Kapitel 71

"Also jetzt erzähle Mal. Wer bist du? Wo kommst du her? Was ist der Grund, dass du jetzt bei uns bist?"

Kaum saß ich auf einem Kissen auf dem Boden und hatte meinen Tee in der Hand überfiel mich Hyeyeon mit Fragen.

"Eomma!", beschwerte sich Geumjae direkt und sah sie fassungslos an.

Etwas überfordert sah ich hilfesuchend zu ihm. Er sah mich entschuldigend an.

"Tut mir leid.", fügte er hinzu.

"Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst.", machte er mir klar und sah etwas kritisch zu seiner Mutter herüber. Verteidigend hob sie ihre Hände.

"Ist schon gut.", seufzte ich.

"Grob zusammengefasst bin ich hier, weil ich herausfinden will, wo ich hingehöre.", fing ich schließlich an.

"Bei den anderen Elfen war ich nie willkommen. Und ich habe nun einiges erfahren, was dafür spricht, dass ich meinen Platz außerhalb des Elfenreiches eher finden werde.", fügte ich hinzu.

Das war die gröbste Zusammenfassung überhaupt. Aber mehr wollte ich zu dem Zeitpunkt einfach noch nicht von mir Preis geben. Geumjae lächelte mir zu. Er verstand also. Und auch seine Eltern nickten freundlich. Ein leises Lachen kam von Jaesang.

"Du erinnerst mich einfach so sehr an Jeongmin. Also den anderen Elfen, der uns früher immer besucht hat. Dem war ein Ort auch zu langweilig, um für ewig dort zu bleiben.", lachte er.

Der Tee, von den ich gerade einen Schluck genommen hatte, schoss mir aus der Nase wieder heraus.

"Bitte?", hustete ich und wischte mir die Flüssigkeit wieder aus meinem Gesicht.

"Entschuldigung.", murmelte ich dann kleinlaut, als ich verstand was ich eben unhöflicher Weise getan hatte, und sah beschämt zu Boden.

"Alles in Ordnung bei dir?", fragte Jaesang verwirrt.

Unsicher sah ich wieder zu Geumjae. Der sah mich auch nur mit offenem Mund an und es dauerte bis er etwas sagte.

"Ich... glaube, wir können es sagen.", zuckte er schließlich mit den Schultern.

"Was denn?", fragte nun auch Hyeyeon verwirrt. Ich seufzte lange und starrte auf den Becher in meinen Händen.

"Ich... Ich bin wohl Park Jeongmins Sohn...", erklärte ich den beiden schließlich leise. Kurz war es still.

"Wirklich?", perplex starrten mich beide an. Langsam nickte ich und auch Geumjae bestätigte dieser Tatsache.

"Ja gut. So gesehen bist du ihm wirklich aus dem Gesicht geschnitten.", meinte schließlich Jaesang und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Danach war er erst einmal still.

"Kannst... Du uns eventuell sagen, warum er nicht mehr gekommen ist?", fragte irgendwann nach einer Weile Hyeyeon.

"Geht es ihm überhaupt denn noch gut? Er war damals einfach nicht mehr gekommen. Und wir hatten Sorge, dass wir ihn irgendwie verärgert haben könnten.", fügte sie noch hinzu. Ich seufzte leise.

"Er ist leider schon seit über zehn Jahren tot.", erklärte ich leise. Entsetzt rissen die beiden ihre Augen auf.

"Oh nein... Wie konnte das nur passieren?", kam es fassungslos von Hyeyeon.

"Er... Er wollte die Feen damals schon dazu bringen sich zu öffnen und Freundschaften und Handelsbeziehungen zu den anderen Völkern zu schließen. Leider wollten die damals schon davon nichts hören und haben ihn... dann umgebracht.", berichtete ich leise.

"Oh Götter..." Schockiert schlug Hyeyeon ihre Hand vor ihren Mund. Auch Jaesang sah nicht wirklich gefasster aus.

"Oh Kleiner... Das tut mir so unendlich leid...", kam es fassungslos von ihm. "Das wussten wir nicht..."

Ich zuckte mit den Schultern. Erfahren hatte ich diese Info ja auch erst vor ein paar Tagen.

"Warst du dann mit deiner Mutter alleine? Das muss schrecklich gewesen sein...", flüsterte Hyeyeon.

Ich presste meine Lippen aufeinander. So viel zum Thema, ich gebe erst einmal nicht so viel von mir Preis...

"Die gab es nicht.", gab ich emotionslos von mir. "Ist kurz nach meiner Geburt wohl gestorben."

Ich spürte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte. Ich sah auf und sah zu Geumjae, der nun leicht meine Schulter drückte. Ich seufzte und starrte zurück in meinen Tee. Diese Infos waren doch auch alle neu für mich. Und darüber jetzt reden war auch definitiv nicht leicht.
Geumjaes Eltern schwiegen nun. Irgendwann seufzte aber Jaesang leise.

"Hätte er doch gesagt, dass er einen Sohn hat, auf den man aufpassen soll. Dann hätten wir das doch auch gerne übernommen... Er hatte schon damals gemeint, dass er die anderen Elfen auch nicht wirklich leiden kann. Und wenn du gesagt hast, das du den anderen Elfen nicht willkommen warst... Hätte er etwas gesagt, dann hättest du auch bei uns bleiben können. Das wären wir ihm mindestens schuldig gewesen..", seufzte er.

Überrascht sah ich auf. Mein Herz begann schneller zu schlagen, bei der Option, ich hätte woanders auch aufwachsen können. Und ich hätte irgendwie Yoongi eher kennenlernen können. Doch ich schon den Gedanken schnell beiseite.

"Ihr wärt ihm das schuldig gewesen?", fragte ich vorsichtig. Sofort nickten die beiden Kobolde.

"Jeongmin war ein sehr guter Freund von uns gewesen. Wir haben ihn irgendwann als er auf Wanderschaft war getroffen und ihn auf unserem Wagen hier zum Hof mitgenommen. Als Dank hatte er und bei der anstehenden Ernte geholfen und hat uns einige Besorgungen in der Stadt gemacht, als schließlich Hyeyeon schwanger mit Geumjae war und er wieder zu Besuch hier. Und naja... Im Endeffekt war er schließlich derjenige, der überhaupt dafür verantwortlich ist, dass Geumjae und Hyeyeon heute noch hier sitzen."

Jetzt hörte Geumjae auch gespannt auf.

"Bitte was?", fragte der junge Kobold verwirrt. Hyeyeon seufzte.

"Die Geschichte hast du noch nie zu hören bekommen.", begann sie zu erzählen. "Der Tag deiner Geburt war... etwas nervenaufreibend..."

Sie sah zu ihrem Mann, der nickte, dass sie weiter erzählen sollte.

"Ich war im Wald noch gewesen, Kräuter sammeln. Als es schließlich plötzlich angefangen hatte zu regnen und schließlich zu gewittern. Ich machte mich also schnell auf den Weg zurück nach Hause, als plötzlich ein einsamer Wolf vor mir auftauchte, der mir definitiv an die Kehle wollte. Natürlich bin ich weg gerannt, er mir auf den Fersen. Doch ich habe nicht auf den Weg vor mir geachtet und bin in einer Felsenspalte gestürzt. Der Wolf konnte mir nicht folgen und hat sich glücklicherweise getrollt. Verletzt hatte ich mich zum Glück nicht. Doch gerade als ich wieder aus der Spalte wieder herausklettern wollte, platzte die Fruchtblase und die Wehen begannen. Und zwar so richtig. Ich hatte keine Kraft mehr mich aus diesem Spalt zu ziehen und hatte so Angst mein Kind in diesem zu bekommen.
Hätte ich das getan, war ich mir sicher, wären wir beide gestorben. Ich schrie meine Kehle wund. Und schließlich tauchte Jeongmin auf.
Ich habe bis heute keine Ahnung, wieso ausgerechnet er meine Rufe gehört hatte, aber er war mein, beziehungsweise unser Retter. Ohne seine Magie, wäre ich wohl auch nie aus dieser Spalte gekommen. Er konnte Magie auf Pflanzen wirken, damit sie schneller wuchsen und so hat mich ein überdimensioniertes Blatt schließlich aus der Spalte gehoben.
Er nahm mich auf seinen Arm und rannte mit mir durch das Unwetter nach Hause. Dort nahm uns dann dein Vater in Empfang. Und nach ein paar Stunden, warst du schließlich auf der Welt, Geumjae..."

Mit großen Augen sah ich von Geumjae zu seiner Mutter. Ihm war die Kinnlade herunter geklappt, was ich nur allzu gut verstehen konnte.

"Ja... Deswegen hätten wir sofort zugesagt, falls er uns gebeten hätte, auf seinen Sohn aufzupassen...", seufzte Jaesang leise und nickte mir zu. Stumm nickte ich. Nur leider war es dafür nun zu spät.

"Aber dafür kann ich dich jetzt etwas versorgen.", lächelte mir Hyeyeon zu.

"Hast du Hunger? Dann würde ich nämlich Mal mit den Essensvorbereitung anfangen."

Zögerlich nickte ich, als mir schließlich was einfiel und mich leicht schmunzeln ließ, wie ich es verpacken könnte.

"I... Ich habe nur sehr großen Hunger. Würde es etwas ausmachen, das Essen für eine Person mehr zu kochen?" 

Zuerst sahen mich die beiden überrascht an, bevor sie zu Lachen anfingen.

"Nein, nein, kein Problem. Das lässt sich einrichten."

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