Kapitel 69

"Da vorne, da ist es!", rief Geumjae freudig aus und ich spürte wie Yoongi sich unter mir erwartungsvoll anspannte.

Ich sah auch gespannt in die Ferne und machte schließlich feine Rauchsäulen über einen Wald aus. Dort lag es dann wohl. Das Dorf wo Geumjae und Yoongi zuhause waren.

Die letzten vier Tage waren schnell vergangen. Und wirklich viel war in ihnen auch nicht passiert. Wir hatten viel Strecke gemacht, um von dem Hochplateau in das Reich der Kobolde zu gelangen. Die einzigen Unterbrechungen waren die Übernachtungen und wenn Geumjae sich um die drei Verwundeten kümmern musste. Ich versuchte ihm so gut es ging, jedes Mal zur Hand zu gehen und ihm zu helfen, was er jedes Mal bisher dankend angenommen hatte.

Das große Heer hatte sich mittlerweile deutlich verkleinert. Nach und nach blieben die Kobolde bei den Dörfern, zu denen sie gehörten, wenn wir an diesen vorbei kamen.

Das Dorf von den zwei Koboldbrüdern lag ziemlich zentral in ihrem Reich und war nur unweit einer größeren Stadt, in der wir zuletzt die drei Verwundeten bei ihren Familien abgegeben hatten. Und nun waren wir noch etwa eine Gruppe von acht Personen, die dieses Dorf ansteuerte, während der Rest weiter zu ihren Dörfern zogen.

Der Hauptmann Kim Namjoon wohnte tatsächlich in der Stadt, in der wir am Morgen losgezogen waren. Bis zuletzt hatte er uns jedes Mal dazu überredet, mit ihm abends zu speisen und hatte es sich auch nicht nehmen lassen uns für die letzte Nacht in sein Haus einzuladen. Und so ein weiches Bett in einem Haus war tatsächlich eine gelungene Abwechslung, zu einer Pritsche im Zelt.

Die ganze Zeit in der wir unterwegs gewesen waren, hatte Geumjae mir allerlei erzählt. Von seiner und Yoongis Kindheit, von lustigen Anekdoten und das was es besonderes um ihre Dorf herum so gab. Yoongi konnte tagsüber natürlich nicht widersprechen, das tat er dann allerdings immer abends, sobald die Sonne untergegangen war.

Wir hatten mittlerweile festgestellt, dass seine Form an Sonnenaufgang und -untergang geknüpft war. So war er tagsüber mein persönliches Reittier für die Reise und abends der Koboldbruder von Geumjae. Abends neckten die sich nur noch ständig, oder tauschen Geschichten aus, die die erlebt hatten. Ich saß meistens still schweigend daneben und lauschte ihrer Unterhaltung nur.
Doch ich fühlte mich nie ausgeschlossen.

Falls ich doch einmal in den Gedankenstrudel abrutschte und ich meine Entscheidung mitzugehen hinterfragte, schien das Yoongi meist fast augenblicklich wahrzunehmen und zog mich meistens dann an sich heran. Entweder damit er dann einen Arm um mich legen konnte, oder dass ich mich an ihn lehnte. Geumjae kommentierte das meistens mit einem frechen Grinsen, sagte aber bisher nichts dazu.

Mit Yoongi selber hatte ich tatsächlich noch nicht reden können. Zum einen war keine Zeit dafür gewesen, weil schließlich jeder von uns auch noch irgendwann Schlaf brauchte, zum anderen wusste ich aber auch gar nicht, was genau ich da hätte ansprechen sollen. Und so gab ich mich halt damit zufrieden, dass er halt tagsüber mein Reittier war und nachts mein überdimensioniertes Kuscheltier, das neben mir im Bett lag. Spätestens morgens wachte er ja tatsächlich als kuscheliges Tier wieder neben mir auf.

Ein reger Trubel umfing uns, als wir in das Dorf kamen. Irgendwer hatte unsere Gruppe schon erspäht und so war das halbe Dorf, wohl zum Eingang gekommen, um ihre Soldaten wieder in Empfang zu nehmen.

Es gab freudige Umarmungen, Jubel und Lachen. Doch ich sah auch einige Kobolde, die in Tränen ausbrachen, als sie feststellen mussten, dass nicht alle aus diesem Dorf heimgekehrt waren. Ich schluckte hart. Ich konnte froh sein, dass nicht ich derjenige war, der diese Nachrichten überbringen musste.

Doch meine Aufmerksamkeit wurde auf etwas anderes gelenkt. Mir war schon vorher klar gewesen, dass ich das Gesprächsthema Nummer eins war, sobald wir durch ein Kobolddorf kamen, doch hier fiel es mir besonders auf. Interessierte Blicke lagen auf mir und einige Dorfbewohner tuschelten, was denn wohl ein Elf hier bei ihnen im Dorf machen würde. Wirklich wohl war mir nicht dabei.

Ich spürte einen leichten Druck an meinem Bein und sah nach unten. Yoongis Schwanz schwang wieder zurück und als ich fragend zu ihm herunter sah, zwinkerte er mir nur zu. Als ich dann wieder meinen Kopf hob, sah ich dann wie die, die eben noch getuschelt hatten, wie sie mit einem der Soldaten sprachen, der mich daraufhin nur anstrahlte und dann erklärte, wer ich denn war.

Insgesamt hatten mich die Kobolde mit denen ich bisher nichts zu tun gehabt hatte, auch mehr als gut aufgenommen. Klar gab es auch welche die mich wohl nicht leiden konnten. Was sollte auch ein Elfant bei ihnen? Aber akzeptierten es trotzdem, dass ich mitzog und brummelten für sich alleine. Und jeder der bei Geumjae selber nachgefragt hatte, hatte meine gesamte Geschichte mitbekommen. Deswegen war es mittlerweile auch nicht gänzlich unbekannt, dass ich wohl auch meinen Beitrag zu dem Ausgang der Schlacht geleistet hatte.

Und durch die ständige Frage, ob dies mit meiner Magie auch wahr wäre, hatte ich mittlerweile doch schon etwas mehr Übung darin, einen Feuerball über meiner Hand entstehen zu lassen. So als direkten Beweis. Außerdem hatte ich auch eine andere nützliche Möglichkeit für mich entdeckt, was ich mit meinen Magie ansteuern konnte.

Schon am zweiten Abend wurde es meine Aufgabe durch das Heerlager zu laufen und denen, die Probleme beim Feuer machen hatten, zu helfen. Es fiel mir tatsächlich relativ leicht mittels dem Feuerball diesen in eine Feuerstelle zu werfen, um darin dass Feuer zu entfachen.

Ich hatte diese Idee, als Geumjae frustriert nach neuem Zunder suchen gegangen, da seiner nass geworden war. Und mein Vorhaben hatte auch beim ersten Mal direkt geklappt. Yoongi hatte mich nur ungläubig mit großen Augen angeschaut. Doch bevor er etwas hätte sagen können, war ein anderer Kobold bei mir, der dass offenbar gesehen hatte, und fragte mich, ob ich seiner Gruppe nicht auch schnell helfen könnte. Und so kam dann eine zum anderen...

"Geumjae!"

Ich spürte wie Yoongi unter mir einfror. Ich sah auf und sah einen älteren Kobold auf Geumjae und seinen Wagen zukommen.

"Appa!", antwortete der junge Heiler und fiel seinem Vater in die Arme, nachdem er abgestiegen war.

Ich musterte den Vater der beiden Brüder. Er schien recht hager, aber so wie er sich bewegte, vermutete ich, dass er doch einiges mehr an Können drauf haben sollte, als man ihn auf dem ersten Blick zutrauen würde. Und man konnte tatsächlich auch eine gewisse Familienzugehörigkeit erkennen.

"Wie ist es dir ergangen, mein Sohn? Geht es dir gut? Kann man dir etwas Gutes tun?", wollte er begierig wissen und nahm Geumjae die Zügel der Pferde ab, um sie weiter zu führen.

"Keine Sorge, alles ist gut. Mir geht es gut. Und ich freue mich wieder hier zu sein.", seufzte dieser.

"Aber...", er zögerte und sah dann zu mir.

"... Aber ich komme nicht alleine. Das ist Jimin, der letzte Dunkelelf.", stellte er mich seinem Vater vor.

Die zwei Brüder hatten beschlossen, ihren Eltern erst einmal nichts von Yoongi zu sagen, dass dieser sich nach Sonnenuntergang zu erkennen geben könnte.

Etwas skeptisch fasste mich ihr Vater ins Auge.

"Ein... Elf...", wiederholte er.

"Genau. Er ist in den paar Tagen schon zu einem guten Freund geworden und nicht zuletzt wäre die Schlacht ohne ihn nicht so ausgegangen, wie sie ausgegangen ist.", lächelte Geumjae mir zu.

Schüchtern erwiderte ich dieses Lächeln und verneigte mich vor dem älteren Kobold. Dieser seufzte nur und nickte mir zu.

"Dann werden wir wohl einen Übernachtungsgast haben.", stellte er fest.

"Aber dann kommt erst einmal mit. Ihr könnt ja dann gleich deiner Mutter und mir alles in Ruhe erzählen."
Er machte eine Handbewegung, dass wir ihm folgen sollten und führte uns durch das Dorf zu einem kleinen Gehöft, das an Rand des Dorfes lag.

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