Kapitel 80

Namjoon war ein angenehmer Reisebegleiter. Er drängte sich mir nicht auf und sah es nicht als notwendig an, dass wir uns gezwungenermaßen die ganze Zeit unterhalten mussten. So verging der Tag schnell mit einer angenehmen Mischung aus miteinander reden und schweigen.
Ich erfuhr einiges über das Volk der Kobolde und im Gegenzug ließ ich mich von Namjoon über das Elfenvolk ausfragen.

Als die Sonne kurz davor war den Horizont zu erreichen, konnte ich in der Ferne einen kleinen Kirchturm ausmachen. Fragend sah ich zu Namjoon, der mich an grinste.

"Da vorne liegt unser Ziel.", bestätigte er meine Vermutung.

Yoongi und ich folgten ihm in das kleine Städtchen hinein, das wunderschön angelegt war. Zwischen den ganzen Häusern waren so viele Rank Pflanzen angelegt, die teilweise in ihrer vollen Blüte standen, dass obwohl alles sehr eng gebaut war, nur bunt und lebendig wirkte.

Begeistert sah ich mich um. Ich wusste von keiner Stadt im Reich der Elfen, die so schön aussah.

Ein kleines Bächlein plätscherte in einem kleinen Kanal und die Brücken, die über diesen führten, schienen fast noch grüner als die Häuser zu sein.

"Schön hier, nicht wahr?", lächelte Namjoon mich nur an.

Stumm nickte ich, den Mund immer noch vor lauter Staunen geöffnet. Die Kobolde, die uns auf dem Weg begegneten, grüßten freundlich und beäugten mich interessiert, aber in keinster Weise irgendwie kritisch.

Irgendwann hielt Namjoon vor einem kleinen Häuschen an, durch dessen Vorgarten das kleine Bächlein plätscherte. Er stieg von seinem Pferd ab und führte es über die kleine Brücke im Garten zu einer Stallung, die rechts direkt an das Haus angebaut war.

Ich rutschte vorsichtig von Yoongis Rücken herunter und blieb etwas unschlüssig vor der Brücke stehen.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als jemand gleich darauf meine Hand ergriff. Doch schnell beruhigte ich mich wieder. Offenbar war ich gerade rechtzeitig von Yoongi noch abgestiegen, weil er jetzt wieder normal neben mir stand und mich belustigt ansah.

"Mach das noch einmal und ich bekomme einen kompletten Herzkasper.", funkelte ich ihn an und nahm meine Hand wieder herunter, die ich vor Schreck an meine Brust gezogen hatte.

"Ich bemühe mich. Wobei du sehr süß guckst, wenn du dich erschreckt hast.", lachte er leise.

Ich schob schmollend meine Unterlippe vor und versuchte ihn böse anzugucken. Wobei mir mein Herz bis zum Hals schlug. Er fand mich wirklich süß?

Jetzt legte er seine Hand über sein Herz und sah mich schmachtend an.

"Du machst es schon wieder. Du guckst wieder so zuckersüß..."

Ich wandte mein Blick ab, als ich merkte wie mir nun vollends das Blut in die Wangen schoss. Ich hörte den Kobold neben mir nur leise lachen. Zu meiner Rettung kam Namjoon wieder gerade aus der Stallung heraus und winkte uns, dass wir zu ihm ans Haus kommen sollten.

"Wir sollten...", murmelte ich und lief einfach über die Brücke, um möglichst schnell noch weiteren Aussagen zu entgehen.

"Ich finde deine Verwandlung auch echt einfach spannend.", kommentierte der Hauptmann und reichte Yoongi seine Hand.

"Ich glaube, wir haben uns noch nicht wirklich vorgestellt. Ich weiß nur, dass du der Bruder von Min Geumjae bist."

Yoongi nahm seine Hand an und verbeugte sich leicht.
"Genau. Min Yoongi mein Name."

"Sehr erfreut.", grinste Namjoon und verbeugte sich ebenfalls.
"Du kannst mich auch Kim Namjoon nennen."

Überrascht sah Yoongi ihn an, dich nickte schließlich höflich. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet den Hauptmann der Kobolde auch duzen zu dürfen.

"Dann wollen wir doch Mal.", sagte er und lief zur Tür, um an dieser anzuklopfen.

Es dauerte kurz bis eine kleine weißhaarige Koboldfrau aufmachte. Kaum dass sie Namjoon sah, erhellte sich ihr Gesicht und sie strahlte ihn an.

"Namjoon mein Junge! Schön dich wieder zu sehen.", lachte sie und zog ihren Enkel zu sich her, um ihn mit einer Umarmung zu begrüßen.

"Hallo Halmeoni.", grinste er über ihre Schulter hinweg.

Kurz blieben sie so stehen, bis sie ihn wieder freigab und er sich wieder aufrichtete. Jetzt erblickte die alte Dame auch uns.

"Wenn hast du mir denn da mitgebracht, Monie?", fragte sie ganz überrascht. Ein leichtes Lächeln huschte mir über mein Gesicht, als ich den Spitznamen des großen Kobolds hörte.

"Das sind Yoongi und Jimin. Die beiden haben eine nicht ganz unwichtig Rolle in den letzten beiden Tagen gespielt. Und da wir heute zusammen gereist sind, habe ich gedacht, ich lade sie gleich mit zu dir ein. Hätte ich das nicht gemacht, weiß ich doch wie enttäuscht du gewesen wärst.", erklärte er.

Die alte Dame fing an zu lachen.
"Du kennst mich einfach zu gut. Na dann kommt mal rein in die gute Stube."

Sie bedeutete, dass wir ihr ins Hausinnere folgen sollten. Ich trat als letztes nach Yoongi ins Haus und schloss vorsichtig die Tür hinter mir. Ich stellte unsere Tasche neben die Tür und sah mich um.

Gefühlt war das Haus von innen sogar noch grüner als draußen. Überall standen kleine Kübel mit Pflanzen herum, und das was noch an Fläche an den Wänden frei war, war liebevoll dekoriert mit Bildern oder handwerklichen Arbeiten. Staunend sah ich mich um. Die ganzen Pflanzen und Blumen verströmten einen angenehmen Duft, der mir irgendwoher bekannt vorkam.

Ich folgte den drei Kobolden weiter in das Wohn-und Esszimmer, das sie schon betreten hatten. Große Türelemente sorgten für einen lichtdurchfluteten Raum und sorgten dafür, dass man sich noch wohler fühlte in diesem heimelig eingerichteten Haus. Yoongi betrachtete interessiert die Kunstwerke, die überall an den Wänden hingen, während Namjoon schon voll und ganz von seiner Großmutter in Beschlag genommen wurde.

"Du glaubst ja nicht, was ich alles zu hören bekommen habe. Die Leute haben sich selbst übertroffen.", kicherte die alte Frau.

"Das allerbeste war der Feuerdämon, der vom Himmel geschossen sein soll, um die Königin in Brand zu setzen."

Namjoon grinste mich an und zwinkerte mir zu. Ich sah nur verlegen zur Seite, während die beiden in die Küche verschwanden, damit sie essen machen konnte, wie sie im Nebensatz erwähnte.

Ich seufzte und trat an eine der großen Schiebetüren, um in den ebenso grünen Hintergarten zu sehen.

Familie... Wie gerne ich doch auch in irgendeiner Weise, eine gehabt hätte...

"Eehh... Jimin?"

Aus meinen Gedanken gerissen sah ich zu Yoongi der vollkommen perplex vor einem der Bilder stand und dieses anstarrte.

"Komm Mal bitte her." Etwas verwirrt folgte ich seiner Bitte.

"Was ist denn?"

"Schau dir einfach Mal bitte dieses Bild an. Spinne ich jetzt?"

Ich sah zu dem Bild, was er meinte und riss keine Sekunde später die Augen auf. Was zum...

Vor meiner Nase strahlte einfach das Abbild meines Vaters entgegen. Entsetzt stolperte ich zurück.

"D... Das ist mein Vater...", stammelte ich entsetzt.

Sofort flogen Yoongis Augen zu mir. Kurz war es still, bis er die Stille brach.

"Naja. Jetzt weiß ich, was Taes Vater meinte, mit: du wärst ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.", murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf.

In dem Moment kam Namjoon wieder in das Zimmer, mir zwei Becher in der Hand, die er uns reichte.

"Hier. Das ihr nicht verdurstet, bis es was zum Essen gibt.", lächelte er uns zu. Wie geistesabwesend nahm ich den Becher den er mir reichte.

"Namjoon? Wer ist das da auf dem Bild?", wollte Yoongi wissen und deutete auf das Bild.

Flüchtig sah der Ältere das Bild an, bevor er zu grinsen begann.

"Das? Das ist der gute Freund meiner Halmeoni, von dem ich vorher erzählt hatte. Er ist derjenige, der mich überhaupt aufs Kämpfen schließlich gebracht hat."

Mir klappte die Kinnlade herunter.

"Wie war denn sein Name?", hakte Yoongi trocken weiter.

Auch wenn wir beide schon ahnten, welcher das sein würde. Namjoon runzelte die Stirn und dachte nach.

"Peinlich... Ich weiß ihn nicht mehr.", gab er etwas zaghaft nach einer Weile von sich.

"Aber ich frag kurz. Den Namen, wird meine Halmeoni auf ihrem Lebtag nicht vergessen.", zwinkerte er uns huschte zurück in die Küche.

Keine Minute später kam er im Schlepptau mit der alten Frau zurück, die auf das Bild schaute und dieses anstrahlte.

"Das ist Park Jeongmin. Ein sehr sehr lieber junger Elf, der das Herz am rechten Fleck hat. Nur leider schon viel zu viel in seinem Leben durchmachen musste. Ich habe ihn kennengelernt, als der Arme sich bei Unwetter in Wald verirrt hatte und habe ihn aufgenommen. Seit dem hat er mir immer wieder geholfen und hat mir diese ganzen Blumen hier innen aus den fernen Ländern mitgebracht, weil die bei uns nicht wachsen.", seufzte sie verträumt.

Jetzt sah sie uns zum ersten Mal richtig an. Sie stockte bei mir und riss dann ihre Augen auf.

"Jeongmin? Nein... Das kann nicht sein." Mit einem Mal wurden ihre Augen noch größer und ihr Mund klappte auf.

"Jimin?!"

Ich zuckte zusammen. Woher kannte sie bitte meinen Namen?!

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