Kapitel 87

Geschockt starrte ich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ich erkannte einen gebrechlichen Elfen, der versuchte aus dem Unterholz heraus zu finden.

Mir wurde schlecht und ich spürte wieder den Schlag auf meiner Nase, die der alte Heiler aus meinem alten Nachbarsdorf, mir das letzte Mal verpasst hatte, als ihn vor den herannahenden Feen warnen wollte.

"Y... Yoongi..."
Der Tiger unter mir knurrte und wollte gerade wieder los, als der Alte wieder begann zu rufen.

"Bitte warte! Ich... verdammt, dieses dumme Grünzeug!", schimpfte er.

"W... Warte..", hielt ich Yoongi doch wieder auf.

Der blieb überrascht stehen und sah mich verwirrt an. Doch ich sah nur zu dem Elfen herüber der sich langsam aus dem Unterholz befreien konnte.

Er... Er hatte bitte gesagt?!

Yoongi blieb dort, wo er stand und wir warteten, bis der alte Heiler sich uns näherte. Als er schließlich vier Meter vor uns stand, knurrte Yoongi laut und sofort blieb er stehen.

"Gut. Ich hätte mir das auch denken können.", seufzte er leise, bevor er mich ins Auge fasste.

Kurz blieb er still und sah mich nur forsch an. Ich schwitzte. Klar, ich konnte mich notfalls wehren, aber Angst hatte ich trotzdem.

"Du bist kein Elf.", stellte er trocken fest.

Ich zuckte zusammen und sah ihn erschrocken an. Woher...

"Also kein reiner Elf. Dein Vater war ja offensichtlich einer, deswegen hast du wohl doch Elfenblut in dir."

Stumm und irritiert erwiderte ich seinen Blick.

"Es hieß, du wärst ein Teufel, der Feuer bändigen kann.", fuhr er fort.

"Es hieß, du hättest zwei aus dem Dorf damit angegriffen."

Ich verstand immer weniger, was er von mir hier wollte.

"Du bist ein Halbblut nicht wahr? Deine Mutter ist irgendeine Feuermagierschlampe aus Feuerland, die wohl deinem Vater nur dich in die Hand gedrückt hatte, weil sie keine Interesse an einem Bastard wie dir hatte."

Yoongi knurrte bereits unter mir, doch mir platzte der Kragen.

"Ja. Meine Mutter stammte aus Feuerland. Aber sie war ganz sicher keine Schlampe!", fauchte ich.

"Sie ist kurz nach der Geburt gestorben."

Ich hielt kurz inne. Aber was hatte ich schon zu verlieren? Ich war mir sicher, dass seine Magie meiner nichts auszusetzen hatte.

"Sie war auch nicht irgendein Wesen. Sie war eine der letzten Dunkelelfen! Die verflucht von der Feenkönigin auf ihr Ende warteten. Dass ich überhaupt noch geboren wurde, war für sie ein Wunder. Und mein Vater hatte sie geliebt!"
Ich war wütend.

Der Mund des alten Heilers klappte nach unten. Sprachlos starrte er mich an. Wütend schnaubte ich und sah ihn an.

"Hast du noch irgendetwas von Bedeutung? Oder wolltest du mich nur fertig machen? Wenn ja, kann ich auch gehen.", knurrte ich.

Wenn er mich beleidigte okay, das war ich gewohnt. Aber das er meine verstorbene Familie beleidigte... da war es vorbei.

"Deswegen ist das niemanden aufgefallen..."

Irritiert horchte ich auf. Was?

Der Alte schüttelte den Kopf.
"Kein Wunder, dass niemanden aufgefallen ist, dass du kein reiner Elf bist... Wenn du doch zwei Elfen als Eltern hattest." Er sah mich mit finsterem Blick an.

"Dein Vater wurde von allen Elfen, mit denen er Kontakt hatte, gemocht und respektiert. Es gab nicht wenige Elfenfrauen, die sich mehr erhofft hatten. Auch wenn er so oft unterwegs war. Er hatte auch dem Elfenvolk einen wichtigen Dienst erfüllt. Und dann tauchte er von einem Tag auf den anderen mit dir auf. Und stellte dich als seinen Sohn vor. Niemand wusste wer du warst, woher du kamst, noch wer die Mutter war. Verraten hatte er es auch niemanden. Nur von Anfang an war klar, du warst sein ein und alles. Und alle haben es gehasst. Dein Vater hatte sich verändert und von nun an, standest immer du an erster Stelle bei ihm. Und als er dann weg ging, um mit den Feen zu reden und nicht mehr zurück kam... Ein jeder Elf, der die Geschichte kannte, schob die Schuld auf dich. Du warst der Grund warum Jeongmin wegging und nicht wieder kam."
Er zögerte kurz.

"Im Endeffekt muss ich zugeben, wirklich reflektiert war das nicht. Aber wir brauchten einen Sündenbock. Und das warst einfach du. Dass du ihm so ähnlich siehst, hat unsere Lage nicht verbesserst. Du warst wie ein Spiegel, der die ganze Zeit zeigte, was wir verloren hatten. Und dann schienst du keinerlei Funken Magie, die dein Vater hatte, in dir zu tragen..." Er schwieg kurz. Und dann folgten die Worte, von denen ich nie gerechnet hätte, sie von einem anderen Elf zu hören.

"Es war falsch dich so zu behandeln."

Ich riss ungläubig meine Augen auf. Hatte ich mich verhört?

"Es war falsch.", wiederholte er und schüttelte seinen Kopf.

"Es wird nichts geben, um diese Qual, die wir dir auferlegt haben wieder gut zu machen. Deswegen versuche ich das auch gar nicht. Ich will dir nur eines mitgeben, bevor du dem Elfenreich verdienter Weise vermutlich für immer den Rücken kehren wirst." Er sah mir fest in die Augen.

"Du kannst stolz auf dich sein, wie du dich entwickelt hast. Du hast dich zu dem Abbild deines Vaters entwickelt. Erst recht charakterlich. Auch wenn dir das wohl nicht klar ist. Obwohl du keinerlei Nutzen davon hattest, hast du mein Dorf vor dem Feenheer gerettet.
Weil von dem ersten Dorf, durch das sie gekommen waren, existiert nichts mehr. Kein Leben wurde verschont, kein Haus das nicht angezündet wurde... Wir hatten dank dir die Chance uns in Sicherheit zu bringen. Dafür danke ich dir."

Mir klappte der Mund ungläubig auf. Er hatte doch auf mich gehört?

"Ich habe leider über die Jahre deinen Namen vergessen. Deswegen tut mir es leid, wie ich dich auch vorher gerufen habe. Würdest du mir deinen Namen ein letztes Mal verraten, damit ich wenigstens weiß, wem ich mein Leben zu verdanken habe?"

Mein Gehirn versuchte zu verstehen, was gerade passierte. Doch meine Lippen bewegten sich wie von alleine.

"Park Jimin.", sagte ich tonlos.

Ernst nickte der Alte und...

verneigte sich tief vor mir?!

"Dankeschön Park Jimin, Sohn von Park Jeongmin. Ich verdanke dir mein Leben und es gibt nichts, womit ich diese Schulden wieder gut machen kann. Lebe wohl und finde einen Ort, wo du gut leben kannst. Lebe wohl junger Dunkelelf.", sprach er aus und erhob sich aus seiner Verbeugung.

Er nickte mir ein letztes Mal zu, bevor er sich umdrehte und auf den Weg zurück in das Unterholz machte.

Vollkommen überfordert blieb ich auf Yoongis Rücken sitzen. War das eben wirklich passiert?!

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