Kapitel 43

Hyunjins POV

Drei Wochen später saß ich mit Jeongin im Zug nach Seoul. Die altbekannte Anspannung ist wieder zurück gekehrt. Dieses Mal viel schlimmer als die Reise nach Busan. Hier in Jeongins Geburtsstadt musste ich nur mit seiner Familie klarkommen. Menschen, die ich bisher nur ein bis zweimal in meinem Leben gesehen hatte. Die anderen sah ich jeden Tag für die letzten Jahre. Alles was sie machten, hatte einen größeren Effekt auf mich, als es Jeongins Familie es bei mir auslösen konnten. Sie kannten meine schwächsten Momente, Zeiten der Tränen und der Selbstzweifel, sie wussten was mir weh tat, an was ich dachte, wenn die Mobber mal zuschlugen.

Am liebsten würde ich mich an Jeongin kuscheln und seinen Hand in meine nehmen, damit sie mich vom Zittern abhielt, welcher meinen Körper einnahm. Am liebsten würde ich ihm einen ängstlichen Kuss auf die zarten Lippen drücken, ihm zeigen, wie sehr meine Lippen bebten, ihn meine Angst schmecken lassen. Stattdessen konnte ich nur mit ihm reden und seinen Aufmunterungsversuche anhören, die mich beruhigen sollten. „Du wirst sehen, dass sie sich freuen werden." Wie weit konnte ich Jeongin vertrauen? Menschen konnten so heuchlerisch sein. Sicher waren sie alles andere als erfreut mich zu sehen.

Der Grund wieso sie so leiden mussten.

Ich versuchte mich mit Musik abzulenken, als Jeongins Worte keinen Zuhörer in mir fand und ich ihn mit Selbstvorwürfen konterte, bis er es aufgab. Er konnte den Sog an Selbstzweifel nicht stoppen, der mich verschlingen wollte. Ich schloss meine Augen und lauschte den sanften Stimmen der Sänger und Sängerinnen, die aus meinem Handy klangen. In Soul angekommen fühlte ich mich wieder ausgeliefert, als würden hier Sasaengs auf mich warten, die genau wussten, dass ich wieder einen Fuß in die Hauptstadt gewagt hatte. Wahrscheinlich war ich nur paranoid und hing noch zu sehr in den Erfahrungen der Vergangenheit fest. Es waren einige Wochen vergangen, seit ich meinen letzten Tanz auf der Bühne getanzt hatte. Langsam mussten sie akzeptiert haben, dass ich kein Teil mehr davon bin.

Jeongin zückte sein Handy und rief den StrayKidsfahrer an, dass er ihn am Bahnhof abholen konnte. „Jetzt warten wir", meinte er und lächelte mich sanft an. Ich spürte seine Hand meine streifen, auch er wollte meine Hand ergreifen, seine Wärme so nah an mir. „Und alles noch okay?" Er musterte meine weite Kleidung, die meinen Babybauch noch verdecken konnte. Ich war immer noch nervös und hatte Angst vor dem was mich bei meinem alten Zuhause erwartete. „Nicht wirklich...", gestand ich leise. Der Fahrer kam und Jeongin trug seinen Koffer in den Kofferraum, bevor er mir die Tür zu der Rückbank aufmachte. „Hyunjin steht nicht mehr unter JYP und ist von jeglichen Service ihrer Idols befreit, somit ist es ihm nicht erlaubt einzutreten", meinte der Fahrer nur. Ich hätte es wissen müssen. Sobald man nicht mehr hingehörte, zeigte es jeder andere Mensch es einen. „Das ist doch Müll. Hyunjin ist immer noch ein guter Freund von Stray Kids und wenn ich ihm erlaube mitzufahren, dann lassen Sie ihn einsteigen!"

„Das bereden Sie lieber mit JYP."

„Wollen Sie wirklich so ein Drama daraus machen? Ich kann auch mit Hyunjin nach Hause laufen. Dann können Sie es schön JYP erklären, wenn man uns von irgendwelchen Saessangs belagert oder irgendwelche Skandale auftauchen, weil ich immer noch mit Hyunjin befreundet bin."

„Steigt schon rein", meinte er dann endlich und ließ mich einsteigen. Jeongin setzte sich neben mir hin und lehnte sich leicht an mich. Zu der Angst die anderen wieder zu sehen, kam noch ein Gefühl der Abneigung dazu, die mir der Fahrer verpasst hatte. Was wenn die anderen auch wie er reagieren? Wenn sie was sagen würden, wie 'Du bist nicht mehr hier willkommen'. Die Fahrt wurde zur Zerreißprobe. Nie hätte ich gedacht, dass ich mich so fühlen konnte, wenn ich zurück 'nach Hause' gefahren wurde.

Die Fahrt war immer voller Vorfreude auf eine eher entspanntere Zeit, weil ich wusste, dass ich in mein Bett liegen konnte und schlafen oder einfach nur zeichnen. Jetzt würde ich am liebsten umdrehen, weil ich dort nicht mehr hingehörte. Der Fahrer hielt an und lies uns raus. Hier war ich also wieder. Nach über zwei Monaten. „Du kennst unsere beiden Codes noch, oder? Wäre es okay, wenn wir zuerst bei den Maknaes vorbei gehen? Ich will meine Sachen in mein Zimmer stellen", fragte er mich, worauf ich nickte. Wie konnte ich eine Zahlenkombination vergessen, die ich Tag für Tag eingegeben hatte? „Kannst du das bitte machen?", bat ich ihn. Ich bin nicht bereit als erstes reinzugehen. Wenn Jeongin vor mir ging, dann hätte ich noch eine Möglichkeit mich an ihn festzuklammern und mich hinter seinen Rücken zu verstecken. „Ja klar." Er gab die Zahlenkombination ein und drückte die Tür auf, als sie unverschlossen war.

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