Kapitel 79

"Hej Jimin!"

Verwundert drehte ich mich um, wer mich denn da gerufen hatte. Wir waren nicht einmal eine Stunde unterwegs und schon der erste Zwischenfall. Aber die Stimme kannte ich doch.

Yoongi blieb stehen und sah sich auch nach hinten um. Ein Kobold, der auf einem Pferd saß, preschte in unsere Richtung. Es brauchte kurz, bis ich den Hauptmann der Kobolde, Kim Namjoon erkannte.

"Tatsächlich mein Lieblingself und sein Gefährte, na so eine Überraschung.", grinste er mich an.
"Was macht ihr denn schon so früh unterwegs?"

Etwas überrumpelt sah ich ihn an und spürte wie die Hitze mir wieder ins Gesicht stieg. Lieblingself??

"Wir ziehen weiter.", beantwortete ich seine Frage und versuchte meine Nervosität wieder zu regulieren.

"Schon?" Er sah mich überrascht an. Ich nickte zaghaft.

"Geumjae hat festgestellt, dass er ein wichtiges Teil von seinem Faun Freund vergessen hat zurück zu geben und das bringen wir ihm jetzt wieder ", erklärte ich unsere nächste Mission.

"Ach so.", er nickte verstehend.

"Ich hatte schon die Befürchtung, dir würde es hier nicht gefallen.", lachte er. Unweigerlich schlich sich auch ein Lächeln auf mein Gesicht.

"Keine Sorge. Hier lässt es sich schon gut aushalten. Nur braucht halt unser Freund seine Waage wieder.", lächelte ich freundlich.

"Selbstlos wie immer unser Held.", lachte Namjoon und ich wurde wieder etwas rot. Ich fühlte mich absolut nicht wie ein Held.
Namjoon schien kurz zu überlegen.

"Ihr wisst wohin ihr müsst?", fragte er schließlich.

Ich nickte und klopfte an meine Brust. Unter meinem Hemd zeichneten sich leicht die Umrisse einer Schriftrolle ab. Geumjae hatte uns seine Karte überlassen, die er während seiner Lehrzeit bei sich hatte und auf der sämtliche Dörfer markiert waren, in denen er gelernt hatte und wo nun auch unsere Freunde wohnten. Namjoon nickte anerkennend.

"Ich nehme an, ihr werdet zur Mauer laufen und dort entlang bis zu den Wäldern?", erkundigte er sich.

Ich nickte bestätigend. Zur Wegfindung war die Mauer der Feen am geschicktesten.

"Wenn du, beziehungsweise ihr nichts dagegen habt, können wir auch einen Teil des Weges zusammen reisen.", schlug er vor.
"Ich muss eh zu der Stadt, die im Grenzgebiet zu den Elfen und Feen liegt."

Fragend sah ich zu Yoongi. Doch der sah mich vergleichsweise gleichgültig an und zuckte nur mit seinen Schultern.

"Ich wüsste nichts, was dagegen spricht.", sagte ich und sah den Kobold auf seinem Pferd an.

"Dann begleite ich euch gerne.", beschloss er und ließ sein Pferd wieder laufen.

Yoongi schlurfte nebenher. Und so setzten wir uns wieder in Bewegung.

Ich schielte vorsichtig nach links, wo Namjoon ritt. Jetzt so außerhalb des Heerlagers, sah er längst nicht mehr so grimmig aus. Seine Zügen waren deutlich entspannter und ein leichtes Lächeln schien seine Mundwinkel zu umspielen.

"Wo... Wohin musst du denn?", fragte ich schließlich nach einer Weile des Schweigens. Er sah zu mir und schmunzelte.

"Ach... Meine Großmutter will mich unbedingt nach der ganzen Aufregung, der letzten zwei Wochen sehen. Die alte Dame ist für ihre Alter noch viel zu wissbegierig und tratscht für ihr Leben gerne. Sie schafft es jedes einzelne Gerücht aufzufangen, das im Umlauf ist. Vor allem, wenn es so spannend zugeht, mit einem bevor stehenden Kampf mit den Feen. Sie sammelt alles was ihr zu Ohren kommt und schreibt es auf. Allerdings ist sie dann auch so ehrgeizig und versucht alles daran zu setzen, um die Wahrheit schließlich herauszufinden. Und da sie weiß, dass das Heer unter meinen Kommando aufgebrochen ist, werde ich ihr wohl Antwort und Frage stehen müssen.", grinste er amüsiert.

Überrascht sah ich ihn an. Mit einer solchen Antwort hatte ich nicht gerechnet.

"Aber sie ist auch sehr gastfreundlich. Und wenn sie erfährt, dass ich mit euch gereist bin, ohne euch mit zu ihr einzuladen, darf ich mir ewig was anhören dürfen. Deswegen lade ich euch einfach gleich ein, die Nacht bei ihr zu verbringen. Wir kommen heute Abend bei ihr an. Deswegen bietet es sich an, wenn ihr dort mit übernachtet.", zwinkerte er mir zu.

Etwas perplex sah ich ihn an. Mit so einer Einladung hatte ich wirklich nicht gerechnet. Aber ich wusste schon direkt, was ich antworten würde.

"Sehr gerne.", erwiderte ich schüchtern.

Ich hatte die letzten Nächte den Luxus von richtigen Betten gehabt. Und wenn ich noch einmal die Chance hatte in einem solchen zu schlafen, würde ich sicher nicht nein dazu sagen. Zufrieden nickte Namjoon und auch Yoongi schnipste zufrieden schnaufend kurz gegen mein Bein.

Eine Weile war es still, bis ich beschloss dem Hauptmann eine weitere Frage zu stellen.

"Wie kommt es, dass du Hauptmann geworden bist? Du siehst noch so jung aus?", überlegte ich laut.

"So jung bin ich auch wieder nicht. Aber danke für das Kompliment.", grinste er.

"Ich habe relativ früh gemerkt, dass ich nicht ganz so der feinfühlige geschickte Kobold bin, sondern mir eher das gröbere Geschäft liegt und Spaß macht. Und irgendwann hatte ein Bekannter meiner Großmutter, der nicht viel älter, als ich war, angefangen mir etwas vom Kämpfen zu zeigen. Und offensichtlich war ich ein Naturtalent. Ich habe mich mit dem Thema immer weiter beschäftigt, mich über Strategien und so weiter informiert und naja, was soll ich sagen. Es führte eins zum anderen, ich ließ mich zum Soldaten ausbilden und stieg immer weiter auf und nachdem zusätzlich meine Führungsqualitäten entdeckt wurden, wurde ich schließlich irgendwann zum Hauptmann über das Koboldheer bestimmt."

Begeistert hörte ich zu. Ich fand es toll, wenn es jemand schaffte sein Talent zum Beruf zu machen und darin so sicher war.

"Das hört sich echt nach einer guten Karriere an.", lächelte ich ihm zu. Das entlockte ihm ein Lachen.

"Das hört sich vielleicht gerade nach einem Spaziergang an, aber ich kann dir sagen, einfach war der Weg nicht. Es hat vor allem auch echt lange gedauert, bis ich überhaupt auf das Kämpfen gekommen bin. Davor war ich sehr unsicher, weil ich ja nicht den typischen Bild eines Kobolds entsprach. Nicht geschickt, eher ein Trampel... Es hat Jahre gebraucht, bis ich die Selbstsicherheit hatte, die ich jetzt noch habe. Hättest du mir anfangs gesagt, ich hätte irgendwann eine solche große und anspruchsvolle, wichtige Aufgabe. Ich hätte dir nicht geglaubt.", versicherte er mir.

Überraschung spiegelte sich in meinem Blick. So einen Hintergrund hätte ich definitiv nicht erwartet. Doch er sah mich lächelnd an.

"Deswegen kann ich sicher sagen, dass du auch definitiv deine Berufung finden wirst. Auch wenn noch nichts greifbar ist. Es werden sich immer irgendwelche Türen auftun, auch wenn du vielleicht noch verloren im Dunkeln stehst. Du wirst deinen Weg finden."

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