Kapitel 88

"-min. Jimin!"

Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es schon so spät war, dass Yoongi sich wieder zurück verwandelt hatte, als ich von ihm abgestiegen war, um einen Schluck aus einer kleinen Quelle zu nehmen. 

Besorgt hockte er sich neben mich und legte sanft eine Hand auf meine Schulter.

"Alles okay?", fragte er sanft.

Ich presste meine Lippen zusammen und schüttelte meinen Kopf. Tränen schossen in meine Augen und ich begann zu zittern.

Dieser Sturm tobte in mir, seit der alte Heiler wieder im Wald verschwunden war. Ich war heillos überfordert. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. So viele Emotionen tobten durch meinen Kopf und lämten mich.

Yoongi seufzte und zog mich zu sich, damit er beschützerisch seine Arme um mich legen konnte. Und als hätte das den Damm gebrochen, begannen meine Tränen zu fließen.
Schluchzend presste ich mich an Yoongi, der mich fest in seinen Armen hielt und mir sanft über den Kopf strich.

Es dauerte eine Weile, bis ich wieder ruhiger wurde. Stumm strich mir Yoongi weiterhin über Rücken und Kopf.

"Willst du sagen, was in deinem süßen Kopf vorgeht?", fragte er leise und sanft. Ich seufzte und nickte dann nach kurzem zögern.

"Ich... Ich..." Meine Tränen begannen von neuem zu fließen.

"Shh, shh. Wir haben alle Zeit der Welt. Du musst nichts überstürzen.", flüsterte der Kobold hinter mir. Ich nickte schniefend und fuhr mir einmal über das Gesicht.

"Ich weiß nicht, was ich fühlen soll...", flüsterte ich und schwieg kurz.

"Da... ist so viel Wut auf die anderen Elfen... Dieses 'es war falsch'... Ja verdammt! Ich will das ihnen an liebsten ins Gesicht klatschen und ihnen ins Gesicht schreien, wie sehr sie mein Leben kaputt gemacht haben. Sie sollen es wissen, was sie mir angetan haben und in ihren Schuldgefühlen ersticken, wenn sie so etwas haben. Ich will, dass sie genau so leiden, wie ich es tun musste." Ich schluchzte.

"Ich will das so sehr. Aber das wird nicht passieren. Und dieser Kröten haben mein Selbstwertgefühl zu sehr zerstört...
Ha... haben sie nicht irgendwo Recht, wenn sie sagen es ist meine Schuld, dass mein Vater gegangen ist u... und er n... nicht me... mehr zurückgekommen i... ist?" Meine Tränen schwemmten wieder über.

Ich spürte wie sich Yoongi von mir löste und ich schluchzte wieder auf. Doch keine Sekunden später spürte ich seine Hände um mein Gesicht, das er anhob, damit er mir in meine verheulten Augen sehen konnte.

Ernst sah er mich an.

"Jimin.  Es. Ist. Nicht. Deine. Schuld!", sagte er fest und runzelte seine Stirn.

"Ja. Dein Vater ist vor allem wegen dir zu den Feen gegangen, aber nicht, weil du es ihm befohlen hast!" Sein Blick wurde sanfter und er strich mit seinem Daumen meine Tränen von meiner Wange.

"Er hat diese Entscheidung von sich aus getroffen. Niemand hat es von ihm verlangt, dass er dort hin geht. Also ist er ganz allein für seine Entscheidung verantwortlich." Er seufzte.

"Er hat dich einfach so sehr geliebt, dass er dir das bestmögliche und friedliche Leben ermöglichen wollte, was es nur geben konnte. Nur leider ist sein Plan nicht so ausgegangen, wie er wollte..."

Traurig sah ich nach unten. Wenn ich das so aus seinem Mund hörte, schien das schon irgendwie Sinn zu ergeben.

"Ich würde auch sofort in Tigergestalt in dein altes Dorf zurück springen und einen nach dem anderen zerfleischen, damit du dir um diese Elfanten wirklich keinen Kopf machen musst."

Erschrocken sah ich auf und ihn an. Er schmunzelte.

"Aber abgesehen davon, dass die halt trotzdem Magie wirken können und ich alleine bin und das ganze vermutlich nicht überleben würde, wäre das mit dem einen Dorf ja nicht getan. Dann müsste ich ja das ganze Elfenreich auslöschen, damit es niemanden mehr gibt, der dir etwas böses will. Und das wäre wirklich zu viel Arbeit. Abgesehen davon. Hattest du schon mal fremdes Blut im Mund? Das ist mal mega widerwärtig. Bah! Die Feen beim Kampf haben mir schon gereicht."

Erstickt musste ich lachen. Liebevoll sah Yoongi mich an und strich mir sanft über die Wange.

"Du darfst mit dieser schlechten Zeit abschließen, Jimin. Sie werden dich nicht mehr auf deinem Weg begleiten. Auch wenn ich dich verstehe, dass sie genauso leiden sollen wie du. Wirklich zu schaffen ist das leider nicht. Auch wenn ich es ihnen genauso wünschen würde. Lassen wir sie einfach hier in ihrem Elfenreich verrotten. Wir haben noch vier weitere Reiche, wo unsere Freund auf uns warten. Das ist jetzt unser Weg, den wir zusammen gehen werden. Keine dummen Elfanten mehr, die dir irgendetwas einreden wollen! Wie gesagt. Du bist nicht Schuld, dass dein Vater gegangen ist. Und wenn er hier bei uns noch stehen würde, dann würde er das genauso bestätigen."

Schniefend nickte ich und fuhr mir wieder über mein Gesicht, um die letzten Tränen zu trocknen.

"Wieder besser?", fragte mich Yoongi sanft und ließ langsam meine Wangen los. Vorsichtig nickte ich und sah ihm fest in die Augen.

"Dankeschön.", hauchte ich. Sanft lächelte er mir zu.

"Doch nicht dafür. Ich will doch auch, dass mein süßer Dunkelelf wieder lächeln kann."

Mein Herzschlag beschleunigte sich, als er das sagte. Ich wollte gerade etwas erwidern, als ein lautes Grummeln aus Yoongis Bauch drang. Er seufzte und hielt sich seinen Bauch.

"Ich glaube da will nur jemand jetzt nach dem ganzen Tag laufen auch ein wenig Aufmerksamkeit...", lächelte er entschuldigend.

"Ich suche kurz etwas Feuerholz. Da vorne habe ich schon einen kleinen Felsen Überhang gesehen. Dort können wir über Nacht auch bleiben. Dann schaust du was Hyuna und Jisoo uns noch alles eingepackt haben und was wir heute jetzt dann essen. Okay?"

Ich nickte und schon lief er in den Wald, um nach Holz zu schauen. Ich packte unterdessen die Tasche und lief zu dem Überstand, den er meinte. Als ich da war, sah ich nur, dass sich dort, wohl von dem letzten Regen eine kleine Wasserlache gebildet hatte, die noch nicht vollständig abgetrocknet war.

Ich legte die Tasche beiseite in sichere Entfernung und streckte dann meine Hände in Richtung der Pfütze aus. Ich ließ Flammen entstehen, die sofort auf den Felsen schossen, diesen erwärmten und somit auch das Wasser zum verdampfen brachten. Nach ein paar Minuten war alles trocken und ich ließ die Flammen wieder verschwinden.

"Das könntest du in einem Kampf bestimmt auch gut einsetzen. Stell dir vor, ich stehe vor dir, will dich angreifen und plötzlich rollte so eine Flammenwelle mir entgegen. Ich glaube, ich würde schreiend wegrennen.", lachte Yoongi, als er schon mit einem Haufen Holz wieder aus dem Wald kam. Überrascht sah ich ihn an.

"Das ging aber schnell..", stellte ich fest. Er grinste mich nur an und zuckte mit seinen Schultern.

"Naja. Was soll ich sagen. Nachdem ich jetzt so einen talentierten Anzünder wie dich habe, brauch ich etwas weniger darauf zu achten, ob ich rein trockenes Holz finde und mitnehme. Falls es zu nass noch ist, kannst du es ja auch kurz trocknen.", lachte er.

Ich verdrehte meine Augen, musste aber dann doch schmunzeln. Er ließ das Feuerholz in die Mitte des Steines fallen und ging zur Tasche.

"Du machst einfach weiter Feuer und ich schau mal, was ich hier leckeres in der Tasche finde.", zwinkerte er mir zu. Ich lachte kurz auf.

"Geht klar, Herr Chefkoch Min Yoongi."

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