Kapitel 81

Nicht nur ich starrte die alte Koboldfrau an. Namjoon und Yoongi schienen ebenso verwirrt wie ich.

"W... Wie...", ich brachte nur Gestammel heraus.

"Ach Gottchen bist du groß geworden..." Offensichtlich hatte sie sich gefangen. Sie strahlte mich an.

"Und wie hübsch... Du bist definitiv das Ebenbild deines Vaters. Das muss man dir lassen. Aber die Augen... Die hast du definitiv von deiner Mutter!" Ganz verzückt sah sie mich an.

"W... Woher kennt Ihr Jimin?", fragte Yoongi, nachdem wenigstens er seine Stimme wieder gefunden hatte. Die Alte sah zu Yoongi und seufzte leise.

"Ich kenne ihn, weil er eine zeitlang hier mit seinen Vater und mir gewohnt hat. Kurz nachdem die beiden Feuerland verlassen mussten.", erklärte sie etwas traurig.

Kurz war es still. Bis schließlich alle zusammen zuckten, da sie mit einem Mal in die Hände klatschte.

"Am besten wir erzählen am Essenstisch. Dort ist es am gemütlichsten und am entspanntesten.", beschloss sie.

"Monie, sei ein guter Gastgeber und unterhalte die beiden, bis ich fertig bin. Dauert auch nicht lange." Und schon verschwand sie wieder in der Küche, während wir anderen drei vollkommen bedröppelt dort stehen blieben.

"Also das habe nicht einmal ich erwartet.", murmelte nach einer Weile Namjoon und kratzte sich verlegen am Kopf, bevor er seufzte.

"Na kommt. Setzen wir uns schon einmal an den Tisch." Er gab uns das Zeichen ihm zu folgen.

Wir setzten uns auf den Boden an den Tisch und stellten unsere Becher vor uns ab. Ich sah Namjoon etwas verwirrt an.

"Sollten wir vielleicht nicht fragen, ob wir helfen sollen? Oder wenigstens schon einmal den Tisch decken?"

Namjoon schüttelte seinen Kopf.
"Keine Chance. Ich beweise, es euch."

Er holte kurz Luft und rief fragend: "Halmeoni?"

Keine Sekunde später tönte es ebenso laut zurück.

"Nein! Ich hab dir schon oft genug gesagt, dass in diesem Haushalt niemand außer mir hier mein Kücheninventar anrührt. Und du schon dreimal nicht!"

Verwirrt sahen Yoongi und ich ihn an. Er zuckte nur mit den Schultern.

"Ich sagte doch, ich bin Grobmotoriker." Dabei beließ er es einfach.

Etwas kritisch sah ich ich an. Doch er ignorierte einfach meinen Blick. Offenbar wollte er nicht mehr zu den Thema sagen.

Ein paar Minuten lang saßen wir schweigend nebeneinander. Gerade wollte ich die unangenehme Stille unterbrechen, als die ältere Dame ins Zimmer gerauscht kam und in Rekordzeit den Tisch deckte und wieder in der Küche verschwand.

Mir klappte der Mund auf, doch bevor ich etwas sagen konnte, stand sie wieder am Tisch und begann dampfende Töpfe und allerlei Banchan darauf zu verteilen. Und schon war sie wieder in der Küche, das ging zwei drei Mal so, bis sie schließlich sich neben Namjoon niederließ und uns anstrahlte.

"Dann lasst es euch schmecken, meine Lieben."

Namjoon bedankte sich und griff sofort zu, doch Yoongi und ich konnten nicht anders als sie erst einmal nur baff anzustarren. Sie bemerkte unseren Blick und begann daraufhin zu kichern.

"Ihr müsst wissen ich habe früher in der Küche für die Rekruten des Heers gekocht. Und da lernt man in dieser Geschwindigkeit zu agieren. Weil sonst haben diese Schlawiner dir schneller die Haare vom Kopf gefuttert, als du gucken konntest. Aber jetzt esst erst einmal, ihr habt bestimmt großen Hunger, wenn ihr den ganzen Tag unterwegs wart. Danach haben wir alle Zeit der Welt zum Reden.", lächelte sie und bedeutete uns bei den Speisen zu zulangen.

Zögerlich griffen wir zu und bedienten uns. Überrascht weitete ich meine Augen. Es schmeckte so unglaublich lecker. Das Essen bei Yoongis Eltern war schon so lecker gewesen. Ich hatte nicht geahnt, dass es davon noch eine Steigerung geben würde.

Ich schielte zu dem Kobold, der auch begeistert am Essen war. Offenbar schmeckte es ihm mindestens genau so gut wie mir. 

Viel zu schnell war ich satt und konnte nichts mehr essen. Seufzend legte ich meine Stäbchen beiseite und lehnte mich etwas nach hinten, um meinem vollen Magen etwas mehr Platz zu bieten. Besorgt beäugte mich die alte Koboldfrau.

"Alles gut bei dir? Du hast so wenig gegessen."

Meine Augen wurden groß. Ich hatte vermutlich noch nicht einmal so viel bei Yoongi Zuhause gegessen.

"Ess doch noch ein bisschen etwas. Nicht dass du mir noch vom Fleisch fällst.", fügte sie besorgt hinzu.

Vollkommen überfordert konnte ich sie nur sprachlos anstarren. Doch zum Glück kann Namjoon mir zur Hilfe.

"Halmeoni. So wie ich diesen Gesichtsausdruck einordne, würde ich sagen, er hat sich schon überfressen. Ich glaube wenn er noch mehr essen würde, würde er platzen.", lachte der Hauptmann und zwinkerte mir zu.

"Bist du sicher?", überlegend sah sie mich an. Ich nickte hastig.

"Ich bin pappsatt.", bestätigte ich.

"Und es war unglaublich lecker. ", fügte ich noch hinzu.

Ein Schmunzeln legte sich auf ihr faltiges Gesicht.

"Dann bin ich ja beruhigt.", lächelte sie mich an.

"Aber gut. Dann hast du später noch ein wenig mehr Platz für den Nachtisch.", zwinkerte sie mir noch zu.

Namjoon begann zu lachen, als er mein überfordertes Gesicht sah. Noch mehr Essen?

"Ich hätte euch vorwarnen sollen, dass man dieses Haus hier nur rollend verlässt.", lachte er.

Ich schüttelte nur meinen Kopf und sah den anderen zu, wie sie fertig aßen. Schließlich hatten alle ihre Stäbchen beiseite gelegt und der erste Teil vom Essen war beendet.

Wir konnten die alte Dame nicht davon abhalten alleine den Tisch abzuräumen und so blieben wir etwas überflüssig am Tisch sitzen, bis die alte Frau mit neuen Bechern und einem großen Krug wieder ins Zimmer kam. Sie stellte alles auf den Tisch und setzte sich wieder zu uns. Sie sah milde lächelnd zu mir.

"Hast du irgendwelche Fragen, die ich dir beantworten kann, mein Kind?"

Etwas überfordert nagte ich an meiner Unterlippe.

"Wieso kennt Ihr mich?", fragte ich dann etwas nervös. Die alte Dame seufzte.

"Jimin, mein Lieber. Du brauchst mich nicht so förmlich ansprechen. Damals hattest du mich irgendwann auch wie Monie Halmeoni genannt. Das darfst du auch gerne jetzt noch machen. Auch wenn ich nur deine Ersatz Großmutter bin."

Meine Augen wurden riesig und mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich... Ich hatte sie Halmeoni genannt? Ich hatte so etwas wie eine Großmutter gehabt? Doch sie fuhr fort.

"Ich weiß nicht, was du alles noch weißt. Aber damals ist dein Vater mit dir hier aufgeschlagen. Ich war vollkommen überrascht, dass Jeongmin überhaupt ein Kind hatte. Und dann ein schon so altes. Du warst immerhin schon drei Jahre alt. Er war vollkommen überfordert, weil du so unglaublich krank warst. Und er nicht wusste, was er mit dir anstellen sollte, das es dir besser geht. Und offenbar hatte ich so Eindruck hinterlassen, dass er sich die Hilfe bei mir gesucht hat.", lächelte sie.

"Ich hatte euch bei mir aufgenommen und ihm geholfen dich wieder gesund zu pflegen. Und in der Zeit hat er mir alles erzählt. Wer deine Mutter war, warum ihr Feuerland verlassen musstet... Einfach alles. Ihr wart fast anderthalb Jahre bei mir. Ein paar Monate waren wir tatsächlich nur zu zweit, weil er wieder unterwegs war, seine Botengänge verrichten. Aber er hat dich nie gerne alleine gelassen und ist immer so schnell wie möglich wieder gekommen."

Bedrückt sah ich auf meine Hände und begann sie zu kneten. Eine Hand legte sich auf diese und drückte sie leicht. Ich sah zu Yoongi, der mich mitfühlend ansah und ein wenig seine Mundwinkel hochzog. Ich seufzte innerlich. Gerne wäre ich mit ihm alleine gewesen und hätte ihn umarmt.

"Als er schließlich mit dir weitergezogen ist, hat es mir schier das Herz gebrochen euch ziehen zu lassen. Aber deinen Vater konnte man an keinen Ort binden und das wusste ich. Und so wärt ihr wenigstens wieder zusammen. Und so habe ich euch ziehen lassen. Er hat versprochen, dass ihr wiederkommen würdet, doch leider ist das nie passiert." Traurigkeit überschattete ihren Blick.

"Aber ich glaube nicht, dass er das böswillig getan hat. Hab ich Recht? Dass er nicht mehr unter uns weilt?"

Bitter presste ich meine Lippen zusammen und ein Schmerz fuhr man wieder durch meine Brust. Stumm nickte ich.

Yoongis Hand löste sich von meinen und legte stattdessen seine Hand auf meinen Rücken und zog mich etwas zu sich. Ein trauriges Seufzen kam von der anderen Seite des Tisches.

"Es tut mir so leid, Minie..."

Ich zuckte zusammen. So hatte mich Appa immer genannt...

Ein paar Minuten war es still.

"Es tut mir so leid. Es gibt vermutlich nichts, was diesen Verlust wieder gut machen wird..." Sie zögerte kurz.

"Aber ich kann dir Teile aus deiner Vergangenheit zeigen. So lernst du schließlich dann einen Teil deiner Geschichte kennen, den du hier verbracht hast."

Ich wischte über meine Augen, in die Tränen getreten waren und sah zu ihr hoch.

Mitfühlend sah sie mich lächelnd an.
"Ich kann dir zeigen, wer du als kleines Kind warst."

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