacht, dass ich ihn abgewiesen hab. Der Raum leerte sich, bis wir alleine waren. Sobald Seungmin als letztes den Tanzraum verließ, lief ich zu Hyunjin und nahm sein Gesicht in meine Hände, bevor ich ihn küsste. Jetzt wo ich wusste, dass Hyunjin ein Meer an Gefühle bei den Kuss spüren musste, lies ich mich in seine Tiefen von ihm reinziehen. Es fühlte sich so anders als der Kuss damals. Dieser war durchdrängt von Neugierde und beginnenden Gefühle, die für Hyunjin erblühten. Sanft löste ich mich von ihm, hielt sein Gesicht noch in meine Hände. „Innie....", kam es leise aus seinem Mund, während er mich wie sein Ein und alles anschaute. „Ich habe nachgedacht, Hyunjin...und ich weiß nicht, aber seit du mir gesagt hast, dass du mich liebst.....ich sehe dich jetzt komplett anders....ich lasse es zu, weil es sich eigentlich ganz schön anfühlt von dir geliebt zu werden....und dann der Kuss gerade....Hyunjin, ich fange an deine Gefühle zu erwidern", gestand ich. Hyunjin sah mich überrascht an, bevor sich ein leichtes Lächeln auf seinen hübschen Lippen bildete. „Innie...ich weiß nicht was ich sagen soll...vielleicht dass ich gerade sehr glücklich bin?" Mein Herz schlug sanft wegen Hyunjins Lächeln. Ja, das Lächeln hatte jetzt eine komplett andere Wirkung auf mich. „Denkst du...dass die Gefühle...für mich stärker werden können?"

„Das will ich herausfinden. Mit dir."

Und die Gefühle wurden im Laufe der nächsten Wochen stärker. Ich suchte immer wieder Hyunjins Nähe und kuschelte mit ihm. Er schlief auch nicht mehr bei ihm, sondern bei mir. Je intensiver ich meine Zeit mit Hyunjin verbringe, desto mehr kristallisierte sich raus, dass er ganz anders war, als gedacht. Anstatt wie auf der Bühne eine sexy Präsenz zu haben, war er bei mir ganz kuschelig und schüchtern. Er vertraute mir auch an, dass er mich gerne Hyung nannte, weil er sich gerne vorstellte, dass ich ihn beschützte. Hyunjin war wirklich süß.