Kapitel 93

18 Jahre früher...

"Halabeoji!" Lachend fiel der junge Faun seinem Großvater in die Arme.  Grinsend fing dieser ihn auf und wirbelte ihn einmal um sich herum im Kreis.

"Hallo Hörnchen.", begrüßte er seinen jüngsten Enkel und wuschelte ihm einmal durch seine Haare.

Kichernd versuchte dieser ihn aufzuhalten, doch umsonst. Grinsend setzte der Alte ihn wieder ab und sah zu dessen Vater, der entspannt hinterher kam. Wie so oft war der Kleine vor Begeisterung schon vor gerannt und hatte nicht auf seinen Vater gewartet.

"Noch einmal so jung sein und diese Energie haben.", lachte der Sohn des Alten und wuschelte selber seinem Kleinen durch die Haare.

"Appa...", beklagte sich dieser und wich dessen Hand aus. Der Alte lachte nur herzlich, als er das sah.

"Halabeoji, was machen wir heute, während Eomma und Appa auf dem Markt sind?", wollte der junge Faun wissen.

"Ich muss auch noch etwas arbeiten, aber was du machst..." Der Alte wurde von einem lauten Quitschen unterbrochen.

"Hobi- Hyung!!!" Und ein kleiner schwarzer Blitz schoss an ihm vorbei und sprang seinen Enkel an, dass beide zu Boden fielen. Der junge Faun riss die Augen auf.

"Jiminie?!" Mit dem kleinen Elfen hatte er gar nicht gerechnet.

Aber schnell wich pure Begeisterung der Verwirrung und strahlend erwiderte er die Umarmung des kleineren und Jüngeren.

"Ach. Sind die beiden gerade wieder hier?", fragte Hobis Vater belustigt und interessiert. Der Alte Faun nickte.

"Vor drei Tagen hat Jeongmin den Kleinen hier wieder abgesetzt und ist etwas weiter in den westlichen Wald. In zehn Tagen wollte er wieder hier sein und Jimin wieder abholen.", erklärte er seinem Sohn.

Der nickte und sah zu, wie die beiden Kinder schon am aushecken waren, was sie heute wohl machen wollten. Hobi tuschelte etwas in Jimins Ohr, der sofort hellauf und begeistert nickte. Mit großen Augen sah Hobi zu seinem Großvater hoch. 

"Dürfen wir an dem Bach hinter dem Marktbaum spielen?", fragte der Kleine mit großen Augen. Der Alte seufzte und überlegte kurz.

"Na gut. Aber passt auf. Und wenn ihr die große Glocke hört, kommt ihr zurück. Weil dann gibt es Mittagessen, habt ihr verstanden?"

Die zwei nickten sofort hastig und rannten dann Hand in Hand in Richtung des Baches.

"Bis später!", krähte der kleine Elf noch über seine Schulter bevor die beiden aus dem Sichtfeld der Erwachsenen verschwanden.

Hobis Vater schmunzelte, als er die beiden fortrennen sah.
"Diese beiden... Beide nur Hummeln im Hintern."

Die beiden Jungs rannten ohne Pause bis sie den größten Baum im Wald erreichten, vor dem auf einem großen Platz die Stände für den wöchentlichen Markt aufgebaut wurden. Etwa fünfzig Meter hinter dem Baum verlief ein kleiner Bach, der in dem großen Fluss mündete, der an dem Dorf vorbei floss. Der Bach war an der Stelle, die die beiden Jungs ansteuerten, sehr flach und große Steine ragten aus dem Wasser heraus.

Hobi ließ die kleine Hand von Jimin los, beschleunigte und sprang über die Steine über das Bachbett hinüber. Jimin bremste ab und blies etwas beleidigt seine Backen auf.

"Komm schon Jiminie, du schaffst das!", feuerte der kleine Faun seinen Freund an.

Tapfer nickte der kleine Elf und nahm Anlauf. Als er am Ufer war, sprang er ab und landete gekonnt auf dem ersten der drei Steine, die er überqueren musste.

"Super Jiminie, jetzt der nächste!", jubelte Hobi.

Grinsend rappelte sich der kleine Elf auf und machte einen gewaltigen Froschsprung auf den nächsten Stein. Kaum war er gelandet, sprang der Kleine wieder auf und fasste den nächsten Stein ins Auge. Auch den erreichte er mit einem Sprung und jetzt galt es nur noch das andere Ufer zu erreichen.

Jimin sammelte sich ein letztes Mal und sprang. Doch ihn hatte seine Kraft etwas verlassen und sein Sprung reichte nicht ganz. Ein leichter Schrei entkam ihm, als er anstatt auf dem lehmigen Boden im kalten Wasser landete.

Geschockt sah er zu seinem Freund, als komplett vollgespritzt bis zu dem Knien im Bach stand. Doch der begann nur zu lachen und sprang einfach selber nun auch in das Bachbett und begann seinen Freund nass zu spritzen. Der fing nun auch an zu lachen und spritzte ebenso zurück, dass er nicht der einzige war, der nass wurde.

So ging das eine Weile hin und her, bis beide genug hatten und triefnass und außer Atem nebeneinander im Gras in der Sonne lagen. Doch irgendwann seufzte Hobi leise. Sofort sah Jimin zu seinem Freund.

"Was los, Hyung?", fragte er erschrocken.

Etwas gequält legte der seine Hand auf seinen Bauch und sofort ertönte ein lautes Grummeln.

"Ich habe jetzt schon Hunger...", klagte der junge Faun enttäuscht.

Der Kleine Elf stemmte sich hoch und sah sich um. Bis seine Augen zu glitzern anfingen und er aufsprang.

"Da vorne! Ein Kirschbaum mit Kirschen!"

Hobi folgte der ausgestreckten Hand von Jimin.

"Aber da komme ich nicht heran.", antwortete er enttäuscht.

"Aber ich!", grinste der kleine Elf und rannte auf den Baum zu.

Schnell rappelte der junge Faun sich auch hoch und folgte seinem Freund.

"Du musst das nicht tun.", versuchte Hobi Jimin davon abzuhalten. Doch der lächelte ihn nur an.

"Ich hab schon oft geklettert. Ich kann das.", grinste er und begann den Baum flink hoch zu klettern.

"Pass auf...", murmelte der Faun unsicher.

Er hatte noch niemanden einfach so auf einen Baum klettern gesehen. Allerdings war ihm das als Faun auch eher unmöglich. Doch überrascht sah er zu wie der kleine Elf schon oben im Baum war und sich daran machte die reifen Kirschen zu pflücken und ihm herunter zu werfen.

"Ess ruhig!", krähte er seinem Freund zu, der mit großen Augen auf die roten Früchte starrte.

Und schnell machte der sich daran die herunter geworfenen Kirschen aufzulesen und zu probieren.

"Lecker!", rief er dem kleinen Elfen zu, der nur noch begeisterter den Snack für seinen Freund pflückte. Schnell lagen mehr Kirschen auf dem Boden, als Hobi in seine beiden Hände sammeln konnte.

"Das reicht Jiminie. Du kannst wieder runter kommen."

"Okay.", ertönte die feine Stimme des Elfen und er machte sich wieder auf den Weg nach unten.

Währenddessen stopfte sich Hobi eine Kirsche nach der anderen in den Mund und spuckte die Kerne natürlich so weit, wie es nur ging. Er ging zu dem Baum, wo Jimin gerade am herunterklettern war.

Der Elf war nur noch knapp zwei Meter über dem Boden. Der junge Faun  streckte schon einmal seine Hand mit den Kirschen aus, dass Jimin sich, sobald er dann unten war, auch daran bedienen konnte. Doch dazu sollte es nicht kommen.

Der dünne Ast auf dem der kleine Elf stand brach durch und mit einem Schrei, stürzte er in die Tiefe. Er fiel auf den Boden und schlug seinen kleinen Kopf an einer der Wurzeln an, die aus dem Boden ragte. Regungslos blieb er liegen.

Geschockt ließ Hobi die Kirschen fallen und stürzte zu seinem Freund. Er rüttelt an dessen Schulter.

"Jiminie?! Jiminie wach auf!" Doch der Jüngere rührte sich nicht.

Langsam machte sich die Panik in dem Jungen Faun breit. Zitternd versuchte er weiter seinen Freund zu wecken.

"Jiminie, bitte... Das ist nicht witzig..." Aber so langsam verstand er, dass der Kleine nicht so schnell aufwachen würde.

"Nein..." Im liefen die Tränen über sein Gesicht und hastig sah er sich um. Doch niemand war in der Nähe der helfen konnte.

"Jiminie..."

Und schließlich fasste er einen Entschluss. Mit aller Kraft schaffte er es seinen Freund auf seinen Rücken zu ziehen.
Kaum hatte er ihn Huckepack auf seinen Rücken hängen, hielt er ihn nun so fest er konnte und rannte los.

Vorsichtig sprang er zurück über den Fluss und gab dann Gas, natürlich darauf achtend, dass er Jimin nicht unterwegs verlor.

Er rannte den ganzen Weg ohne irgendwen anderen zu beachten zu dem Haus seines Großvaters zurück.

"HALABEOJI!"

Der alte Faun zuckte erschrocken zusammen, als er dieses gellende Brüllen seines Enkels vernahm. Auch die Dryade, die er soeben in seine Praxis geleiten wollte, sah erschrocken in die Richtung, aus der der Schrei kam.

Geschockt rissen die beiden Erwachsenen die Augen auf, als sie den jungen Faun angerast kommen sahen, auf seinem Rücken den kleinen Elfen, der nur leblos hin und her schlackerte.

"Oh Götter. Hoseok, was ist passiert?!"

Schnell aber dennoch vorsichtig nahm der Alte den Elfen in seine Arme. Hobis Gesicht war von Tränen überströmt und er bekam kaum einen richtigen Satz heraus.

"Er... er... auf Baum... bei... bei herunter... ge.. gestürzt..." Und nun heulte er so richtig los.

Der Alte stürmte mit dem Kleinen in seine Praxis und legte ihn sofort auf die Liege ab, um ihn zu untersuchen. Die Dryade, die nur eine Salbe für ihre Mutter abholen wollte, begleitete unterdessen den vollkommen aufgelösten jungen Faun auch in den Baum und kümmerte sich um ihn.

"Ich wollte das nicht...", heulte der Kleine verzweifelt und sah zu seinem Großvater, der ihm die Sicht zu seinem Freund versperrte.

"Hoseok... Alles wird gut. Du hast großartig gehandelt...", versuchte es die Dryadea, allerdings nur mit spärlichem Erfolg.

Für den jungen Faun war es wie eine Ewigkeit, bis sein Großvater schließlich seufzte und von seinem Freund wegtrat. Sofort befreite sich der junge Faun von der Dryade und stürzte neben ihn.

"Was ist mit ihm, Halabeoji?", fragte er verzweifelt.

Sein Großvater kniete sich neben ihn herunter und nahm ihn in den Arm.

"Alles gut, Hörnchen. Es ist nichts schlimmes. Er hat eine dicke fette Beule am Hinterkopf. Er muss sich den Kopf etwas mehr gestoßen haben und deswegen ist er bewusstlos. Er sollte bald wieder zu sich kommen. Dann wird er etwas Kopfschmerzen noch haben und auch in seinem linken Arm. Den hat er sich nämlich beim Sturz wohl auch etwas kaputt gemacht."

Mit großen Augen sah der kleine ihn wieder an und begann wieder zu weinen.

"Es ist meine Schuld... Nur weil ich Hunger hatte...", heulte er tieftraurig und schuldbewusst.

"Hast du ihm gesagt, dass er auf einen Baum klettern soll?", fragte sein Großvater ihn sanft. Sofort schüttelte der Kleine heftig seinen Kopf.

Der Alte lächelte sanft.
"Also bist du doch nicht Schuld. Du hast ihn nicht dazu gezwungen."

Verwirrt sah sein Enkel ihn an.

"Hörnchen. Du hast großartig reagiert und ihn komplett alleine den ganzen Weg hier her getragen. Jimin kann stolz darauf sein, dass er einen so tollen Freund wie dich hat."

Der junge Faun schniefte. "Wirklich?"

Sein Großvater nickte lächelnd.

"A... aber ich fühle mich trotzdem doof...", murmelte er leise.
Der Alte überlegte kurz.

"Würde es vielleicht helfen, wenn du mir hilfst ihn und seinen Arm zu versorgen?", schlug er schließlich nach einer Weile vor.

Überrascht sah Hobi auf, nickte dann aber vorsichtig.

"Sehr gut. Dann hole ich kurz alles was wir brauchen und dann helfen wir Jiminie."

Nach einer guten halben Stunde, standen sie beide wieder neben dem nun verarzteten kleinen Elfen und begutachteten ihr Werk.

"Das hast du super gemacht, Hörnchen.", lächelte der Alte und strich seinem Enkel durch seine weichen Haare.

"Halabeoji?"

"Ja, mein Kleiner?"

Der kleine Faun sah zu seinem Großvater hoch und in seinen Augen glitzerte es.

"Wenn ich groß bin, will ich auch so wie du sein."

Etwas verwundert sah der Alte ihn an. "Wie meinst du das?"

Hobi ging vorsichtig zu Jimin und nahm dessen Hand vorsichtig in seine.

"Ich will all meinen Freunden helfen können, wenn es ihnen schlecht geht."




Ich heule nicht. Das seid ihr!! 🥲

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top